Altlast O55: Eumig

Am Standort der „Eumig“ bestehen in den Bereichen einer ehemaligen Entfettungsanlage sowie eines Lagers Verunreinigungen des Untergrundes durch Tetrachlorethen. Die beiden kontaminierten Bereiche sind jeweils rund 500 m² groß. Seit 1996 werden im Bereich eines Schadensherdes Maßnahmen zur Dekontamination (Bodenluftabsaugung sowie Grundwassersanierung) durchgeführt.

Insbesondere das Grundwasser nahe der Schadenszentren zeigt auch aktuell noch hohe CKW-Belastungen. Darüber hinaus sind auch im Abstrom des Altstandortes weiterhin Belastungen des Grundwassers mit Tetrachlorethen zu beobachten. Die Länge der Schadstofffahne kann für 1996 mit weniger als 500 m und aktuell  mit mehr als 100 m abgeschätzt werden. Auf Grund der geringen Ergiebigkeit wird der betroffene Grundwasserhorizont nicht genutzt. Es wird vorgeschlagen, den Altstandort „Eumig“ in Prioritätenklasse 3 einzustufen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Kirchdorf an der Krems,
Kirchdorf an der Krems,
Kirchdorf an der Krems,
753, .641, .642, .643
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Metallwarenerzeugung
Fläche Altlast (m²): 44.000 m²
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 16.07.2002
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.09.2007
Priorität: 3
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 15.09.2007

BESCHREIBUNG DES ALTSTANDORTES

Der Altstandort befindet sich im Kremstal am südlichen Ortsende von Kirchdorf an der Krems. Seit dem Jahr 1958 besteht ein metallverarbeitender Betrieb, der Druckgussteile aus Aluminium und Magnesium erzeugt. Ab dem Jahr 1978 wurden in verschiedenen Produktionsbereichen Entfettungsanlagen betrieben.

Insgesamt sind aktuell 7 Aufstellungsstandorte von Entfettungsanlagen bekannt. Darüber hinaus wurden im südlichen Teil des Altstandortes Abfälle und Chemikalien gelagert. Zur Oberflächenbehandlung der Metallteile wurden dabei unterschiedliche Lösungsmittel bzw. leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) eingesetzt. Insbesondere wurden Tetrachlorethen, Trichlorethen und 1,1,1-Trichlorethan eingesetzt.

Beschreibung der Untergrundverhältnisse

Der Standort befindet sich in der Talebene des Kremstales im Bereich von Niederterrassenschottern. Der Untergrund wird von Seiten- und Grundmoränen des Kremstalgletschers geprägt, die mit alluvialen Flusssedimenten verzahnt sind. Die Geländeoberfläche am Standort ist auf Grund anthropogener Anschüttungen (0,5 bis max. 3 m) weitgehend eben und liegt auf etwa 441 bis 445 m ü.A. Das umgebende Gelände stellt einen leicht nach Westen abfallenden Hang dar.

Unter einer geringmächtigen, schluffig-tonigen Verwitterungsschicht oder den antrophogenen Anschüttungen stehen ab einer Tiefe von max. 3,7 m sandig-schluffige Kiese mit lokal stark wechselnden Feinanteilen an. In der Kiesschicht sind lokal auch geringmächtige tonige Schichten (< 0,5 m) ausgeprägt. In Tiefen zwischen 9,5 und 13,5 m unter Gelände stehen schluffige Tone mit einer Mächtigkeit von mehr als 5 m an. Konkrete Angaben zum Aufbau tieferer Schichten bzw. zur Entwicklung des Untergrundaufbaus in der weiteren Umgebung liegen nicht vor. Allgemein ist von sehr heterogenen geologischen Verhältnissen auszugehen.

Der Flurabstand des ersten Grundwasserhorizontes beträgt 6 bis 8 m. Die lokale Grundwasserströmungsrichtung ist nach Nordwesten bis Nordnordwesten gerichtet. Der Durchlässigkeitsbeiwert der grundwasserführenden Kiesschicht schwankt zwischen 10-4 m/s und 10-5 m/s.

Unmittelbar im Bereich des Betriebsstandortes werden die Grundwasserströmungsverhältnisse durch die seit 1996 in Durchführung befindlichen Sanierungsmaßnahmen beeinflusst. Auf Grund der relativ geringen Durchlässigkeit und der geringen Ergiebigkeit des ersten Grundwasserhorizontes erfolgt die Wasserentnahme über 6 Grundwassersonden mit Förderleistungen zwischen 0,3 und 0,6 l/s.

Beschreibung der Schutzgüter und Nutzungen

Der aktuelle Betriebsstandort ist rund 2,7 ha groß. In der unmittelbaren Umgebung des Altstandortes befinden sich gewerblich sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen.

Im nahen Grundwasseranstrom befindet sich die Altlast O9 „Unitech“. Diese Kontamination des Untergrundes befindet sich im Bereich einer Entfettungsanlage, die bis in das Jahr 1992 betrieben wurde. An der Altlast „Unitech“ werden seit 1992 Maßnahmen zur Dekontamination des Untergrundes (seit 1992: Bodenluftabsaugung; seit 1996: Grundwassersanierung) durchgeführt. Das Grundwasser des ersten Grundwasserhorizontes wird im Nahbereich des Altstandortes nicht genutzt. Im weiteren Abstrom wird das Grundwasser im Kremstal als Nutzwasser verwendet.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Am Standort „Eumig“ wurden ab 1978 Entfettungsanlagen betrieben und verschiedene leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (Tetrachlorethen, Trichlorethen und 1,1,1-Trichlorethan) als Lösungsmittel eingesetzt. Durch Manipulationsverluste und unzureichende Schutzvorkehrungen bei Lagerung und Gebrauch ist es zu Verunreinigungen des Untergrundes gekommen.

Anhand der Ergebnisse der Bodenluftuntersuchungen und der Bodenluftabsaugversuche im Zeitraum 2005 bis 2006 ergibt sich, dass in zwei Schadensbereichen Verunreinigungen durch Tetrachlorethen gegeben sind.

Im Bereich der ehemaligen „Fermeco-Anlage“ zeigten die Bodenluftuntersuchungen, dass durch die im Zeitraum von 1996 bis 2002 durchgeführte Bodenluftabsaugung der durch Tetrachlorethen verunreinigte Bereich nicht vollständig erfasst werden konnte. Das wird auch durch die Ergebnisse des Bodenluftabsaugversuches im Jahr 2004 bestätigt, bei dem über den Zeitraum von 24 Stunden eine ansteigende CKW-Belastung zu beobachten war. Die Entwicklung der Belastung weist auf weitere Verunreinigungen des Untergrundes hin, die durch den bei der Bodenluftabsaugung verwendeten Pegel nicht ausreichend erfasst werden konnten. Gleichzeitig ist auf Grund der Ergebnisse der Untersuchung von Feststoffproben im Jahr 1996 davon auszugehen, dass auch in der wassergesättigten Bodenzone erhebliche CKW-Verunreinigungen gegeben sind. Die in 7,5 m Tiefe festgestellte hohe Belastung durch Tetrachlorethen (270 mg/kg TM) lässt darauf schließen, dass  die in den Untergrund gelangte CKW-Menge das Rückhaltevermögen der wasserungesättigten Bodenzone deutlich überschritten hat und die anstehenden feinkörnigen Sediment auch in tiefer liegenden Schichten im Grundwasser stark belastet sind. Die Verteilung der Belastungen ist nicht detailliert bekannt. Die Ausdehnung des kontaminierten Bereiches kann jedoch mit einer Größenordnung von rund 500 m² abgeschätzt werden.

Im Bereich des ehemaligen Abfall- und Chemikalienlagers zeigten die Ergebnisse der Bodenluftuntersuchungen und der Bodenluftabsaugversuche, dass eine Verunreinigung des Untergrundes durch Tetrachlorethen gegeben ist. Aus den Ergebnissen der Bodenluftabsaugversuche im Jahr 2006 ergibt sich ein Hinweis, dass die Intensität der CKW-Verunreinigungen mit der Tiefe leicht rückläufig ist, da bei der tiefer liegenden Filterstrecke über den Zeitraum von 24 Stunden eine abnehmende CKW-Belastung zu beobachten war. Die Verteilung der Belastungen ist nicht detailliert bekannt. Die Ausdehnung des kontaminierten Bereiches kann jedoch mit einer Größenordnung von rund 500 m² abgeschätzt werden.

Die Ergebnisse von Grundwasseruntersuchungen zeigen, dass es sowohl im Bereich der ehemaligen „Fermeco“-Anlage als auch im Bereich des ehemaligen Abfall- und Chemikalienlagers durch den Altstandort zu einem Eintrag von CKW bzw. insbesondere Tetrachlorethen ins Grundwasser kommt. Für die Summe aus Tetrachlorethen und Trichlorethen sind ein Prüfwert von 6 µg/l sowie ein Maßnahmenschwellenwert von 10 µg/l maßgeblich.

Die Untersuchungen zur Grundwasserbeweissicherung im Zeitraum 2005 bis 2006 zeigen, dass im Grundwasserabstrom des ehemaligen Abfall- und Chemikalienlagers deutlich erhöhte CKW- Belastungen (Tetra- und Trichlorethen max. 80 µg/l) gegeben sind. Auf Grund der Ergiebigkeit des Grundwasserleiters und unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Pumpversuches an der Sonde GW6 kann die Schadstofffracht im Grundwasser bei Tetrachlorethen mit einer Größenordnung von weniger als 5 g/d abgeschätzt werden. Ein Teil dieser Belastungen wird vermutlich durch die Grundwasserentnahme an den Sonden P2 und P7 erfasst, bei denen im Zeitraum September 2005 bis Mai 2006 eine durchschnittliche Schadstofffracht von 3 g/d gegeben war.

Im Abstrom der Altlast O9 „Unitech“ sind auch Verunreinigungen des Grundwassers gegeben. Diese Verunreinigungen werden zum Teil durch die Grundwasserentnahme an den Sonden P3 und P6 erfasst, bei denen im Zeitraum von März 2005 bis Mai 2006 eine durchschnittliche Schadstofffracht (Tetrachlorethen) von mehr als 5 g/d gegeben war.

Sowohl die Schadstofffahne aus dem Bereich des ehemaligen Abfall- und Chemikalienlagers als auch die Schadstofffahne aus dem Bereich der Altlast O9 „Unitech“ stellen Vorbelastungen des Grundwassers bei der ehemaligen „Fermeco“-Anlage dar. Im Bereich des Schadenszentrums der ehemaligen „Fermeco“-Anlage wurde im Zeitraum Frühjahr 2005 bis Frühjahr 2006 mit dem über zwei Sonden (P8 und P9) entnommenen Grundwasser in Bezug auf Tetrachlorethen eine durchschnittliche Schadstofffracht in der Größenordnung von mehr als 15 g/d aus dem Grundwasser entfernt.

Die Untersuchungen zur Grundwasserbeweissicherung im Zeitraum 2005 bis 2006 zeigen, dass im Grundwasserabstrom des Betriebsstandortes deutlich erhöhte CKW- Belastungen (Tetra- und Trichlorethen max. 46 µg/l bzw. Summe CKW max. 70 µg/l) gegeben sind. Auf Grund der Ergiebigkeit des Grundwasserleiters und unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Pumpversuche an den Sonden GW1 und GW5 kann die Schadstofffracht im Grundwasserabstrom des Betriebsstandortes bei Tetrachlorethen mit einer Größenordnung von weniger als 5 g/d abgeschätzt werden.

Zusammenfassend zeigen die bisher vorliegenden Untersuchungsergebnisse für den Altstandort „Eumig“, dass eine Verunreinigung des Untergrundes mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW) bei zwei Schadensherden gegeben ist und ein Eintrag von Tetrachlorethen ins Grundwasser erfolgt. Durch die in Betrieb befindlichen Grundwassersanierungsmaßnahmen werden diese Verunreinigungen nur zum Teil erfasst, so dass auch aktuell im Abstrom des Altstandortes noch immer eine Schadstofffahne ausgebildet ist. 

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: hoch

In zwei Schadensbereichen sind Ver­un­rei­nigungen des Untergrundes durch CKW  (Tetrachlorethen) gegeben. In beiden Schadensbereichen ist jeweils eine Fläche von rund 500 m² von CKW-Belastungen betroffen. Tetrachlorethen ist auf Grund der stofflichen Eigenschaften grund­sätzlich ein sehr hohes Ge­fähr­dungs­potenzial für das Grundwasser zuzuordnen. Auf Grund der Größe, der Intensität und der festgestellten Verteilung der Ver­un­reinigungen ist mit einem relativ geringen Schadstoffaustrag zu rechnen. Dementsprechend ist das Schadstoffpotenzial ins­gesamt als hoch zu bewerten.

Schadstoffausbreitung: begrenzt

Die Schadstofffahne wird durch Verunreinigungen aus dem Bereich der Altlast O9  „Unitech“ überlagert und durch den Betrieb von Maßnahmen zur Grundwassersanierung beeinflusst. Daher können die in das Grundwasser eingetragene Schadstofffracht sowie die ursprüngliche Länge der Schadstofffahne nur grob abgeschätzt werden. Trotz der geringen Ergiebigkeit des ersten Grundwasserhorizontes ist auf Grund der sehr hohen CKW-Belastungen eine erhebliche Schadstofffracht (Größenordnung bis zu 25 g/d) gegeben. Die Länge der aktuell ausgebildeten Schadstofffahne kann mit mehr als 100 m abgeschätzt werden. Die ursprüngliche Schadstofffahne war jedenfalls deutlich länger, jedoch nicht länger als 500 m. Auch bei Fortsetzung der laufenden Maßnahmen zur Grundwassersanierung ist mittel- bis langfristig mit keiner wesentlichen Veränderung bzw. Verminderung der Schad­stoff­ausbreitung im Grund­wasser zu rechnen. Der erheblichen Schadstofffracht und der Länge der Schadstofffahne entsprechend ist die Schadstoffausbreitung insgesamt als begrenzt zu bewerten.

Schutzgut: nutzbar

Der Altstandort befindet sich im Bereich des Kremstales. Das Grundwasser im Kremstal wird im weiteren Abstrom durch Nutzwasserbrunnen genutzt. Der erste Grundwasserhorizont unmittelbar im Bereich des Altstandortes ist auf Grund des geringen Dargebotes nur eingeschränkt nutzbar.

Prioritätenklasse

Entsprechend der Bewertung der vor­hand­enen Untersuchungsergebnisse, der Ge­fähr­dungs­ab­schätzung und den im Altlasten­sa­nierungs­­gesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt die Einstufung des Alt­stand­ortes „Eumig" in die Prioritäten­klasse 3 vor.

 

Datum der Texterstellung: Juni 2007