Gesicherte Altlast: N42 Gaswerk Baden

Auf dem Betriebsgelände des ehemaligen Gaswerks in Baden wurde im Zeitraum von 1895 bis 1958 auf einer Fläche von ca. 8.600 m² Stadtgas aus Steinkohle erzeugt. Stellenweise sind massive Verunreinigungen des Untergrundes mit gaswerk-spezifischen Schadstoffen vorhanden, die eine erhebliche Gefahr für das Grundwasser darstellen.

Zum Schutz des Grundwassers wurden die erheblich verunreinigten Untergrundbereiche innerhalb des Altstandortes im Zeitraum von Juni bis Dezember 2003 mittels einer vertikalen Abdichtung umschlossen. Durch einen permanent abgesenkten Grundwasserspiegel im Inneren der Umschließung wird ein Abströmen von belastetem Grundwasser in das umgebende Grundwasser verhindert. Durch die Sicherungsmaßnahmen wurden ca. 75 % des erheblich verunreinigten Untergrundbereiches umschlossen. Bei den Grundwasseruntersuchungen zeigte sich kein eindeutiger Rückgang der Schadstoffbelastungen im Abstrom der Umschließung. Aufgrund des sehr geringen Grundwasserdurchflusses sind die Schadstofffrachten im Grundwasser gering. Da aus dem umschlossenen Bereich keine Schadstoffemissionen mehr stattfinden und die Schadstofffrachten im Grundwasserabstrom der Umschließung gering sind, kann die Altlast N 42 „Gaswerk Baden“ als gesichert beurteilt werden.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Baden,
Baden,
Baden,
401/2, 434/1, .557
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Gaswerk
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 3.000 m²
Schadstoff(e) Teeröl (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 31.08.2000
Datum der Prioritätenfestlegung: 04.05.2001
Priorität: 3
Datum Ausweisung gesichert: 01.07.2018
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Vertikale Dichtelemente (Umschließung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.06.2001

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altstandort

Der Altstandort „Gaswerk Baden“ liegt im Südosten der Stadt Baden, südlich des Bahnhofes, zwischen der Waltersdorfer Straße und der Schwechat.

Im Zeitraum von etwa 1895 bis 1958 wurde auf dem etwa 8.600 m² großes Areal Stadtgas aus Steinkohle erzeugt. Die maximale Gasproduktion lag bei über 1 Mio. Nm³ pro Jahr. Bei der Stadtgasproduktion fallen als Nebenprodukte oder Rückstände vor allem Koks, Teer, Gasreinigermasse und Ammoniakwasser an.

Nach 1958 wurde der Standort von einer Energieversorgungsgesellschaft als Standort für die Verwaltung, für den Betrieb von Übergabestationen an das örtliche Netz, sowie zur Zwischenlagerung von Rohrmaterialien und sonstigen Ersatzteilen für die Instandhaltung des Gasversorgungsnetzes genutzt.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort „Gaswerk Baden“ liegt am Westrand des südlichen Wiener Beckens auf etwa 225 bis 226 m ü.A. Der Untergrund wird im Bereich des Altstandortes aus alluvialen Schüttungen der Schwechat aufgebaut. Unter bis zu 3,5 m mächtigen Sanden folgen etwa 3 bis 5 m mächtige stark sandige und teilweise schluffige Kiese. Die Kiese können als Grundwasserleiter angesprochen werden. Darunter folgt der Badener Tegel (Schluffe und Tone), der den Grundwasserstauer darstellt.

Der Grundwasserspiegel liegt auf etwa 221 m ü.A. Die Mächtigkeit des Grundwasserleiters beträgt nordwestlich des Altstandortes etwa 1 m, im Bereich des Altstandortes ca. 2,5 m und östlich sowie südöstlich des Altstandortes zwischen 1,2 m bis 1,6 m. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters ist gering. Die Grundwasserströmungsrichtung ist generell nach Ostsüdosten bis Südosten gerichtet. Im östlichen Abschnitt des Altstandortes schwenkt die Grundwasserströmung nach Süden. Das Grundwasserspiegelgefälle kann mit 6 ‰ bis 8 ‰ angegeben werden. Bei einem mittleren Gefälle von 7 ‰ kann bei einer mittleren Mächtigkeit des Aquifers von etwa 2 m und unter der Annahme einer Durchlässigkeit von 10-4 m/s der Durchfluss über die gesamte Abstrombreite des Standortes (etwa 70 m) mit rund 85 m³/d abgeschätzt werden. Für den Altstandort wurde aufgrund der fast vollständigen Versiegelung eine geringe Grundwasserneubildung von etwa 1,5 m³/d abgeschätzt. Im Vergleich von Grundwasserneubildung und hydraulischer Fracht ergibt sich ein Verdünnungsfaktor von etwa 1:60.

Schutzgüter und Nutzungen

Unmittelbar südlich des Altstandortes fließt die Schwechat. Zwischen dem Altstandort und der Schwechat befindet sich eine Stützmauer, die vermutlich durchgehend in den Grundwasserstauer einbindet, wodurch eine Kommunikation zwischen Grundwasser und Oberflächenwasser vermutlich nur in sehr geringem Maß stattfinden kann. Während der Untersuchungen konnte kein Einfluss der Schwechat auf die Grundwasserverhältnisse beobachtet werden.

Am Altstandort befindet sich derzeit ein Betriebsstandort der EVN. Die Fläche ist großteils verbaut oder mit Bitukies, Betonpflaster und Betonpflastersteinen befestigt. Im nahen Abstrom des Altstandortes (500 m) sind keine Trink- oder Nutzwasserbrunnen bekannt.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Der Standort „Gaswerk Baden“ umfasst eine Fläche von etwa 8.600 m² und liegt südlich des Bahnhofes von Baden. Im Zeitraum von 1865 bis 1958 wurde aus Steinkohle Stadtgas erzeugt. Bei der Stadtgaserzeugung fielen als Nebenprodukte vor allem Teer, Gasreinigermasse und Ammoniakwasser an. Typische Schadstoffe dieser Nebenprodukte sind polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Phenole, aromatische Kohlenwasserstoffe (BTX) für Gaswerksteer sowie Cyanide, Schwefel und Sulfide für die Gasreinigermasse.

Im Jahr 1993 sowie im Februar 1999 wurden im Zuge von Erkundungsbohrungen am Großteil des Altstandortes künstliche Anschüttungen angetroffen. Im Bereich der ehemaligen Produktionsstätten, vor allem der ehemaligen Teergruben, wurden im Untergrund Teerkontaminationen festgestellt, die stellenweise bis zum Grundwasserstauer reichen.

Die Untersuchungen an Feststoffproben aus den Untergrundaufschlüssen bestätigten das Ausmaß der Untergrundverunreinigungen. Sowohl die Proben aus den künstlichen Anschüttungen als auch die Proben aus der wasserungesättigten und der wassergesättigten Bodenzone zeigten erhöhte Gesamtgehalte für gaswerkspezifische Schadstoffe. Entsprechend den angetroffenen Kontaminationen durch Gaswerksteer wurden für polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (max. 145.374 mg/kg TM) sowie für Benzol (max. 43 mg/kg TM) und aromatische Kohlenwasserstoffe (max. 643 mg/kg TM) Konzentrationen gemessen, die teilweise deutlich über den Maßnahmenschwellenwerten der ÖNORM S 2088-1 liegen. Zusätzlich wurden auch hohe KW-Belastungen (KW max. 367.800 mg/kg TM) festgestellt. An einzelnen Proben waren auch Belastungen durch Cyanid und Phenole gegeben.

Ausgehend von den Untergrundkontaminationen am Gelände des ehemaligen Gaswerkes wurden auch im Grundwasser im Bereich des Altstandortes und teilweise im Abstrom Belastungen durch PAK nachgewiesen. In der Grundwassermessstelle am Altstandort, bei deren Errichtung bereits massive Verunreinigungen durch Gaswerksteer festgestellt wurden, waren an allen vier Probenahmeterminen erhöhte PAK- Konzentrationen gegeben, die deutlich über dem Maßnahmenschwellenwert der ÖNORM S 2088-1 lagen. Auch in einer Abstromsonde waren die Konzentrationen für PAK mit bis zu 0,9 µg/l erhöht. An Einzelsubstanzen wurden auch schwer lösliche PAK wie Fluoranthen und Pyren nachgewiesen. Zusätzlich wurden zeitweise erhöhte Cyanidgehalte festgestellt.

An einzelnen Probenahmeterminen waren im Grundwasser erhöhte Werte für Summe Kohlenwasserstoffe, Phenole und Ammonium zu beobachten. Da erhöhte Konzentrationen auch im Anstrom zum Altstandort festgestellt wurden, kann die Ursache für diese Belastungen nicht ausschließlich auf das ehemalige Gaswerk zurückgeführt werden.

Zusammenfassend zeigten die durchgeführten Untersuchungen, dass es durch den jahrzehntelangen Betrieb des Gaswerkes zur einer massiven Kontamination des Untergrundes im Bereich der ehemaligen Hauptproduktionsanlagen kam. Vor allem im Bereich der Teergruben wurden massive Kontaminationen durch Gaswerksteer festgestellt, die lokal bis zum Grundwasserstauer reichen. Die massiven Belastungen wurden auf eine Fläche von etwa 1.500 bis 2.000 m² festgestellt. Die Kontaminationen verursachten eine Grundwasserbeeinträchtigung, die auch im Abstrom nachgewiesen wurde.

Die festgestellten Boden- und Grundwasserverunreinigungen stellten eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

 

SICHERUNGSMAßNAHMEN

Beschreibung der Sicherungsmaßnahmen

Ziel der Sicherungsmaßnahmen war, die Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasserabstrom der erheblich verunreinigten Untergrundbereiche zu verhindern. Im Zeitraum von 2002 bis 2009 wurden folgende Sicherungsmaßnahmen durchgeführt:

  • Umschließung des Altstandortes mittels Dichtwand und HDBV-Säulen
  • Errichtung von Brunnen und Grundwassermessstellen

Bewertung des Erfolges der Sicherungsmaßnahmen

Durch die Sicherungsmaßnahmen wurden ca. 75 % des erheblich verunreinigten Untergrundbereiches umschlossen. Durch die Wasserstandsmessungen wurde nachgewiesen, dass der Grundwasserspiegel innerhalb der Umschließung mindestens 0,3 m unter dem Grundwasserspiegel außerhalb der Umschließung liegt und damit grundsätzlich kein kontaminiertes Grundwasser außerhalb des umschlossenen Bereiches gelangen kann.

Bei den Grundwasseruntersuchungen zeigte sich kein eindeutiger Rückgang der Schadstoffbelastungen im Abstrom der Umschließung. Im Abstrom der Umschließung sind weiterhin erhöhte Schadstoffkonzentrationen im Grundwasser vorhanden. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass auch außerhalb der Umschließung erheblich verunreinigte Bereiche vorhanden sind und der Grundwasserdurchfluss sehr gering ist. Die Schadstoffkonzentrationen im Abstrom der Umschließung werden nur langsam sinken. Aufgrund des sehr geringen Grundwasserdurchflusses sind die Schadstofffrachten im Grundwasser gering.

Da aus dem umschlossenen Bereich keine Schadstoffemissionen mehr stattfinden und die Schadstofffrachten im Grundwasserabstrom der Umschließung gering sind, kann die Altlast als gesichert beurteilt werden.

 

Texterstellung:    Dezember 2016