Altlast N36: Deponie Deutsch Wagram - Spindler

Die Altablagerung "Deponie Deutsch Wagram – Spindler" liegt südlich der Ortschaft Deutsch Wagram unmittelbar nördlich bzw. nordöstlich der Parbasdorferstraße. Bei der Altablagerung handelt es sich um eine wiederverfüllte ehemalige Schottergrube.

BESCHREIBUNG DER ALTLAST

Der westliche Teil der "Deponie Deutsch Wagram – Spindler" wurde im Zeitraum von 1970 bis 1980 und der östliche Abschnitt in den Jahren 1982 bis 1989 verfüllt. Auf einer Fläche von rund 45.000 m² wurden etwa 310.000 m³ Abraum, Bauschutt, Hausmüll und hausmüllähnliche Abfälle abgelagert. Im Bereich der Altablagerung existieren keine technischen Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers.

Die Altablagerung liegt im Übergangsbereich von der Hochterrasse (Gänserndorfer Terrasse) zur Niederterrasse (Praterterrasse). Die Geländeoberfläche im Bereich der Hochterrasse liegt auf etwa 164 m ü.A. und im Bereich der Niederterrasse auf etwa 156,5 m ü.A. Der Untergrund wird im Bereich der Altablagerung aus einer Wechsellagerung von unterschiedlich mächtigen sandigen Kiesen und kiesigen Sanden aufgebaut. Diese Sedimente können als Grundwasserleiter angesprochen werden. Darunter folgen Schluffe und Tone, die den Grundwasserstauer darstellen. Der Grundwasserstauer liegt auf etwa 146,5 m ü.A. bis 150 m ü.A. Nur nordwestlich und im nördlichen zentralen Randbereich sowie südlich der "Deponie Deutsch Wagram – Spindler" wurde der Grundwasserstauer bereits auf etwa 151,9 m ü.A. bis 152,5 m ü.A. angetroffen.

Der Grundwasserspiegel liegt ca. auf 153 m ü.A. bis 153,9 m ü.A. Die Grundwasserströmung ist im westlichen Bereich der "Deponie Deutsch Wagram – Spindler" nach Südosten und im östlichen Bereich der ehemaligen Deponie nach Südsüdosten bis Süden gerichtet. Da in der Umgebung der Altablagerung mehrere Feldbrunnen bestehen, die für Bewässerungen herangezogen werden, kann es während der Nutzung dieser Brunnen kurzfristig zu einer lokalen Beeinflussung der Grundwasserströmungsrichtung kommen. Die Mächtigkeit des Grundwasserleiters beträgt nordwestlich und am nordöstlichen Rand der "Deponie Deutsch Wagram – Spindler" etwa 1,5 m bis 1,8 m und im restlichen Bereich dieser Altablagerung zwischen 2,5 m bis 6,5 m. Nur südlich der "Deponie Deutsch Wagram – Spindler" ist der Grundwasserleiter aufgrund der festgestellten Stauerhochlage zwischen 0,5 m und maximal 1,2 m mächtig. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters kann mit 10-2 m/s bis 10-4 m/s abgeschätzt werden. Aufgrund der Tatsache, daß viele Feldbrunnen eingestellt wurden und die Wasserentnahme für Bewässerungszwecke großteils aus dem Rußbach erfolgt, ist in den letzten Jahren der Grundwasserspiegel stetig gestiegen.

Die ehemalige Deponie liegt zur Zeit brach. Die an die Altablagerung im Norden, Osten und Süden angrenzenden Flächen werden landwirtschaflich genutzt. Nordwestlich der Altablagerung stehen Einfamilienhäuser. Die ehemalige Deponie wird von drei Öl- bzw. Gasleitungen durchquert. Die Altablagerung liegt innerhalb der wasserwirtschaftlichen Rahmenverfügung für das Marchfeld. Etwa 100 m südlich der Altablagerung fließen der Rußbach und der Mühlbach.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung "Deponie Deutsch Wagram – Spindler" handelt es sich um eine ehemalige Schottergrube, die in den siebziger bzw. achtziger Jahren mit Abraummaterial, Bauschutt, Hausmüll sowie hausmüllähnlichen Abfällen verfüllt wurde. Der Ablagerungsbereich umfaßt insgesamt ein Volumen von etwa 310.000 m³.

Die im Bereich der Altablagerung durchgeführten Deponiegasuntersuchungen zeigten, daß eine Deponiegasbildung nur mehr punktuell in sehr geringem Umfang stattfindet. Eine Gefährdung der Umgebung durch Deponiegasmigration im Untergrund ist nicht anzunehmen.

Durch die Untergrundaufschlüsse in den Jahren 1990, 1991 und 1998 konnte festgestellt werden, daß Bauschutt, Abraummaterial aber auch Hausmüll und hausmüllähnliche Abfälle abgelagert wurden. Die Ablagerungen weisen zum Teil erhöhte Metallgehalte (z.B. Blei, Zink, Cadmium) auf. An einzelnen Abfallproben wurden auch Belastungen durch Kohlenwasserstoffe (KW) festgestellt.

Bei den Eluatuntersuchungen in den Jahren 1991 und 1998 konnte vor allem bei den für Hausmüll und Bauschuttablagerungen typischen Parametern (chemischer Sauerstoffbedarf, Ammonium, elektrische Leitfähigkeit, Sulfat, etc.) deutlich erhöhte Werte festgestellt werden. Die Eluatanalysen der Proben des gewachsenen Bodens unterhalb der Altablagerung zeigen anhand erhöhter Werte für die Parameter chemischer Sauerstoffbedarf und Ammonium, daß belastete Sickerwässer aus den abgelagerten Abfällen in den Untergrund gelangen. Der Grundwasserspiegel liegt zum Teil nur knapp unter der Ablagerungssohle. Vor Beginn der Ablagerungen wurden keine Abdichtungsmaßnahmen an der Deponiesohle und an den Deponieböschungen durchgeführt, weshalb das Sickerwasser ungehindert in das Grundwasser versickern kann.

Die im Zuge der Grundwasserbeweissicherung im Abstrom der Altablagerung festgestellte Veränderung der Qualität des Grundwassers ist ein Nachweis, daß ein Eintrag von Deponiesickerwasser in das Grundwasser erfolgt. Es kann im unmittelbaren Grundwasserabstrom eine deutliche Aufhärtung sowie eine deutlich erhöhte Gesamtmineralisation des Grundwassers festgestellt werden. An den Grundwasserproben sind vor allem bei den Parametern elektrische Leitfähigkeit, Gesamthärte, Kalium, Sulfat, Bor und gelöster organischer Kohlenstoff erhöhte Werte gegenüber dem Anstrom zu beobachten. Erhöhte Kohlenwasserstoffgehalte konnten im Abstrom der Altablagerung in einer Grundwassermeßstelle an zwei Probenahmeterminen festgestellt werden. Die Konzentrationen der Metalle im Grundwasser waren unauffällig und lagen großteils unter den Bestimmungsgrenzen.

Die hohen Chlorid- und Natriumkonzentrationen sind zum Teil auf die Verwendung von Straßenstreusalz als Auftaumittel auf der unmittelbar südlich bis südwestlich der Altablagerung bzw. unmittelbar nördlich der Grundwasserabstromsonden vorbeiführenden Parbasdorferstraße zurückzuführen. Die intensive landwirtschafliche Nutzung der Umgebung der Altablagerung spiegelt sich in erhöhten Konzentrationen für Nitrat im Grundwasser wieder. Da jedoch im unmittelbaren Abstrom der Altablagerung wesentlich höhere Nitratkonzentrationen als im Anstrom beobachtet wurden, kann auf einen zusätzlichen Eintrag aus der ehemaligen Deponie geschlossen werden. Die erhöhten Werte für den Parameter leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe können nicht auf die Altablagerung zurückgeführt werden, da im Anstrom deutlich höhere Konzentrationen als im Abstrom der Altablagerung festgestellt wurden.

Zusammenfassend ergibt sich, daß die Altablagerung ein relativ großes Volumen hat und daß neben Aushub und Bauschutt auch Abfälle mit erhöhtem Schadstoffpotential (Hausmüll und hausmüllähnliche Abfälle) abgelagert wurden. Die Deponie wurde ohne Basisabdichtung und Sickerwassererfassung errichtet. Aus den abgelagerten Abfällen gelangen Sickerwässer ins Grundwasser, so daß im unmittelbaren Grundwasserabstrom eine Beeinträchtigung des Grundwassers gegeben ist. Das Grundwasservorkommen liegt innerhalb der wasserwirtschaftlichen Rahmenverfügung für das Marchfeld. In den letzten Jahren war ein stetiger Anstieg des Grundwasserspiegels im Bereich der Altablagerung zu beobachten. Entsprechend den geplanten wasserwirtschaftlichen Projekten im Marchfeld (z.B. Versickerungsanlage Marchfeldkanal) ist ein weiterer Anstieg des Grundwasserspiegels zu erwarten. Dadurch kann der Grundwasserspiegel über die Deponiesohle steigen, sodaß mit einer verstärkten Auslaugung der Ablagerungen und daher mit einer weiteren Verschlechterung der Grundwasserqualität zu rechnen ist.

 

Texterstellung: Dezember 1999