Altlast N81: Deponie Wienerberger-Ortner

Die Altablagerung „Deponie Wienerberger-Ortner“ ist eine ehemalige wiederverfüllte Tegelgrube. Im Zeitraum von 1974 bis 1990 wurden auf einer Fläche von etwa 215.000 m² rund 3.800.000 m³ Aushub, Bauschutt, Baustellenabfälle sowie untergeordnet organisch abbaubare Abfälle abgelagert. Die Müllschüttungen erfolgten bis durchschnittlich 6 m über Geländeniveau. Rund 2/3 der Ablagerungen liegen im Grundwasser.

In weiten Teilen der Altablagerung wurden hohe Deponiegas-, insbesondere Methankonzentrationen gemessen und eine erhöhte Deponiegasnachlieferung festgestellt. Im Abstrom der Altablagerung konnte eine Beeinflussung des Grundwassers durch hausmüll- und bauschutttypische Parameter festgestellt werden, die Schadstofffrachten sind gering. Aufgrund des gering durchlässigen Untergrundes sind Deponiegasmigrationen in benachbarte Gebäude nicht zu erwarten. Die Altablagerung „Deponie Wienerberger-Ortner“ stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird vorgeschlagen die Altablagerung in die Prioritätenklasse 3 einzustufen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Bruck an der Leitha,
Leopoldsdorf,
Leopoldsdorf,
116/5, 118/5, 251/3
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum,
Bauschutt,
Hausmüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 210.000 m²
Volumen Altlast (m³): 3.800.000 m³
Schadstoff(e) Deponiegas (Methan, Kohlendioxid)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.07.2017
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.07.2017
Priorität: 3

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung liegt südlich von Wien, am südlichen Ortsende von Leopoldsdorf, unmittelbar östlich der Achauerstraße.   

Bei der Altablagerung handelt es sich um eine wiederverfüllte ehemalige Tegelgrube. Im Zeitraum von 1974 bis 1990 wurden auf einer Fläche von rund 215.000 m² Aushub und Bauschutt, Baustellenabfälle sowie untergeordnet Hausmüll bzw. hausmüllähnliche Abfälle deponiert. Die Mächtigkeit der Ablagerungen  beträgt durchschnittlich 22 m und maximal 32,5 m. Die Müllschüttung erfolgte bis durchschnittlich 6 m über das ursprüngliche Gelände. Das Volumen der Ablagerungen beträgt insgesamt rund 3.800.000 m³. Das Volumen der Grubenschüttung kann mit rund 2.300.000 m³ angegeben werden, das Volumen der Schüttung über Gelände („Haldenschüttung“) beträgt etwa 1.500.000 m³. Im Bereich der Altablagerung wurde ab einer Tiefe von durchschnittlich 7 m von der Geländeoberkante der Haldenschüttung Grundwasser angetroffen. Somit kann grob abgeschätzt werden, dass die Hälfte bis zwei Drittel der Ablagerungen im Grundwasser liegen. Die Altablagerung besitzt keine Basisabdichtung, Sickerwassererfassung und Deponiegaserfassung. In Teilbereichen der Altablagerung ist eine mineralische Abdeckschicht vorhanden.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung liegt am westlichen Rand des Wiener Beckens, im Bereich des Nord-Süd ausgerichteten Staffelbruchsystems der Wiener Thermenlinie, auf etwa 172 m ü.A. Das Gelände der Haldenschüttung liegt zumindest 3 m über dem umgebenden Gelände und steigt auf bis zu 180 m ü.A. an.

Der Untergrund wird im Bereich der Altablagerung bis in Tiefen zwischen 22 m und 27 m aus einer Wechsellagerung aus Feinsanden, schluffigen Sanden, sandigen Schluffen und Tonen unterschiedlicher Mächtigkeit aufgebaut. Die schluffigen Sande, sandigen Schluffe und Feinsande können Grundwasser führen. Im Zuge der Errichtung von Grundwassermessstellen wurden im östlichen Teil der Altablagerung zwei grundwasserführende Bereiche angetroffen. Die Messstellen wurden für den oberen Bereich in einer Tiefe zwischen 2 m und maximal 10 m und für den tieferen Bereich in Tiefen zwischen 10 m bis maximal 27 m ausgebaut. Aufgrund der Ergebnisse der Grundwasserspiegelmessungen ergeben sich Hinweise, dass die beiden Grundwasserbereiche zumindest zum Teil in Verbindung stehen. Unter den grundwasserführenden Sedimenten folgen Tone, die den Grundwasserstauer darstellen.

Im Bereich der Altablagerung liegt der Grundwasserspiegel auf 169 m ü.A. bis 172 m ü.A., im Umfeld der Altablagerung liegt der Grundwasserspiegel generell in beiden Grundwasserhorizonten auf etwa 169 m ü.A. Der Flurabstand beträgt im Umfeld der Altablagerung rund 3 m. Die Grundwasserströmung ist in beiden Grundwasserhorizonten nach Osten bis Südosten gerichtet. Das Grundwasserspiegelgefälle kann mit rund 0,5 % und die Durchlässigkeit der grundwasserführenden Sedimente kann mit 10-5 bis 5x10-7 m/s angegeben werden. Während der Grundwasseruntersuchungen wurden in beiden Grundwasserhorizonten Grundwasserspiegelschwankungen von 0,5 m festgestellt. Der Grundwasserzu- und abfluss im Bereich der Altablagerung „Deponie Wienerberger-Ortner“ kann als sehr gering (< 5 m³/d) abgeschätzt werden.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Großteil der Altablagerung wird als Golfplatz, der südöstliche Teil wird landwirtschaftlich genutzt. Auf der Altablagerung befinden sich das Clubhaus des Golfplatzes, das nicht unterkellert ist, 2 Teiche, die nicht mit dem Grundwasser in Verbindung stehen und ein Schacht der Bewässerungsanlage für den Golfplatz. Das Umfeld der Altablagerung wird gewerblich und landwirtschaftlich genutzt. Nördlich der Altablagerung wurde mit der Errichtung von Einfamilienhäusern begonnen. Im Übergang zum östlich angrenzenden Gewerbegebiet wurde der Deponiekörper angeschnitten bzw. liegt dort heute ein mehrere Meter hoher Geländesprung vor.

Die Altablagerung liegt im Schongebiet der Heilquellen Oberlaa, welche von Thermalwässern aus rund 350 bis 450 m Tiefe gespeist werden. Nördlich der Altablagerung, im Bereich des Clubhauses, befindet sich ein Brunnen (Brunnen Golfplatz), der für die Bewässerung des Golfplatzes verwendet wird. Im Umfeld der Altablagerung gibt es Hausbrunnen, die nicht mehr genutzt werden. Rund 600 m östlich der Altablagerung befindet sich ein wasserrechtlich bewilligter Trink- und Nutzwasserbrunnen. Rund 1.300 m südöstlich liegt die Wasserversorgungsanlage von Maria Lanzendorf. Unmittelbar östlich und südlich der Altablagerung fließt der Petersbach, der früher den Bereich der Altablagerung durchquerte und in weiterer Folge umgelegt wurde.

 

UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE

Im Zeitraum von April 2010 bis Februar 2014 wurden im Bereich der Altablagerung folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Raumluftmessungen an 2 Terminen
  • Orientierende Deponiegasmessungen an 69 Messstellen sowie Entnahme und Untersuchung von 19 Deponiegasproben
  • Errichtung von 6 stationären Deponiegasmessstellen sowie Absaugversuche an 2 Terminen  
  • 12 Kernbohrungen sowie Entnahme und Untersuchung von Feststoffproben
  • Errichtung von 4 Grundwassermessstellen sowie Entnahme und Untersuchung von Grundwasserproben aus den neu errichteten Grundwassermessstellen sowie aus bestehenden Grundwassermessstellen bzw. Brunnen
  • Pumpversuch am dritten Probenahmetermin an drei Grundwassermessstellen

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung „Deponie Wienerberger-Ortner" handelt es sich um eine ehemalige, wiederverfüllte Tegelgrube. Im Zeitraum von 1974 bis 1990 wurde die Grube mit Aushub, Bauschutt, Baustellenabfällen sowie untergeordnet mit Hausmüll bzw. hausmüllähnlichen Abfällen verfüllt. Die Ablagerungen erfolgten bis zu 6 m über das ursprüngliche Geländeniveau. Die Fläche der Altablagerung kann mit rund 215.000 m² und das Gesamtvolumen der abgelagerten Abfälle kann mit rund 3.800.000 m³ angegeben werden. Rund die Hälfte bis zwei Drittel der Ablagerungen liegen im Grundwasser. Die mächtigsten Ablagerungen befinden sich im zentralen und südlichen Teil der Altablagerung. Die Altablagerung besitzt keine Basisabdichtung, Sickerwassererfassung und Deponiegaserfassung und wurde nach Abschluss der Ablagerungen abgedeckt und rekultiviert. In Teilbereichen der Altablagerung ist eine mineralische Abdeckschicht vorhanden.

Bei den orientierenden Deponiegasmessungen wurden vor allem im westlichen und zentralen Bereich der Altablagerung, auf einer Fläche von rund 45.000 m², hohe Deponiegas-, insbesondere Methankonzentrationen gemessen. Die Absaugversuche bestätigen die Ergebnisse der orientierenden Deponiegasmessungen und zeigen zusätzlich, dass auch im südlichen Bereich der Altablagerung stark erhöhte Methankonzentrationen vorliegen. Insgesamt konnte für weite Bereiche der Altablagerung im Zuge der Absaugversuche eine kontinuierliche Nachlieferung von Deponiegas, insbesondere Methan, festgestellt werden. Auffällig war auch, dass das Methan/Kohlendioxid-Verhältnis sehr hoch war. Die hohen Methankonzentrationen können darauf zurückgeführt werden, dass sich das Deponiegas unterhalb der mineralischen Abdeckschicht sammelt. Aufgrund der Ergebnisse der Deponiegasmessungen können im gesamten Bereich der Altablagerung erhöhte bis stark erhöhte Methankonzentrationen auftreten. Die aktuelle Deponiegasbildung ist hoch.  

Hinsichtlich leichtflüchtiger Schadstoffe waren die Deponiegasuntersuchungen generell unauffällig. Es ergeben sich keine Hinweise, dass im ungesättigten Ablagerungsbereich größere Mengen Abfälle mit leichtflüchtigen Schadstoffen abgelagert wurden. Bei den Raumluftmessungen wurden in einem Schacht innerhalb der Altablagerung und in zwei Schächten am Rand der Altablagerung kein Methan und maximal 2 Vol.% Kohlendioxid gemessen. Aufgrund des dichten Untergrundes sind weitreichende Deponiegasmigrationen nicht wahrscheinlich.    

In den Untergrundaufschlüssen wurden vorwiegend Aushub und Bauschutt sowie Baustellenabfälle und untergeordnet Hausmüll bzw. hausmüllähnliche Abfälle festgestellt. In etlichen Untergrundaufschlüssen konnte ein Geruch nach Mineralöl bzw. polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen wahrgenommen werden. Damit im Zusammenhang wurden an vielen Feststoffproben erhöhte Gehalte für den Kohlenwasserstoffindex gemessen. Zum Teil waren auch die Metall- und PAK-Gehalte auffällig. Bei den für organische Ablagerungen charakteristischen Parametern Ammonium und TOC wurden erhöhte wasserlösliche Gehalte gemessen. Aufgrund der in den Untergrundaufschlüssen angetroffenen Ablagerungen und den Ergebnissen der Feststoffuntersuchungen ergibt sich, dass im Bereich der Altablagerung hauptsächlich mineralische und untergeordnet hausmüllähnliche Abfälle abgelagert wurden. Die festgestellten Verunreinigungen mit Mineralölkohlenwasserstoffen, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen und Metallen sind typisch für kommunale Abfälle („Hausmüll“). Größere Mengen an Ablagerungen, die Schadstoffgehalte über dem für kommunale Abfälle üblichen Ausmaß aufweisen wurden nicht angetroffen. Der gewachsene Untergrund unter den Ablagerungen war weitgehend unbelastet.

Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen zeigen bereits im Anstrom sehr geringe Sauerstoffgehalte und eine erhöhte Mineralisation. Im Abstrom der Altablagerung war vor allem eine Beeinflussung des Grundwassers durch die für kommunale Abfälle charakteristischen Parameter Ammonium, Bor und Kaliumpermanganatverbrauch feststellbar, wobei der obere und der untere Grundwasserhorizont im Großteil der Grundwassermessstellen einen ähnlichen Chemismus aufweist, was darauf hindeutet, dass die Grundwasserhorizente in Verbindung stehen. Vereinzelt wurden auch erhöhte Arsen- und Nickelkonzentrationen im Abstrom der Altablagerung gemessen. Kohlenwasserstoffe, die vor allem im Grundwasserschwankungsbereich im Feststoff angetroffen wurden, waren bei den Grundwasseruntersuchungen generell unauffällig.

Insgesamt ist im Umfeld der Altablagerung nur wenig ergiebiges Grundwasser in gering mächtigen Schichten in einem weitgehend gering durchlässigen Untergrund vorhanden. Aufgrund des geringen Grundwasserdurchflusses sind die Konzentrationen hausmüll- und bauschutttypischer Parameter im Abstrom der Altablagerung zum Teil deutlich erhöht. Die Stofffrachten im Grundwasser sind generell gering.

Zusammenfassend handelt es sich bei der „Deponie Wienerberger-Ortner“ um eine Altablagerung mit einem sehr großen Volumen. Es wurden hauptsächlich mineralische Abfälle sowie untergeordnet Hausmüll abgelagert. Obwohl keine größeren Mengen von Abfällen mit hohen Schadstoffgehalten festgestellt wurden, ist die Schadstoffmenge der Altablagerung aufgrund des sehr großen Volumens erheblich. Die aktuelle Deponiegasbildung und das Deponiegasbildungspotenzial sind hoch. Im Grundwasser ist ein Einfluss durch Sickerwasser aus dem Ablagerungsbereich deutlich erkennbar. Die Altablagerung „Deponie Wienerberger-Ortner“ stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Schutzgut Luft relevant. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden.

Gasemissionspotenzial: erheblich

In einer ehemaligen Tegelgrube wurden im Zeitraum von 1974 bis 1990 rund 3.800.000 m³ mineralische Abfälle und untergeordnet organisch abbaubare Abfälle abgelagert. In weiten Teilen der Altablagerung sind die Deponiegaskonzentrationen, insbesondere Methankonzentrationen sehr hoch, wobei anzunehmen ist, dass sich das Deponiegas großflächig unter der mineralischen Abdeckschicht sammelt. Aufgrund der hohen Deponiegaskonzentrationen sowie des sehr großen Ablagerungsvolumens ist das Gasemissionspotenzial als erheblich zu bewerten.

Ausbreitung der Schadstoffe: möglich

Der Untergrund ist im Bereich der Altablagerung grundsätzlich gering durchlässig. Methan wurde außerhalb des Ablagerungsbereiches nicht nachgewiesen. Aufgrund des gering durchlässigen Untergrundes sind Deponiegasmigrationen in benachbarte Gebäude nicht zu erwarten. Eine Ausbreitung von Deponiegas im Untergrund ist grundsätzlich möglich.    

Bedeutung des Schutzgutes: sonstige Nutzung

Auf der Altablagerung befinden sich keine unterkellerten Gebäude. Im Norden der Altablagerung wurden kürzlich Wohnhäuser, die auch unterkellert sein können, errichtet. Die Wohnhäuser sind deutlich mehr als 50 m vom reaktiven Teil der Altablagerung entfernt. Der Untergrund im Bereich der Altablagerung ist gering durchlässig. Der von einer etwaigen Deponiegasmigration gefährdete Bereich unterliegt damit keiner sensiblen Nutzung.  

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt vor, die Altablagerung "Deponie Wienerberger-Ortner" in die Prioritätenklasse 3 einzustufen.

 

Datum der Texterstellung:     Mai 2016