Gesicherte Altlast O53: Deponie Gusswerkstrasse

In Steyr wurde im Bereich des Industriegebietes im Stadtteil Münichholz in den Jahren zwischen 1945 und 1979 eine Deponie betrieben, die von mehreren metallverarbeitenden Industriebetrieben genutzt wurde. Auf einer Fläche von rund 2,7 ha wurden insgesamt rund 120.000 m³ industrielle Abfälle sowie Bauschutt abgelagert. Bei den industriellen Abfällen handelte es sich um Produktionsrückstände, die zum Teil sehr hoch mit Mineralölen, Lösungsmitteln oder Metallen belastet waren.

Neben festen und pastösen Abfällen wurden vermutlich auch flüssige Abfälle wie Bohr­­-, Schleif- und Schneideöle in die Deponie eingebracht. Insbesondere im nördlichen Bereich der Altablagerung kam es zu einer Kontamination des Untergrundes sowie zur Ausbildung und Ausbreitung einer Mineralölphase am Grundwasserspiegel. Die Mineralölphase breitete sich rund 50 bis 70 m über den Bereich der ehemaligen Deponie aus. Aufgrund der Art der Mineralölkontaminationen ist die Schadstofffahne gelöster Kohlenwasserstoffe im Grundwasser räumlich begrenzt geblieben. Die Altablagerung wurde als Altlast mit der Prioritätenklasse 2 ausgewiesen.

Im Zeitraum von Dezember 2001 bis Mai 2002 erfolgte der weitgehende Aushub der kontaminierten Abfälle. Eine im Nordteil der Deponie verbliebene Restbelastung wurde mittels hydraulischer Maßnahmen gesichert, wodurch eine weitere Reduktion der Schadstoffe stattfindet und ein Abströmen des kontaminierten Grundwassers weitestgehend unterbunden wird. Die Altablagerung „Deponie Gusswerkstraße“ stellt daher keine erhebliche Beeinträchtigung des Grundwassers außerhalb des Standortes dar und ist daher als gesichert zu bewerten.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Steyr,
Steyr,
Hinterberg,
67
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Art der Ablagerungen: Industrie-/Gewerbemüll
Fläche Altlast (m²): 31.000 m²
Volumen Altlast (m³): 120.000 m³
Schadstoff(e) Mineralölkohlenwasserstoffe (aliphatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 24.06.2002
Datum der Prioritätenfestlegung: 16.09.2002
Priorität: 2
Datum Ausweisung gesichert: 15.09.2007
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Hydraulische Maßnahmen (Sperrbrunnen (GW-Sicherung)),
Räumung (vollständige Räumung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 15.09.2007

BESCHREIBUNG DER ALTABLAGERUNG

Die Altablagerung befindet sich in der Stadt Steyr östlich der Enns im Stadtteil Münichholz ca. 3 km nordöstlich des Stadtzentrums. Zwischen der Gußwerkstraße und der Bahntrasse der Strecke von St. Valentin nach Thörl-Maglern wurde im Zeitraum von 1945 bis 1979 eine Fläche von rund 2,7 ha als Deponie für industrielle Abfälle genutzt.

Es wurden vorwiegend Produktionsabfälle und -rückstände aus um­liegenden metallverarbeitenden Betrieben sowie Bauschutt abgelagert. Es handelte sich um Abfälle aus unterschiedlichsten Produktionsbereichen, wie z.B. der Produktion von Kugellagern, Waffen und Fahrzeugteilen. Neben festen und pastösen Abfällen wurden vermutlich auch flüssige Abfälle wie Bohr-, Schleif- und Schneidöle eingebracht. Die abgelagerten Abfälle waren ihrer Herkunft entsprechend zum Teil hochbelastet. Neben Abfällen, die Belastungen durch Metalle zeigten, waren vor allem Belastungen durch unterschiedliche Mineralölprodukte aber auch durch Lösungs­mittel gegeben. Das abgelagerte Abfallvolumen wurde mit rund 120.000 m³ abgeschätzt. Die Deponie war als Haldendeponie ohne jegliche deponietechnische Einrichtungen und insbesondere ohne Basisabdichtung errichtet worden. Nach Einstellung der Deponie erfolgte eine Abdeckung.

Beschreibung der Untergrundverhältnisse

Der Standort befindet sich im Übergangsbereich zwischen einer ebenen, würmeiszeitlichen Niederflurterrasse der Enns und einem tertiären, nach Osten ansteigenden Hangbereich. Der Untergrundaufbau im Bereich der Niederflurterrasse wird von gut durchlässigen sandigen Kiesen geprägt. Als Grundwasserstauer stehen feinkörnige (schluffig-tonig), tertiäre Sedimente (Schlier) an. Die Oberfläche des Grundwasserstauers zeigt ein starkes Gefälle von Osten nach Westen. Im Bereich der Altablagerung beträgt die Mächtigkeit der Kiese zwischen rund 8 m im Osten und rund 14 m im Westen. Im Kieshorizont sind verfestigte bzw. konglomerierte Schichten ausgebildet.

Die sandigen Kiese der Niederterrasse stellen den Hauptgrundwasserleiter dar. Der Grundwasserflurabstand beträgt rund 6 bis 13 m. Die Durchlässigkeit des Aquifers wird mit ca. 10-³ m/s abgeschätzt. Die Strömungsrichtung des Grundwassers ist generell nach Nordnordwesten gerichtet. Da die Oberfläche des Grundwasserstauers nach Osten stark ansteigt ist das Grundwasservorkommen der Niederterrasse räumlich begrenzt bzw. nur im westlichen Teil der Altablagerung vorhanden (sh. Abbildung 2). Im östlichen Teil der Altablagerung speisen Hangwässer aus den ter­tiären Hangbereichen, die dem Relief des Grundwasserstauers folgend abfließen, in das Grundwasservorkommen der Niederterrasse ein.

Beschreibung der Schutzgüter und Nutzungen

Abgesehen von je einem Bauernhof im Norden und im Süden wird die Altablagerung vor allem von Produktionshallen verschiedener Großbetriebe (z.B. Kugellagerwerk der SKF Österreich, SLR Gusswerk, Steyr Mannlicher) umgeben. Unmittelbar nördlich der Deponie Gusswerkstraße befindet sich eine ehemalige Kiesgrube, welche zwischen 1941 und 2002 zur Versickerung bzw. als Retentionsbecken für diverse Abwässer der umliegenden Betriebe genutzt wurde, sowie ein ehemaliges unterirdisches Tanklager aus dem 2. Weltkrieg (Altlast O54, „Retentionsbecken Gusswerkstraße“).

Im Süden der Altablagerung, im Grundwasseranstrom, befindet sich ein Grund­wasserschutzgebiet für einen von einem der angrenzenden Industriebetriebe genutzten Brunnen.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Die Ergebnisse der durchgeführten Abfall- und Bodenuntersuchungen bestätigten, dass größere Anteile der abgelagerten Abfälle äußert hoch mit Mineralölen und Chrom belastet waren. Bei mehr als der Hälfte aller im Zuge der Räumung der ehemaligen Deponie gezogenen Proben zeigte sich eine Überschreitung des Maß­nahmenschwellenwertes für Kohlenwasserstoffe (1.000 mg/kg TM). Wiederholt konnten auch Mineralölgehalte festgestellt werden, die um mehr als das 100-fache über diesem Orientierungswert  lagen (max. 260.000 mg/kg TM). Belastete bzw. hoch belastete Abfälle waren vor allem im westlichen und im nördlichen Teil der Altablagerung anzutreffen. An manchen Abfällen zeigten sich auch massive Belastungen durch PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) oder Chrom (gesamt) so wie vereinzelt durch andere Metalle (z.B. Kupfer, Nickel, Arsen Zink und Blei).

Am nördlichen Rand der Ablagerung war, vermutlich auf Grund der früheren Versickerung von flüssigen Abfallölen, ein massiver Schadstoffeintrag in den Untergrund bis in den Grundwasserschwankungsbereich festzustellen. Es kam dabei auch zur Ausbreitung einer geringmächtigen Mineralölphase in Grund­wasser­strö­mungs­richtung von etwa 50 bis 70 m.

Die Ergebnisse der Grundwasserbeweissicherung bestätigten, dass lokal ein massiver Eintrag von Mineralöl in das Grundwasser gegeben war. An Schöpfproben im Bereich der Grundwassersonde GW 10 konnten Kohlenwasserstoffgehalte bis zu 89 mg/l gemessen werden. Diese Ergebnisse stellten den qualitativen Nachweis dar, dass im nahen Grundwasserabstrom der Altablagerung ein Ölfilm am Grundwasser gegeben war. Im Vergleich dazu zeigten oberflächennah gezogen Pumpproben mit Kohlenwasserstoffgehalten bis zu 0,11 mg/l nur zum Teil Überschreitungen des Maßnahmenschwellenwertes (0,1 mg/l). Darüber hinaus waren im unmittelbaren Grundwasserabstrom der Altablagerung auch eine Erhöhung der Gesamtmineralisierung des Grundwassers sowie deutliche Belastungen durch Cyanide und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe zu beobachten.

Demgegenüber wurden in den Schöpfproben nördlich des angrenzenden Altstand­ortes „Retentionsbecken Gusswerkstraße“, also im weiteren Grundwasserabstrom, nur Maximalbelastungen von Kohlenwasserstoffen bis zu 1,25 mg/l festgestellt. Dies bestätigte, dass im weiteren Grundwasserabstrom Kohlenwasserstoffe in den oberflächennahen Schichten des Grundwasserkörpers in gelöster Form vorlagen und kein Ölfilm an der Grundwasseroberfläche ausgebildet war.

Belastungen des Grundwassers durch Aluminium, die an den Proben aus einer Mess­­stelle im weiteren Grundwasserabstrom beobachtet wurden, sind nicht der Altablagerung zuzuordnen und wurden auch an den Proben einer Messstelle im Anstrom nachgewiesen.

Zusammenfassend ergibt sich, dass die auf der „Deponie Gusswerkstraße“ abgelagerten industriellen Abfälle aus der Metallverarbeitung eine erhebliche Gefahr für die Um­welt darstellten und eine Verunreinigung des Grundwassers verursacht haben. Die Altablagerung war daher als Altlast im Sinne des Altlasten­sanierungs­ge­setzes zu bewerten.

 

DURCHGEFÜHRTE SICHERUNGSMAßNAHMEN

Zur Sanierung bzw. zur Sicherung des Standortes wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Aushub und Entsorgung von kontaminiertem Untergrund
  • Hydraulische Sicherung

Die baulichen Maßnahmen zur Sicherung der Altlast O53, „Deponie Gusswerkstraße“ erfolgten gleichzeitig mit jenen zur Sicherung der Altlast O54, „Retentionsbecken Gusswerkstraße“ im Zeitraum Dezember 2001 bis Mai 2002.

Beurteilung der Sicherungsmaßnahmen

Durch den Aushub des Abfalls im Bereich der Deponie Gusswerkstraße ist eine weitgehende Reduktion des Schadstoffpotenzials erfolgt. Im Zuge der Aushubmaßnahmen konnte das Schadenszentrum und somit der weitaus größte Teil des kontaminierten Untergrundes entfernt werden.

Restbelastungen befinden sich im nördlichen Teil der ehemaligen Deponie, wo im Zuge der Aushubarbeiten auf einer Fläche von ca. 3.000 m² massive Verunreinigungen des Grundwassers und des gesättigten Untergrundes durch Kohlenwasserstoffe angetroffen wurden.

Die Gesamtkubatur des hier verbliebenen kontaminierten Untergrundes kann auf ca. 1.500 m³ geschätzt werden.

Die Sicherung der Restkontamination erfolgt mittels hydraulischer Maßnahmen über einen Sanierungsbrunnen, welcher auch gleichzeitig zur Sicherung der nördlich angrenzenden Altlast O54, „Retentionsbecken Gusswerkstraße“ betrieben wird. Seit Inbetriebnahme des Brunnens im Frühjahr 2005 wurden insgesamt 43.000 m³ Grundwasser und damit über 1.000 l Kohlenwasserstoffe gefördert. Um die vorgesehenen Sanierungsziele zu erreichen wird mit einer Betriebsdauer von 3 bis 5 Jahren gerechnet. Aufgrund der hydraulischen und chemischen Grundwasserbeweissicherung konnte nachgewiesen werden, dass mittels der durchgeführten hydraulischen Nachsorgemaßnahmen die Restbelastungen weitestgehend erfasst werden und dadurch ein Abströmen des kontaminierten Grundwassers weitgehend verhindert wird. Bei ordnungsgemäßem Betrieb der Anlage sind daher auch in Hinkunft keine erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Grundwasser im Abstrom der Altlast zu erwarten.

Die Altablagerung „Deponie Gusswerkstraße“ ist daher als gesichert zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung: Dezember 2006