Gesicherte Altlast S7: Arsenikhalde Rotgülden

Die Altablagerung befindet sich an der Talsohle eines südlichen Seitentales des Murtales. Während des Betriebes der Arsenikhütte Rotgülden wurde, beginnend im 14. Jahrhundert bis 1884, Abraummaterial des Arsenkiesbergwerkes sowie Asche und Schlacke der Arsenikhütte abgelagert. Das geschätzte heutige Gesamtvolumen der Arsenikhalde beträgt bei einer durchschnittlichen Schütthöhe von 6 m und einer Fläche von 670 m² etwa 4.000 m³.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Tamsweg,
Muhr,
Hintermuhr,
386/1, 386/2
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Ergebnis Beurteilung: erhebliches Risiko Schadstoffaufnahme,
sonstiges erhebliches Risiko
Fläche Altlast (m²): 1.100 m²
Volumen Altlast (m³): 4.000 m³
Schadstoff(e) Metalle (Arsen)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 26.02.1993
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.04.1993
Priorität: 3
Datum Ausweisung gesichert: 28.09.1999
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Räumung (Umlagerung),
Abdeckungen (Oberflächenabdeckung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 05.10.1999

Beschreibung der Altlast

In der Arsenikhütte Rotgülden wurde 5 Jahrhunderte lang Arsenik erzeugt. Die im naheliegenden Bergwerk gewonnenen Arsenkiese wurden nach der Zerkleinerung und einem Waschvorgang bei Gluthitze geröstet. In den Fangkanälen der Rauchfänge ("Giftkammern") lagerte sich Arsentrioxid ab. Dieses wurde in geschlossenen Kesseln raffiniert, gemahlen und als weißes Arsenik verkauft. Die bei den einzelnen Produktionsvorgängen anfallenden Reststoffe (Abraummaterial, Schlacken, Aschen etc.) wurden deponiert.

Die Schlackenhalde befindet sich unmittelbar am Rotgüldenbach. Im Jahr 1902 wurde durch ein Hochwasser des Rotgüldenbaches etwa die Hälfte der ehemals deponierten Schlacken abgetragen. Gleichzeitig kam es zu einer Verlegung des Rotgüldenbaches, so daß dieser nicht mehr wie früher nördlich an der Halde vorbeifließt, sondern südlich davon. Im Zuge dieses Hochwassers wurden auch Teile der Schlackenhalde mit grobkörnigen Sedimenten (Steine, Kiese etc.) überdeckt. Im Jahr 1991 wurde der westliche Teil der Halde mit Schottermaterial aufgeschüttet und begrünt. An der südlichen und östlichen Böschungskrone der Halde befinden sich Bereiche mit geringer bzw. keiner Überlagerung oder Bodenbildung. Diese Bereiche sind größtenteils mit Bäumen und Sträuchern bewachsen, wobei Schlackenmaterial unmittelbar an der Oberfläche ansteht. An der Böschung der Halde zum Rotgüldenbach liegen die abgelagerten Schlacken offen zutage.

Der Standort befindet sich in den Zentralalpen knapp außerhalb des Nationalparks Hohe Tauern. Der Rotgüldenbach fließt in einem engen von Südwest nach Nordost fallenden Tal und weist im Bereich der Altablagerung Wildbachcharakter auf. Etwa 2 km unterhalb der Halde mündet der Rotgüldenbach in die Mur. Die schmale Talsohle ist durch quartäre Sedimente (Wildbachschutt) aufgehöht. Die Gesteine der umliegenden Hafnerguppe bestehen vor allem aus Gneisen und Schiefern.

Unmittelbar westlich der Halde befindet sich das Gasthaus "Arsenhütte". Die Trinkwasserversorgung des "Arsenwirtes" und der bis 1 km talauswärts liegenden Objekte erfolgt aus Quellen außerhalb des Talbodens. Die Ortschaft Muhr befindet sich etwa 4 km flußabwärts der Altablagerung.

Gefährdungsabschätzung

Auf der Halde wurden während des etwa 500 Jahre dauernden Betriebes einer Arsenikhütte vor allem Schlacken aus dem Röstprozess der Arsenikerzeugung abgelagert. Bei Untersuchungen konnten für diese Schlacken Arsengehalte bis zu 171.000 mg/kg TS festgestellt werden. Die Schlackenmaterialien lagen in einigen schwerer zugänglichen Bereichen vor allem an der südlichen Böschung zum Rotgüldenbach direkt an der Oberfläche.

Da die Böschung der Schlackenhalde am Rotgüldenbach weder abgedeckt noch gesichert bzw. befestigt war und somit die arsenhältigen Schlacken direkt an der Oberfläche anstanden, konnte es auch bei mittlerer Wasserführung des Rotgüldenbaches zu einem Abtrag von sehr stark arsenhaltigen Materialien kommen. Bei Hochwässern des Rotgüldenbaches kam es verstärkt zu diesen Erosionserscheinungen, so dass die Böschung der Schlackenhalde in Teilbereichen unterspült und ausgekolkt wurde. Durch diesen Abtrag der schadstoffbelasteten Schlacken kam es fortgesetzt zu einer Verschleppung hochkontaminierter Materialien und zu stossweisen Schadstoffbelastungen des Rotgüldenbaches und seiner Sedimente. Zusätzlich konnte es zu einem Eintrag von Arsen in gelöster Form in den Rotgüldenbach durch die Zusickerung von Niederschlagswässern aus dem Bereich der Schlackenhalde kommen. Als Anhaltspunkt für eine derartige Gewässergefährdung können die Orientierungswerte der ÖNORM S 2088-1 (Prüfwert 40 mg/kg TS; Maßnahmenschwellenwert 100 mg/kg TS) herangezogen werden, die auch in Hinsicht auf die durchschnittlichen Gehalte der unterschiedlichen Horizonte der Halde zum Teil um mehrere Zehnerpotenzen überschritten werden.

Der Rotgüldenbach weist geogen bedingt Arsenkonzentrationen zwischen 20 und 50 µg/l auf. Die Analysenergebnisse der Wasserproben aus dem Rotgüldenbach unterhalb der Schlackenhalde zeigen, dass eine Erhöhung der geogen bedingten Arsenkonzentrationen nur in unmittelbarer Nähe zur Halde in sehr geringem Umfang (max. auf 70 µg/l) feststellbar ist. Demgegenüber zeigen die Arsenkonzentrationen des Bachsedimentes direkt an der Halde und bachabwärts zum Teil deutlich erhöhte Belastungen.

In Bezug auf die Belastung des Oberbodens werden in der internationalen Literatur je nach Nutzung eines Standortes (z.B. Siedlungsfläche, Landwirtschaft) verschiedene Gefährdungspfade bzw. für diese Gefährdungspfade unterschiedliche Orientierungswerte unterschieden. Als Vergleichswerte können die Orientierungswerte nach Eikmann-Kloke und aus Baden-Württemberg herangezogen werden. Nach Eikmann-Kloke (1993) werden jene Gehalte, die eine Durchführung von Maßnahmen auslösen sollten, durch den Bodenwert III abgegrenzt. Der Bodenwert III nach Eikmann-Kloke wird für Park- und Freizeitanlagen (s. Nähe zum Gasthaus "Arsenhütte") mit 80 mg/kg TS und für nicht-agrarische Ökosysteme mit 60 mg/kg TS angegeben. Demgegenüber werden zur Beurteilung von Arsenbelastungen des Bodens in Baden-Württemberg Prüfwerte von 30 mg/kg TS für Siedlungsflächen und 40 mg/kg TS für landwirtschaftlich genutzte Flächen herangezogen.

Der Vergleich der zitierten Orientierungswerte mit den Analysenergebnissen der Bodenproben aus der obersten Bodenschicht (39.660 bis 260 mg/kg) zeigt, daß vor allem in Bereichen mit geringer bzw. keiner Abdeckung durchgehend deutliche Überschreitungen gegeben waren.

Zusammenfassend ergab sich anhand der im Jahr 1993 vorliegenden Unterlagen und Untersuchungsergebnisse, dass eine erhebliche Gefährdung der Schutzgüter Oberflächengewässer und Boden gegeben war. Eine weitereichende Ausbreitung größerer Mengen an Schadstoffen über den Rotgüldenbach war nicht zu beobachten gewesen und im allgemeinen nicht zu erwarten. Gleichzeitig war davon auszugehen, dass es zu einer erhöhten Schadstoffexposition von Menschen im Bereich der Halde kommen konnte, die jedoch auf Grund der Nutzung jeweils nur kurzfristig bzw. nicht dauerhaft und wiederholt gegeben sein konnte.

Beschreibung der Sicherungsmaßnahmen

Ziel der Sicherungsmaßnahmen war die Wiederherstellung eines Zustandes, bei dem eine weitere Ausbreitung von Schadstoffen verhindert wird und hinsichtlich der Schutzgüter Boden und Oberflächengewässer die bestehende Nutzung möglich ist. Zu diesem Zweck wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • teilweise Umlagerung der Altablagerung am Standort
  • Sicherung der Böschung der Altablagerung entlang des Rotgüldenbaches
  • Oberflächenabdeckung der Altablagerung

Die Sicherungsmaßnahmen wurden in den Jahren 1996 und 1997 durchgeführt. Die Böschung der Halde am Rotgüldenbach wurde auf einer Länge von 90 m mit einer Steinschlichtung gesichert. Die Oberkante der Steinschlichtung befindet sich über dem Wasserspiegel eines 100-jährigen Hochwassers.

In einigen Randbereichen, wie z.B. entlang des Rotgüldenbaches wurden abgelagerte Materialien entfernt und auf den zentralen Bereich der Halde umgelagert. Die Oberfläche der Halde wurde in weiterer Folge in einer Stärke von 1 m mit feinkornreichen Stausedimenten eines nahegelegenen Speicherkraftwerkes abgedeckt. Durch eine entsprechende Profilierung der Oberfläche wurde eine geregelte Entwässerung und weitgehende Ableitung anfallender Niederschlagswässer sichergestellt.

Datum der letzten Textüberarbeitung:      September 1999