Altlast N65: Deponie OMV - Zwölfaxing

Bei der Altablagerung „Deponie OMV – Zwölfaxing“ handelt es sich um eine ehemalige Kiesabbaugrube, in die von 1961 bis 1984 ohne Basisabdichtung rund 170.000 m³ Abfälle abgelagert wurden; davon rund 80.000 m³ Raffinationsabfälle, wie Säureharze, Säureteer und mineralölhaltige Abfälle mit hohen Gehalten an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und Mineralölkohlenwasserstoffen (MKW).

Ausgehend von der Ablagerung findet ein erheblicher Eintrag von PAK und MKW in das Grundwasser statt. Die Schadstoffbelastungen liegen zum Teil als Teer- oder Mineralölphasen vor. Die Fläche der Ölphase kann mit rund 25.000 m² angegeben werden. Eine weiterreichende Ausbreitung der Schadstoffe im Grundwasser findet nicht statt. Dementsprechend sind die im weiteren Abstrom (> 1 km) vorhandenen Trink- und Nutzwasserbrunnen durch die Verunreinigungen im Bereich der Altablagerung nicht gefährdet. In Zusammenschau aller Untersuchungsergebnisse kann die Fläche des erheblich kontaminierten Bereiches mit rund 35.500 m² angegeben werden. Entsprechend den Kriterien für die Prioritätenklassifizierung ergibt sich die Prioritätenklasse 3.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Bruck an der Leitha,
Zwölfaxing,
Zwölfaxing,
641/3, 645/1, 646/1, 646/2, 646/3, 646/4, 646/5, 647/4, 647/5, 650/2, 654/2
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Art der Ablagerungen: Industrie-/Gewerbemüll
Fläche Altlast (m²): 38.000 m²
Volumen Altlast (m³): 80.000 m³
Schadstoff(e) Mineralölkohlenwasserstoffe (aliphatische Kohlenwasserstoffe)
Teeröl (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.10.2009
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.10.2009
Priorität: 3
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Abdeckungen (Oberflächenabdichtung),
Vertikale Dichtelemente (Tauchwand),
Hydraulische Maßnahmen (Phasenabschöpfung (LNAPL))
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 15.07.2020

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung befindet sich östlich des geschlossenen Siedlungsgebietes von Zwölfaxing im Bereich „Unteres Feld“. In diesem hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Bereich befinden sich einige ehemalige Kiesabbaue.

Bei der Altablagerung handelt es sich um eine ehemalige, die Grundstücke 646/5 und 641/3 KG Zwölfaxing umfassende Kiesabbaugrube. Die Ablagerung besitzt einen „L“‑förmigen Grundriss und weist keine Basisabdichtung auf. Sie kann in einen südwestlichen Ast („Säureteerdeponie“; ca. 10.000 m²) und einen nordöstlichen Ast („OMV-Deponie“; ca. 17.000 m²) unterteilt werden.

Für die Altablagerung kann folgende Ablagerungsgeschichte rekonstruiert werden:

Ab dem Jahr 1961 wurden im östlichen Bereich des Grundstückes 646/5 Abfälle aus der Erdölraffination in der Raffinerie Schwechat abgelagert. Zur Ablagerung kamen folgende Abfälle:

  • Säureharze und Säureteer
    Bei diesen Abfällen handelt es sich um Produkte aus der Reaktion von Schwefelsäure mit Mineralölkohlenwasserstoffen, die als Rückstande bei der Raffination von Schmierölprodukten mittels konzentrierter Schwefelsäure entstehen. Sie bestehen im Wesentlichen aus unverbrauchter Schwefelsäure und „verharzten Ölteilen“ (hochpolymere, ölunlösliche, schwarze, teerige Rückstände).
  • Bleicherde
    Bleicherde ist ein feinkörniges Aluminiumsilikat zur Abtrennung von Störstoffen in Mineralölen.
  • Karbonat-Schlämme aus der Kalkentkarbonisierungsanlage

Ab 1965 verlagerte sich die Ablagerungstätigkeit in den westlichen Bereich des Grundstückes 646/5. Zur Ablagerung gelangten die oben angeführten Raffinationsabfälle, z. T. wurden sie mit Bauschutt vermischt. Ab 1966 wurde auch auf dem Grundstück 641/3 geschüttet, zuerst im südlichen, dann im nordwestlichen Teil. Ab 1967 wurden zusätzlich dampfbehandelte Ölfängerschlämme und ab 1970 auch Aschen aus der Verbrennung von Schlämmen, gebrauchter Bleicherde, Hausmüll und Kunststoffen abgelagert.

Bis 1973 erfolgten die Ablagerungen ohne betriebsinterne Kontrolle, sodass es einerseits auch zu nicht bewilligten betriebsinternen Ablagerungen von Papier, Emballagen, Holz und Dosen kam, andererseits kann aufgrund der bis dahin fehlenden Umzäunung auch eine Ablagerung betriebsfremder Abfälle nicht ausgeschlossen werden.

Mitte der 1970er-Jahre wurde in der Raffinerie Schwechat das Verfahren zur Schmierölraffination umgestellt, sodass ab 1975 keine Säureharze und Säureteere mehr abgelagert wurden.

Ab 1977 wurden nur mehr anorganische (ölfreie) Aschen und Filterstäube aus der Schlammverbrennung abgelagert. Ab 1982 kamen v.a. im nordwestlichen Bereich des Grundstückes 641/3 zusätzlich „Wirbos-Sand“ – karbonatische Ionentauscherkügelchen aus der Prozesswasseraufbereitung – und „FCC-Katalysator“ – ein schwermetallhaltiges Silizium-Aluminium-Oxid aus der Crack-Anlage – hinzu.

Im Jahr 1984 wurde im nordöstlichen Bereich des Grundstücks 641/3 eine Deponie zur Ablagerung von Filterstäuben, Salzen aus dem Regenerator der Rauchgasentschwefelung, Rückständen aus Dampfkesseln und „FCC-Katalysator“ direkt an die gegenständliche Altablagerung angrenzend errichtet. Diese Deponie wurde mit einer Basisabdichtung aus HDPE-Folie versehen. Ab diesem Zeitpunkt erfolgten vermutlich keine weiteren Schüttungen auf den Bereichen ohne Basisabdichtung.

Insgesamt kann die durchschnittliche Ablagerungsmächtigkeit im Bereich der 27.000 m² umfassenden Fläche ohne Basisabdichtung mit rund 6 m bis 7 m angegeben werden, sodass die Gesamtmenge der abgelagerten Abfälle grob mit rund 170.000 m³ abgeschätzt werden kann. Davon entfallen rund 18.000 m³ auf Säureharze und Säureteer, 32.000 m³ auf Säureharze und Säureteer vermischt mit anderen Abfällen und weitere 27.000 m³ auf andere ölverunreinigte Abfälle.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung liegt im Bereich der quartären Gänserndorfer Terrasse. Der westliche Bereich der Altablagerung liegt auf etwa 170 m ü. A., der östliche Bereich auf etwa 173,5 m ü. A. Der Untergrund im Bereich der Altablagerung besteht unterhalb einer 2 m bis 3 m mächtigen Deckschichte aus Lößlehm aus sandigen bis schluffigen Kiesen. Unterhalb dieses Komplexes befindet sich in einer Tiefe von etwa 9 m bis 11 m ein 0,5 m bis max. 2 m mächtiger Schluffhorizont, der aber nicht durchgehend vorhanden ist. Im Bereich dieses Horizontes lag vermutlich die Kiesabbaugrenze und damit auch die Deponiesohle. Darunter folgen sandige Kiese, die als Grundwasserleiter angesprochen werden können. Diese Sedimente werden ab einer Tiefe von rund 18 m bis 21 m von Kies-, Sand- und Schluffwechsellagerungen unterlagert. Der Grundwasserstauer befindet sich in einer Tiefe von etwa 70 m bis 80 m.

Der Flurabstand beträgt im Bereich der Altablagerung etwa 13 m bis 15 m. Es ist davon auszugehen, dass auch bei sehr hohen Grundwasserständen die Deponiesohle über dem Grundwasserspiegel liegt. Die Grundwasserströmung ist nach Nordosten gerichtet. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters kann mit etwa 1x10-3 m/s, das hydraulische Gefälle mit rund 2 ‰ angegeben werden. Dadurch lässt sich für die obersten 5 m Grundwassermächtigkeit eine spezifische hydraulische Fracht von rund 1 m³ pro Tag und Querschnittsmeter berechnen. Ausgehend von einer Breite der Ablagerung quer zur Grundwasserfließrichtung von rund 250 m ergibt sich ein Grundwasserdurchsatz von etwa 200 m³ pro Tag. Die täglich anfallende Sickerwassermenge kann mit etwa 15 m³ pro Tag abgeschätzt werden.

Schutzgüter und Nutzungen

Das begrünte und eingezäunte Gelände der „Deponie OMV – Zwölfaxing“ wird derzeit nicht genutzt. Der südwestliche Ast der Altablagerung reicht in westlicher Richtung bis etwa 100 m, in südlicher Richtung bis etwa 130 m an das geschlossene Siedlungsgebiet von Zwölfaxing heran. Die die Altlablagerung im Süden und Norden unmittelbar umgebenden Flächen werden landwirtschaftlich genutzt. Im nordwestlichen Bereich wird die Altablagerung von der Deponie mit Basisabdichtung begrenzt. Im Zwickel, der durch den Südwest- und Nordostast der Altablagerung gebildet wird, befindet sich die Altlast N 41 „Deponie MA 48 – Zwölfaxing“, eine ehemalige Hausmülldeponie der Stadt Wien.

Während sich im unmittelbaren Grundwasserabstrom der Altablagerung innerhalb einer Entfernung von 1 km keine Grundwassernutzungen befinden, sind im weiteren Abstrom (bis zu 10 km entfernt) zahlreiche Grundwasserentnahmen zu Nutz- und Trinkwasserzwecken vorhanden. Die nächstgelegene befindet sich in einer Entfernung von rund 1,25 km und dient der Trinkwasserentnahme. Alle anderen Grundwassernutzungen befinden sich in einem Abstand von mehr als 2,5 km von der Altablagerung.

 

UNTERSUCHUNGEN

Im Bereich der Altablagerung wurden im Zeitraum von Juni 2003 bis April 2005 folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Orientierende Deponiegasuntersuchungen
  • Trockenkernbohrungen sowie Entnahme und Untersuchungen von Feststoffproben
  • Errichtung von stationären Bodenluftmessstellen
  • Durchführung von Deponiegasabsaugversuchen und an einem weiteren Termin Probenahme aus den stationären Bodenluftmessstellen
  • Errichtung von Grundwassermessstellen sowie Entnahme und Untersuchung von Grundwasserproben aus den neu errichteten Grundwassermessstellen und bereits bestehenden Grundwassermessstellen
     

Im Zeitraum von 2011 bis 2019 wurden im Bereich der Altablagerung folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Entnahme und Untersuchung von Grundwasserproben aus bestehenden Grundwassermessstellen
  • 7 Bohrungen
  • Errichtung von 37 Grundwassermessstellen
  • Messung der Ölphasenmächtigkeit

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung „Deponie OMV – Zwölfaxing“ handelt es sich um eine ehemalige Kiesabbaugrube östlich des geschlossenen Siedlungsgebietes von Zwölfaxing, die von 1961 bis 1984 mit Raffinerieabfällen befüllt wurde. Zur Ablagerung kamen anfangs Säureharze und Säureteer aus der Schmierölraffination, Bleicherde sowie Karbonat-Schlämme aus der Prozesswasseraufbereitung. Ab 1967 kamen zusätzlich Ölfängerschlämme und ab 1970 Aschen aus der Verbrennung von Schlämmen, gebrauchter Bleicherde, Hausmüll und Kunststoffen hinzu. Ab 1977 wurden nur mehr anorganische Abfälle abgelagert – anfangs Aschen und Filterstäube aus der Schlammverbrennung, ab 1982 auch karbonatische Ionentauscherkügelchen aus der Prozesswasseraufbereitung und ein schwermetallhaltiges Silizium-Aluminium-Oxid aus der Crack-Anlage. Die Ablagerungen erfolgten ohne Abdichtungsmaßnahmen an der Deponiebasis. In einer Tiefe von etwa 9 m bis 11 m befindet sich zwar ein 0,5 m bis max. 2 m mächtiger Schluffhorizont, der aber nicht durchgehend vorhanden ist. Über- und unterhalb dieses Horizonts lagern sandige Kiese. Der Grundwasserflurabstand beträgt etwa 13 m bis 15 m, der Grundwasserstauer liegt in einer Tiefe von etwa 60 m. Die Grundwasserströmung ist nach Nordosten gerichtet.

 

 

Die Fläche der Ablagerung umfasst etwa 27.000 m². Die durchschnittliche Ablagerungsmächtigkeit beträgt rund 6 m bis 7 m, sodass die Gesamtmenge der abgelagerten Abfälle grob mit rund 170.000 m³ abgeschätzt werden kann. Davon entfallen etwa 20.000 m³ auf Säureharze und Säureteer, 30.000 m³ auf Säureharze und Säureteer vermischt mit anderen Abfällen und weitere 30.000 m³ auf andere ölverunreinigte Abfälle.

Im näheren Abstrom der Altablagerung (1 km) befinden sich keine Grundwassernutzungen, die nächste bekannte Grundwassernutzung zu Trinkwasserzwecken liegt etwa 1,25 km nördlich der Altablagerung.

Die Deponiegasuntersuchungen ergaben signifikante Schwefelwasserstoffbelastungen (bis 900 ppm) im südwestlichen Ast der Ablagerung, während im nordöstlichen Ast aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe dominierten und punktuell hohe Belastungen nachzuweisen waren. Der maximale Gehalt an aromatischen Kohlenwasserstoffen (BTEX) betrug in diesem Bereich ca. 130 mg/m³ und setzte sich ausschließlich aus Xylolen und Ethylbenzol zusammen. Der maximale Gehalt an aliphatischen C5- bis C10-Kohlenwasserstoffen lag bei ca. 1.200 mg/m³. An einer anderen Stelle lag dieser Wert im Zuge eines 24-stündigen Absaugversuches konstant über 150 mg/m³.

Die Analyse der gezogenen Feststoffproben ergab für die gesamte Ablagerung durchwegs sehr hohe Belastungen durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW). Im Bereich der Deponiesohle wurden sehr hohe PAK-Gehalte gemessen.  Für Summe Kohlenwasserstoffe wurden starke Belastungen im südwestlichen Ast der Ablagerung und im nordöstlichen Ast nachgewiesen.

Die hohen PAK- und MKW-Belastungen sind auch im gewachsenen Untergrund unterhalb der Ablagerung nachzuweisen und pflanzen sich bis in das Grundwasser fort.

Im Zuge der Grundwasseruntersuchungen zeigte sich, dass die PAK- und MKW-Belastungen fast durchwegs auf den Grundwasserschwankungsbereich bzw. die Grundwasseroberfläche beschränkt sind. Hier liegt Teer- und Mineralöl in Phase vor bzw. befinden sich im Abstrom teilweise mehrere Dezimeter mächtige Ölphasen auf der Grundwasseroberfläche. Durch dieses Schadensbild ergibt sich, dass auch in allen Grundwassermessstellen im unmittelbaren Anstrom zumindest zeitweise die Prüfwerte für die Parameter Summe PAK und KW-Index überschritten wurden. Abstromseitig waren fast durchwegs hohe Belastungen durch PAK und MKW gegeben. In den Bereichen, in denen keine Ölphase vorlag und eine Analytik möglich war, wurden sehr hohe Konzentrationen für den Parameter KW-Index und PAK gemessen. Diese hohen Belastungen traten v. a. im Bereich des „Zwickels“ auf, der durch den Südwest- und den Nordost-Ast gebildet wird.

Im nördlichen Abstrom waren punktuell nitratreduzierende Verhältnisse im Grundwasser zu beobachten, sodass sich in diesem Bereich die bereits im Anstrom vorhandene Nitratbelastung in sehr hohen Ammoniumkonzentrationen manifestierte.

Zur Abgrenzung der Ölphase wurden im Zeitraum von 2017 bis 2018 im Bereich und im Umfeld der Ablagerung Bohrungen durchgeführt und etliche Bohrungen zu Grundwassermessstellen ausgebaut. An mehreren Terminen wurde die Mächtigkeit der Ölphase gemessen. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Ölphase eine Fläche von etwa 25.000 m² aufweist und im südöstlichen Bereich über die Grenze der Altablagerung hinausreicht. Die maximale Mächtigkeit der Ölphase wurde im westlichen Teil der Altablagerung mit rund 80 cm gemessen. An den Grundwassermessstellen außerhalb der Ölphase wurden Grundwasserproben entnommen und hinsichtlich der maßgeblichen Kohlenwasserstoffe untersucht. Die analysierten Parameter konnten in diesen Grundwassermessstellen nicht nachgewiesen werden.    

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die abgelagerten Abfälle entsprechend ihrer Menge und Zusammensetzung ein sehr großes Schadstoffpotential aufweisen. Die in das Grundwasser eingetragenen Frachten an Mineralölkohlenwasserstoffen und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen sowie die auf der Grundwasseroberfläche aufschwimmende Ölphase stellen eine erhebliche Gefahr für das Grundwasser dar. Es zeigt sich, dass die auf der Grundwasseroberfläche aufschwimmende Mineralölphase mit einer Fläche von rund 25.000 m² nur von lokaler Ausdehnung ist und keine weitergehende Ausbreitung, weder in Phasen noch in gelöster Form, stattfindet. Ebensowenig ist eine weitergehende Ausbreitung der im Grundwasserschwankungsbereich vorhandenen Teerölphase zu erwarten. In Zusammenschau aller Untersuchungsergebnisse kann die Fläche des erheblich kontaminierten Bereiches mit rund 36.000 m² angegeben werden. Nachdem es durch Phasentrennung in den Teersäure- und Teerharzablagerung sowie durch Zutritt von Niederschlagswasser laufend zur Neubildung einer Öl-Wasser-Schwefelsäure-Emulsion kommt, ist mittelfristig nicht mit einer wesentlichen Änderung des Schadstoffeintrages in das Grundwasser zu rechnen.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotential: sehr hoch

Auf der Altablagerung „Deponie OMV – Zwölfaxing“ wurden von 1961 bis 1984 Raffinationsrückstände wie Säureharze, Säureteer und mineralölhaltige Abfälle mit hohen Gehalten an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und Mineralölkohlenwasserstoffen (MKW) abgelagert. Das Gesamtvolumen dieser Abfälle lässt sich mit maximal 80.000 m³ abschätzen. PAK und MKW weisen aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften ein hohes Gefährdungspotential für das Grundwasser auf. Unter Berücksichtigung der Art der Schadstoffe und der im Untergrund vorhandenen Schadstoffmenge ergibt sich insgesamt ein sehr hohes Schadstoffpotenzial.

Schadstoffausbreitung: lokal

Die hohen MKW- und PAK-Belastungen beschränken sich auf den Grundwasserschwankungsbereich bzw. auf die Grundwasseroberfläche. Im unmittelbaren Grundwasserabstrom der Altablagerung findet ein erheblicher Eintrag von MKW und PAK in das Grundwasser statt. In diesem Bereich liegen die Schadstoffe teilweise als Mineralöl- bzw. Teerölphase vor. Aufgrund der Schadstoffverteilung, der Schadstoffeigenschaften und der Standortgegebenheiten findet keine weiter reichende Ausbreitung der Schadstoffe im Grundwasser statt.

Schutzgut: nutzbar

Die Altablagerung befindet sich in einem Grundwassergebiet mit großem Dargebot.

Im Abstrom der Altablagerung (bis 1 km) befinden sich derzeit keine Grundwassernutzungen. Aufgrund der wasserwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Tatsache, dass sich in unmittelbarer Nachbarschaft eine weitere Altlast (N 41 „Deponie MA 48 – Zwölfaxing“) befindet, ist mittelfristig nicht mit einer Nutzung des Grundwassers im Abstrom für Trinkwasserzwecke zu rechnen.

Prioritätenklasse – Vorschlag: 3

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und den im § 14 Altlastensanierungsgesetz festgelegten Kriterien ergibt sich für die Altablagerung „Deponie OMV – Zwölfaxing“ die Prioritätenklasse 3.

 

Datum der Texterstellung: Oktober 2019