Altlast N93: Holzimprägnierung Rütgers Amstetten Werk I

Im Bereich des Altstandortes wurde von 1956 bis 1991 ein Schwellenimprägnierwerk betrieben. Als Imprägniermittel wurde Teeröl verwendet und untergeordnet Salzlösungen. Im südlichen Teil des Standorts wurden erhebliche Untergrundbelastungen mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen festgestellt.

Auf einer Fläche von ca. 12.000 m² sind rund 15.000 m³ Untergrund erheblich verunreinigt, auf dem Stauer hat sich auf einer Fläche von rund 6.500 m² Teeröl in Phase ausgebreitet. Im Grundwasserabstrom wurden lokal erhöhte Gehalte an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen nachgewiesen, die Länge der Schadstofffahne kann derzeit nicht abgeschätzt werden. Mittel- bis langfristig ist keine signifikante Änderung der Grundwasserbelastungen zu erwarten.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Amstetten,
Amstetten,
Amstetten,
1843/3, 1843/11, 1843/12, 1843/13, 1843/14, 2028/1
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Holzimprägnierwerk
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 12.000 m²
Volumen Altlast (m³): 15.000 m³
Schadstoff(e) Teeröl (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.10.2021

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Auf dem Standort wurde im Jahr 1955 eine Anlage zur Schwellenimprägnierung mit einer Ölfeuerungsanlage und einem Heizöllager errichtet. 1956 ging das Werk mit zwei Imprägnierkessel mit je 40 m³ Inhalt in Betrieb. Als Imprägnierungsmittel wurde Teeröl verwendet, die frisch imprägnierten Hölzer wurden südlich der Tränkanlage zum Abtropfen gelagert. 1980 wurde ein zusätzlicher Imprägnierkessel errichtet, dieser wurde mit einer Salzlösung betrieben, gemäß Produktbezeichnung vermutlich ein Chrom-Kupfer-Arsen Gemisch, es gibt jedoch auch Hinweise auf die Verwendung von Chlor-Zink Gemischen.

Im Laufe der Betriebstätigkeit kam es zu einigen Erweiterungen um Anlagen wie Holztrocknungsanlage, Spänesilo- und Granulieranlage sowie Hobel- und Bohranlage. Im westlichen Bereich wurde 1972 eine Tankanlage und ein 2.000 Liter Dieseltank errichtet. Im nördlichen Bereich des Altstandortes wurden nur unbehandelte Hölzer gelagert und mechanische Bearbeitungsschritte durchgeführt.

Im Jahr 1991 wurde der Betrieb eingestellt, die Betriebsanlagen wurden 1997 abgebrochen. Die Gesamtfläche des Werks inklusive Lagerflächen und Infrastruktur (Gleisanlagen) betrug rund 95.000 m².

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort befindet sich im Bereich einer quartären Niederterrasse. Die Oberfläche des Standorts ist nahezu eben, rund 300 m nördlich des Standortes steigt das Gelände an. Der Untergrund setzt sich aus sandigen Kiesen zusammen, die teilweise von einer schluffigen Deckschicht (Lößlehm) überlagert sind. Die Deckschicht ist im Bereich des Altstandortes größtenteils durch anthropogene Anschüttungen ersetzt. Im Liegenden befindet sich der tertiäre Stauer in Form von Ton. Der Untergrund im Bereich des Altstandortes wird im Wesentlichen wie folgt aufgebaut:

  • Anschüttungen bestehend aus Kiesen, Sanden und Schluffen, teilweise mit Beimengungen an Bauschutt (v.a. Ziegel) und Aschen (bis 3,9 m unter GOK, im Mittel rund 1,2 m unter GOK)
  • teilweise schluffige Deckschicht zwischen 1,6 bis 3,3 m unter GOK
  • quartäre sandige Kiese (ca. 4,2 bis 9 m mächtig, im Mittel rund 5,5 m)
  • tertiärer Ton, teilweise schluffig oder sandig, ab 6,6 bis 8,7 m unter GOK (im Mittel rund 7,9 m unter GOK)

Die quartären Sedimente bilden den Grundwasserleiter. Die Durchlässigkeit (kf-Wert) des Grundwasserleiters beträgt ca. 5 x 10-4 bis 9 x 10-3 m/s, der Flurabstand des Grundwassers beträgt rund 5 bis 8 m. Das Grundwasser ist im Bereich des Altstandortes im Mittel rund 2 m mächtig. Die Grundwasserströmung ist generell etwa Richtung Südost gerichtet, das Grundwasserspiegelgefälle im Bereich des Altstandortes beträgt ca. 0,3 bis 0,5 %. Der spezifische Grundwasserdurchfluss liegt im Bereich von etwa 3 bis 4,5 m³/m,d, über den gesamten Querschnitt des Altstandorts rund 500 bis 700 m³/d. Die Sickerwassermenge im Bereich des Altstandortes kann mit rund 75 m³/d abgeschätzt werden. Im Vergleich von Grundwasserneubildung und hydraulischer Fracht ergibt sich ein geringer Verdünnungsfaktor von 1:8

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort wird im nördlichen Teil zum Teil gewerblich genutzt, zum Teil befinden sich noch bewaldete Flächen darauf. Der gewerblich genutzte Bereich ist fast vollständig versiegelt. Im südlichen Teil des Altstandortes befinden sich Mehrparteienwohnhäuser, weitere werden aktuell errichtet. Im südwestlichen Eck befindet sich ein Kindergarten.

Im Bereich des Altstandortes wird das Grundwasser nicht genutzt. Im Anstrom sowie im Abstrom befinden sich wasserrechtlich bewilligte Nutzungen für Wärmepumpen, im weiteren Abstrom befinden sich Hausbrunnen. Trinkwassernutzungen sind keine vorhanden.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Auf dem Standort wurde im Jahr 1955 eine Anlage zur Schwellenimprägnierung mit einer Ölfeuerungsanlage und einem Heizöllager errichtet. 1956 ging das Werk mit zwei Imprägnierkessel mit je 40 m³ Inhalt in Betrieb. Als Imprägnierungsmittel wurde Teeröl verwendet, die frisch imprägnierten Hölzer wurden südlich der Tränkanlage zum Abtropfen gelagert. 1980 wurde ein zusätzlicher Imprägnierkessel errichtet, der mit einer Salzlösung betrieben wurde. Im nördlichen Bereich des Altstandortes wurden nur unbehandelte Hölzer gelagert und mechanische Bearbeitungsschritte durchgeführt. Im Jahr 1991 wurde der Betrieb eingestellt, die Gesamtfläche des Werks inklusive Lagerflächen und Infrastruktur (Gleisanlagen) betrug rund 95.000 m².

Im Bereich des Altstandortes sind oberflächlich Anschüttungen aus Kies, Sand und Schluff mit vereinzelten Beimengungen von Bauschutt und Aschen vorhanden. Die Anschüttungen sind im Mittel rund 1,2 m mächtig (max. 3,9 m) und zum Teil mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, Mineralölkohlenwasserstoffen und untergeordnet Metallen (Zink, Cadmium, Chrom, Kupfer und Arsen) belastet. Im nördlichen Bereich des Altstandortes wurden unterhalb der Anschüttungen keine Verunreinigungen nachgewiesen. Im Bereich der Tränkanlage wurden Verunreinigungen mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen ausgehend von oberflächennahen Schichten bis zum Stauer nachgewiesen, im Nahbereich der ehemaligen Tanks für Teeröl und der Imprägnierhalle ab ca. 3 m unter GOK. Die Verunreinigungen mit Teeröl haben sich im gesättigten Untergrund oberhalb des Stauers großflächig ausgebreitet, bei zahlreichen Aufschlüssen wurde Teeröl in Phase mit einer Mächtigkeit bis ca. 50 cm nachgewiesen. In den stark verunreinigten Bereichen sind untergeordnet auch Verunreinigungen mit heterozyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen vorhanden.

Insgesamt sind im gesättigten Untergrund auf einer Fläche von rund 12.000 m² erhebliche Verunreinigungen mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) vorhanden, das Volumen des erheblich verunreinigten Untergrundes kann mit rund 15.000 m³ abgeschätzt werden. Die Fläche mit Teeröl in Phase kann auf rund 6.500 m² geschätzt werden.

Im Grundwasser wurden generell nur geringe Gehalte an gelösten Schadstoffen nachgewiesen. Der Prüfwerte gem. ÖNORM S 2088-1 wurden bei den Probenahmen lediglich betreffend Naphthalin in GW 135 und GW 136 zum Teil geringfügig überschritten, die restlichen PAK-Einzelsubstanzen waren gering. Neben Naphthalin wurden generell nur Acenaphthen und untergeordnet Fluoren und Phenanthren nachgewiesen, in den Schöpfproben vereinzelt auch Spuren an höhermolekularen Verbindungen.

Bei der Durchführung von 24-stündigen Pumpversuchen wurde ein deutlicher Anstieg der PAK-Gehalte (vor allem Naphthalin) in der Messstelle GW 140 festgestellt. Bei einer rund 70 m grundwasserstromab liegenden Bohrung wurde noch Geruch im gesättigten Untergrund und geringfügig erhöhte PAK-Gehalte im Feststoff über dem Stauer nachgewiesen, eine Bohrung weitere 30 m grundwasserstromab war nicht verunreinigt. Es ist zu vermuten, dass im Nahbereich der Messstelle GW 140 eine schmale Schadstofffahne vorliegt, deren Länge derzeit nicht abgeschätzt werden kann.

Der allgemeine Grundwasserchemismus weist keine signifikanten Unterschiede zwischen Anstrom und Abstrom auf. Auch im Bereich der erheblichen Verunreinigungen gibt es mit Ausnahme von geringfügig reduzierten Sauerstoffgehalten im Bereich der Messstelle GW 132 keine Hinweise auf mikrobielle Abbautätigkeit.

Die Schadstofffrachten an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen im Grundwasser sind generell gering, lediglich im Nahbereich der Messstelle GW 140 hat sich eine Schadstofffahne mit höheren Anteilen an gelösten Schadstoffen ausgebildet.

Zusammenfassend zeigen die Untersuchungsergebnisse, dass im südlichen Bereich des Altstandortes der Untergrund auf einer Fläche von rund 12.000 m² erheblich mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen verunreinigt ist. Auf einer Fläche von etwa 6.500 m² hat sich eine Teerölphase mit einer Mächtigkeit bis ca. 50 cm auf den Stauer ausgebreitet. Die Untergrundverunreinigungen verursachen eine lokale Grundwasserverunreinigung, die Schadstoffausbreitung kann derzeit nicht beurteilt werden. Es ist davon auszugehen, dass sich mittel- bis langfristig weder die Schadstoffkonzentrationen noch die Schadstofffrachten im Grundwasser signifikant verändern werden.

 

Datum der Texterstellung: Dezember 2020