Altlast O30: Shell-Tanklager/Linz

Beim Altstandort „Shell-Tanklager Linz“ handelt es sich um einen rund 12.500 m² großen Standort, auf dem etwa von 1920 bis 1960 ein Mineralöllager betrieben wurden. In zwei Bereichen des Altstandortes ist der Untergrund auf einer Fläche von insgesamt 1.350 m² mit Mineralöl erheblich verunreinigt.

Die aktuellen Auswirkungen auf das Grundwasser sind gering. Es sind auch zukünftig keine wesentlichen Änderungen der Schadstoffausbreitung im Grundwasser zu erwarten. Für die erheblich kontaminierten Bereiche des Altstandortes ergibt sich die Prioritätenklasse 3.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Linz,
Linz,
Lustenau,
1238/14, 1238/18
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Mineralöl-, Treibstofflager
Fläche Altlast (m²): 1.400 m²
Volumen Altlast (m³): 2.500 m³
Schadstoff(e) Mineralölkohlenwasserstoffe (Benzin, Diesel/Heizöl)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 17.07.1996
Datum der Prioritätenfestlegung: 28.07.1997
Priorität: 3
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Beobachtung
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.12.2020

BETRIEBLICHE ANLAGEN UND TÄTIGKEITEN

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort „Shell-Tanklager/Linz“ liegt am Winterhafen, rund 100 m südlich des Hafenbeckens. Das Gelände wird im Norden und Osten von der Donaupromenade, im Süden von der Hafenstraße und im Westen von der Straße „Am Winterhafen“ begrenzt.

Im Bereich des ca. 12.500 m² großen Altstandortes wurden im Zeitraum zwischen 1920 und 1960 Mineralöle gelagert und umgeschlagen. Für das Jahr 1927 ist ein Schadensfall, bei dem 30.000 l Benzin aus einem Tank ausgeflossen sind, belegt.

Im Bereich des Altstandortes befanden sich folgende Anlagen:

  • zwei Hochtanks mit einem Fassungsvermögen von je ca. 500 m³
  • sieben unterirdische Tanks (drei mit je ca. 15 m³ und vier Tanks mit je 50 m³ Fassungsvermögen)
  • 13 oberirdisch angelegte Tanks (je 50 m³ Fassungsvermögen)
  • Fasslagerflächen im Osten und im Westen des Altstandortes
  • Tankwagenfüllstelle und Kraftstoffabfüllhalle
  • Abfüllanlage für Kesselwagen und Fassabfüllstellen im Bereich einer ehem. Gleisanlage
  • Dampfkesselhaus im Osten des Altstandortes
  • Pumpenhaus - Ost und Pumpstation - West
  • Lagerhalle mit Fassreinigungsanlage, Werkstätte, Magazin, Sickergrube, Ölabscheider

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort liegt regionalgeologisch betrachtet im Bereich nacheiszeitlicher Sedimente und ist geprägt von den rezenten Ablagerungen der Donau, die insbesondere aus Schottern, Aulehmen und –sanden bestehen.

Das Gelände im Bereich des Altstandortes befindet sich ca. 253 m ü.A. Unter einer bis zu 3,3 m mächtigen Aufschüttung (Aushub mit Ziegelbruch) befindet sich eine bis zu ca. 5 m mächtige Sandschicht (teilweise schluffig und kiesig). Unterhalb dieser Sandschicht befinden sich quartäre Kiese mit einer Mächtigkeit von ca. 8 bis 10 m. Der Grundwasserstauer (Schlier) liegt ca. 13 m unter Gelände.

Der Flurabstand im Bereich des Altstandortes beträgt ca. 2,5 bis 3,5 Meter. Die Grundwasserfließrichtung ist nach SSO bis SO gerichtet. Hydraulisch ist das Grundwasser im Bereich des Altstandorts vom Donauwasser durch eine Dichtwand getrennt. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters (quartäre Kiese) liegt zwischen 2 * 10-3 und 1 * 10-2 m/s. Das hydraulische Gefälle beträgt rd. 0,1 %. Der tägliche hydraulische Durchfluss kann mit rd. 30 m³/m und entsprechend ein Verdünnungsverhältnis von rd. 1:250 angegeben werden.

Schutzgüter und Nutzungen

Nach 1960 wurde das Tanklager nicht mehr genutzt, abgerissen und mit einer Bebauung des Altstandortes begonnen, so dass heute die gesamte Fläche verbaut ist und als Gewerbegebiet genutzt wird. Rund 50 m nördlich des Altstandortes befindet sich das Hafenbecken des Winterhafens und ca. 200 m nördlich fließt die Donau. Das Grundwasser wird sowohl im Bereich des Altstandortes als auch im Grundwasserabstrom durch Nutzwasserbrunnen erschlossen.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Im Bereich des Altstandortes "Shell-Tanklager/Linz" wurden im Zeitraum von etwa 1920 bis 1960 Mineralöle gelagert und umgeschlagen. Der Altstandort befindet sich im Stadtgebiet von Linz in der Nähe des Winterhafens. Aus dem Jahr 1927 ist ein Schadensfall, bei dem ca. 30.000 l Benzin ausgeflossen sind, dokumentiert.

Die Untersuchungen im Jahr 1996 ergaben, dass im Bereich des Altstandortes im Wesentlichen zwei abgrenzbare Gebiete mit stark erhöhten KW-Konzentrationen im Boden vorhanden sind:

  • Westlicher Bereich: Zwischen dem Pumpenhaus - Ost und dem zentralen Gleisbereich mit der Kesselwagenabfüllanlage (max. 4.760 mg KW/kg TS)
  • Östlicher Bereich: Zwischen dem Südosteck der oberirdisch angelegten Tankgruppe und der Sickergrube (max. 13.900 mg KW/kg TS)

Die Fläche der beiden Bereiche mit erheblichen Kohlenwasserstoffverunreinigungen kann mit ca. 1.350 m² angegeben werden. Davon befinden sich ca. 820 m² im Bereich der Kesselwagenabfüllanlage und ca. 530 m² im Bereich der Tankgruppe und der Sickergrube. Die durchschnittliche Kontaminationsmächtigkeit kann mit ca. 2 m angenommen werden. Einzelne Proben außerhalb der zwei Verunreinigungsbereiche zeigen, dass punktuell auch Kontaminationen in anderen Bereichen vorhanden sind (z.B. Ausfahrtstor und Dampfkesselhaus).

In den letzten 40 Jahren wurden auf dem Altstandort Bürogebäude errichtet. Im Zuge dieser Bautätigkeiten wurden Untergrundkontaminationen angetroffen und entfernt. Auf Basis der vorliegenden Dokumentationen der Baumaßnahmen und der durchgeführten Untersuchungen ergibt sich, dass die beiden erheblich verunreinigten Bereiche weitgehend unverändert noch vorhanden sind.

In der Grundwassermessstelle im Bereich der Kesselwagenabfüllanlage (GW2) wurde Mineralöl in Phase ab 2014 angetroffen, wobei die Mächtigkeit der Phase stark schwankte (max. 90 cm). Zur qualitativen Bewertung der aufschwimmenden Produktphase wurden Altersbestimmungen sowie Produktbestimmungen durchgeführt. Dabei wurde eine Mischung von hochsiedenden und gealterten Produkten festgestellt, die bereits seit Jahrzehnten im Untergrund vorhanden sind.

1996/97 bzw. 2012 bis 2015 wurden im Grundwasserabstrom der Altlast keine Kontaminationen festgestellt. Es ist davon auszugehen, dass die meisten leicht löslichen Schadstoffe bereits mobilisiert worden sind und die noch vorhandenen Kohlenwasserstoffe nur mehr schwer mobilisierbar sind.

Im Abstrom des Altstandortes wurden zu keinem Zeitpunkt Kohlenwasserstoffe festgestellt. Insgesamt ist aufgrund der Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen festzustellen, dass die Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasser gering ist. Es ist auch zukünftig mit keiner erhöhten Ausbreitung zu rechnen.

Die Untersuchungsergebnisse zeigen zusammenfassend, dass im Bereich der Kesselwagenabfüllanlage und der Tankgruppe der Untergrund zum Teil erheblich mit Mineralöl verunreinigt ist. Im Bereich der Kesselwagenabfüllanlage schwimmt Mineralöl auf dem Grundwasser auf. Die Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasser ist gering.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: erheblich

Auf einer Fläche von ca. 1.350 m² im Bereich der Kesselwagenabfüllanlage bzw. der Tankgruppe ist der Untergrund mit Mineralölkohlenwasserstoffen (Heizöl Leicht/Diesel) erheblich verunreinigt. Das Volumen des erheblich verunreinigten Untergrundbereiches kann insgesamt mit rund 2.500 m³ abgeschätzt werden. Heizöl Leicht weist aufgrund der stofflichen Eigenschaften ein hohes Gefährdungspotential für das Grundwasser auf.

Schadstoffausbreitung: lokal

Aufgrund der Untergrundverhältnisse und der Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen kann die Länge der Schadstofffahne in einer Größenordnung von max. 10 m abgeschätzt werden. Die Schadstofffracht für Mineralölkohlenwasserstoffe im Grundwasser ist gering. Eine Zunahme der Schadstoffausbreitung ist mittel- bis langfristig nicht zu erwarten.

Schutzgut: nutzbar

Der Bereich mit erheblicher Mineralölbelastung liegt in keinem besonders geschützten Gebiet. Es gibt im Umfeld keine Brunnen, die für eine Trinkwasserversorgung verwendet werden. Nutzwasserbrunnen werden als thermische Nutzwasseranlagen oder zum Bewässern von Hausgärten verwendet. Aufgrund des städtischen gewerblich genutzten Umfeldes sind auch zukünftig keine höherwertigen Nutzungen zu erwarten. Das Grundwasserdargebot ist als hoch zu bewerten.

Prioritätenklasse – Vorschlag: 3

Entsprechend der Beurteilung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien ergibt sich für die erheblich kontaminierten Bereiche des Altstandortes die Prioritätenklasse 3.

 

Datum der Texterstellung: Dezember 2019