Altlast O56: Tontaubenschießplatz Treffling

Der „Tontaubenschießplatz Treffling“ besteht seit rund 45 Jahren. Als Munition wird Bleischrot verwendet. Auf Grund der Intensität der Nutzung des Schießplatzes gelangten bisher auf einer Fläche von rund 7 ha mehr als 100 Tonnen Blei zur Deposition. Durch die Verwitterung der Munition ist es zu massiven Verunreinigungen der obersten Bodenschichten gekommen. Auf einer Fläche von ca. 2,5 ha sind sehr hohe Belastungen durch Blei, Antimon und Arsen gegeben und dementsprechend die ökologischen Funktionen des Bodens beeinträchtigt.

Den am Standort gegebenen pH-Werten des Bodens entsprechend tritt eine erhöhte Mobilisierung von Metallen (insbesondere Blei und Antimon) auf und es kommt zu einer fortschreitenden Tiefenverlagerung der Schadstoffe im Boden. Gleichzeitig ist auch eine gute Verfügbarkeit für Pflanzen und Tiere gegeben. Die Verunreinigungen des Bodens stellen daher eine erhebliche Gefährdung für die Umwelt dar. Auf Grund der extensiven Nutzung (Grünland und Wald) ist aktuell keine Beeinträchtigung von Pflanzen oder Tieren gegeben und es wird die Einstufung in Prioritätenklasse 3 vorgeschlagen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Linz,
Linz,
Katzbach,
1444, 1445/1
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 91.000 m²
Volumen Altlast (m³): 2.500 m³
Schadstoff(e) Metalle (Blei)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.08.2002
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.03.2008
Priorität: 3
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.03.2008

BESCHREIBUNG DES ALTSTANDORTES

Der Altstandort befindet sich im Bereich des Pfennigberges am östlichen Stadtrand von Linz. Es handelt sich um einen rund 8 ha großen Tontaubenschießplatz, der sich auf einer Geländekuppe nordöstlich des Ortsteiles Plesching befindet. Es handelt sich um eine teilweise stark nach Norden abfallende Wiese, die im Osten von einem Birkenwald sowie im Norden und Westen von Mischwald begrenzt wird. Das Gelände liegt im militärischen Sperrgebiet des Truppenübungsplatzes Treffling.

Der „Tontaubenschießplatz Treffling“ besteht etwa seit 1962. Es handelt sich um einen intensiv genutzten Skeetplatz mit etwa 100.000 Schuss pro Jahr. Die Hauptschussrichtung ist nach Norden gerichtet. Den acht Wurfrichtungen der Skeetanlage entsprechend kann die Schussrichtung um insgesamt etwa 150º drehen. Als Munition wird Bleischrot eingesetzt.

Seit dem Bestehen des Platzes wurden ca. 4,0 Millionen Schuss abgegeben. Es wurden über mehrere Jahrzehnte Tontauben verwendet, die neben dem Hauptbestandteil Steinmehl (bis zu ca. 70 %) als Bindemittel bis zu 30% Steinkohlenpech oder Erdölpech enthalten haben.

Beschreibung der Boden- und Untergrundverhältnisse

Als dominante Bodenform im Bereich des Altstandortes ist der Pseudogley anzutreffen. Im westlichen Teil schließt Braunerde an den Pseudogley an, im östlichen Teil tritt vergleyte Braunerde auf. Es handelt sich generell um kalkfreie, mäßig bis sehr stark saure Böden (z.T. pH-Wert < 4,6) mit hohem Humusgehalt. Im Pseudogley ist im Allgemeinen in ca. 0,5 m Tiefe ein gering wasserdurchlässiger Stauhorizont ausgebildet.

Auf Grund der Nutzung als Truppenübungsplatz wurde der natürliche Bodenaufbau zum Teil deutlich verändert. In vielen Bereichen ist es durch die Befahrung mit Panzern zu einer Umlagerung und Durchmischung des Oberbodens gekommen. Da auch in vielen Bereichen Kampfdeckungen bis zu 1,5 m Tiefe gegraben und wiederverfüllt wurden, ist der natürliche Stauhorizont des Pseudogleys  nicht mehr durchgehend vorhanden.

Der Standort befindet sich am Südrand der Böhmischen Masse. Die in geringer Tiefe anstehenden kristallinen Gesteine (Gneis, Granit) stellen einen relativ gering ergiebigen Kluftgrundwasserleiter dar. Es ist kein durchgehender Grundwasserhorizont ausgebildet. Die Fließrichtung des Grundwassers kann kleinräumig stark wechseln und wird durch Relief und Mächtigkeit einer oberflächennahen Verwitterungsschicht sowie die jeweils vorherrschende Klüftung in tieferen Gesteinschichten bestimmt.

Beschreibung der Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort bzw. die bestehende Wiese und der anliegende Wald werden aktuell als Tontaubenschießplatz und als militärisches Übungsgelände genutzt. Am Waldrand rund 100 m nordwestlich des Schützenstandes entspringt in einem Graben ein  temporär wasserführendes Gerinne, das in weiterer Folge in den Esternbach einmündet. Im Bereich dieses Grabens befindet sich ein einzelner Hausbrunnen. Die Altlast liegt im östlichen Randbereich des Grundwasserschongebietes Heilham. Die nächsten bewohnten Gebäude befinden sich in mehr als 500 m Entfernung.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Der Tontaubenschießplatz wird seit dem Jahr 1962 Jahren betrieben. Durch den Einsatz von Bleischrot und PAK-haltigen Tontauben ist es über 45 Jahre zu einer fortgesetzten Freisetzung von Schadstoffen und einer entsprechenden Akkumulation von Schadstoffen in den obersten Bodenschichten gekommen. Die freigesetzte Bleimenge kann bei einer jährlichen Freisetzung von bis zu 2,4 t Blei mit insgesamt mehr als 100 t abgeschätzt werden. Neben Blei sind in jenem Bereich, in dem es zu einem erhöhten Eintrag von Bleischrot in den Boden gekommen ist, auch deutliche stoffliche Belastungen durch Arsen und Antimon (Nebenbestandteile der Munition) gegeben.

Darüber hinaus sind die obersten Bodenschichten am Altstandort in jenen Teilbereichen, die von der Deposition von Tontaubensplittern betroffen sind („Splitterzone“), durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) belastet.

Schutzgut Grundwasser

Auf Grund der Tatsache, dass der pH-Wert des Bodens im Bereich des Schießplatzes überwiegend niedrig (< 6) und damit im sauren Bereich ist, sind Voraussetzungen gegeben, bei denen die Verwitterung des Bleischrots begünstigt wird. Gleichzeitig ist die Adsorption von Schwermetallen (insbesondere für Blei und Antimon) an Bodenpartikeln herabgesetzt und damit die Mobilität erhöht. Das wird durch die Ergebnisse der Untersuchung der wässrigen Eluate sowie der über Saugsondenanlagen gewonnenen Sickerwasserproben bestätigt. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigten generell ein deutliches Tiefenprofil der Belastungen, das durch hohe Gehalte von Metallen im Sickerwasser in Oberflächennähe und einer signifikanten Abnahme der Metallgehalte im Sickerwasser mit der Tiefe gekennzeichnet ist. In Bezug auf Blei zeigte das Sickerwasser der Saugsondenanlage im hoch belasteten Bereich in einer Tiefe von 0,5 m nur relativ geringe Belastungen und dabei keine Überschreitung des Maßnahmenschwellenwertes für Grundwasser (< 10 µg/l). Die Ergebnisse bestätigen damit, dass es zu einer andauernden und signifikanten Tiefenverlagerung der Schadstoffe kommt, jedoch insgesamt das Rückhaltevermögen der Bodenschichten bis 50 cm Tiefe noch nicht überschritten ist.

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind im Allgemeinen nur relativ gering wasserlöslich und werden in Böden mit hohen Humusgehalten oder mineralischen Feinkornanteilen stark adsorbiert. Das wird durch die Ergebnisse der Untersuchung der Sickerwässer aus den Saugsondenanlagen bestätigt.

Im Bereich des Altstandortes ist kein zusammenhängender Grundwasserhorizont vorhanden, sondern nur ein relativ gering ergiebiges Kluftgrundwasservorkommen. Die Ergebnisse der Untersuchung von Grundwasserproben eines nahe gelegenen Brunnens, der sich generell im vermuteten Grundwasserabstrombereich des Altstandortes befindet, waren unauffällig.

Zusammenfassend ergibt sich, dass ein Eintrag von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen ins Grundwasser ausgeschlossen werden kann und kurz- bis mittelfristig auch kein erhöhter Eintrag von Metallen ins Grundwasser zu erwarten ist. Es ist daher keine erhebliche Gefährdung des Grundwassers gegeben.

Schutzgut Oberflächengewässer

Aus dem Bereich des Altstandortes kommend mündet ungefähr 300 m nordwestlich des Schützenstandes ein Erosionsgraben in den Esternbach. Im Bereich dieses Erosionsgrabens kommt es bei stärkeren Niederschlagsereignissen zur Ausbildung verstärkter Oberflächenabflüsse sowie damit einhergehend zu Erosionserscheinungen und einem Eintrag von Boden in den Esternbach. Dementsprechend kann es periodisch immer wieder zu einer Verlagerung und einem Eintrag von Tontaubensplittern sowie Bleischrot in den Esternbach kommen.

Die Ergebnisse der Untersuchung von Wasserproben des Esternbaches  zeigten keine Hinweise auf einen Eintrag und Belastungen durch Metalle oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).

Im Vergleich dazu zeigte eine Untersuchung von Bachsedimenten, dass unmittelbar im Bereich der Einmündung eines Erosionsgrabens eine Belastung des Sedimentes durch Blei und Antimon gegeben ist. Da die Empfehlung für Umweltqualitätsziele der deutschen Länderarbeitsgemeinschaft Wasser bei Blei nur in relativ geringem Ausmaß überschritten wird und die Belastungen lokal beschränkt sind, erscheinen weitere Auswirkungen auf einen größeren Gewässerabschnitt sowie aquatische Lebensgemeinschaften in diesem Bereich unwahrscheinlich.

Zusammenfassend ergibt sich, dass ein Eintrag von Tontaubensplittern, Bleischrot  und metallbelasteten feinkörnigen Sedimenten in den Esternbach gegeben ist, die Belastungen jedoch lokal beschränkt bleiben und daher keine erhebliche Gefährdung eines Oberflächengewässers gegeben ist.

Schutzgut Boden

In Bezug auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) kann auf Grund des allgemeinen Umweltverhaltens dieser organischen Schadstoffe sowie auch dem hohen Adsorptionsvermögen der Böden am Standort davon ausgegangen werden, dass bei den am Standort gegebenen Belastungen (PAK max. 272 mg/kg TM) keine erhöhte Aufnahme durch Pflanzen zu erwarten ist.

Das Ausmaß der mit Schwermetallen bzw. insbesondere Blei belasteten Fläche („Schroteintragszone“ und Schützenstand) kann mit rund 6,5 bis 7 ha (Überschreitung der Prüfwert Pflanzenaufnahme) abgeschätzt werden, wobei auf einer Fläche von etwa 2,5 ha die oberste Bodenschicht (0 – 5 cm) hoch belastet ist. Die höchsten Metallgehalte wurden allgemein etwa in Hauptschussrichtung (Norden bzw. Streuwinkel von +/- 25 º) in Entfernungen von 150 bis 250 m vom Schützenstand nachgewiesen.

Die Ergebnisse der Untersuchung von Ammonium-Nitrat-Extrakten ausgewählter Bodenproben bestätigten außerdem, dass bei Blei grundsätzlich eine deutlich erhöhte Pflanzenverfügbarkeit gegeben ist. Im Vergleich dazu zeigten die Ergebnisse der Untersuchung von Pflanzen keine Hinweise, dass aktuell eine erhöhte Aufnahme von Blei oder anderen Metallen gegeben ist.

Da der Boden auf einer großen Fläche von starken Belastungen durch Blei, Antimon und Arsen betroffen ist, ist von einer Beeinträchtigung der ökologischen Bodenfunktionen (Filter-, Puffer-, Speicher- und Transformationsfunktion) auszugehen. Der am Standort festgestellten erhöhten Mobilität von Blei entsprechend kommt es zu einer fortschreitenden Tiefenverlagerung der Schadstoffe im Boden. Gleichzeitig ist auch eine gute Verfügbarkeit für Pflanzen und Organismen gegeben. Die Verunreinigungen des Bodens stellen daher eine erhebliche Gefährdung für die Umwelt dar.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist der Boden. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung in Zusammenhang mit dem Schutzgut Boden können wie folgt zusammengefasst werden.

Schadstoffpotenzial: sehr groß

Der Boden im Bereich des Schießplatzes ist mit Blei, Arsen und Antimon sowie in Teilbereichen auch durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe verunreinigt. Insbesondere bei Blei werden verschiedene Bodenprüfwerte (z.B. Pflanzenaufnahme) in weiten Bereichen um mehr als das 10-fache überschritten. Blei ist ein Schadstoff mit sehr hoher Stoffgefährlichkeit. Der stark belastete Bereich ist  mit einer Fläche von ca. 2,5 ha sehr groß, die Belastungen zeigen jedoch bereits in geringen Tiefen einen deutlichen Rückgang. Auf Grund der stofflichen Eigenschaften von Blei, des Flächenausmaßes der Bodenverunreinigung sowie der Tiefenverteilung der Belastungen ist das Schadstoffpotenzial insgesamt als sehr groß zu bewerten.

Schadstoffausbreitung und -exposition: gering

Auf Grund der niedrigen pH-Werte des Bodens kommt es zur Verwitterung von Bleischrot und einer erhöhten Mobilisierung von Metallen und insbesondere Blei. Die Ergebnisse der Untersuchungen bestätigen, dass in den obersten Bodenschichten hohe Belastungen des Boden- bzw. Sickerwassers auftreten. Dementsprechend findet auch fortlaufend eine Verlagerung mit dem Sickerwasser in größere Tiefen statt. Gleichzeitig ist insbesondere für Blei auch eine stark erhöhte Pflanzenverfügbarkeit gegeben. Eine Beeinträchtigung des Pflanzenaufwuchses im Bereich der bestehenden Wiese ist aktuell nicht gegeben und auch mittelfristig nicht zu erwarten. Insgesamt ist somit die Schadstoffexposition von Pflanzen und Tieren relativ gering und nur lokal gegeben.

Schutzgut: Grünland und Wald

Der Schießplatz und die Umgebung werden landwirtschaftlich (Grünland) und forstwirtschaftlich (Wald) genutzt. Der extensiven Nutzung des Standortes entsprechend sind vor allem die ökologischen Funktionen (Filter-, Puffer-, Speicher- und Transformationsfunktion) des Bodens relevant.

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und der im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt die Einstufung des Altstandortes „Tontaubenschießplatz Treffling" in die Prioritätenklasse 3 vor.

 

Datum der Texterstellung: Juli 2007