Gesicherte Altlast O1: Werksdeponie Klostermühle

Auf der ehemaligen Betriebsdeponie des Aluminiumwerkes Ranshofen wurden ca. 370.000 m³ Abfälle mit zum Teil sehr hohem Schadstoff- und Reaktionspotential abgelagert. Durch die Deponie wurde eine massive Verunreinigung des Grundwassers entlang des Inns verursacht. Da das Grundwasser in Zusammenhang mit einem Wasserkraftwerk im Abstrom der Altablagerung in den Inn abgepumpt wird, konnten sich die Verunreinigungen nur begrenzt ausbreiten.

Im Zeitraum von 1990 bis 1991 wurden bauliche Maßnahmen zur Sicherung (Umschließung, Oberflächenabdeckung etc.) gesetzt. Ende des Jahres 1993 wurden die Wasserhaltung in Betrieb genommen. Die Ergebnisse der Beweissicherung bis in das Jahr 2000 zeigen, dass die Sicherungsmaßnahmen wirksam sind und die Grundwasserqualität im Abstrom der Altablagerung weitgehend verbessert wurde. Im unmittelbaren Nahbereich der Altablagerung sind im Grundwasser vereinzelt noch deutliche Restbelastungen festzustellen, deren weitere Entwicklung beobachtet werden muss.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Braunau am Inn,
Braunau am Inn,
Ranshofen,
1853/7
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Fläche Altlast (m²): 30.000 m²
Schadstoff(e)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.03.1990
Datum der Prioritätenfestlegung: 13.05.1990
Priorität: 2
Datum Ausweisung gesichert: 11.03.2002
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.04.2002

BESCHREIBUNG DER ALTLAST

Die Altablagerung befindet sich ca. 2 km westsüdwestlich von Ranshofen im Augebiet unmittelbar am Inn. Es handelt sich um eine ehemalige Betriebsdeponie der Aluminiumwerke Ranshofen. Im Zeitraum von etwa 1960 bis 1991 wurden die betrieblichen Abfälle des Aluminiumwerkes in Form einer Haldenschüttung abgelagert. Bei den abgelagerten Abfallstoffen handelt es sich im wesentlichen um produktionsspezifische Rückstände aus der Aluminiumproduktion, wie insbesondere:

  • Bodenkohle-Laugungsrückstände (verbrauchte Kohleauskleidung der Ofenböden),
  • Salzschlacke (von 1982 bis 1990),
  • Turmschlamm (Rückstände aus der Rauchgasreinigung der Elektrolyseöfen),
  • Primerschlamm (mit Kalk konditionierte Chromhydroxidschlämme),
  • Rückstände aus der Emulsionsspaltanlage (Kammerfilterpresskuchen eines Klärschlammes),
  • Kalkstaub (Filterstaub aus der Trockengasreinigungsanlage der Umschmelzgießerei) und
  • Krätze sowie Feinanteil.

Der Untergrundaufbau im Bereich der Austufe des Inns wird durch quartäre Sedimente geprägt. Unter einer geringmächtigen Ausandschicht unterschiedlicher Stärke herrschen gut durchlässige sandige Kiese (Durchlässigkeitsbeiwert etwa 3 x 10-3 m/s) vor. In einer Tiefe von ca. 5 bis 8 m unter Gelände befindet sich grundwasserstauende tertiäre Sedimente Schlier. Der höchste Grundwasserspiegel kann mit etwa 340,3 m ü.A. angegeben werden. Die Grundwassermächtigkeit beträgt etwa 3,5 bis 5,0 m. An die Austufe schließt etwa 300 m östlich der Altlast entlang des Blankenbaches eine ca. 8 bis 10 m höhergelegene Niederflur an, die aus Schottern der Würm-eiszeit aufgebaut ist.

Die Grundwasserströmung im unmittelbaren Bereich der Altlast wird durch den entlang der nordwestlichen Grenze befindlichen Rückstauraum des Innkraftwerkes Braunau-Simbach geprägt. Das aus dem Stauraum austretende Qualmwasser bewirkt eine etwa gegen Südosten, zu einem an der südwestlichen Grenze der Altlast befindlichen Entwässerungsgraben, gerichtete Grundwasserströmung. Dieser stellt, da ihm auch das der Austufe aus dem Bereich der Niederflur zuströmende Grundwasser zufließt, eine Grundwasserscheide dar. Das Grundwasser des gesamten Poldergebietes und der Entwässerungsgraben fließen einem etwa 1 km nordöstlich der Deponie gelegenen Pumpwerk zu, von dem das Wasser in den Inn übergepumpt wird. Der gesamte Grundwasserdurchfluss im Bereich der ungesicherten Altablagerung wurde mit ca. 10 l/s abgeschätzt.

Das Grundwasser der Austufe wird nicht genutzt. Etwa 300 m südöstlich der Altlast befindet sich die Ortschaft Blankenbach, etwa 1 km nordöstlich die Ortschaft Scheuhub. Aufgrund der vorherrschenden Grundwassersituation kann ein Zustrom von Grundwasser aus dem Bereich der Deponie zu den Ortschaften ausgeschlossen werden.

Unmittelbar anschließend an die ehemalige betriebliche Deponie des Aluminiumwerkes Ranshofen befindet sich im Südwesten die Mülldeponie der Stadtgemeinde Braunau. Außerhalb des Auwaldes bestehen im Nahebereich der Altablagerung auch landwirtschaftlich genutzte Flächen.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Es wurden über etwa 30 Jahre rund 370.000 m³ Abfälle abgelagert, die zum Großteil aus der Aluminiumproduktion stammen. Die abgelagerten industriellen Abfallstoffe (Salzschlacken, Primerschlamm, Turmschlamm, Rückstände aus der Rauchgasreinigung etc.) weisen ein extrem hohes Reaktions- und Schadstoffpotential auf, das auch sehr gut mobilisierbar ist. In Bezug auf die Mobilisierbarkeit von Schadstoffen kommt neben hohen Austragsraten für verschiedene Salze und auch organische Belastungen insbesondere Cyaniden, Fluoriden und polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) besondere Bedeutung zu. Die Ablagerungen erfolgten ohne entsprechende deponietechnische Schutzmaßnahmen im Bereich eines Standortes, der auch über keine geologische Barriere verfügt, so dass ein weitgehend ungehinderter Eintrag hochbelasteter Sickerwässer in das lokale Grundwasser möglich war.

Die Untersuchungsergebnisse der Grundwasserbeweissicherung in den Jahren 1986 bis 1988 zeigten im Abstrom der Altablagerung sowohl in Bezug auf die Mineralisierung des Grundwasser (z.B. Chlorid, Sulfate) als auch in Bezug Cyanide und organischen Schadstoffe, wie insbesondere polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, massivste Verunreinigungen des Grundwassers. Bei Vergleich mit den Orientierungswerten der ÖNORM S 2088-1 sind bei den genannten Parametern wiederholt Überschreitungen um mehr als das 100-fache (z.B. Cyanide zu beobachten.

Die Ausbreitung der Verunreinigungen im Grundwasser war begrenzt, da sämtliche Grund- und Oberflächengewässer im Aubereich des Inns südlich von Ranshofen abgepumpt und in den Inn abgeleitet werden.

 

BESCHREIBUNG DER SICHERUNGSMAßNAHMEN

Ziel der Sicherungsmaßnahmen war es, die Ausbreitung bzw. Verlagerung von Schadstoffen aus dem Bereich der Altlast in die Umgebung dauerhaft zu unterbinden, so dass eine weitere Gefährdung des lokalen Grundwasservorkommens ausgeschlossen werden kann.

Zu diesem Zweck wurden im einzelnen folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Errichtung einer Oberflächen- und Böschungsabdeckung mit zugehöriger Oberflächenentwässerung im Bereich der Altablagerung
  • Umschließung der Altablagerung
  • Errichtung von Brunnen zur Grundwasserhaltung im Bereich der Altablagerung
  • dauerhafte Absenkung des Grundwasserspiegels innerhalb der Altablagerung durch die Entnahme von Grundwasser aus den Brunnen
  • Vorreinigung der abgepumpten Sickerwässer vor Einleitung in die Kanalisation

Die Oberfläche der Deponie wurde mit einer Mindestneigung von 2% und folgendem generellen Aufbau der Oberflächenabdeckung ausgeführt:

  • Rekultivierungsschicht
  • Filtervlies
  • Drainageschicht zur Ableitung von Oberflächenwasser
  • HDPE-Dichtung
  • Gasdrainageschicht
  • Rohplanum

Die Böschungen der Haldendeponie wurden mit einer zweilagigen, mindestens 50 cm starken mineralischen Abdichtung abgedeckt, auf die eine 30 cm mächtige Rekultivierungsschicht aufgebracht wurde. Die anfallenden Oberflächenwässer werden in nahegelegene Oberflächengewässer abgeleitet. Die Oberflächenabdeckung wurde im Oktober 1991 fertiggestellt.

Das Deponieareal wurde mit einer einfachen Schmalwand sowie entlang der Nordwestseite entlang des Inns mit einer Schlitzwand (Wandstärke 60 cm) umschlossen. Die Einbindetiefe der Umschließungswand in den Grundwasserstauer beträgt generell 1 m.

Der Pumpbetrieb zur Wasserhaltung wurde erst Ende des Jahres 1993 aufgenommen. Dementsprechend kam es im umschlossenen Deponiebereich im Zeitraum zwischen 1991 und Ende 1993 zu einem Aufspiegeln des Grundwassers um bis zu 1 m über den Umgebungswasserspiegel. Seit Ende des Jahres 1993 wird über einen Absenkbrunnen eine mittlere Fördermenge von knapp 0,5 l/s abgepumpt und damit der Wasserspiegel innerhalb der Umschließung um rund 0,5 bis 1 m unter den Außenwasserspiegel abgesenkt. Zur Überprüfung der Wirksamkeit der Maßnahmen werden die Wasserspiegellagen an verschiedenen Grundwassersonden an der Innen- und der Außenseite der Umschließungswand beobachtet. Das abgepumpte Grund- bzw. Sickerwasser der Altablagerung wird über eine Druckrohrleitung zum Werksgelände der AMAG gepumpt und dort vor Einleitung in die Kanalisation vorgereinigt.

Seit dem Beginn der Sicherungsmaßnahmen wurden in halbjährlichen Intervallen die Grundwassersonden außerhalb des umschlossenen Deponiebereiches beprobt. An den Grundwasserproben werden die Parameter Leitfähigkeit, Chlorid, Fluorid und Sulfat bestimmt. Die Ergebnisse der Beweissicherung und die Entwicklung der Grundwasserbelastungen sind in den Abbildungen 2 bis 5 dargestellt. Die qualitative Grundwasserbeweissicherung zeigt, dass es bei den untersuchten Leitparametern seit dem Beginn der Wasserhaltung Ende des Jahres 1993 zu einer sehr starken Reduzierung der Belastungen um mehrere 10er-Potenzen gekommen ist und damit auch die Grundwasserqualität im Abstrom der Altablagerung weitgehend wiederhergestellt worden ist.

Als Ergänzung zu diesen Untersuchungsdaten wurden im Juli dieses Jahres aus 3 Grundwassersonden Parallelproben gezogen und auf einen erweiterten Parameterumfang analysiert.

 

Ergebnisse der Grundwasserbeprobung im Juli 2001

Parameter Einheit Sonde B 1A Sonde B 2 Sonde B 10 PW*) MSW*)
Natrium mg/l 37 6,6 44 30 ---
Kalium mg/l 15 3,3 17 12 ---
Calcium mg/l 86 82 66 240 ---
Aluminium mg/l 0,17 0,010 0,025 0,12 0,2
Chlorid mg/l 66,8 11,8 43,5 60 ---
Sulfat mg/l 23 12,1 2,39 150 ---
Fluorid mg/l 0,23 0,13 1,44 0,9 1,5
Ammonium mg/l 0,653 0,028 2,39 0,3 ---
Cyanid (gesamt) mg/l 0,31 - - 0,03 0,05
KW mg/l n.n. n.n. n.n. 0,06 0,1
PAK (US-EPA) µg/l 0,62 0,39 1,54 0,1 0,2

 

Wie aus obiger Tabelle hervorgeht, zeigten sich bei polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen und Cyaniden zum Teil deutliche Restbelastungen. Darüber hinaus werden die Prüfwerte für Grundwasser gem. ÖNORM 2088-1 bei Chlorid und Fluorid jeweils an einer Probenahmestelle geringfügig, die von Ammonium an 2 Probenahmestellen deutlich überschritten. Erhöhte Ammoniumkonzentrationen des Grundwassers in Augebieten können auch natürlich bedingt sein. Grundsätzlich ergab sich in Bezug auf die Leitparameter der Grundwasserbeweissicherung eine Bestätigung dafür, dass die Gehalte nachhaltig reduziert wurden und eine weitgehende Wiederherstellung der Grundwasserqualität eingetreten ist.

Zusammenfassend zeigen die vorliegenden Unterlagen und Untersuchungsergebnisse nachvollziehbar, dass durch die Umschließung der ehemaligen Deponie und die Wasserhaltung im umschlossenen Bereich die Voraussetzungen geschaffen wurden, um eine weitere Gefährdung des Grundwassers bzw. weitere Emissionen zu unterbinden. Im Abstrom der Altablagerung konnte ein anhaltender Trend und ein weitestgehender Rückgang der Belastungen des Grundwassers beobachtet werden. Da die Wirksamkeit und der Erfolg der Maßnahmen nachgewiesen sind, ist die Altlast als gesichert zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung:     November 2001