Sanierte Altlast S5: Deponie St. Veit - Grafenhof

Die "Deponie St. Veit-Grafenhof" war im Zeitraum von 1966 bis 1983 die zentrale kommunale Haus- und Sperrmülldeponie im Pongau. Auf einer Fläche von ca. 3,5 ha waren rund 380.000 m³ Abfälle ohne Basisabdichtungssystem deponiert worden, so dass die belasteten Sickerwässer ungehindert in das Grundwasser gelangen konnten. Im Zeitraum von 1993 bis 1995 wurde eine Umlagerung am Standort durchgeführt.

Die neu errichtete Deponie verfügt über ein kontrollierbares Basisabdichtungssystem, so dass ein weiterer Eintrag von Schadstoffen in das Grundwasser dauerhaft unterbunden ist.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Sankt Johann im Pongau,
Sankt Veit im Pongau,
Schwarzach II,
1112/6
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Hausmüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 37.000 m²
Volumen Altlast (m³): 380.000 m³
Schadstoff(e) Deponiesickerwasser (Ammonium)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 06.03.1990
Datum der Prioritätenfestlegung: 13.05.1990
Priorität: 3
Datum Ausweisung dekontaminiert: 28.08.2002
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (Umlagerung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 28.08.2002

Die Altablagerung befand sich ca. 2 km östlich von Schwarzach im Pongau linksufrig der Salzach gegenüber der Mündung der Großarler Ache. Im Zeitraum von 1966 bis 1983 waren Hausmüll, Sperrmüll sowie hausmüllähnliche, industrielle und gewerbliche Abfälle des Bezirkes St. Johann im Pongau in einer ehemaligen Schottergrube abgelagert worden.

Insgesamt wurden auf einer Fläche von ca. 3,5 ha in Form einer Haldenschüttung rund 380.000 m³ Abfälle deponiert. Die Deponie war ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz (Basisabdichtung, Sickerwasserfassung) errichtet worden.

Am Standort dreht das alpine Tal des Salzachoberlaufes aus Richtung West kommend in Richtung Norden ab. Die Sohle der Altablagerung war zumindest vier Meter über dem höchsten Grundwasserspiegel. Das eiszeitlich übertiefte Tal der Salzach ist mit Grundmoränen und kiesigen bis schluffigen Sedimenten aufgefüllt, die im Bereich der Altablagerung in einer Mächtigkeit bis zu hundert Meter anstehen. Da im Untergrund keine durchge-henden Grundmoränen- oder Seetonschichten ausgebildet sind, kann davon ausgegangen werden, dass die Mächtigkeit des Grundwasserbegleitstromes der Salzach etwa der Talfüllung des Salzachtales entspricht und dass bis zur Oberkante des Felsuntergrundes in bis zu 100 m Tiefe ein zusammenhängender Grundwasserkörper besteht. Die anstehenden kiesigen Sedimente sind mit kf-Werten von bis zu 10-3 m/s als gut durchlässig zu bezeichnen. Die Abstandsgeschwindigkeit des Grundwassers kann mit rund 1 bis 2 m/d abgeschätzt werden. Die lokale Strömungsrichtung des Grundwassers ist generell nach Osten bis Südosten gerichtet.

Im Umfeld der Altablagerung befanden sich ursprünglich landwirtschaftlich genutzte Flächen, die inzwischen jedoch gewerblich genutzt werden. Das Grundwasser des Salzachbegleitstromes wird nicht genutzt.

Gefährdungsabschätzung

Die "Deponie Grafenhof-St. Veit" war über lange Zeit die zentrale Hausmülldeponie des Pongaus. Im Zeitraum von 1966 bis 1983 wurden ca. 300.000 m³ Haus- und Gewerbemüll abgelagert und war über lange Zeit die zentrale Hausmülldeponie des Pongaus. Die Deponiesohle befand sich rund 4 m über den höchsten Grundwasserspiegelständen und war nicht abgedichtet worden, sodaß eine freie Versickerung anfallender Deponiesickerwässer möglich war. Die durchschnittliche Deponiesickerwassermenge aus Niederschlägen konnte mit rund 0,25 l/s bzw. ca. 25 m³/d abgeschätzt werden.

Das Ergebnis der Analyse des Sickerwassers einer Probefläche zeigte die für Hausmülldeponien typische organische (z.B. hohe CSB- und BSB5-Konzentrationen) und anorganische (z.B. hoher Ammoniumgehalt) Belastung. Der Vergleich des Analysenergebnisses aus dem Jahr 1985 mit der Allgemeinen Abwasseremissionsverordnung (BGBl. 179/91) zeigt, daß die Grenzwerte für die Einleitung in Fließgewässer deutlich überschritten wurden. Auch der Vergleich des Analysenergebnisses mit der ÖNORM S 2072 zeigt, daß insbesondere die CSB-Konzentrationen die Grenzwerte der Eluatklassen IIa und auch IIIa deutlich überstiegen haben und daher das Sickerwasser einer Behandlung bedurft hätte. Aufgrund der hydrogeologischen Verhältnisse und der Tatsache, daß bei der Deponie keine Sohlabdichtung vorhanden ist, ergibt sich, daß durch die freie Versickerung von rund 25 m³ Deponiesickerwasser täglich eine Gefährdung des Grundwassers gegeben war.

Der Vergleich der Ergebnisse der Beprobungen des Grundwassers im An- und Abstrom der Altablagerung zeigten lediglich vereinzelt Hinweise auf Veränderungen der Qualität des Grundwassers durch die Deponie. Im Anstrom der Altablagerung konnten wiederholt erhöhte Konzentrationen für Nickel, Kupfer, Zink und Blei sowie vor allem im Jahr 1985 sehr hohe Vorbelastungen durch leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe beobachtet werden.

Im Grundwasserabstrom der Altablagerung war bei der Beprobung im Oktober 1985 eine gegenüber dem Anstrom deutlich erhöhte Gesamtmineralisierung zu beobachten. Demgegenüber war im Sommer 1986 bei zwei weiteren Beprobungen keine Erhöhung der Gesamtmineralisierung im Abstrom feststellbar. Allerdings waren bei einem Probenahmetermin an der Probe aus dem Grundwasserabstrom deutlich erhöhte Blei- und vor allem Nickelgehalte meßbar. Insgesamt konnte aufgrund der zum Teil stark wechselnden Vorbelastungen des Grundwassers und der nur eingeschränkt repräsentativen Grundwasseruntersuchungen kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Belastungen des Grundwassers und der Altablagerung nachgewiesen werden. Übereinstimmend mit den Ergebnissen der Grundwasseruntersuchungen konnte auch aufgrund der hydrogeologischen Situation davon ausgegangen werden, daß im Bereich der Altlast ein mächtiges, sehr ergiebiges Grundwasservorkommen besteht und die in das Grundwasser gelangenden Sickerwässer sehr stark verdünnt werden.

Aufgrund der Unterlagen und Untersuchungsergebnisse konnte zusammengefaßt werden, daß durch die Versickerung einer erheblichen Menge insbesonders organisch belasteter Deponiesickerwässer (ca. 25 m³/d; CSB-Fracht ca. 10 bis 15 kg/d) eine Gefährdung des Grundwassers gegeben war. Verunreinigungen des Grundwassers konnten aufgrund der hydrogeologischen Standortverhältnisse nicht eindeutig nachgewiesen werden.

Beschreibung der Sanierungsmaßnahmen

Im Jahr 1987 war ein Projekt geplant, das die Errichtung einer neuen Sperrmülldeponie westlich der Altablagerung und eine Oberflächenabdichtung der Altablagerung vorsah. In weiterer Folge wurde zwar die neue Sperrmülldeponie errichtet, allerdings wurde in weiterer Folge zur Sanierung der Altlast ab dem Jahr 1993 ein abgeändertes Projekt umgesetzt.

Diesem Projekt entsprechend wurde generell eine Umlagerung der Altablagerung am Standort in drei Baustufen unter Durchführung folgender Maßnahmen durchgeführt:

  • Absenkung der Deponiesohle um 3,5 m (Rohplanum für die neue Deponie 1 m über den 100-jährigen Hochwasser der Salzach)
  • Errichtung einer Basisabdichtung in Form einer Kombinationsabdichtung (60 cm mineralische Dichtung und Kunststoffdichtung) mit Kontrolldrainagesystem (Drainage und Kunststoffdichtung)
  • Anschluss der Basisabdichtung an die neue westlich gelegene Sperrmüllde-ponie
  • Sammlung, Reinigung und Ableitung des Sickerwassers in die Kanalisation
  • Deponiegaserfassung
  • Schlussabdeckung und Rekultivierung der umgelagerten Altablagerung
  • Ableitung der Oberflächenwässer in die Salzach

Der Baubeginn für die Umlagerung erfolgte im Mai 1993. Die Umlagerung der ehemaligen Deponie war im April 1995 abgeschlossen. Die Fertigstellung der dritten Baustufe erfolgte im November 1995. Der dritte Bauabschnitt war für die Aufnahme von deponiefähigen Abfällen vorgesehen. Auch die neu errichtete Deponie besteht als Haldendeponie.

Die Basisabdichtung ist wie folgt aufgebaut:

  • Geotextil
  • Flächenkiesfilter (50 cm) mit gelochten PE-HD Drainagerohren
  • Geotextil
  • PE-HD Dichtung (2 mm)
  • Mineralische Basisabdichtung (3 Lagen a 20 cm, kf-Wert < 1x10-9m/s)
  • Geotextil
  • Flächenkiesfilter (30 cm) mit gelochten PE-HD Drainagerohren (Kontrolldrainage)
  • Geotextil
  • PE-HD Dichtung (2 mm)
  • Feinplanum (Sand)
  • Deponierohplanum
  • Verbesserter Untergrund (Bodenaustausch)
  • Aufstandsfläche (Geotextil)

Bei der Räumung der alten Deponie wurden insgesamt etwa 380.000 m³ Abfälle umgelagert. Im Zuge der Umlagerung der Abfälle wurde in jeder der einzelnen Baustufen eine Sortierung vorgenommen und etwa 6.700 m³ Abfälle aussortiert. Bei den aussortierten Abfällen handelte es sich vorwiegend um Schrott, Autoreifen, Steine und Holz. Diese Materialien wurden einer Wiederverwertung zugeführt.

Über die vorgesehene Absenkung der Deponiesohle um 3,5 m hinaus musste noch kontaminierter Untergrund im Ausmaß von bis zu weiteren 2 m ausgewechselt werden. Die angetroffenen kontaminierten Schichten wurden generell in die Umlagerungsdeponie eingebaut. Sowohl im Sanierungszeitraum als auch danach wurde die Umlagerungsdeponie auch als Deponie für Massenabfälle genutzt, wobei das freie Nutzvolumen rund 150.000 m³ beträgt.

Die Gasbrunnen wurden bzw. werden jeweils mit der Verfüllung hochgezogen. Die Deponiegaserfassung ist als aktive Entgasung ausgelegt. Die erfassten Deponiegase werden mittels Hochtemperaturfackel verbrannt.

Die Oberflächenabdeckung ist im Bereich der Böschungen als mineralische Abdeckung (130 cm) ausgeführt und an der Kappe der Deponie in kombinierter Form mit mineralischer Abdeckung (55 bis 70 cm) auf einer Drainagematte mit unterlagernder Bentonitmatte.

Die anfallenden Oberflächenwässer werden unbehandelt in die Salzach eingeleitet. Das Sickerwasser der neuen Deponie wird erfasst und vor Ableitung mittels einer Umkehrosmoseanlage vorgereinigt. Das Konzentrat der Vorreinigung wird über Sickerstränge wieder dem Deponiekörper zugeführt. Die Sammelschächte der Kontrolldrainage werden regelmäßig kontrolliert, wobei bis in das Jahr 2000 kein Wasseranfall und damit keine Hinweise auf Undichtigkeiten der Basisabdichtung der neuen Deponie zu beobachten waren.

Zur Kontrolle der durchgeführten Maßnahmen wird seit 1994 auch eine regelmäßige Beweissicherung der Grundwasserqualität in der nahen Umgebung der neu errichteten Deponie durchgeführt. Den vorliegenden Ergebnissen der Grundwasserbeweissicherung aus den Jahren 1994 bis 1999 entsprechend ergeben sich keine eindeutigen Hinweise auf Belastungen des Grundwassers durch die Deponie.

Die vorliegenden Unterlagen und Untersuchungsergebnisse zu den durchgeführten Beweissicherungsmaßnahmen zeigen nachvollziehbar, dass die Abfälle der Altlast vollständig und der an der Sohle der alten Deponie vorhandene kontaminierte Untergrund im notwendigen Umfang umgelagert wurden und durch die Errichtung eines kontrollierten Basisabdichtungssystems eine Ausbreitung bzw. Verlagerung von Schadstoffen aus dem Bereich der Altlast in die Umgebung dauerhaft verhindert wird.

Datum der Texterstellung:    August 2002