Altlast N78: Deponie Ortner

Die Altablagerung „Deponie Ortner“ ist eine ehemalige wiederverfüllte Tongrube. Im Zeitraum von 1962 bis 1980 wurden auf einer Fläche von etwa 70.000 m² rund 560.000 m³ Aushub und Bauschutt sowie im zentralen Bereich der Altablagerung auch organisch abbaubare sowie gewerbliche Abfälle abgelagert. Die Ablagerungen liegen ab einer Tiefe von ca. 2 m im Grundwasser.

Im Umfeld der Altablagerung befinden sich Wohnhäuser, die zum Teil unterkellert sind. Die Ablagerungen im zentralen Teil der Altablagerung, mit einer Fläche von 50.000 m² und einem Volumen von rund 400.000 m³, weisen eine große Schadstoffmenge und erhöhte Mengen an organischen Materialien auf. Die aktuelle Deponiegasbildung ist gering, das Deponiegasbildungspotenzial ist jedoch erhöht. Das Grundwasser ist im Bereich der Altablagerung zum Teil stark verunreinigt. Die Schadstoffausbreitung im Abstrom der Altablagerung ist gering. Deponiegasmigrationen in benachbarte Gebäude wurden bisher nicht nachgewiesen. Die Altablagerung „Deponie Ortner“ stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird vorgeschlagen die Altablagerung in die Prioritätenklasse 3 einzustufen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Bruck an der Leitha,
Leopoldsdorf,
Leopoldsdorf,
66/1, 66/298, 66/427, 66/428, 66/568, 66/572, 66/574, 66/581
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum,
Bauschutt,
Hausmüll,
Industrie-/Gewerbemüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 48.000 m²
Volumen Altlast (m³): 400.000 m³
Schadstoff(e) Deponiegas (Methan, Kohlendioxid)
Organische Lösungsmittel (aromatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.07.2016
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.07.2016
Priorität: 3
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 19.06.2018

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung liegt nordwestlich des Ortszentrums von Leopoldsdorf im Siedlungsgebiet, westlich der Hennersdorferstraße.

Bei der Altablagerung handelt es sich um eine wiederverfüllte ehemalige Tongrube. Im Zeitraum von 1962 bis 1980 wurden auf einer Fläche von ca. 70.000 m² rund 560.000 m³ Abfälle deponiert.

Aus einem Luftbild aus dem Jahr 1966 ist ersichtlich, dass die tiefsten Grubenbereiche im zentralen Abschnitt der Altablagerung liegen. Weiters befindet sich im östlichen Bereich ein schmaler Nord-Süd ausgerichteter Streifen mit größeren Abbautiefen. In diesen tiefen Grubenbereichen, mit einer Fläche von rund 50.000 m², wurden neben Aushub und Bauschutt auch größere Mengen Hausmüll bzw. hausmüllähnliche Ablagerungen und gewerbliche Abfälle, mit einem Volumen von rund 400.000 m³, abgelagert.

In den Randbereichen der Altablagerung wurden Aushub und Bauschutt deponiert. Die Mächtigkeit der Ablagerungen kann mit durchschnittlich 8 m und bis zu 12 m angegeben werden. Die Altablagerung besitzt keine Basisabdichtung, keine Sickerwassererfassung sowie keine Deponiegaserfassung und wurde nach Abschluss der Ablagerungen abgedeckt und rekultiviert. Im Zuge der Herstellung von Untergrundaufschlüssen im Bereich der Altablagerung wurde ab einer Tiefe von 2 m bis 2,5 m Wasser angetroffen.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung liegt am westlichen Rand des Wiener Beckens rund 1 km westlich des „Leopoldsdorfer Bruch“, einem Nord-Süd ausgerichteten Staffelbruchsystem der Wiener Thermenlinie. Das Gelände ist eben und liegt auf einer Höhe von etwa 181 m ü. A. Der Untergrund wird im Bereich der Altablagerung bis zu einer Tiefe von maximal 7 m aus sandigen Schluffen aufgebaut. Darunter folgen Tone und Schluffe, in die schluffige Sande und Schichten mit Muschelresten eingelagert sein können. Die schluffigen Sande und Schichten mit Muschelresten können Wasser führen und haben Mächtigkeiten zwischen 0,1 und 0,8 m.

Im Bereich der Altablagerung ist kein oberflächennaher, zusammenhängender Grundwasserleiter vorhanden. Das lokal auftretende Grund- bzw. Schichtwasser sammelt sich in der ehemaligen Tongrube und fließt aufgrund der geringen Mächtigkeit und Durchlässigkeit der grundwasserführenden Schichten nur langsam ab. Das Grundwasser im Umfeld der Altablagerung ist großteils gespannt. Die Oberfläche des aufgespiegelten Grundwassers liegt durchschnittlich auf 178 bis 179 m ü.A. Der Flurabstand beträgt durchschnittlich 2 m bis 2,5 m. Die großräumige Grundwasserströmung ist nach Südosten und zeitweise nach Süden gerichtet. Das Grundwasserspiegelgefälle beträgt rund 1 %. Die Durchlässigkeit der geringmächtigen grundwasserführenden Schichten kann mit 10-5 bis 5 x 10-6 m/s abgeschätzt werden. Während der Grundwasseruntersuchungen wurden im Abstrom der Altablagerung Schwankungen der Grundwasseroberfläche von 0,2 m festgestellt. Der Grundwasserzu- und abfluss im Bereich der Altablagerung „Deponie Ortner“ kann als sehr gering (< 5 m³/d) abgeschätzt werden.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Großteil der Altablagerung stellt eine Grünfläche bzw. landwirtschaftlich genutzte Fläche dar. Der östliche Teil der Altablagerung ist ein Park und ein Teil des südlichen Bereiches der Altablagerung liegt brach. Im südöstlichen Teil der Altablagerung befinden sich ein Supermarkt und ein Trafohaus. Nördlich, südlich und östlich sowie westlich hinter einem Waldstreifen stehen Einfamilienhäuser, die zum Teil unterkellert sind. Im Bereich des Straßenzugs im nördlichen Randbereich der Altablagerung bzw. auf den angrenzenden Grundstücken gibt es mehrere Schächte.

Rund 100 m anstromig liegt der Altstandort „Ziegelofen Dachler". Nordöstlich der Altablagerung ist die Altablagerung „Ziegelteichverfüllung Wienerberger" situiert, auf der sich auch mehrere Altstandorte befinden.   

Die Altablagerung liegt im Schongebiet der Heilquellen Oberlaa, welche von Thermalwässern aus rund 350 bis 450 m Tiefe gespeist wird. Im Umfeld der Altablagerung gibt es Hausbrunnen, die nicht mehr genutzt werden.

 

UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE

Im Zeitraum von Juni 2011 bis April 2016 wurden im Bereich der Altablagerung folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Raumluftmessungen an 3 Terminen
  • Orientierende Deponiegasmessungen an 54 Messstellen sowie Entnahme und Untersuchung von 11 Deponiegasproben an 3 Terminen
  • Errichtung von 6 stationären Deponiegasmessstellen sowie Absaugversuche an 2 Terminen
  • 5 Greiferbohrungen sowie Entnahme und Untersuchung von Feststoffproben
  • Errichtung von 4 Grundwassermessstellen sowie Entnahme und Untersuchung von Grundwasserproben aus den neu errichteten Grundwassermessstellen sowie aus bestehenden Grundwassermessstellen
  • Pumpversuch am dritten Probenahmetermin an einer Grundwassermessstelle

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung „Deponie Ortner" handelt es sich um eine ehemalige, wiederverfüllte Tongrube. Im Zeitraum von 1962 bis 1980 wurde die Grube vollständig mit Aushub, Bauschutt und bauschuttähnlichen Abfällen vermischt mit organischem Material bzw. Hausmüll sowie teilweise Gewerbeabfall verfüllt. Zwei Fässer wurden in unterschiedlichen Tiefenlagen gefunden.

Die Fläche der ehemaligen Tongrube beträgt rund 70.000 m² und das Volumen der abgelagerten Abfälle ca. 560.000 m³. Aus einem historischen Luftbild ist ersichtlich, dass die tiefsten Grubenbereiche im zentralen Abschnitt der Altablagerung liegen. In diesem Bereich, mit einer Fläche von rund 50.000 m², wurden neben Aushub und Bauschutt auch größere Mengen Hausmüll bzw. hausmüllähnliche Ablagerungen und gewerbliche Abfälle mit einem Volumen von rund 400.000 m³ abgelagert. In den Randbereichen der Altablagerung wurden Aushub und Bauschutt deponiert. Die Mächtigkeit der Ablagerungen beträgt durchschnittlich 8 m und maximal 12 m. Die Ablagerungen liegen ab einer Tiefe von 2 bis 2,5 m im Grundwasser. Die Altablagerung besitzt keine Basisabdichtung, keine Sickerwassererfassung sowie keine Deponiegaserfassung und wurde nach Abschluss der Ablagerungen mit einer bewuchsfähigen Schicht abgedeckt. Derzeit wird der Großteil der Altablagerung landwirtschaftlich genutzt. Nördlich an die Altablagerung grenzen Einfamilienhäuser, wobei die Ablagerungen teilweise bis auf die unbebauten Teile der Grundstücke bzw. im nordöstlichen Bereich lokal auch bis an die Bebauung reichen.

Die orientierenden Deponiegasmessungen zeigen, dass auf zwei Teilflächen mit einem Gesamtausmaß von rund 13.000 m² hohe Deponiegas-, insbesondere Methankonzentrationen in der geringmächtigen, ungesättigten Bodenzone vorliegen. Hinsichtlich leichtflüchtiger Schadstoffe waren die Deponiegasuntersuchungen an allen Deponiegasmessstellen generell unauffällig und gaben keine Hinweise darauf, dass im ungesättigten Ablagerungsbereich größere Mengen Abfälle mit leichtflüchtigen Schadstoffen abgelagert wurden.

Es ist anzunehmen, dass die stark erhöhten Methanwerte bei den orientierenden Deponiegasmessungen darauf zurückzuführen sind, dass insbesondere Methan aus der gesättigten Bodenzone in die ungesättigte Bodenzone ausgast und sich unter der Rekultivierungsschicht sammelt.  Die aktuelle Deponiegasbildung ist trotz der bereichsweise hohen Deponiegaskonzentrationen insgesamt als gering zu beurteilen. Dass die Nachlieferung von Deponiegas aus der gesättigten Bodenzone begrenzt ist und nur eine geringe Deponiegasbildung in der geringmächtigen, ungesättigten Bodenzone stattfindet, kann auch aus den Ergebnissen der Absaugversuche abgeleitet werden. In Zusammenschau mit den Untergrunduntersuchungen ist aber auch erkennbar, dass die Altablagerung im zentralen Bereich punktuell noch einen erhöhten TOC-Gehalt aufweist und dass das Deponiegasbildungspotenzial als erhöht einzuschätzen ist. Aufgrund der geringen Deponiegasbildung und ‑wegigkeit durch den Wassereinstau findet auch keine signifikante Ausbreitung von Deponiegas in den dichten, am Ablagerungsrand der Grube anstehenden Schichten statt. Das zeigen auch die Ergebnisse der Absaugversuche in den stationären Deponiegasmessstellen, die vorwiegend in den Randbereichen der Altablagerung errichtet wurden, wo kein Methan und Kohlendioxid nur in geringen Konzentrationen gemessen wurde. Bei den Raumluftmessungen konnte in keinem Keller Deponiegas nachgewiesen werden. Die in begehbaren, unterirdischen Objekten leicht erhöhten Kohlendioxidkonzentrationen mit max. 1 Vol.% sind als typisch für unterirdische Schächte zu beurteilen und müssen nicht ursächlich im Zusammenhang mit der Altablagerung stehen.

Ausschließlich mineralische Abfälle wurden bei den Untergrundaufschlüssen primär in den Randbereichen der Altablagerung angetroffen. In zwei der fünf Untergrundaufschlüsse innerhalb der Altablagerung wurden Abfälle mit hohen Schadstoffgehalten festgestellt. In einer Feststoffprobe aus dem direkten Bereich eines Fassfundes waren die BTEX-Konzentrationen sehr hoch. Vereinzelt liegen leicht erhöhte KW-Index- und erhöhte Schwermetallkonzentrationen im Feststoff vor, die aber in der Größenordnung typischer Mischdeponien liegen. Die Feststoffproben zeigen vereinzelt bei den für organische Ablagerungen charakteristischen Parametern Ammonium, Nitrit und TOC erhöhte wasserlösliche Gehalte. In Zusammenschau der in den Untergrundaufschlüssen angetroffenen Ablagerungen, den Ergebnissen der Feststoffuntersuchungen sowie der Grundwasseruntersuchungen ist davon auszugehen, dass im zentralen Bereich der Altablagerung auch größere Mengen an Abfällen mit erheblichen Schadstoffgehalten abgelagert wurden.

Die Altablagerung befindet sich im Bereich eines Grundwassergeringleiters. Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen zeigen für das Grundwasser im Anstrom der Altablagerung eine erhöhte Mineralisation und zum Teil erhöhte Ammonium- und geringe Sauerstoffgehalte. Schadstoffe finden sich im Grundwasseranstrom nicht. Der Schichtaufbau des Untergrundes und die Verteilung gering mächtiger, grundwasserführender Schichten sind heterogen. Innerhalb der verfüllten Tongrube wurden in einer Messstelle massive Belastungen des Grundwassers durch aromatische Kohlenwasserstoffe, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und zeitweise auch durch Nickel und Arsen festgestellt. Diese Belastungen weisen zusammen mit den Feststoffuntersuchungen auf einen erheblichen Anteil an Abfällen mit hohen Schadstoffgehalten in der Altablagerung hin. Aufgrund des geringen Grundwasserdurchflusses und der Lage eines Großteils der Ablagerungen im Grundwasser weist das Grundwasser innerhalb der Tongrube die für Hausmüllablagerungen und gewerbliche Ablagerungen typische Sickerwasserqualität auf. Im Abstrom der Altablagerung konnten keine Hinweise auf eine signifikante Verunreinigung des Grundwassers durch die ehemalige Deponie festgestellt werden. Die Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasser ist gering.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass der zentrale Bereich der Altablagerung mit einer Fläche von 50.000 m² und einem Volumen von rund 400.000 m³ eine große Schadstoffmenge und ein erhöhtes Deponiegasbildungspotenzial aufweist. Das Grundwasser ist im Bereich der Altablagerung zum Teil stark verunreinigt. Die Altablagerung „Deponie Ortner“ stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung sind die Schutzgüter Luft und Grundwasser relevant. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung in Zusammenhang mit dem Schutzgut Luft können wie folgt zusammengefasst werden.

Gasemissionspotenzial: erheblich

Von 1962 bis 1980 wurden im zentralen Bereich einer ehemaligen Tongrube rund 400.000 m³ zum Teil organisch abbaubare Abfälle abgelagert. Bereichsweise sind die aktuellen Deponiegaskonzentrationen hoch. Die Flächen mit stark erhöhten Deponiegaskonzentrationen in der geringmächtigen, ungesättigten Bodenzone können auf 13.000 m² abgeschätzt werden. Das Deponiegasbildungspotenzial ist aufgrund der abgelagerten Materialien und Mengen erhöht. Die Deponiegasbildung ist aber aufgrund des Wassereinstaus der Altablagerung begrenzt. Das Gasemissionspotenzial ist damit insgesamt erheblich.  

Ausbreitung der Schadstoffe:  möglich

Der Untergrund ist im Bereich der Altablagerung grundsätzlich gering durchlässig. Methan wurde außerhalb des Ablagerungsbereiches nicht nachgewiesen. In mehreren einsteigbaren unterirdischen Objekten außerhalb der Altablagerung wurden leicht erhöhte Kohlendioxidkonzentrationen gemessen, die aber nicht ursächlich mit der Altablagerung zusammenhängen müssen. Deponiegasmigrationen in Kellerräume konnten generell nicht nachgewiesen werden. Unter versiegelten Oberflächen ist eine Ausbreitung von Deponiegas über die Grenzen der Altablagerung grundsätzlich möglich. Aufgrund des hohen Wassereinstaus und der geringen Deponiegasbildung ist eine Ausbreitung von Deponiegas im Untergrund begrenzt.  

Bedeutung des Schutzgutes: sensibel

Im Nordosten der Altablagerung befinden sich mehrere unterkellerte Wohnhäuser auf der bzw. direkt angrenzend an die Altablagerung. Die meisten Wohnhäuser sind deutlich mehr als 10 m vom reaktiven Teil der Altablagerung entfernt. Unmittelbar südöstlich der Altablagerung liegt eine rund 4.000 m² große versiegelte Fläche auf der sich ein Supermarkt befindet, der nicht unterkellert ist. Der von einer etwaigen Deponiegasmigration gefährdete Bereich unterliegt damit einer sensiblen Nutzung.  

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt vor, die Altablagerung "Deponie Ortner" in die Prioritätenklasse 3 einzustufen.

 

Datum der letzten Textüberarbeitung: Juni 2016