Altlast N88: Deponie Oberleitner

Bei der Altablagerung „Deponie Oberleitner“ handelt es sich um die Teilverfüllung einer ehemaligen Schottergrube. Auf einer Fläche von rund 14.000 m2 wurde im Zeitraum von 1978 bis 1988 überwiegend Haus- und Gewerbemüll neben geringeren Anteilen an Aushubmaterial und Bauschutt mit einem Volumen von rund 100.000 m3 abgelagert.

Das Deponiegasbildungspotenzial ist erhöht und die Schadstoffmenge der Altablagerung ist als erheblich zu beurteilen. Aufgrund der hydrogeologischen Standortverhältnisse ist die Schadstoffausbreitung im Grundwasser gering. Für die Altablagerung ergibt sich die Prioritätenklasse 3.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Amstetten,
Aschbach-Markt,
Aschbach Dorf,
801, 815, 1040
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum,
Bauschutt,
Hausmüll,
Industrie-/Gewerbemüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 14.000 m²
Volumen Altlast (m³): 100.000 m³
Schadstoff(e) Mineralölkohlenwasserstoffe
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.07.2020
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.07.2020
Priorität: 3

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung „Deponie Oberleitner“ befindet sich ca. 8 km südwestlich von Amstetten, linksufrig der Ybbs. Bei der Altablagerung handelt es sich um die Teilverfüllung einer ehemaligen Schottergrube, die eine Fläche von ca. 83.000 m2 aufwies. Im westlichen Bereich der Grube wurde etwa im Zeitraum von 1978 bis 1988 überwiegend Hausmüll und Gewerbemüll neben geringeren Mengen an Bauschutt und Aushubmaterial auf einer Fläche von rund 14.000 m2 abgelagert. Die durchschnittliche Ablagerungsmächtigkeit beträgt ca. 7 m. Das Ablagerungsvolumen kann mit rund 100.000 m3 abgeschätzt werden. Die Ablagerungen erfolgten ohne technische Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers. Die Sohle der Ablagerungen befindet sich nicht im Grundwasserschwankungsbereich.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung liegt im westlichen Randbereich der sogenannten Forstheide auf etwa
312 m ü. A und ist eben. Der Untergrund wird aus 4 bis 8 m mächtigen lockeren Trockenschottern (sandiger Kies) aufgebaut, die von einem etwa 5 bis 10 m mächtigen Konglomeratkomplex aus grobkörnigen Sedimenten unterlagert wird. Das Konglomerat ist gering durchlässig. Den Grundwasserstauer bildet der Schlier der Molassezone. Eine stark ausgeprägte Rinnenstruktur, der als Grundwasserspeicher wasserwirtschaftliche Bedeutung zukommt, verläuft südlich bzw. östlich der Altablagerung von Südwest nach Nordost. Die Altablagerung liegt im westlichen Abbruchbereich zur Speicherzone der Rinne. Die Achse der Rinne verläuft parallel zur Ybbs, wird von dieser jedoch durch einen Schlierrücken getrennt.

Den Grundwasserleiter bilden lockere Schotter unterhalb des Konglomerats. In größeren Mächtigkeiten liegen die grundwasserführenden Schotter nur innerhalb der Rinne vor, nach Westen steigt die Schotterbasis zur höheren Terrassenflur rasch an, wodurch eine Abnahme der Grundwassermächtigkeit bedingt ist. So liegen im östlichen Bereich der Altablagerung mittlere Grundwassermächtigkeiten von etwa 2 m vor, während im westlichen Bereich diese im Mittel weniger als 1 m betragen.

Der Grundwasserflurabstand liegt zwischen 9 und 19 m. Das Grundwasser weist ein Gefälle zwischen 1,0 und 3,5 % auf. Die Grundwasserströmung ist generell von West nach Ost gerichtet, wobei Verschwenkungen nach Ostsüdost und temporär nach Südost bis Süd auftreten können. Im östlichen Bereich der Altablagerung kommt es zu einer Vermischung des Grundwassers mit dem entlang der oben beschriebenen Rinne verlaufenden Grundwasserhauptstrom bzw. mit einem Grundwasserzustrom aus südlicher Richtung. Der Durchlässigkeitsbeiwert des Grundwasserleiters liegt zwischen 1,6x10-5 und 4,9x10-3 m/s.

Die Sickerwassermenge im Bereich der Altablagerung kann mit rund 10 m³/d abgeschätzt werden. Die durch die Altablagerung grundsätzlich beeinflussbare Aquifermächtigkeit nimmt innerhalb der Altablagerung entlang der Fließrichtung von etwa 0,5 m auf etwa 2 m im östlichen Abstrombereich zu. Der Grundwasserdurchfluss liegt in einer Größenordnung von 200 m³/d über eine Abstrombreite von etwa 110 m. Dies entspricht einem spezifischen Durchfluss von etwa 2 m3/d,m. Die resultierende Verdünnung des Sickerwassers im Grundwasser kann daraus mit einem Faktor von rund 20 abgeschätzt werden.

Schutzgüter und Nutzungen

Die Altablagerung liegt brach, wird nicht genutzt und ist mit Bäumen und Sträuchern dicht bewachsen. In der Umgebung der Altablagerung befinden sich landwirtschaftlich genutzte Flächen, Kiesabbaustätten, Brachflächen und gewerblich genutzte Flächen. Auf der Altablagerung bzw. in deren unmittelbaren Umfeld befinden sich keine unterkellerten Objekte. Unmittelbar angrenzend befinden sich weitere Altablagerungen.

Die Altablagerung befindet sich etwa in der Mitte zwischen den Flussläufen von Ybbs und Url.

Im Umfeld der Altablagerung (< 500m) befinden sich zwei wasserrechtlich bewilligte Grundwassernutzungen. Zwei Nutzwasserversorgungsanlagen befinden sich ca. 100 m nordwestlich und ca. 410 m östlich der Altablagerung.

UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE

In der Zeit von Juli 2015 bis März 2018 wurden folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Deponiegasmessungen an 30 temporären Messstellen, Entnahme und Analyse von 5 Deponiegasproben
  • Herstellung von 11 Trockenkernbohrungen, Entnahme und Untersuchung von Feststoffproben
  • Entnahme und Untersuchung von Grundwasserproben an 4 Terminen an bestehenden und neu errichteten Messstellen, Durchführung von 8h-Pumpversuchen im Zuge des 3. Termins

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung „Deponie Oberleitner“ handelt es sich um die Teilverfüllung einer ehemaligen Schottergrube, die eine Fläche von ca. 84.000 m2 aufwies. Im westlichen Bereich der Grube wurde etwa im Zeitraum von 1978 bis 1988 überwiegend Hausmüll und Gewerbemüll neben geringeren Mengen an Bauschutt und Aushubmaterial auf einer Fläche von rund 14.000 m2 abgelagert. Die durchschnittliche Ablagerungsmächtigkeit beträgt ca. 7 m. Das Ablagerungsvolumen kann mit rund 100.000 m3 abgeschätzt werden.

Aus den Ergebnissen der Deponiegasuntersuchungen ergaben sich Hinweise auf einen Abbau organischer bzw. hausmüllähnlicher Abfälle. Sowohl die Methan- als auch die Kohlendioxidkonzentrationen waren an einigen Messpunkten erhöht. Die aktuelle Deponiegasbildung kann als erhöht bewertet werden. Insgesamt ist das Reaktionspotential auf Basis der Gasmessungen und der Ansprache der abgelagerten Materialien als erhöht zu beurteilen. Auf der Altablagerung und in deren näheren Umgebung befinden sich keine unterirdischen Einbauten.

Bei der Herstellung der Untergrundaufschlüsse wurde überwiegend Hausmüll und Gewerbemüll hauptsächlich in Form von Kunststoffen, Metall, Elektroschrott und Holz angetroffen. Die entnommenen Feststoffproben wiesen unter anderem einen Geruch nach Kohlenwasserstoffen auf. In zahlreichen Feststoffproben wurden Metalle und Kohlenwasserstoffe in hohen Konzentrationen festgestellt. Das Ausmaß der mineralölkontaminierten Ablagerungen kann mit einem Volumen von mehr als 5.000 m3 abgeschätzt werden. Entsprechend den Ergebnissen der Feststoffuntersuchungen ist davon auszugehen, dass Abfälle mit hohem Schadstoffgehalt in größeren Mengen abgelagert wurden.

Bei den Grundwasseruntersuchungen wurden zeitweise erhöhte Kohlenwasserstoff- und Metallkonzentrationen im Abstrom der Altablagerung festgestellt. Aufgrund des großen Abstandes der Deponiesohle zum Grundwasser (mind. 10 m) sowie der geringen Durchlässigkeit der Untergrundschichten unterhalb der Deponiesohle sind die Auswirkungen durch Sickerwasser aus der Deponie auf das Grundwasser gering.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass im Bereich der Altablagerung überwiegend Haus- und Gewerbemüll mit einem Volumen von rund 100.000 m3 abgelagert wurde. Das Deponiegasbildungspotenzial ist erhöht und die Schadstoffmenge der Altablagerung ist als erheblich zu beurteilen. Aufgrund der hydrogeologischen Standortverhältnisse ist die Schadstoffausbreitung im Grundwasser gering.

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: groß

Die Altablagerung hat ein Volumen von rund 100.000 m³. Die Schadstoffmenge der Altablagerung ist erheblich. Mehr als 5.000 m³ der Ablagerungen sind erheblich mit Mineralöl verunreinigt. Ausgehend vom Volumen der Ablagerung mit hohem Schadstoffgehalt sowie der Art der Schadstoffe ist das Schadstoffpotenzial insgesamt als groß zu bewerten.

Ausbreitung der Schadstoffe: lokal

Im Grundwasser wurden fallweise Verunreinigungen durch Kohlenwasserstoffe festgestellt. Der Grundwasserdurchfluss ist entsprechend den hydrogeologischen Standortverhältnissen groß. Es ist keine dauerhafte Schadstofffahne im Grundwasser ausgebildet. Die mit dem Grundwasser transportierte Fracht an gelösten Schadstoffen ist gering. Es ist nicht davon auszugehen, dass durch eine Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasser bestehende Nutzungen des Grundwassers beeinträchtigt werden. Insgesamt ist die Schadstoffausbreitung als lokal zu klassifizieren.

Bedeutung des Schutzgutes: nutzbar

Grundsätzlich ist der Grundwasserleiter ergiebig und hat keine wasserwirtschaftliche Bedeutung. Das Grundwasser wird in einem Umkreis von 150 m nicht für Trinkwasserzwecke genutzt.

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Beurteilung der Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien ergibt sich die Prioritätenklasse 3.

 

Datum der Texterstellung: Juli 2019