Sanierte Altlast N61: Deponie Rechte Kremszeile

Bei der Altlast N 61 "Deponie Rechte Kremszeile" handelt es sich um den zentralen Bereich einer Deponie in einem ehemaligen Donaualtarm, in den bis Ende der 1950er-Jahre auf einer Fläche von etwa 17.000 m² rund 50.000 m³ Aushub, Bauschutt und hausmüllähnliche Abfälle abgelagert wurden.

Im Deponiekörper kam es durch Abbauprozesse zu einer Deponiegasproduktion. Entsprechend der vorhandenen Bebauung mit unterkellerten Gebäuden war eine Deponiegasmigration in unterirdische Gebäudeteile nicht auszuschließen und es bestand eine erhebliche Gefahr für die Umwelt. Im Jahr 2008 wurden die Teilbereiche mit erhöhter Deponiegasproduktion mit einem Gesamtvolumen von rund 38.000 m³, d. h. rund 75 % des Volumens der Altlast, geräumt. Die im Bereich der Altlast noch vorhandenen Ablagerungen weisen aktuell eine geringe Deponiegasproduktion auf und stellen keine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es ist davon auszugehen, dass diese Ablagerungen auch ein geringes Deponiegasbildungspotential aufweisen, sodass auch zukünftig mit keiner erhöhten Deponiegasproduktion zu rechnen ist. Die Altlast N 61 "Deponie Rechte Kremszeile" ist als saniert zu bewerten.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Krems an der Donau,
Krems an der Donau,
Krems,
3395/2, 3503, 3504/1, 3504/2, 3504/3, 3505
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum,
Bauschutt,
Hausmüll
Fläche Altlast (m²): 16.000 m²
Volumen Altlast (m³): 50.000 m³
Schadstoff(e)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.09.2007
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.09.2007
Priorität: 2
Datum Ausweisung dekontaminiert: 01.07.2015
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (Teilräumung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 15.09.2007

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altlast "Deponie Rechte Kremszeile" liegt im südöstlichen Stadtgebiet von Krems im Ortsteil Mitterau und ist Teil einer größeren, zusammenhängenden Ablagerung in einem ehemaligen Donaualtarm. In dem Altarm wurden bis Ende der 1950er-Jahre auf einer Gesamtfläche von etwa 65.000 m² bei einer mittleren Ablagerungsmächtigkeit von 3 m in Summe rund 200.000 m³ Aushub, Bauschutt und hausmüllähnliche Abfälle abgelagert. Die Ablagerungen erfolgten ohne technische Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers.

Im Zuge von Untersuchungen in den 2000er-Jahren wurde im zentralen Bereich der Deponie eine erhöhte Deponiegasproduktion nachgewiesen (Altlast „Deponie Rechte Kremszeile“, in Abbildung rot hinterlegt). Die Altlast umfasst etwa 17.000 m² und beinhaltet ein Abfallvolumen von rund 50.000 m³.

Untergrundverhältnisse

Der Ablagerungsbereich befindet sich innerhalb der rezenten Donauniederung. Dementsprechend baut sich der natürliche Untergrund unter einer aulehmigen bis sandigen Überdeckung aus gut wasserdurchlässigen sandig-kiesigen Sedimenten der Donau auf. Der darunter liegende Grundwasserstauer (tonige Sedimente) ist in einer Tiefe von etwa 12 m bis 15 m anzutreffen.

Der Grundwasserspiegel liegt im Schnitt etwa 3 m bis 4,5 m unter Geländeoberkante. Das Grundwasser fließt im Bereich der Ablagerungen generell von Südwest nach Nordost und dreht im Verlauf der Ablagerungen auf West nach Ost. Beim Hochwasser im August 2002 waren die Ablagerungen zur Gänze eingestaut, d. h. es war davon auszugehen, dass sich der Deponiekörper zumindest zeitweise im Grundwasserschwankungsbereich befindet.

Der Durchlässigkeitsbeiwert des Grundwasserleiters liegt bei etwa 2-3*10-3 m/s. Das Grundwassergefälle beträgt rund 1,3 ‰. Daraus lässt sich die spezifische hydraulische Fracht bei einer mittleren Aquifermächtigkeit von rund 10 m mit ca. 3 m³ pro Tag und Querschnittsmeter abschätzen. Ausgehend von der Breite des von der Altablagerung betroffenen Grundwasserstroms von rd. 100 m ergibt sich ein Grundwasserdurchfluss für die gesamte Aquifermächtigkeit in der Größenordnung von ca. 300 m³/d. Für den von der Deponie unmittelbar gefährdeten Grundwasserbereich von ca. 5 m Tiefe ergibt sich ein Durchfluss von ca. 150 m³/d.

Entsprechend dem mittleren Jahresniederschlag von 520 mm kann die Sickerwasserfracht mit ca. 15 m³/d grob abgeschätzt werden. Es ergibt sich daher ein Verdünnungsfaktor für das Sickerwasser durch den Grundwasserdurchfluss in den obersten fünf Metern des Grundwassers von 1:10, der als eher gering zu bewerten ist.

Das Gelände ist relativ eben, die Geländeoberkante liegt zwischen 194 m ü. A und 195 m ü. A.

Schutzgüter und Nutzungen

Die Ablagerungen befinden sich in einem ehemaligen Augebiet, das im Süden vom Donaustrom und im Norden vom Krems-Fluss begrenzt wurde.

Nach Auffüllung und Einebnung des Geländes wurde es sukzessive bebaut. Im östlichen Bereich der Ablagerungen befinden sich mehrere öffentliche Gebäudeanlagen: Bundesrealgymnasium Krems mit Sportanlagen, Polizei (ehemals Gendarmerie) mit Garagengebäude, Finanzamt und Vermessungsamt sowie Teile eines öffentlichen Parks. Mit Ausnahme des Vermessungsamts und der Polizeigarage sind die Gebäudeanlagen, die sich im östlichen Bereich der Ablagerung befinden, unterkellert. Der auf der Altlast befindliche Sportplatz des Bundesrealgymnasiums musste wegen starker Untergrundsetzungen gesperrt werden. Im Jahr 2003 wurden Bodenluftuntersuchungen auf einem Teilbereich der Ablagerungen durchgeführt. Zur Überwachung der Deponiegasmigration wurden an entsprechenden Gebäudeteilen des Bundesrealgymnasiums und der Pädagogischen Akademie, die im Osten an die Altlast angrenzt und sich im Bereich des westlichen Teils der Ablagerungen befindet, Gaswarnmessgeräte installiert.

Die Grundstücke des Schulgeländes des Bundesrealgymnasiums Krems sind umzäunt, alle anderen Flächen sind frei zugänglich. Die Freiflächen der Polizei und des Finanz- und Vermessungsamtes sind großteils befestigt (Parkplatz).

Es sind keine Grundwasserentnahmestellen im Bereich der Ablagerungen bekannt, die für Trink- oder Nutzwasserzwecke genutzt werden.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

In den Jahren 2005 und 2006 wurden im Rahmen ergänzender Untersuchungen gemäß §13 ALSAG zahlreiche Deponiegas-, Untergrund-, Grundwasser- und Raumluftuntersuchungen im Bereich der Altablagerungen durchgeführt.

Untersuchungen an temporären Deponiegasmessstellen belegten in der Osthälfte der Deponie, im Gegensatz zur Westhälfte, erhöhte Methan- und Kohlendioxidkonzentrationen. Eine dauerhaft erhöhte Deponiegasbildung konnte im Rahmen von Deponiegasabsaugversuchen jedoch nur im zentralen Teil der Ablagerungen, d. h. im Bereich des Sportplatzes des Bundesrealgymnasiums nachgewiesen werden. Eine Deponiegasmigration in Kellerbereiche oder unterirdische Einbauten (Schächte) war nicht nachzuweisen. Grundsätzlich konnte eine Ausbreitung von Deponiegas in unterirdische Objekte aufgrund der unmittelbaren Bebauung aber nicht ausgeschlossen werden, sodass der zentrale Teil der Deponie eine erhebliche Gefahr für die Umwelt darstellte.

Entsprechend den Ergebnissen der Grundwasseruntersuchungen war nur ein geringer Einfluss der Ablagerungen auf die Grundwasserqualität im Grundwasserabstrom erkennbar. Zum Teil waren bereits im Grundwasseranstrom erhöhte Ammoniumgehalte zu beobachten.

 

SANIERUNGSMAßNAHMEN

Ziel der Sanierungsmaßnahmen

Übergeordnetes Ziel der Sanierungsmaßnahmen im Sinne der ÖNORM S 2089 war es, kurzfristig zu gewährleisten, dass keine Deponiegasmigrationen in unterirdische Objekte oder Gebäudeteile stattfinden und eine Ausbreitung von Deponiegas in Bereiche außerhalb der Ablagerungen dauerhaft zu unterbinden.

Als Sanierungsmaßnahme wurde der zentrale Teil der Ablagerungen mit erhöhter Deponiegasproduktion großteils ausgehoben. Dazu wurden für die Aushubsohle bzw. die Aushubböschungen folgende Sanierungszielwerte festgelegt:

  • Gesamtgehalte: Prüfwerte b der ÖNORM S 2088-1 bzw. 500 mg/kg für den Parameter Kohlenwasserstoff-Index (KW-Index)
  •  Eluatgehalte: Prüfwerte b der ÖNORM S 2088-1
  •  Deponiegas:  8 mg/m³ Methan (entspricht 1,2 Vol.-% und 25 % der unteren Explosionsgrenze – UEG)

Beschreibung der Sanierungsmaßnahmen

Im Jahr 2008 erfolgten folgende Sanierungsmaßnahmen:

  • Vorbelüftung des Aushubbereichs zur Geruchsminimierung
  • Aushub eines Teilbereiches der Altlast
  • Entsorgung der ausgehobenen Massen und Wiederverfüllung der Aushubgrube

Von September bis Dezember 2008 wurden ein etwa 12.000 m² umfassender Bereich der Altlast abschnittsweise bis auf eine Seehöhe von ca. 190 m ü. A. bis 191 m ü. A. ausgehoben und parallel dazu nach Freigabe von Aushubsohle und –böschungen mit zugeführtem Fremdmaterial wiederverfüllt. Beim Aushubbereich handelte es sich um denjenigen Teilbereich, bei dem im Rahmen der vorangegangenen Untersuchungen erhöhte Deponiegaskonzentrationen aufgetreten waren.

Zur Minimierung von Geruchsemissionen im Zuge der Aushubarbeiten wurde der Deponiekörper vor dem Aushub abschnittsweise mittels Biopuster-Verfahren jeweils für 5 Tage aerobisiert.

In Summe wurden rund 64.000 Tonnen bzw. 38.000 m³ Material, d. h. etwa 75 % des Gesamtvolumens der Altlast, ausgehoben, davon rund 2.200 m³ unterhalb des Grundwasserspiegels. Etwa 62.000 Tonnen des Aushubs wiesen Massenabfallqualität gemäß Deponieverordnung, rund 2/3 davon einen TOC-Gehalt > 5 M-% auf. Das restliche ausgehobene Material war von Baurestmassenqualität gemäß Deponieverordnung.

Im Zuge der Wiederverfüllung wurde Material mit Bodenaushubqualität gemäß Deponieverordnung in die Aushubgrube eingebracht. Im Grundwasserbereich wurde entsprechend durchlässiger Kies mit einer Körnung von 40 mm bis 80 mm eingebaut.

Nordöstlich des Vermessungsamtes war ursprünglich ein kleinräumiger Aushub auf einer Fläche von 160 m² vorgesehen, da aufgrund vorangegangener Untersuchungen dort mit erhöhtem Hausmüllanteil zu rechnen war. In diesem Bereich wurden zur Vorerkundung mehrere Baggerschürfe hergestellt sowie Untergrundproben entnommen und chemisch analysiert. Das Material entsprach großteils Bodenaushubqualität gemäß Deponieverordnung und wurde rückverfüllt. Stärker belastetes Material wurde entsorgt.

Beurteilung der Maßnahmen

Mit den Aushubmaßnahmen wurde derjenige Teilbereich der Altlast bis zur Deponiesohle entfernt, in dem eine erhöhte Deponiegasproduktion gegeben war. Dieser Teilbereich umfasst rund 75 % des Gesamtvolumens der Altlast.

Die Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen während der Aushubarbeiten belegen, dass die vorgegebenen Sanierungszielwerte großteils erreicht wurden. Die Bodenluftuntersuchungen im Nahbereich von Gebäuden ergaben, dass auch das übergeordnete Ziel der Sanierungsmaßnahmen – kurzfristig zu gewährleisten, dass keine Deponiegasmigrationen in unterirdische Objekte oder Gebäudeteile stattfinden und dass eine Ausbreitung von Deponiegas in Bereiche außerhalb der Ablagerungen dauerhaft unterbunden wird – erreicht wurde.

Die im Jahr 2011 in der Nähe des ehemaligen Aushubbereichs festgestellten erhöhten Kohlendioxidkonzentrationen in der Bodenluft sind vermutlich genauso wie die an der Aushubsohle festgestellten erhöhten Ammoniumgehalte im Eluat und die bereits im Anstrom auftretenden erhöhten Ammoniumkonzentrationen im Grundwasser vorwiegend auf natürliche organische Sedimente im Sohlbereich des ehemaligen Donaualtarms und auf ein entsprechend sauerstoffarmes Milieu zurückzuführen. Dafür sprechen auch die im anstehenden Untergrund an der Deponiesohle nachgewiesenen vergleichsweise hohen Gehalte an organischem Kohlenstoff (TOC), die bis zu 50.000 mg/kg betrugen. Der oben erwähnte Untergrundbereich mit erhöhten Kohlendioxidkonzentrationen wurde im Zuge der Baumaßnahmen zur Erweiterung des Bundesrealgymnasiums im Jahre 2013 zur Gänze entfernt.

Die im Bereich der Altlast noch vorhandenen Ablagerungen weisen eine geringe Deponiegasproduktion auf und stellen keine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es ist davon auszugehen, dass diese Ablagerungen auch ein geringes Deponiegasbildungspotential aufweisen, sodass auch zukünftig mit keiner erhöhten Deponiegasproduktion zu rechnen ist. Die Altlast N 61 „Deponie Rechte Kremszeile“ ist daher als saniert zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung: Oktober 2014