Altlast O88: Deponie Molln

Bei der Altablagerung „Deponie Molln“ handelt es sich um die Verfüllung einer ehemaligen Schottergrube. Die Altablagerung umfasst insgesamt eine Fläche von etwa 6.400 m², das Volumen der abgelagerten Abfälle liegt in einer Größenordnung von 40.000 bis 50.000 m³. Im Zeitraum von 1972 bis 1983 wurden Hausmüll, Industrie- bzw. Gewerbeabfälle, Aushubmaterial und Bauschutt abgelagert.

Die Untersuchungen haben ergeben, dass zumindest im zentralen Bereich der Altablagerung Abfälle erheblich mit CKW verunreinigt sind. Die Ergebnisse von Deponiegasabsaugversuchen weisen auf eine erhebliche Kontamination in diesem Bereich hin. Das Grundwasser wird ausgehend von den kontaminierten Abfällen mit CKW verunreinigt. Entsprechend den Kriterien für die Prioritätenklassifizierung ergibt sich die Priorität 3.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Kirchdorf an der Krems,
Molln,
Molln,
661, 662, 664, 1585
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum,
Bauschutt,
Hausmüll,
Industrie-/Gewerbemüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 6.600 m²
Volumen Altlast (m³): 50.000 m³
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (chlorierte aromatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.12.2022
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.12.2022
Priorität: 3

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung „Deponie Molln“ befindet sich im Ortsgebiet von Molln rund 220 m östlich der Steyr. Bei der Altablagerung handelt es sich um die Verfüllung einer ehemaligen Schottergrube. Die Altablagerung umfasst insgesamt eine Fläche von etwa 6.400 m², das Volumen der abgelagerten Abfälle liegt in einer Größenordnung von 40.000 bis 50.000 m³. Im Zeitraum von 1972 bis 1983 wurden Hausmüll, Industrie- bzw. Gewerbeabfälle, Aushubmaterial und Bauschutt abgelagert. Die Altablagerung wurde mit einer 0,1 bis 0,2 m mächtigen Humusschicht abgedeckt. Die Ablagerungen erfolgten ohne technische Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers. Die Sohle der Ablagerungen befindet sich nicht im Grundwasserschwankungsbereich.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung liegt auf einem nach Norden bzw. Nordwesten abfallenden Hang auf einer Geländehöhe zwischen 420 und 430 m ü. A.. Geologisch betrachtet befindet sich die Altablagerung am Südrand des Mollner Beckens, welches von Kalken und Dolomiten der Nördlichen Kalkalpen umschlossen wird und die auch den Beckenuntergrund bilden. Den Großteil des auf ca. 400 bis 420 m ü. A. liegenden Talbodens nehmen sandig-kiesige, würmeiszeitliche Sedimente („Niederterrasse“) der Steyr und ihrer Nebenflüsse ein. Im Beckenzentrum sind die quartären Sedimente vermutlich mehr als 100 m mächtig und von ausgedehnten Konglomerathorizonten mit mehreren Metern Mächtigkeit durchzogen. In diesen Sedimentaufbau hat sich die Steyr eingetieft, sodass das aktuelle Flussbett rund 30 m tiefer liegt. Auf diesem Niveau tritt ca. 220 m westlich der Altablagerung rechtsufrig der Steyr eine Quelle (Höhe: 378,8 müA) aus der Talflanke aus.

Die Altablagerung liegt im südlichen Randbereich der Niederterrasse, wo sich diese mit älteren eiszeitlichen Sedimenten verzahnt (sandig-kiesige, risseiszeitliche „Hochterrasse“ und z.T. feinkörnigere Eisrandablagerungen).

Im westlichen Bereich der Altablagerung wurden gering durchlässige Schichten in einer Tiefe von 27,0 m unter GOK (ca. 393 m ü. A.) bzw. von 32,5 m unter GOK (ca. 388 m ü. A.) in Form von gering kiesigem, sandigem Schluff bzw. Ton angetroffen. Im östlichen Bereich der Altablagerung wurden bis in eine Tiefe von 37 m unter GOK (ca. 390,4 m ü. A.) keine gering durchlässigen Schichten angetroffen.

Oberhalb der gering durchlässigen Schichten kann lokal gering ergiebiges Grundwasser auftreten. Es ist davon auszugehen, dass dieses Grundwasser überwiegend Richtung Westen und Nord-westen fließt und den Grundwasserbegleitstrom der Steyr bzw. den Talgrundwasserstrom des Mollner Beckens speist. Der Talgrundwasserspiegel befindet sich auf rund 375 bis 380 müA (ca. 50 m unter GOK).

Schutzgüter und Nutzungen

Derzeit wird der Bereich der Altablagerung landwirtschaftlich genutzt. Im Norden grenzt die Altablagerung unmittelbar an eine Ortsstraße mit gegenüberliegender Wohnbebauung, westlich angrenzend liegt ein Zufahrtsweg zu einer Wohnsiedlung. Im Osten der Altablagerung befindet sich in rund 25 m Entfernung ein Wohnhaus.

Die Trink- und Nutzwasserversorgung aller Objekte erfolgt aus dem öffentlichen Wassernetz. Im Grundwasserabstrom der Ablagerung sind keine wasserrechtlich bewilligten Grundwasserentnahmen oder Hausbrunnen bekannt.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung „Deponie Molln“ handelt es sich um die Verfüllung einer ehemaligen Schottergrube. Die Altablagerung umfasst insgesamt eine Fläche von ca. 6.400 m², das Volumen der abgelagerten Abfälle liegt in einer Größenordnung von 40.000 bis 50.000 m³. Im Zeitraum von 1972 bis 1983 wurden Hausmüll, Industrie- bzw. Gewerbeabfälle, Aushubmaterial und Bauschutt abgelagert. Hausmüll und Gewerbeabfälle wurden vor allem im zentralen, südlichen und westlichen Bereich abgelagert. Der Anteil dieser Abfälle am Gesamtvolumen der Altablagerung kann mit ca. 40 % abgeschätzt werden. Die Altablagerung wurde nach ihrer Verfüllung mit einer 0,1 bis 0,2 m mächtigen Humusschicht abgedeckt.

Bei Deponiegasuntersuchungen bis in 3 m Tiefe wurden geringe Deponiegaskonzentrationen und kaum CKW-Belastungen festgestellt. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die oberen Ablagerungsschichten vernässt und diese Untersuchungsergebnisse daher wenig aussagekräftig in Hinblick auf das Deponiegaspotenzial sowie auf Verunreinigungen mit CKW sind. 

Bei Deponiegasabsaugversuchen in tieferen Bereichen der Altablagerung wurden im zentralen Bereich erhöhte Konzentrationen an chlorierten Kohlenwasserstoffen festgestellt. Die abgesaugten CKW-Frachten waren erheblich. Maßgebliche Einzelsubstanzen waren Trichlorethen und cis-1,2-Dichlorethen.

Die Deponiegaskonzentrationen bei den Absaugversuchen waren großteils gering, sodass trotz des angetroffenen Hausmülls davon auszugehen ist, dass die Deponiegasbildung der Altab-
lagerung gering ist.

Bei der Untersuchung der Feststoffproben wurden ebenfalls im zentralen Bereich erhöhte Konzentrationen an chlorierten Kohlenwasserstoffen im Gesamtgehalt festgestellt. Hier war die maßgebliche Einzelsubstanz cis-1,2-Dichlorethen. Bei einer Sickerwasserprobe an der Sohle der Ablagerungen im zentralen Bereich wurden sehr hohe CKW-Gehalte festgestellt.

Insgesamt ergeben die Deponiegas- und Feststoffuntersuchungen, dass hohe Belastungen durch CKW in den Ablagerungen zumindest im zentralen Bereich vorliegen.

Bei den Grundwasseruntersuchungen in den Jahren 2007 bis 2011 wurden im westlichen Bereich der Altablagerung sehr hohe CKW-Konzentrationen festgestellt. Bei einer Quelle, die ca. 220 m westlich der Altablagerung austritt, wurden zeitweise erhöhte CKW-Konzentrationen festgestellt.

Bei den Grundwasseruntersuchungen in den Jahren 2017 bis 2019 wurden im westlichen Bereich der Altablagerung erhöhte CKW-Konzentrationen, die allerdings deutlich geringer als bei den
früheren Grundwasseruntersuchungen waren, festgestellt. In der Quelle wurden zeitweise ähnlich erhöhte CKW-Konzentrationen wie 2007 bis 2011 gemessen. In einer Messstelle ca. 300 m nordwestlich der Altablagerung wurden keine CKW nachgewiesen. Im Grundwasser ist die maßgebliche Einzelsubstanz cis-1,2-Dichlorethen. Aufgrund der komplexen hydrogeologischen Verhältnisse im Bereich der Altablagerung können die CKW-Frachten im Grundwasser nur sehr grob als gering abgeschätzt werden.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass zumindest im zentralen Bereich der Altablagerung Abfälle erheblich mit CKW verunreinigt sind. Die Ergebnisse von Deponiegasabsaugversuchen weisen auf eine erhebliche Kontamination in diesem Bereich hin. Das Grundwasser wird ausgehend von den kontaminierten Abfällen mit CKW verunreinigt.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: groß

Die Altablagerung hat ein Volumen in der Größenordnung von 50.000 m³. Das Volumen der mit CKW erheblich verunreinigten Abfälle ist vermutlich kleiner als 5.000 m³. Bei Absaugversuchen waren die CKW-Frachten erheblich. Die Hauptkontaminanten sind cis-1,2-Dichlorethen und Trichlorethen. Trichlorethen ist aufgrund der stofflichen Eigenschaften ein sehr hohes Gefährdungspotenzial zuzuordnen.

Ausbreitung der Schadstoffe: lokal

Im Grundwasser wurden zum Teil hohe Belastungen durch chlorierte Kohlenwasserstoffe festgestellt. Für den Zeitraum 2007 bis 2019 wurde ein deutlicher Rückgang der CKW-Konzentrationen in einer Grundwassermessstelle im unmittelbaren Abstrom festgestellt. Die Schadstofffracht kann als gering abgeschätzt werden. In einer Quelle, die sich ca. 220 m westlich der Ablagerung befindet, wurden zeitweise chlorierte Kohlenwasserstoffe festgestellt. Es ist mittel- bis langfristig auch weiterhin mit CKW-Emissionen aus dem Ablagerungsbereich zu rechnen.

Bedeutung des Schutzgutes: nutzbar

Das Grundwasser ist im Bereich der Altablagerung nicht ergiebig und wird im Umkreis von < 1.000 m nicht für Trinkwasserzwecke genutzt.

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Beurteilung der Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien ergibt sich die Prioritätenklasse 3.

 

 

Datum der Texterstellung: Januar 2022