Altlast N76: Farbenfabrik Habich

Der Altstandort „Farbenfabrik Habich“ befindet sich am linken Donauufer am Fuß der Burg Weitenegg in der Gemeinde Leiben. Seit dem Jahr 1846 werden auf dem ca. 9.700 m² großen Areal überwiegend Farbpigmente erzeugt. Im Zuge der Untergrunduntersuchungen wurden hohe Belastungen durch Metalle festgestellt. Die Auswirkungen der Untergrundverunreinigungen im Bereich des Altstandortes auf das Grundwasser sowie die abströmenden Schadstofffrachten sind erheblich.

Die Schadstoffbelastungen im Grundwasser wurden bis in eine Entfernung von 35 m deutlich nachgewiesen. Der Altstandort stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird eine Einstufung in die Prioritätenklasse 2 vorgeschlagen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Melk,
Leiben,
Weitenegg,
142, 191/4, 191/10, 197/3, .4
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Farben- und Lackindustrie
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 7.600 m²
Volumen Altlast (m³): 2.000 m³
Schadstoff(e) Metalle (Blei, Chrom)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.02.2015
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.02.2015
Priorität: 2

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort „Farbenfabrik Habich“ befindet sich am linken Donauufer am Fuß der Burg Weitenegg in der Gemeinde Leiben an der Einmündung des Weitenbaches in einen Donaualtarm.

Auf dem ca. 9.700 m2 großen Areal wurden von 1846 bis dato überwiegend Farbpigmente hergestellt. Zur Produktion wurden und werden relativ große Mengen an Chromderivaten und anderen Schwermetallverbindungen benötigt.

1846 wurde die Ultramarinfabrik Johann Setzer in Weitenegg gegründet, die 1921 von der Farbenfabrik H.M. Habich AG übernommen wurde. Zu Beginn der Produktion wurden hauptsächlich Erdfarben und Farbpigmentpräparationen auf Basis von anorganischen und organischen Buntpigmenten erzeugt. 1940 ereignete sich ein Großbrand im Bereich der chemischen Abteilung. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Fabrik unter sowjetische Verwaltung gestellt. Zu dieser Zeit wurden vor allem Erdfarben und Seidenglanz erzeugt. Die Gelb- und Grünfarbenproduktion fand nur in einem eingeschränkten Umfang statt, da Chrom und Blei kaum verfügbar waren. 1955 wurde der Betrieb den Eigentümern zurückgegeben. Nach der Rückgabe wurde die Produktion von Chromgelb-, Molybdatorange- sowie Ultramarinblaupigmenten wieder aufgenommen und die Produktpalette wenig später auf Chromat basierende Korrosionsschutzpigmente erweitert. Ab den 1970er Jahren wurden auch auf Phosphat basierende Korrosionsschutzpigmente hergestellt (Zinkphosphat, Chrom-III-phosphat). Ende der 1980er Jahre wurde die Produktion von Ultramarinblau aufgelassen. In den Jahren 1995 bis 1998 wurde im Nordbereich des Geländes die heutige Halle für Pigmenttrocknung und Strontiumchromatverarbeitung errichtet.

Heute werden ausschließlich anorganische Pigmente hergestellt, wobei Strontium-, Molybdän-, Titan-, Zink-, Barium-, Kalium-, Chrom- (auch Chrom VI-), Blei-, Wismut-, Vanadium-, Phosphor-, Stickstoff-, Chlorid- und Schwefelverbindungen (Oxide und Salze), Calcium sowie diverse Säuren und Laugen verwendet werden. Als Lösungsmittel werden unter Anderem Xylole eingesetzt.

Das Fabrikareal gliedert sich in zwei Teile, einen zentralen Produktions-, Versand- und Verwaltungsbereich südlich der ehemaligen Bundesstraße, der durchgehend mit Beton- bzw. Industriebelägen befestigt ist, sowie einen nördlich der ehemaligen Bundesstraße gelegenen Hallenbereich, der – von Osten nach Westen beschrieben - die Kläranlage, eine Schlosserei, ein Magazin und die Produktion von Strontiumchromat und Wismutvanadat beinhaltet. Auch dieser Bereich ist zur Gänze oberflächenversiegelt. Der Altstandort ist sehr kleinräumig strukturiert. Die Platzverhältnisse sind durch den Weitenbach, den Burghügel und die ehemalige Bundesstraße insgesamt sehr beengt.

zentraler Fabriksbereich

Im südlichen Teil der Fabrik befindet sich der Verwaltungstrakt mit Büros und Archivräumen, einem Innenhof und einer Garage. Im Ostteil befinden sich Aufenthaltsräume, Büros, der Versandraum und ein Raum für Trockenöfen. Im nördlichen Bereich befinden sich die Farbabfüllung, ein Kesselhaus, der Mischraum zum Mischen und Abfüllen der Pigmente sowie der Kollerraum mit Mühlen zum Vermahlen der Pigmentbrocken. Westlich an den Kollerraum angrenzend liegt an der nördlichen Gebäudegrenze der Mischraum. Hier werden Pigmente gemischt und abgefüllt. Eine Turbine samt Generator, die über den Werkskanal mit dem Wasser des Weitenbaches angetrieben werden befindet sich ebenfalls im nördlichen Teil des zentralen Fabriksbereiches. Im Westteil sind die alte und neue chemische Abteilung mit einer Trocknungsanlage für Pigmente, Filterpressen und große Bottiche mit Pufferlösung situiert. Weiter im Westen befinden sich ein Lager für Produktionsrückstände und Paletten sowie ein Salpetersäuretank.

Die ehemalige Bundesstraße zwischen dem zentralen und dem nördlichen Fabriksbereich ist seit September 2009 für den öffentlichen Verkehr gesperrt, eine westlich gelegene, neu errichtete Umfahrungsstraße ersetzt dieses Teilstück.

Fabriksbereich nördlich der ehemaligen Bundesstraße

In dem östlichen Fabriksteil war die ehemalige Blaufabrik untergebracht. Derzeit befinden sich eine Kläranlage mit Ätznatronlager, Kalkgrube, Eisensulfidbecken und weitere Kammerfilterpressen sowie eine Schlosserei und ein Magazin für chemische Rohstoffe und Pigmente in dem Gebäude. Nordwestlich des Magazins befindet sich die gesicherte Altlast N 44 „Betriebsdeponie Farbenfabrik Habich“, westlich davon eine zwischen 1995 und 1998 neu errichtete Halle in der Strontiumchromat und Wismutvanadat hergestellt werden.

Am Altstandort „Farbenfabrik Habich“ wurden von etwa 1940 bis 1980 Betriebsabfälle ohne Sohl- und Böschungssicherung unmittelbar neben dem Weitenbach abgelagert. Die Anschüttungen waren massiv mit Schwermetallen belastet. Im Jahr 2003 wurden die Ablagerungen fast vollständig entfernt und entsorgt, im überbauten Bereich verblieb eine geringe Menge verunreinigtes Material vor Ort. Zur Sicherung der Restbelastungen sowie zur Fassung möglicherweise verunreinigter Sickerwässer wurde eine Teilumschließung errichtet.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort liegt im Bereich von altkristallinen Gesteinen der Böhmischen Masse – hauptsächlich Granitgneise („Gföhler Gneis“) mit Einschaltungen basischer Gesteine (z. B. Amphibolite) –, welche die Oberflächenform stark prägen. Die Burg Weitenegg (unmittelbar westlich des Standortes) befindet sich auf einem Hügel aus Amphibolit.

Das unmittelbare Gelände der Farbenfabrik befindet sich auf einer Seehöhe von rund 212 bis 219 m ü. A. und weist ein Gefälle von West nach Ost sowie von Norden nach Süden auf. Bei den Erkundungen am Standort wurde verwitterter klüftiger Granit aufgrund seines starken Oberflächenreliefs in Tiefen zwischen rund 4 und 12 m unter Gelände angetroffen. Im Bereich des Altstandortes steht unter oberflächennahen Anschüttungen braunes bis graues, meist kantiges kiesig-sandiges Material mit Einschaltungen von Schluff und Steinen an. Darunter befindet sich verwitterter klüftiger Granit.

Im Bereich des Altstandortes ist ein geringmächtiger kleinräumiger Porengrundwasserkörper über verwittertem klüftigem Fels ausgebildet. Der Porengrundwasserkörper ist aus kiesig-sandigem, untergeordnet aus schluffigem und steinigem Material aufgebaut.

Der Weitenbach bildet nach Norden und Osten die Grenze des Porengrundwasserkörpers. Die Grundwasserströmung ist dem Oberflächenrelief des Granits folgend im Norden und Osten des Standortes Richtung Weitenbach, im Süden Richtung Donaualtarm gerichtet. Im Zuge der Oberflächengewässer- und Grundwasserabstichmessungen zeigten sich korrespondierende Lagen von Fließgewässer- und Grundwasserspiegel. Im Beobachtungszeitraum fungierte der Weitenbach als natürlicher Vorfluter des Porengrundwassers. Die erbohrte Felsoberkante entspricht in etwa der Sohle des Weitenbaches.

Der Grundwasserspiegel befindet sich im Bereich des Altstandortes in Tiefen zwischen 3,5 und 8 m unter Gelände, die Mächtigkeit des Grundwassers liegt zwischen 1,4 und 5,7 m. Für den Porengrundwasserleiter wurden Durchlässigkeitsbeiwerte zwischen 1x10-5 und 3x10-4 m/s ermittelt. Das Grundwasserspiegelgefälle beträgt ca. 2 %. Die Sickerwassermenge im Bereich des Altstandortes kann mit rund 1 m³/d abgeschätzt werden. Der Grundwasserdurchfluss kann über eine angenommene Abstrombreite des Standortes von ca. 80 m mit etwa 80 m³/d abgeschätzt werden. Daraus ergibt sich eine Verdünnung des Sickerwassers im Grundwasser mit rund 1:40.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort „Farbenfabrik Habich“ liegt unmittelbar im Kreuzungsbereich der B3 (Donau Bundesstraße) mit dem ehemaligen Teil der B216 (Weitentalbundesstraße), der für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist. Der Altstandort wird gewerblich genutzt. Südlich der B3 befindet sich ein Altstandort, auf dem es durch die Versickerung von Abwässern zu Untergrundkontaminationen gekommen ist. In diesem Bereich befindet sich ein Kinderspielplatz sowie Badebereiche entlang des Altarms.

Das Areal wird sowohl nördlich als auch östlich vom Weitenbach begrenzt. Der Weitenbach mündet in den Luberegger Donaualtarm, der sich ca. 140 m südlich des Altstandortes befindet.

Am Altstandort befindet sich ein Brunnen, der im Zuge der Sicherung der Betriebsdeponie errichtet wurde, um gegebenenfalls anfallende Schichtwässer zu sammeln. Ein Hausbrunnen sowie ein Brunnen der Gemeinde befinden sich südwestlich bzw. südlich des Altstandortes. Ein weiterer Brunnen (Br. WVA Habich), der zur Nutzwasserversorgung des Altstandortes verwendet wird, befindet sich ca. 70 m östlich des gegenständlichen Areals am linken Ufer des Weitenbaches.

 

UNTERSUCHUNGEN

Untersuchungen vor den ergänzenden Untersuchungen

Im Jahr 1998 wurden 2 Brunnen (Brunnen BR-Gruber alt, BR-Gemeinde) beprobt und untersucht. Das Grundwasser wies erhöhte Chromgehalte von 0,13 bzw. 1,03 mg/l auf. Eine weitere Grundwasseruntersuchung fand beim Brunnen BR-Gruber alt im Jahr 2007 statt bei der ein Chrom VI-Gehalt von 0,06 mg/l bestimmt wurde.  

Ergänzende Untersuchungen

Im Rahmen der ergänzenden Untersuchungen wurden von September 2010 bis November 2011 folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • 9 Trockenkernbohrungen und 6 Rammkernsondierungen bis maximal 5,9 m Tiefe, Entnahme und Untersuchung von Feststoffproben
  • Entnahme und Untersuchung von Sedimentproben aus dem Weitenbach an einem Termin
  • Entnahme und Untersuchung von Sedimentproben aus dem Luberegger-Altarm an einem Termin
  • Entnahme und Untersuchung von Oberflächenwasserproben an einem Termin
  • Errichtung von 5 Grundwassermessstellen und Untersuchung des Grundwassers aus den neuen Messstellen und 4 bestehenden Brunnen an 4 Terminen

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Der Altstandort „Farbenfabrik Habich“ weist eine Fläche von ca. 9.700 m2 auf. Auf dem Areal werden seit 1846 überwiegend Farbpigmente hergestellt.

Zu Beginn der Produktion wurden hauptsächlich Erdfarben und Farbpigmentpräparationen auf Basis von anorganischen und organischen Buntpigmenten erzeugt. Nach 1955 wurden Chromgelb-, Molybdatorange- sowie Ultramarinblaupigmente hergestellt und die Produktpalette wenig später auf Chromat basierende Korrosionsschutzpigmente erweitert. Ab den 1970er Jahren wurden auch auf Phosphat basierende Korrosionsschutzpigmente hergestellt. Ende der 1980er Jahre wurde die Produktion von Ultramarinblau aufgelassen. In den Jahren von 1995 bis 1998 wurde im Nordbereich des Geländes die heutige Halle für Pigmenttrocknung und Strontiumchromatverarbeitung errichtet. Heute werden ausschließlich anorganische Pigmente hergestellt wobei Strontium-, Molybdän-, Titan-, Zink-, Barium-, Kalium-, Chrom- (auch Chrom VI-), Blei-, Wismut-, Vanadium-, Phosphor-, Stickstoff-, Chlorid- und Schwefelverbindungen (Oxide und Salze), Calcium sowie diverse Säuren und Laugen verwendet werden. Als Lösungsmittel werden unter Anderem Xylole eingesetzt.

Das Fabrikareal gliedert sich in einen zentralen Produktions-, Versand- und Verwaltungsbereich sowie einen nördlich der ehemaligen Bundesstraße gelegenen Hallenbereich. Der Altstandort ist sehr kleinräumig strukturiert. Die Platzverhältnisse sind durch den Weitenbach, den Burghügel und die ehemalige Bundesstraße insgesamt sehr beengt.

Im Zuge der Erkundung des Untergrundes wurden flächendeckend Anschüttungen angetroffen. Es handelt sich dabei um schluffig-sandige bis kiesige Schüttungen, wobei in mehreren Aufschlüssen auch Verunreinigungen mit Farbpigmenten vorgefunden wurden.

Bei der Untersuchung der aus den Untergrundaufschlüssen entnommenen Feststoffproben zeigen sich bei den Metallen vor allem Belastungen durch Chrom und Blei im Bereich der unbefestigten Landzunge im nördlichen Bereich des Altstandortes und im zentralen Fabriksteil im Bereich der alten chemischen Abteilung. Die höchsten Belastungen wurden bei den Aufschlüssen KB2 und KB3 im Anschüttungshorizont festgestellt. Die Anschüttungsunterkante konnte bei den Aufschlüssen KB2 und KB3 nicht erreicht werden. Eine Beprobung des gewachsenen Untergrundes war daher nicht möglich. Eine Verlagerung des Metalls Blei in den gewachsenen Untergrund wurde bei den Aufschlüssen KB1 (0,5 – 1,2 m unter GOK) und KB4 (5,2 – 5,8 m unter GOK) festgestellt.

Im Bereich der unbefestigten Landzunge (KB2) ist der Untergrund mit Barium und Strontium, im Bereich der Werksstraße (KB4) mit Barium und im zentralen alten Fabriksteil zwischen Farbabfüllung und Puffer-Bottich mit Strontium verunreinigt.

Neben den Belastungen durch Metalle wurden auch Belastungen durch Kohlenwasserstoffe festgestellt, die bei der ehemaligen Blaufabrik bis in den gewachsenen Untergrund, der in diesem Bereich in Form von schwach steinigen, sandigen Kies angetroffen wurde, reichen.

Eine Mobilisierbarkeit der Metalle über die wässrige Phase (Eluat) konnte bei den Parametern Blei, Chrom und Arsen festgestellt werden. Bei dem Parameter Arsen handelte es sich um geringfügige Überschreitungen des Prüfwertes. Massive Überschreitungen des Maßnahmenschwellenwertes lagen jedoch bei dem Parameter Chrom gesamt vor, wobei in den stärker belasteten Bereichen der Anteil von Chrom VI bei 57 bis 87 % von Chrom gesamt lag. Diese Belastungen durch Chrom reichen stellenweise bis unter die Anschüttungsunterkante.

Bei der Untergrunderkundung wurde lediglich bei dem Aufschluss KB1 Grundwasser in einer Tiefe von 1,7 m unter GOK angetroffen. Bei diesem Aufschluss lagen im gesättigten Bereich keine Kontaminationen vor. Da die anderen Aufschlüsse nicht bis in den gesättigten Bereich reichen, kann nicht beurteilt werden, ob und in welchem Ausmaß der gesättigte Bereich kontaminiert ist. Vereinzelt reichten die Kontaminationen bis in den gewachsenen Untergrund. Bei einigen Aufschlüssen konnte die Unterkante der Anschüttungen aufgrund von Bohrhindernissen jedoch nicht erreicht werden.

Die Untergrundverunreinigungen sind über den gesamten Altstandort verteilt. Ein größerer, zusammenhängender, erheblich kontaminierter Untergrundbereich kann aufgrund der Untersuchungsergebnisse nicht abgegrenzt werden. Es ist davon auszugehen, dass die Untergrundverunreinigungen durch Handhabungsverluste fester und staubförmiger Materialien (Pigmente, Bindemittel) und durch Verschütten bzw. Leckagen flüssiger Materialien verursacht worden sind. Es ist nicht auszuschließen, dass die Kontamination des Untergrundes und des Grundwassers unter anderem durch Leckagen in Abwasserleitungen entstanden sind.

Im Zuge der Sedimentuntersuchungen im Weitenbach konnte eine Belastung durch Metalle festgestellt werden. Die Sedimente des Weitenbaches sind ab dem Einlauf des Untertagekanals (SP3) mit Blei belastet. Im Mündungsbereich des Weitenbaches in einen Donaualtarm konnten im Vergleich mit den restlichen Proben aus dem Altarm höhere Metallkonzentrationen festgestellt werden. Zusammenfassend sind die Sedimente des Donaualtarms weniger schwermetallbelastet als die des Weitenbachs im Fabriksbereich. In den Badebereichen (S7 – S10) des Altarms wurden keine Auffälligkeiten oder erhöhte Schadstoffkonzentrationen festgestellt.

Im Zuge der Grundwasseruntersuchungen konnte eine massive Verunreinigung des Grundwassers im Bereich des Altstandortes festgestellt werden. Diese Beeinflussung war vor allem bei den Messstellen GW3 und GW4 ersichtlich. Teilweise wurden die Orientierungswerte gemäß ÖNORM S 2088-1 um ein Vielfaches überschritten. Die hohen Gehalte an Kalium, Nitrat, elektrische Leitfähigkeit und Gesamthärte des östlichen Grundwasserabstroms korrelieren mit den Eluatgehalten des Aufschlusses RKS5. Die gegenüber dem Anstrom stark erhöhten Konzentrationen für Kalzium, Magnesium, Nitrit und Sulfat weisen auf einen Eintrag durch den Altstandort hin. Die im Grundwasser vorgefundenen erhöhten Ionenkonzentrationen dürften mit den bei der Pigmentherstellung eingesetzten Substanzen (z.B. Schwermetallsalze und sonstige Kalium-, Stickstoff-, Chlorid- und Schwefelverbindungen) in Verbindung stehen.

Ausgehend von den Untergrundverunreinigungen ist das Grundwasser im Bereich des Alt-standortes sehr stark mit Chrom verunreinigt. Ein Großteil des ermittelten Chroms lag in Form von Chrom VI vor. Das gut wasserlösliche Chrom VI konnte in einem Großteil der Messstellen bestimmt werden. Die höchsten Konzentrationen wurden bei den Messstellen GW3 und GW4 festgestellt. Auch die im südlichen Abstrom gelegenen Brunnen wiesen erhöhte Chromgehalte auf. Die Auswirkungen der Untergrundverunreinigungen im Bereich des Altstandortes auf das Grundwasser sowie die abströmenden Schadstofffrachten sind erheblich.

Die Ergebnisse der Oberflächenwasserproben sind nicht repräsentativ, da vor der Probenahme große Mengen des Bachwassers durch den Werkskanal geleitet wurden. Lediglich bei den Parametern Natrium, Nitrat und Ammonium konnte eine auffallende Konzentrationszunahme im Bachverlauf festgestellt werden.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass im gesamten Bereich des Altstandortes lokal erhebliche Untergrundverunreinigungen vor allem mit Blei und Chrom anzutreffen sind. Im Bereich des Altstandortes wurde eine massive Verunreinigung des Grundwassers mit Chrom festgestellt. Die abströmenden Schadstofffrachten sind erheblich. Die Chrombelastungen im Grundwasser wurden bis in eine Entfernung von 35 m ab der Altstandortgrenze nachgewiesen. Der Altstandort „Farbenfabrik Habich“ stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: groß

Im gesamten Bereich des Altstandortes wurden Verunreinigungen des Untergrundes vor allem mit den Metallen Blei und Chrom festgestellt. Aufgrund der dichten Bebauung ist eine Abgrenzung der erheblich kontaminierten Bereiche kaum möglich. Die Fläche und das Volumen der mit Chrom verunreinigten Untergrundbereiche kann grob mit einer Größenordnung von 500 bis 1.000 m2 und 1.000 bis 2.000 m3 abgeschätzt werden. Der maßgebliche Schadstoff ist das gut wasserlösliche Chrom VI, das sehr schädliche Eigenschaften aufweist. Insgesamt ergibt sich ein großes Schadstoffpotenzial.

Schadstoffausbreitung im Grundwasser: begrenzt

Die Schadstoffkonzentrationen bis zu einer Entfernung von 35 m ab der Grenze des Altstandortes sind als hoch zu beurteilen. Es ist davon auszugehen, dass die Schadstofffahne nicht länger als 100 m ist. Die mit dem Grundwasser transportierte Fracht an gelösten Schadstoffen (Chrom ges.) ist als erheblich zu bewerten. Aufgrund der Standortverhältnisse ist die Ausbreitung der Schadstoffe vermutlich lokal begrenzt. Entsprechend den Grundwasserströmungsverhältnissen ist mittelfristig mit keiner wesentlichen Änderung des Schadensbildes zu rechnen. Insgesamt ist die Schadstoffausbreitung als begrenzt zu klassifizieren.

Nutzung des Grundwassers am Standort und in der Umgebung: gut nutzbar

Im unmittelbaren Bereich des Altstandortes ist ein geringmächtiger kleinräumiger Porengrundwasserkörper über verwittertem klüftigem Fels ausgebildet. Die Grundwassermächtigkeit und -ergiebigkeit sind lokal sehr unterschiedlich und nehmen Richtung Donaualtarm deutlich zu. Die Schadstofffahne reicht vom unmittelbaren Altstandortbereich bis in den ergiebigen Grundwasserleiter am linken Donauufer. Eine Grundwasserprobe aus einem Brunnen für Bewässerungszwecke unmittelbar südlich des Altstandortes war stark mit Chrom verunreinigt. Das Grundwasser ist als gut nutzbar zu klassifizieren.

Vorschlag Prioritätenklasse: 2

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt die Einstufung in die Prioritätenklasse 2 vor.

 

Datum der letzten Textüberarbeitung: Dezember 2013