Altlast N99: Ziegelteichverfüllung Wienerberger

Bei der Altablagerung handelt es sich um eine ehemalige wiederverfüllte Tongrube. Auf einer Fläche von rund 62.000 m² wurden im Zeitraum von 1960 bis 1973 rund 800.000 m³ Aushubmaterial, Bauschutt, bauschuttähnliche Abfälle und zum Teil Hausmüll bzw. hausmüllähnliche Ablagerungen sowie gewerbliche Abfälle ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz abgelagert.

Die Ablagerungen liegen ab einer Tiefe von etwa 4 m im Grundwasser. Die Mächtigkeit der Ablagerungen beträgt durchschnittlich 16 m und maximal bis zu 25 m, wobei die tiefsten Grubenbereiche im nördlichen und zentralen Bereich der Altablagerung liegen. Die Ablagerungen im nördlichen und zentralen Teil der Altablagerung, mit einer Fläche von ca. 20.000 m² und einem Volumen von rund 400.000 m³, weisen eine große Schadstoffmenge und ein erhöhtes Deponiegasbildungspotenzial auf. Im Grundwasser ist ein Einfluss durch Sickerwasser aus dem Ablagerungsbereich deutlich erkennbar. Für den erheblich kontaminierten Bereich ergibt sich die Prioritätenklasse 3.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Bruck an der Leitha,
Leopoldsdorf,
Leopoldsdorf,
32/8, 32/9, 32/16, 32/17, 32/18, 32/24, 32/25, 32/28
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum,
Bauschutt,
Hausmüll,
Industrie-/Gewerbemüll
Fläche Altlast (m²): 20.000 m²
Volumen Altlast (m³): 400.000 m³
Schadstoff(e) Deponiegas (Methan, Kohlendioxid)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.08.2023
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.08.2023
Priorität: 3

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung „Ziegelteichverfüllung Wienerberger“ befindet sich ca. 300 bis 400 m nördlich des Ortszentrums von Leopoldsdorf, zwischen der Hennersdorfer Straße und der Achauerstraße, im Gewerbegebiet.

Bei der Altablagerung handelt es sich um eine ehemalige wiederverfüllte Tongrube. Auf einer Fläche von rund 62.000 m² wurden im Zeitraum von 1960 bis 1973 rund 800.000 m³ Aushubmaterial, Bauschutt sowie zum Teil Hausmüll bzw. hausmüllähnliche Ablagerungen und gewerbliche Abfälle deponiert. Die Mächtigkeit der Ablagerungen beträgt durchschnittlich 16 m und maximal bis zu 25 m. Die tiefsten Grubenbereiche befinden sich im nördlichen und zentralen Bereich der Altablagerung. Die Fläche der Altablagerung mit Ablagerungsmächtigkeiten über 10 m kann mit rund 20.000 m² abgeschätzt werden. Die Altablagerung besitzt keine Basisabdichtung, Sickerwassererfassung sowie Deponiegaserfassung und wurde nach Abschluss der Ablagerungen abgedeckt und rekultiviert. Im Zuge der Herstellung von Untergrundaufschlüssen im Bereich der Altablagerung wurde ab einer Tiefe von durchschnittlich 4,5 m Wasser angetroffen.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung liegt am westlichen Rand des Wiener Beckens auf etwa 188 m ü.A. im Bereich des von Norden nach Süden ausgerichteten Staffelbruchsystems der Wiener Thermenlinie.

Der Untergrund wird im Bereich der Altablagerung bis zu einer Tiefe von etwa 12 m bis 15 m aus sandigen Schluffen aufgebaut. Darunter folgen bis zu einer Tiefe von rund 18 m bis 24 m Tone, die von sandigen Schluffen unterlagert sein können. Lokal treten ab einer Tiefe von 28 m wieder Tone auf. In diese Sedimentabfolge sind sandigere Schichten eingelagert, die Grundwasser führen können.

Im Bereich der Altablagerung ist kein oberflächennaher, zusammenhängender Grundwasserkörper vorhanden. Das lokal auftretende Grund- bzw. Schichtwasser sammelt sich in der ehemaligen Tongrube und fließt aufgrund der geringen Mächtigkeit und Durchlässigkeit der grundwasserführenden Schichten nur langsam ab. Das Grundwasser im Umfeld der Altablagerung ist großteils gespannt. Geringmächtige grundwasserführende Schichten liegen in einer Tiefe von ca. 10 m. Die Druckhöhe des Grundwassers liegt durchschnittlich auf 178 m ü.A. Die Grundwasserströmung ist nach Südsüdosten gerichtet. Das Grundwasserspiegelgefälle beträgt rund 3 %. Die Durchlässigkeit der grundwasserführenden Sedimente kann mit 10-5 bis 10-6 m/s angegeben werden. Während der Grundwasseruntersuchungen wurden im Abstrom der Altablagerung Grundwasserspiegelschwankungen von 0,2 bis 0,8 m festgestellt. Der Grundwasserzu- und abfluss im Bereich der Altablagerung kann als sehr gering (< 5 m³/d) abgeschätzt werden.

Schutzgüter und Nutzungen

Auf der Altablagerung befinden sich gewerbliche Betriebe. Es stehen Gebäude und Hallen auf der Altablagerung, die zum Teil unterkellert sind. Ein Teil der Altablagerung im südlichen Bereich liegt brach oder wird als Sportplatz genutzt. Nördlich der Altablagerung befinden sich gewerbliche Betriebe sowie westlich, durch eine Straße getrennt, Wohnhäuser. Südlich der Altablagerung sind Sportplätze und unmittelbar östlich, durch eine Straße getrennt, ist die Altlast „Deponie Wienerberger“ situiert.

Im Bereich der Altablagerung gibt es Hausbrunnen, die allerdings nicht genutzt werden. Etwa 700 m bis 800 m südwestlich der Altablagerung fließt der Petersbach. Die Altablagerung liegt im Schongebiet der Heilquellen Oberlaa, welches die ergiebigen Thermalwässer in rund 350 bis 450 m Tiefe erschließt.  

 

UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE

Im Zeitraum von Juni 2010 bis Februar 2014 wurden im Bereich der Altablagerung folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Raumluftmessungen an 2 Terminen
  • Orientierende Deponiegasmessungen an 33 Messstellen sowie Entnahme und Untersuchung von 13 Deponiegasproben
  • Errichtung von 4 stationären Deponiegasmessstellen sowie Absaugversuche an 2 Terminen  
  • 5 Greiferbohrungen sowie Entnahme und Untersuchung von Feststoffproben
  • Errichtung von 4 Grundwassermessstellen sowie Entnahme und Untersuchung von Grundwasserproben aus den neu errichteten Grundwassermessstellen sowie aus bestehenden Grundwassermessstellen bzw. Brunnen
  • 8-stündiger Pumpversuch an einer Grundwassermessstelle am dritten Probenahmetermin

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung handelt es sich um eine ehemalige wiederverfüllte Tongrube. Auf einer Fläche von rund 62.000 m² wurden im Zeitraum von 1960 bis 1973 rund 800.000 m³ Aushubmaterial, Bauschutt, bauschuttähnliche Abfälle und zum Teil Hausmüll bzw. hausmüllähnliche Ablagerungen sowie gewerbliche Abfälle ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz abgelagert. Die Mächtigkeit der Ablagerungen beträgt durchschnittlich 16 m und maximal bis zu 25 m. Die Ablagerungen liegen ab einer Tiefe von durchschnittlich 4 m im Grundwasser.

In einem historischen Luftbild aus dem Jahr 1956 ist ersichtlich, dass die tiefsten Grubenbereiche im nördlichen und zentralen Bereich der Altablagerung liegen, was durch die hergestellten Untergrundaufschlüsse bestätigt wird. Die Fläche und das Volumen jenes Teils der Altablagerung mit Ablagerungsmächtigkeiten über 10 m kann mit ca. 20.000 m² bzw. 400.000 m³ abgeschätzt werden.

Die orientierenden Deponiegasmessungen zeigen, dass vor allem im zentralen Teil der Altablagerung noch ein deutlicher anaerober Abbau von organischen Abfällen stattfindet. Aufgrund des hohen Wasserspiegels im Bereich der Altablagerung waren Absaugversuche auf der Altablagerung nur sehr eingeschränkt möglich. Die Absaugversuche an einer stationären Deponiegasmessstelle bestätigen, dass in den Bereichen mit größeren Ablagerungsmächtigkeiten noch eine dauerhafte Deponiegasproduktion stattfindet. Der Absaugversuch an einer stationären Deponiegasmessstelle im westlichen Teil der Altablagerung zeigte hingegen keine erhöhten Deponiegaskonzentrationen. Die Deponiegasuntersuchungen hinsichtlich leichtflüchtiger Kohlenwasserstoffe waren generell unauffällig. Es ergeben sich keine Hinweise, dass im ungesättigten Bereich der Altablagerung größere Mengen Abfälle mit leichtflüchtigen Schadstoffen abgelagert wurden.  

In Kellerräumen im Bereich der Altablagerung waren die Deponiegaskonzentrationen unauffällig. In einem Schacht wurden erhöhte Kohlendioxidkonzentrationen gemessen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass zumindest zeitweise in unterirdischen Einbauten im Ablagerungsbereich erhöhte Deponiegaskonzentrationen auftreten können.

In den Greiferbohrungen wurden Aushubmaterial, Bauschutt, bauschuttähnliche Abfälle und organische Ablagerungen festgestellt. Im Grundwasserschwankungsbereich (in Tiefen zwischen 3 m und 6 m) wurden lokale Ölverunreinigungen angetroffen. Die Feststoffproben zeigten entsprechende Belastungen mit Kohlenwasserstoffen. An etlichen Feststoffproben wurden erhöhte wasserlösliche Gehalte bei den Parametern Ammonium und vereinzelt bei Sulfat gemessen. Die Analysenergebnisse der Feststoffproben aus dem Untergrund unter den Ablagerungen waren durchgehend unauffällig. Aufgrund der Ergebnisse der Feststoffuntersuchungen ist davon auszugehen, dass die Ablagerungen nur zum Teil erhöhte Schadstoffgehalte aufweisen.

Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen zeigen, dass das Grundwasser bereits im Anstrom der Altablagerung eine erhöhte Mineralisation und zum Teil auch geringe Sauerstoffgehalte aufweist. Im Abstrom wurde vor allen bei den für Hausmüllablagerungen typischen Parametern Kalium, Bor und Kaliumpermanganatverbrauch eine Zunahme der Konzentrationen im Vergleich mit dem Anstrom gemessen. Lokal wurden im Abstrom der Altablagerung auch erhöhte Nickelkonzentrationen beobachtet. Das Ergebnis eines 8-stündigen Pumpversuches in einer Grundwassermessstelle im Randbereich der Altablagerung bestätigt großteils die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen. Aufgrund des geringen Grundwasserdurchflusses und der Lage eines Großteils der Ablagerungen im Grundwasser weist das Grundwasser innerhalb der Tongrube Sickerwasserqualität auf. Eine weitreichende Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasser ist aufgrund des sehr geringen Grundwasserdurchflusses in den gering durchlässigen Schichten nicht zu erwarten.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass der zentrale und nördliche Bereich der Altablagerung mit einer Fläche von etwa 20.000 m² und einem Volumen von rund 400.000 m³, der Schüttmächtigkeiten von über 10 m aufweist, einen erhöhten Hausmüllanteil und dadurch ein erhöhtes Deponiegasbildungspotenzial aufweist. Das Grundwasser im Bereich der ehemaligen Tongrube wird durch die Ablagerungen verunreinigt. Der Bereich der Altablagerung mit Ablagerungsmächtigkeiten über 10 m ist erheblich kontaminiert.  

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Schutzgut Luft relevant. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Gasemissionspotenzial: erheblich

Im Zeitraum von 1960 bis 1973 wurden in einer ehemaligen Tongrube rund 400.000 m³ zum Teil organisch abbaubare Abfälle abgelagert. Bereichsweise sind die aktuellen Deponiegaskonzentrationen hoch. Der reaktive Kernbereich umfasst eine Fläche von etwa 4.300 m². Das Deponiegasbildungspotenzial ist aufgrund der abgelagerten Materialien und Mengen erhöht. Die Deponiegasbildung wird durch den Wassereinstau der Altablagerung begrenzt. Das Gasemissionspotenzial ist insgesamt erheblich.

Ausbreitung der Schadstoffe: möglich

Der Untergrund ist im Bereich der Altablagerung grundsätzlich gering durchlässig. Methan wurde im Randbereich innerhalb des Ablagerungsbereiches nur mehr in geringen Konzentrationen nachgewiesen. Aufgrund des gering durchlässigen Untergrundes sind Deponiegasmigrationen in benachbarte Gebäude nicht zu erwarten. In einem Keller rund 25 m südlich der Altablagerung konnte kein Deponiegas nachgewiesen werden. Eine Ausbreitung von Deponiegas im Untergrund ist grundsätzlich möglich.

Bedeutung des Schutzgutes: gut nutzbar

Auf der Altablagerung befinden sich gewerblich genutzte Gebäude und Hallen, die zum Teil unterkellert sind. Westlich, durch eine Straße getrennt, befinden sich Wohnhäuser und rund 25 m südlich der Altablagerung befindet sich ein unterkellertes Gebäude. Der Untergrund im Bereich der Altablagerung ist gering durchlässig.

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien ergibt sich für den erheblich kontaminierten Bereich die Prioritätenklasse 3.

 

Datum der Texterstellung: Oktober 2022

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