Altlast N72: Putzerei Heilmeier

Auf dem Altstandort „Putzerei Heilmeier“ wurde zwischen 1967 und 1996 eine chemische Reinigung betrieben. Es wurden Tetrachlorethen und waschaktive Substanzen als Reinigungsmittel eingesetzt. Durch die Verwendung von Tetrachlorethen kam es zu einer Verunreinigung des Untergrundes und einem Schadstoffeintrag ins Grundwasser.

Seit dem Jahr 2020 werden im Abstrom des Altstandortes Sperrbrunnen betrieben. Durch den Betrieb der hydraulischen Maßnahmen werden die Schadstoffe wirksam an einer weiteren Ausbreitung im Grundwasserabstrom gehindert. Bei Aufrechterhaltung der hydraulischen Maßnahmen ist mit keiner weiteren Ausbreitung der Schadstoffe zu rechnen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Lilienfeld,
Hainfeld,
Hainfeld,
282/4
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: chemische Reinigung
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 610 m²
Volumen Altlast (m³): 430 m³
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.05.2013
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.05.2013
Priorität: 3
Datum Ausweisung gesichert: 15.01.2024
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Hydraulische Maßnahmen (pump & treat (GW-Sanierung))
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 20.04.2023

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort „Putzerei Heilmeier“ befindet sich am westlichen Ortsrand von Hainfeld an einem Hang, der zur Gölsen abfällt. Auf dem ca. 600 m2 großen Grundstück wurde im Keller eines Einfamilienhauses von 1967 bis 1996 eine Putzerei betrieben. Es wurden Tetrachlorethen und waschaktive Substanzen als Reinigungsmittel eingesetzt. Die Putzerei verfügte über eine Putzmaschine.

Der von der ehemaligen Putzerei Heilmeier genutzte Gebäudeteil wird derzeit als Keller genutzt. Maschinenteile der ehemaligen Putzerei sind keine mehr vorhanden. Die baulichen Anlagen am Standort erfuhren seit Beginn des Putzereibetriebes keine wesentlichen Änderungen. Die chemische Reinigungsmaschine befand sich im hinteren Teil des Kellers. Die Aufstellungsfläche variierte nur innerhalb dieses Raumes. Von 1967 bis 1986 befand sich an der Rückseite der chemischen Reinigungsmaschine ein Reinigungsmittelbehälter, der 320 Liter Tetrachlorethen sowie 2,5 kg waschaktive Substanzen fasste. Im Jahr 1986 wurde eine neue Reinigungsmaschine aufgestellt, die im geschlossenen System arbeitete. Als Reinigungsmittel wurde ebenfalls Tetrachlorethen eingesetzt. Die Maschine wies ein Füllgewicht von 7 kg Tetrachlorethen auf. Die anfallenden Reinigungsmittelrückstände wurden in Kanister gesammelt und entsorgt.

Bereits in den 1990er Jahren wurden CKW-Kontaminationen des ungesättigten Bereiches im Bereich der Putzerei festgestellt. Von September 1996 bis April 1997 wurde eine Bodenluftabsaugung über 2 Sonden durchgeführt und insgesamt 5,4 kg PER entfernt.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort befindet sich im Übergangsbereich von Tonmergel und Sandstein des Unter- bis Mittel-Eozäns zu den quartären Talfüllungen im Bereich der Gölsen, die von Kies und Auelehm geprägt sind.

Der Untergrund im Bereich des Altstandortes besteht aus Schluff mit geringem Kiesanteil. Mit zunehmender Tiefe steigt der Schluffanteil im Untergrund.

Im Bereich des Altstandortes wurde Hanggrundwasser angetroffen, das eine nach Nordosten gerichtete Strömungsrichtung aufweist. Der Grundwasserspiegel befindet sich im Bereich des Altstandortes in einer Tiefe von 5,3 bis 7,9 m unter GOK. Die Mächtigkeit des Aquifers liegt zwischen 2,0 und 5,0 m. Für den Grundwasserleiter wurden Durchlässigkeitsbeiwerte von 10-5 m/s ermittelt. Eine deutlich bessere Durchlässigkeit liegt im weiteren Abstrom mit einem kf-Wert von 10-5 bis 10-3 m/s vor. Die generelle Grundwasserströmungsrichtung weist nach Nordosten. Das Grundwasserspiegelgefälle beträgt bei ungestörten Verhältnissen etwa 8 %. Die Sickerwassermenge im Bereich des Altstandortes kann mit rund 0,1 m³/d abgeschätzt werden. Der Grundwasserdurchfluss ist gering und kann über eine angenommene Abstrombreite des Standortes von ca. 20 m mit etwa 6 m³/d abgeschätzt werden. Daraus ergibt sich eine Verdünnung des Sickerwassers im Grundwasser mit rund 1:60.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort „Putzerei Heilmeier“ liegt am westlichen Ortsrand von Hainfeld und ist von Einfamilienhäusern umgeben. In einer Entfernung von ca. 50 m westlich des Altstandortes ist ein Friedhof gelegen.

Die Gölsen fließt ca. 120 m nördlich des Altstandortes, der Kirchtalbach befindet sich ca. 140 m südlich. Zwischen Gölsen und dem Altstandort befindet sich ein steiler Hangbereich.

Im Abstrom des Altstandortes ist ein Hausbrunnen bekannt.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Am Altstandort „Putzerei Heilmeier“ wurde im Zeitraum von 1967 bis 1996 eine Putzerei betrieben. Als Reinigungsmittel wurde neben waschaktive Substanzen Tetrachlorethen eingesetzt.

Bei orientierenden Bodenluftuntersuchungen konnte keine massive Belastung des ungesättigten Untergrundes durch Tetrachlorethen festgestellt werden. Die maximalen Konzentrationen lagen unterhalb der Orientierungswerte gemäß ÖNORM S 2088-1. Dieser Umstand kann vermutlich zum Einem auf den gering durchlässigen Untergrund und zum Anderen auf die Lage der Messstellen zurückgeführt werden. Es konnte aufgrund der Kampfmittelfreigabe, die vermutlich aufgrund der Eisenbewehrung im Unterbeton im Bereich des Kellers negativ ausfiel, keine Messstelle im Nahbereich der Schadstoffquelle abgeteuft werden.

Bei der Untersuchung der Feststoffproben konnte mit Ausnahme einer Messstelle Tetrachlorethen im Gesamtgehalt festgestellt werden. Die stärksten Belastungen lagen in der gesättigten Zone im unmittelbaren Abstrom des Altstandortes vor.

Bei Absaugversuchen wurde neben Tetrachlorethen auch Trichlorethen in der Bodenluft festgestellt, jedoch in wesentlich geringeren Konzentrationen. Die höchsten Tetrachlorethenkonzentrationen lagen bei der Messstelle B im Rahmen der Absaugversuche vor.

Bei einem Vergleich der Bodenluftuntersuchungen konnte festgestellt werden, dass bei den temporären Messungen wesentlich geringere Konzentrationen an Tetrachlorethen analysiert wurden als bei den stationären Messungen. Diese Tatsache ist wie bereits erwähnt vermutlich auf den gering durchlässigen Untergrund zurückzuführen. Aufgrund der feinkörnigen Anteile im Untergrund konnte auch bei den Feststoffuntersuchungen eine Belastung der gesättigten Zone festgestellt werden. Insgesamt ergaben die Bodenluft- und Feststoffuntersuchungen, dass die Belastung des Untergrundes mit Tetrachlorethen auf den Bereich des Altstandortes begrenzt war. Die Fläche des kontaminierten Bereiches konnte mit einer Größenordnung von ca. 50 m² abgeschätzt werden. Unter der Annahme einer flächigen Ausbreitung der Tetrachlorethenkontamination bis in ca. 9 m Tiefe (Stauerlage im Bereich der Messstelle B) war mit einem kontaminierten Bereich von ca. 450 m3 zu rechnen.

Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen zeigten, dass es zu einem massiven Eintrag von leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen in das Grundwasser gekommen ist.

Im Zuge der Grundwasseruntersuchungen wurde im unmittelbaren Bereich der Anlagen der Putzerei eine massive Verunreinigung des Grundwassers mit Tetrachlorethen festgestellt (max. 3,2 mg/l Pumpprobe, max. 5,6 mg/l Schöpfprobe). Ausgehend von diesem Schadenszentrum hat sich im Grundwasser eine Schadstofffahne mit Tetrachlorethen ausgebildet. Noch in ca. 20 m Entfernung wurden Tetrachlorethenkonzentrationen von über 1 mg/l festgestellt. Über 20 m Entfernung nahmen die Tetrachlorethenkonzentrationen im Grundwasser rasch auf eine Größenordnung von max. 60 µg/l ab. Tetrachlorethen wurde im Brunnen bis ca. 170 m Entfernung festgestellt. In der anstromigen Messstelle konnte ebenfalls Tetrachlorethen nachgewiesen werden. Im Vergleich lagen die Konzentrationen auf einem niedrigen Niveau. Die festgestellten Belastungen im Anstrom können vermutlich mit dem Altstandort in Zusammenhang gebracht werden.

Zusammenfassend zeigten die Untersuchungsergebnisse, dass im Bereich des Altstandortes eine massive Verunreinigung des Untergrundes durch Tetrachlorethen vorhanden ist, die eine deutliche Beeinträchtigung des Grundwassers verursachte.

 

MASSNAHMEN UND UNTERSUCHUNGEN

Beschreibung der Sicherungsmaßnahmen

Im Zeitraum von August bis Dezember 2019 wurden im unmittelbaren Abstrom der Altlast 3 Sperrbrunnen mit einer Endteufe von 13 m unter GOK errichtet und eine Grundwasser-
reinigungsanlage, die aus 2 Aktivkohlefilter besteht aufgestellt. Bei der Herstellung der Sperrbrunnen (DN 150) wurde das Grundwasser in einer Tiefe zwischen 7,2 und 7,9 m unter GOK (ca. 427 müA) angetroffen, zwischen 6 und 11 m unter GOK wurden die Brunnen mit Filterrohren ausgebaut.

Mittels Pegelregelungsbetrieb wurden alle 3 Sperrbrunnen unter Berücksichtigung der hydrogeologischen Untergrundverhältnisse auf konstante Grundwasserspiegel eingestellt, mit dem Ziel, eine möglichst gleichmäßige Grundwasserförderung aus den Brunnen zu erreichen. Das gereinigte Grundwasser wird über eine Förderleitung in den Regenwasserkanal des Kirchtalgrabens eingeleitet.

Die Förderraten bewegen sich je nach Wasserzutritt zwischen 0,01 bis 0,12 l/s. Aufgrund des teilweise geringen Grundwasserdargebotes kommt es immer wieder zu Stillständen der Unterwasserpumpen bzw. musste die Niveausteuerung umgebaut werden, um eine Entnahme aus allen Sperrbrunnen zu ermöglichen. Die Sicherungsanlage ging im Dezember 2019 in Betrieb.

Beurteilung der Sicherungsmaßnahmen

Seit Beginn der Sicherung wurde die Anlage störungsfrei betrieben. Aufgrund des teilweise geringen Grundwasserdargebots kam es vor allem im Sanierungsbrunnen SB1 zu Stillständen der Brunnenpumpe. Anhand der Abstichmessungen zeigt sich die Beeinflussung des Grundwasserregimes durch den hydraulischen Sicherungsbetrieb. Ein Einfluss der Entnahme aus der Sperrbrunnenreihe auf den Grundwasserspiegel ist auch in der Messstelle C zu erkennen. Hier lag im Vergleich vor Inbetriebnahme der Sicherungsanlage eine Grundwasserabsenkung von etwa 1 bis 2 m vor. Es ist davon auszugehen, dass bei Pumpbetrieb das Grundwasser über die Messstelle C in den Brunnen SB2 gezogen wird und die Messstelle C daher nicht als abstromige Messstelle zu werten ist.

Generell wurden bei der Grundwasserbeweissicherung schwankende CKW-Konzentrationen bei den Sperrbrunnen festgestellt wobei die Maximalkonzentrationen in den Brunnen SB2 und SB3 zu Beginn der hydraulischen Sicherung vorlagen. Insgesamt liegen die CKW-Konzentrationen im weiteren Grundwasserabstrom der Altlast derzeit auf einem niedrigeren Niveau als vor Inbetriebnahme der Sicherungsanlage. Aufgrund der Entwicklung der CKW-Konzentrationen seit Inbetriebnahme der Sicherungsanlage kann angenommen werden, dass die Sicherung wirksam ist und die CKW-Konzentrationen im Abstrom der Sicherungsanlage weiter abnehmen werden. Die mit dem Grundwasser transportierte Fracht an gelösten Schadstoffen war vor den Sicherungsmaßnahmen am Standort als erheblich zu bewerten. Durch den Betrieb der Sperrbrunnen sank die Fracht im weiteren Abstrom von etwa 5 g/d auf unter 0,5 g/d.

Zusammenfassend ergibt sich, dass im Bereich der Altlast weiterhin eine erhebliche CKW-Verunreinigung des Untergrunds vorhanden ist. Durch den Betrieb der hydraulischen Maßnahmen werden die Schadstoffe wirksam an einer weiteren Ausbreitung im Grundwasserabstrom gehindert. Bei Aufrechterhaltung der hydraulischen Maßnahmen ist mit keiner weiteren Ausbreitung der Schadstoffe zu rechnen und eine weitere Reduzierung der Schadstofffrachten im Grundwasser zu erwarten.

 

Datum der Texterstellung: März 2023

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