Altlast S11: Deponie Herrenau

Die ehemalige "Deponie Herrenau" liegt etwa 250 m von Saalach und ca. 370 m von Salzach entfernt. Die Stadt Salzburg betrieb im Zeitraum von 1973 bis 1979 eine Gewerbemülldeponie, auf welcher vor allem Bauschutt, Sperrmüll, gewerbliche und industrielle Abfälle aber auch Hausmüll in Form einer Grubenschüttung abgelagert wurden.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Salzburg,
Salzburg,
Liefering II,
252/2, 252/13, 259/11, 259/24, 2549/4
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Industrie-/Gewerbemüll,
Bauschutt,
Hausmüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 110.000 m²
Volumen Altlast (m³): 570.000 m³
Schadstoff(e) Deponiegas (Kohlendioxid, Methan)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 11.02.1999
Datum der Prioritätenfestlegung: 28.06.1999
Priorität: 3
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Beobachtung (Deponiegas/Bodenluft, Grundwasser)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 09.07.1999

Beschreibung der Altlast

Auf einer Fläche von ca. 114.000 m2 wurden rund 570.000 m3 Müll bis zu einer Tiefe von etwa 5 m abgelagert. Die Deponie wurde ohne Basisabdichtung, Sickerwassererfassung oder Deponiegaserfassung errichtet und nach Abschluß abgedeckt sowie rekultiviert. Die Deponiesohle befindet sich im Grundwasserschwankungsbereich.

Die "Deponie Herrenau" liegt auf einer ebenen Terrasse auf etwa 410 m.ü.A. Der Untergrundaufbau im Bereich der Altablagerung wird von gut durchlässigen Sedimenten geprägt. Unter einer ca. 1,1 m mächtigen lehmigen Deckschicht steht eine 5 bis 10 m mächtige Schicht gut durchlässiger Sedimente (schluffig - steinige Sande und Kiese) an. Diese Sedimentschicht ist als Grundwasserleiter anzusprechen und wird von geringmächtigen Feinsanden unterlagert. In etwa 8 m bis 10 m Tiefe stehen tonige Feinsande und Schluffe, die sogenannten "Salzburger Seetone", an, die den Grundwasserstauer darstellen.

Im Bereich der "Deponie Herrenau" befindet sich der Grundwasserspiegel im Mittel auf etwa 406 m ü.A. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters beträgt rund 10-3 m/s. Generell zeigt das Grundwasser eine nach Norden bis Nordwesten gerichtete Grundwasserströmungsrichtung. Die Fließ- bzw. Abstandsgeschwindigkeit des Grundwassers kann mit etwa 0,5 m/d bis 1 m/d abgeschätzt werden.

Derzeit wird das ehemalige Deponiegelände teilweise als Kleingartensiedlung und teilweise landwirtschaftlich genutzt. Vor Errichtung der Kleingartenanlage wurden Maßnahmen zur Gasabwehr in Form einer Folie und darauf aufgebrachtem Boden gesetzt. Hinsichtlich der Ableitung der Niederschlagswässer wurden entsprechende Drainagekanäle hergestellt, in die auch jeweils die Regenentwässerung der einzelnen Gartenhäuser unmittelbar eingebunden wurde. Eine Nutzung des Grundwassers als Trink- und Nutzwasser ist im Untersuchungsgebiet nicht bekannt.

Gefährdungsabschätzung

Die ehemalige Deponie Herrenau liegt etwa im Bereich der Einmündung der Saalach in die Salzach. Im Zeitraum von 1973 bis 1979 wurden insgesamt auf einer Fläche von ca. 114.000 m2 rund 570.000 m3 Bauschutt, Sperrmüll, gewerbliche und industrielle Abfälle sowie Hausmüll in Form einer Grubenschüttung abgelagert. Die Ablagerungen erfolgten ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz. Die Deponie wurde nach Auflassung abgedeckt und rekultiviert.

Die Ergebnisse der Untersuchungen der Bodenluft im Bereich des als Kleingartensiedlung genutzten Abschnittes der "Deponie Herrenau" bestätigen, daß die abgelagerten Abfälle Hausmüll bzw. hausmüllähnliche Abfälle beinhalten. Im südlichen Bereich der Kleingartensiedlung wurden Methangehalte bis max. 18 Vol.% bzw. Kohlendioxidgehalte bis maximal 37 Vol.% gemessen. Der biogene Abbau dieser organischen Abfälle erfolgt hier vor allem anaerob. Hinsichtlich des Langzeitverhaltens der Deponiegasproduktion befindet sich die Deponie im Bereich der Kleingartensiedlung vermutlich in der Lufteindringphase bzw. der Methanoxidationsphase. Dementsprechend ist das Ausmaß der Deponiegasproduktion insgesamt relativ gering, so dass auch Emissionen nur mehr in geringem Umfang auftreten können. Allerdings kann die Wirkung der Oberflächenabdichtung in Bezug auf die Veränderung des Wasserhaushaltes des Deponiekörpers und damit in Bezug auf den tatsächlichen Fortschritt des Abbaues organischer Abfälle derzeit nicht abgeschätzt werden bzw. muss mittel- bis langfristig von einer fortgesetzten Deponiegasproduktion ausgegangen werden.

Im Zuge von Gasmessungen an unterirdischen Einbauten im Bereich der Kleingartensiedlung konnten erhöhte Methankonzentrationen festgestellt werden. Die Messergebnisse für Methan lagen jeweils deutlich unterhalb der unteren Explosionsgrenze, stellen jedoch einen Nachweis dar, dass es auch aktuell zu Deponiegasemissionen kommt.

Die Ergebnisse der Grundwasseranalysen zeigen, dass die Qualität des Grundwassers im Anstrombereich der Deponie nicht einheitlich ist. Die südwestlich gelegene Anstromsonde zeigt gegenüber der südöstlich gelegenen Anstromsonde einen leicht erhöhten Salzgehalt und erhöhte Werte für Kalium und Nitrat, die allerdings unter dem Prüfwert gemäß ÖNORM S 2088-1 liegen. Auffallend ist auch die einmalige Überschreitung des Maßnahmenschwellenwertes gemäß ÖNORM S 2088-1 für den Parameter Summe der Kohlenwasserstoffe am zweiten Beprobungstermin für die Wasserprobe aus der südöstlich gelegenen Grundwasseranstromsonde. Dieser Wert konnte aber bei den nachfolgenden Untersuchungen nicht bestätigt werden und ist als Einzelergebnis zu werten.

Die Auswertung der Ergebnisse der Grundwasserbeweissicherung nach ÖNORM S 2088-1 zeigt bei den Wasserproben der drei abstromig gelegenen Grundwassersonden eine Überschreitung der Differenzschwellenwerte bei den Parametern elektrische Leitfähigkeit, Natrium, Kalium, Ammonium und Chlorid. Der Prüfwert für Ammonium wird dabei dauerhaft überschritten. Gleichzeitig waren an den Grundwasserproben auch deutlich reduzierte Sauerstoffgehalte zu beobachten. Die Differenzschwellenwerte für die Parameter gelöster Sauerstoff, Eisen, Bor und DOC werden jeweils an ein oder zwei der abstromigen Grundwassermessstellen überschritten. An einzelnen Wasserproben aus dem Grundwasserabstrom waren außerdem Überschreitungen des Maßnahmenschwellenwertes für Kohlenwasserstoffe (0,1 mg/l) nachweisbar. Zusammenfassend ergibt sich aus den Grundwasseranalysen, daß eine Veränderung der Beschaffenheit des Grundwassers durch die Deponie gegeben ist. Die erhöhte Gesamtmineralisierung des Grundwassers und die Hinweise auf reduzierende Verhältnisse (geringe Sauerstoff- und erhöhte Ammoniumgehalte) zeigen im Abstrom der Altablagerung ein Belastungsbild, dass für Verunreinigungen durch Deponiesickerwässer typisch ist.

Zusammenfassend ergibt sich, dass die Altablagerung ein relativ großes Volumen hat und neben Bauschutt und Aushub auch Abfälle mit erhöhtem Schadstoffpotential (hausmüllähnliche und gewerbliche Abfälle) abgelagert wurden. In Hinblick auf die Nachnutzung eines Teilbereiches als Kleingartensiedlung, stellt die Deponiegasproduktion ein latentes Gefährdungspotential dar. Aus den abgelagerten Abfällen gelangen anorganische und organische Stoffe in das Grundwasser, so daß im unmittelbaren Abstrom eine Verunreinigung gegeben ist. Eine weitergehende Ausbreitung der Verunreinigung ist nicht wahrscheinlich. Das lokale Grundwasser tritt nach relativ kurzer Fließstrecke in die Salzach aus und wird nicht genutzt.

Texterstellung:    April 1999