Sanierte Altlast N43: Waggonreparaturwerkstätte Deutsch-Wagram

Auf dem Betriebsgelände der ehemaligen „Waggonreparaturwerkstätte Deutsch-Wagram“ wurden im Zeitraum von 1872 bis 1999 auf einer Fläche von ca. 45.000 m² Servicearbeiten an Kesselwaggons durchgeführt. Verunreinigungen des Untergrundes mit Mineralöl und chlorierten Kohlenwasserstoffen stellten eine erhebliche Gefahr für das Grundwasser dar.

Im Zeitraum von 2000 bis 2002 wurden ca. 55.000 m³ kontaminierter Untergrund entfernt. Die Mineralölbelastungen des Grundwassers sind nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen deutlich verringert. Es sind noch Restbelastungen mit chlorierten Kohlenwasserstoffen vorhanden, die jedoch keine erhebliche Gefahr für das Grundwasser darstellen. Die Altlast ist als saniert zu beurteilen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Gänserndorf,
Deutsch-Wagram,
Deutsch Wagram,
1937
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: KFZ-Werkstatt
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 45.000 m²
Volumen Altlast (m³): 17.500 m³
Schadstoff(e) Mineralölkohlenwasserstoffe (aliphatische Kohlenwasserstoffe)
Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 07.11.2000
Datum der Prioritätenfestlegung: 04.05.2001
Priorität: 2
Datum Ausweisung dekontaminiert: 10.04.2009
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (vollständige Räumung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.06.2001

BESCHREIBUNG DES ALTSTANDORTES

Bei dem Altstandort handelt es sich um eine Reparaturwerkstätte für Kesselwaggons, die von 1872 bis 1999 betrieben wurde. Der Altstandort mit einer Fläche von ca. 45.000 m² befindet sich im Siedlungsgebiet von Deutsch-Wagram, unmittelbar nördlich des Bahnhofs.

Folgende Gebäude und Anlagen befanden sich auf dem Altstandort:

  • Hallen für Reparatur und Wartung der Kesselwaggons.
  • Waschplätze für Kesselwaggons.
  • Dreherei, Tischlerei, Schmiede, Lacklager.
  • 16 Abstellgleise.
  • Heizhaus, Ölabscheider, Ölkeller.
  • Abwasserreinigungsanlage, Kanäle.

Beschreibung der Untergrundverhältnisse

Das Gelände weist eine Gefälle von Ost (160 m ü.A.) nach West (158 m ü.A.) auf. Der Altstandort befindet sich aus hydrogeologischer Sicht im Bereich der Aderklaaer Wanne des Marchfeldes. Der Untergrund besteht aus gut wasserdurchlässigen Sanden und Kiesen mit einer Schichtmächtigkeit von über 35 m. Der Grundwasserspiegel befindet sich ca. 3 - 5 m unter Gelände. Die großräumige Grundwasserströmung ist nach Süden gerichtet, aufgrund des sehr geringen Grundwasserspiegelgefälles sind lokal auch stärkere Richtungsschwankungen möglich (z.B. Südost).

Der spezifische Grundwasserdurchfluss durch einen Querschnitt von 1 m Breite mal der mittleren Aquifermächtigkeit von 30 m kann mit etwa 130 l/d abgeschätzt werden. Über die maximale Abstrombreite ergibt sich eine hydraulische Fracht von etwa 30 m³/d.

Die Grundwasserneubildung im Bereich des Altstandortes kann grob mit etwa 14 m³/d abgeschätzt werden. Im Vergleich von Grundwasserneubildung und hydraulischer Fracht ergibt sich ein sehr geringer Verdünnungsfaktor von 2.

Der Altstandort befindet sich in der wasserwirtschaftlichen Rahmenverfügung zum Schutz des Grundwassers des Marchfeldes und im Zustrombereich zum Grundwasserschongebiet Marchfeld, das in ca. 6 km Entfernung beginnt. Die Gemeinde Deutsch-Wagram besitzt eine zentrale Wasserversorgung. Es ist daher nicht mit privaten Trinkwasserbrunnen im Grundwasserabstrom zu rechnen. Ein Brunnen der Wasserversorgungsanlage befindet sich ca. 1 km entfernt in ostsüdöstlicher Richtung.

Beschreibung der Schutzgüter und Nutzungen

In der unmittelbaren Umgebung des Altstandortes befinden sich Gewerbeflächen und die Bahnlinie der Nordbahn. Im Nordwesten des Altstandortes befindet sich ein Friedhof und unmittelbar westlich die Altlast N 14 "Deponie Waggonreparaturwerkstätte".

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Durch den Betrieb einer Waggonreparaturwerkstätte im Zeitraum von 1872 bis 1999 kam es auf dem ca. 45.000 m² großen Areal zu Verunreinigungen des Untergrundes. Es gibt Hinweise, dass es auch durch Kriegseinwirkungen während des 2. Weltkrieges möglicherweise zu Verunreinigungen des Untergrundes gekommen ist. Die Anschüttungen an der Geländeoberfläche waren flächenhaft mit Mineralöl und Metallen in einem Ausmaß verunreinigt, das eine Gefährdung des Grundwassers darstellte. Das Volumen der grundwassergefährdenden Anschüttungen wurde mit ca. 20.000 m³ angenommen.

An mehreren Stellen des Altstandortes reichten die Untergrundverunreinigungen bis in das Grundwasser, das sich in ca. 3 bis 5 m unter Gelände befindet. Die Bereiche mit tiefreichenden Verunreinigungen umfassten zumindest eine Fläche von 3.500 m² und ein Volumen von ca. 17.500 m³. An diesen Stellen schwamm Mineralöl am Grundwasser auf. Die bis vor Beginn der Sanierungsmaßnahmen aus dem Grundwasser entfernten 4.600 l Mineralöl zeigten das erhebliche Ausmaß der Mineralölkontamination innerhalb des Altstandortes.

Im südöstlichen Bereich des Altstandortes war aufgrund der Bodenluftuntersuchungen aus dem Jahr 1994 und der Untersuchung von Grundwasserproben aus einem Brunnen ("neuer Brunnen") eine erhebliche Verunreinigung des Untergrundes und des Grundwassers mit chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW) anzunehmen.

Entsprechend den Grundwasseruntersuchungen in den neu errichteten Grundwassermessstellen war zumindest zeitweise eine Veränderung der Grundwasserqualität hinsichtlich der Konzentrationen an Mineralölkohlenwasserstoffen und CKW erkennbar.

Insgesamt war festzustellen, dass durch den Betrieb der Waggonreparaturwerkstatt eine erhebliche Verunreinigung des Untergrundes und des Grundwassers durch Mineralöl und CKW verursacht wurde. Betreffend der Mineralölverunreinigungen war eine großräumige Ausbreitung von Schadstoffen nicht anzunehmen, die für die festgestellte CKW-Verunreinigung nicht ausgeschlossen werden konnte. Der Altstandort stellte eine erhebliche Gefährdung für die Umwelt dar.

BESCHREIBUNG DER SANIERUNGSMAßNAHMEN

Im Zeitraum von 2000 bis 2002 wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Aushub von Anschüttungen und kontaminiertem Untergrund
  • Entfernung der auf dem Grundwasser aufschwimmenden Mineralölphase
  • Auffüllung der ausgehobenen Bereiche mit kontaminationsfreiem Material
  • Grundwasserbeweissicherung in vorhandenen Messstellen

Auf Grundlage der Ergebnisse der Untergrunderkundungen wurden von April 2000 bis September 2001 Aushubmaßnahmen durchgeführt. Es wurden Anschüttungen und darunter befindliche kontaminierte Untergrundschichten im Bereich des Altstandortes entfernt.

Im Zuge des flächigen Abtrages der Anschüttungen wurde festgestellt, dass die Ausdehnung der Untergrundkontaminationen größer ist, als durch die Erkundungsschürfe anzunehmen war. Kontaminationen konnten vor allem im Bereich der Betriebshallen und der Gleise festgestellt werden. Im Zuge der Aushubarbeiten erfolgte auch die Entfernung von Kanälen und unterirdischen Einbauten.

Der Abtrag der kontaminierten Untergrundschichten reicht zum Teil bis unter den Grundwasserschwankungsbereich bzw. den Grundwasserspiegel (ca. 3 bis 5 m unter GOK). Während den Aushubarbeiten unterhalb des Grundwasserspiegels wurden Wasserhaltungsmaßnahmen durchgeführt.

Durch diese Maßnahmen konnten ca. 200 l Mineralöl entfernt werden. Insgesamt wurden rund 105.000 t Ablagerungen, Bauschutt und kontaminierter Untergrund entfernt. Rund 70.000 t wurden auf Baurestmassendeponien, 16.000 t auf Reststoff- und 17.000 t auf Massenabfalldeponien gebracht. Rund 2.000 t nicht deponierbare Abfälle wurden entsorgt. Die entfernte Gesamtkubatur kann mit 55.000 m³ abgeschätzt werden.

Von März bis Oktober 2001 wurden jene Bereiche wieder aufgefüllt, die durch Entfernung von Kontaminationen, die bis ins Grundwasser reichten (Grundwasserteiche), entstanden sind. Insgesamt wurden rund 20.000 m³ wiederverfüllt.

Beurteilung des Sanierungserfolges

Auf dem Altstandort „Waggonreparaturwerkstätte Deutsch-Wagram“ wurden kontaminierte Anschüttungen und der darunter liegender kontaminierte Untergrund ausgehoben und entsorgt. Zum Nachweis des Sanierungserfolges wurden Bodenluftuntersuchungen durchgeführt sowie Untergrundproben genommen und analysiert. Vor, während und nach der Sanierung wurden Grundwasseruntersuchungen durchgeführt.

Anhand der Ergebnisse der Untergrunduntersuchungen kann davon ausgegangen werden, dass die Kontaminationszentren vollständig ausgehoben wurden. Die Untersuchungen an der Aushubsohle ergaben keine erheblichen Belastungen des verbliebenen Untergrundmaterials.

Die Ergebnisse der Grundwasserbeweissicherung zeigen eine deutliche Abnahme der Beeinflussung des Grundwassers durch Mineralölkohlenwasserstoffe. Auswirkungen der Sanierungsmaßnahmen auf die Grundwasserqualität in Hinblick auf die CKW-Kontaminationen sind noch nicht eindeutig erkennbar. Es ist jedoch anzunehmen, dass der Großteil des kontaminierten Untergrundes entfernt wurde, und lediglich Restbelastungen im zentralen Bereich des Altstandortes verblieben sind. Die vorhandenen Restbelastungen im Untergrund verursachen keine erhebliche Schadstofffracht im Grundwasser. Die noch vorhandenen CKW-Frachten sind gering und liegen deutlich unter 5 g/d. Es ist anzunehmen, dass die CKW-Belastungen im Grundwasser aufgrund der durchgeführten Sanierung mittelfristig zurückgehen werden.

Zusammenfassend ergibt sich, dass die kontaminierten Bereiche im Rahmen der Sanierung großteils entfernt wurden. Restbelastungen im Untergrund verursachen keine erhebliche Gefahr für das Grundwasser. Die Altlast ist als saniert zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung:    November 2008