Sanierte Altlast N32: Deponie Ortmann

Die Altablagerung "Deponie Ortmann" liegt in der Ortschaft Pernitz in Niederösterreich, südöstlich der Mündung des Myrabaches in die Piesting und südlich der ÖBB-Strecke Leobersdorf - Gutenstein.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Wiener Neustadt (Land),
Pernitz,
Pernitz,
20
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Hausmüll,
Industrie-/Gewerbemüll
Fläche Altlast (m²): 16.000 m²
Volumen Altlast (m³): 34.000 m³
Schadstoff(e) Deponiesickerwasser
Datum Eintrag Altlastenatlas: 19.02.1999
Datum der Prioritätenfestlegung: 09.06.1999
Priorität: 3
Datum Ausweisung dekontaminiert: 31.07.2000
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (vollständige Räumung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.09.2000

BESCHREIBUNG DER ALTABLAGERUNG

Im Zeitraum von etwa 1970 bis 1975 wurden auf dem natürlichen Gelände (Überschwemmungssedimente) rund 34.000 m³ Abfälle in Form einer Haldenschüttung abgelagert. Auf einer Fläche von rund 16.500 m² wurden vorwiegend Teppichreste, Plastikabfälle, Filze untergeordnet auch Pappe- und Papierabfälle sowie Hausmüll und hausmüllähnliche Abfälle deponiert. Diese Ablagerungen wurden mit einer 0,1 bis 0,5 m mächtigen Schicht aus Bauschutt und Aushubmaterial überdeckt und humusiert. Die Mächtigkeit der Ablagerung beträgt rund 2 m. Im Bereich der Altablagerung befindet sich keine Basisabdichtung, Sickerwassererfassung oder Deponiegaserfassung.

Ursprünglich war der Bereich der Altablagerung ein versumpftes Gelände. Die Geländeoberfläche im Bereich der Altablagerung liegt auf etwa 425 m ü.A. Die rund 2 m mächtigen Ablagerungen wurden auf die im Großteil der Deponie auftretenden Überschwemmungssedimente (Schluff bis Feinsand) abgelagert. Die Überschwemmungssedimente sind etwa 0,3 m mächtig und werden von durchschnittlich 6 m mächtigen Kiesen und Sanden unterschiedlicher Korngröße unterlagert. Unter dieser Sedimentschicht ist der Aufbau des Untergrundes räumlich variabel. Es treten unterschiedlich mächtige Wechsellagerungen von Schluffen, Feinsanden und Kiesen auf. Ab einer Tiefe von 15 bis 20 m unter Gelände stehen Schluff- und Tonschichten, in die geringmächtige Sandlinsen eingeschaltet sein können (Bändertone), an.

Der Durchlässigkeitsbeiwert des Grundwasserleiter kann mit 2*10-3 bis 3*10-4 m/s angegeben werden. Die Grundwasserströmungsrichtung ist generell nach Südosten gerichtet. Aufgrund der Lage der Deponie unmittelbar neben der Piesting gibt es eine intensive Kommunikation zwischen dem Grundwasser und der Piesting. Es ist daher davon auszugehen, daß im Bereich der Altablagerung kleinräumige und zeitlich wechselnde Stömungsverhältnisse vorherrschen. Im Großteil der Deponie sind über dem Grundwasserleiter die gering durchlässigen Überschwemmungssedimente ausgebildet. Bei mittleren Wasserständen der Piesting herrschen aufgrund der gering durchlässigen Grundwasserüberdeckung gespannte Grundwasserverhältnisse vor. Bei hohen Wasserständen der Piesting wird das Grundwasser in den Deponiekörper gedrückt. Da die Überschwemmungssedimente nicht im gesamten Bereich der Altablagerung anzutreffen sind, kann davon ausgegangen werden, daß diese Überschwemmungssedimente keine hydraulisch wirksame Trennschicht zwischen der Altablagerung und dem Grundwasser darstellen.

Der Großteil der Altablagerung wurde landwirtschaftlich genutzt. Die Altablagerung wird im Südwesten von der Piesting begrenzt, im Nordosten und Osten von einem kleinen vorwiegend aus Niederschlagswasser gespeisten Gerinne. Im Norden befindet sich hinter der ÖBB-Strecke Leobersdorf – Gutenstein ein Campingplatz. Eine Nutzung des Grundwassers für Trinkwasserzwecke ist nicht bekannt.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Von 1970 bis 1975 wurden etwa 34.000 m³ Teppichreste, Plastikabfälle, Pappe- und Papierabfälle sowie Hausmüll und hausmüllähnliche Abfälle auf rund 16.500 m² Grundfläche in Form einer Haldenschüttung abgelagert. Die Schüttung der Deponie erfolgte ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz.

An insgesamt 46 Probenahmestellen wurden Deponiegasuntersuchungen durchgeführt. In Teilabschnitten der Altablagerung wurden erhöhte Methan- und Kohlendioxidkonzentrationen (> 20 Vol.%) festgestellt. Die Ergebnisse der Deponiegasuntersuchungen im Bereich der "Deponie Ortmann" bestätigen, daß sich ein Teil der abgelagerten Abfälle aus Hausmüll und hausmüllähnlichen Abfällen zusammensetzt. Durch die Schürfe im Jahr 1992 und 1996 konnte festgestellt werden, daß hauptsächlich Teppichreste, Kunststoffolien, Textil- und Zellstoffrückstände und nur untergeordnet Hausmüll und hausmüllähnliche Abfälle abgelagert wurden. Die Ergebnisse der Eluatanalysen der Abfall- und Bodenproben zeigten, daß an den meisten Proben Überschreitungen von Orientierungswerten der ÖNORM S 2088-1 zu beobachten waren. Insbesondere wurden an den Eluaten der Abfallproben deutlich erhöhte Werte für den Parameter chemischer Sauerstoffbedarf und Ammonium festgestellt. An einzelnen Eluaten waren auch die Meßwerte für den Parameter Summe der Kohlenwasserstoffe und Sulfat erhöht. Die Ergebnisse der Eluatanalysen der Bodenproben unterhalb der Ablagerung (Überschwemmungssedimente) zeigten anhand erhöhter Konzentrationen bei den Parametern chemischer Sauerstoffbedarf und Ammonium, daß belastete Sickerwässer aus der Altablagerung in den Untergrund bzw. in weiterer Folge ins Grundwasser gelangten.

Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen aus dem Jahr 1993 und 1998 aus dem Anstrombereich zur "Deponie Ortmann" ergaben für alle analysierten Parameter unauffällige Meßwerte. Nur für Nitrit konnte im Jahr 1993 ein leicht erhöhter Wert von 0,21 mg/l festgestellt werden, der allerdings bei den Grundwasseruntersuchungen im Jahr 1998 nicht bestätigt werden konnte. Die im Jahr 1993 aus dem im Bereich der Altablagerung situierten Grundwassermeßstellen entnommenen Grundwasserproben zeigten zum Teil stark erhöhte Werte für Ammonium (max. 19,95 mg/l).

Auch in den Grundwasserproben, die im Jahr 1998 aus den drei im Abstrom der Deponie gelegenen Grundwassermeßstellen entnommen wurden, konnten hohe Ammoniumkonzentrationen festgestellt werden. Ein Vergleich der Analysenergebnisse der Grundwasserproben aus dem Anstrom zur "Deponie Ortmann" mit den Ergebnissen aus dem Abstrom zeigte, daß die Ammoniumkonzentrationen im Grundwasserabstrom deutlich erhöht sind. Zusätzlich konnte noch eine Erhöhung des Parameter Kaliumpermanganatverbrauch, sowie eine leichte Erhöhung der Gesamtmineralisation und eine Aufhärtung des Grundwassers festgestellt werden.

Zusammenfassend zeigten die Untersuchungsergebnisse, daß vorwiegend Teppichreste, Kunststoffolien, Textil- und Zellstoffrückstände abgelagert wurden. Das Sickerwasser aus der Altablagerung konnte ungehindert versickern und stellte eine Gefährdung des Grundwassers dar. Die Analysenergebnisse der Grundwasserproben aus dem Abstrom der Deponie zeigten, daß ein Eintrag von Deponiesickerwasser in das Grundwasser erfolgte. Im Abstrom der "Deponie Ortmann" konnte eine deutliche Veränderung der Beschaffenheit des Grundwassers durch die Altablagerung festgestellt werden. Die "Deponie Ortmann" stellte daher eine erhebliche Gefährdung für die Umwelt dar und war als Altlast im Sinne des ALSAG zu bewerten.

 

BESCHREIBUNG DER SANIERUNGSMAßNAHMEN

Im Zeitraum von 2. Juni 1998 bis 29. September 1998 wurde die "Deponie Ortmann" geräumt. Insgesamt wurden 60.731 t abgelagertes Material entfernt. Die entfernten Ablagerungen setzten sich, wie schon in den Erkundungsschürfen festgestellt, aus Bauschutt und Abraummaterial sowie aus Kunststoff- und Teppichresten, Papier- und Zellstoffabfällen zusammen. Auch die unter den Ablagerungen befindlichen Überschwemmungssedimente wurden bis knapp über dem Grundwasserspiegel abgetragen.

Die Räumung der "Deponie Ortmann" erfolgte in drei Abschnitten. Im ersten Abschnitt (Anfang Juni 1998 bis Ende Juli 1998) wurden die Ablagerungen aus dem Uferbereich der Piesting entfernt und anschließend ein neuer Uferdamm mit Material aus einem Kalksteinbruch aufgebaut und rekultiviert. In Teilbereichen der Uferböschung lag natürliches Ufermaterial vor, das belassen wurde. Mitte Juli 1998 wurden die Ablagerungen aus dem nordwestlichen Abschnitt der Deponie und am Gerinne  entfernt. Wie im Bereich des Piestingufers wurde auch der Damm zum Gerinne mit dem Material aus einem Kalksteinbruch aufgebaut. Für den Aufbau der Dämme wurden insgesamt 11.000 t Material verwendet. Im dritten Abschnitt wurde der südöstliche Bereich der "Deponie Ortmann" geräumt.

Nachdem die Ablagerungen entfernt waren, wurde das geräumte Areal mit kiesigem Material (insgesamt 41.000 t) wiederverfüllt. Die Verfüllung erfolgte im westlichen Abschnitt der Deponie bis auf 424,5 m ü.A. und im östlichen Abschnitt bis auf 423,8 m ü.A. Anschließend wurde die Fläche rekultiviert.

Um festzustellen, ob nach der Entfernung der abgelagerten Abfälle eine Verbesserung der Grundwasserqualität zu beobachten ist, wurden die Abstromsonden A1, A2 und A3 an insgesamt 6 Terminen beprobt. In Tabelle 1 werden die Grundwasseranalysenergebnisse vor und während der Räumung mit den Analysenergebnissen des letzten Grundwasserprobenahmetermins nach der Räumung der Deponie im Februar 2000 gegenübergestellt.

Gegenüberstellung der aktuellen Grundwasseranalysenergebnisse mit den Grundwasseranalysenergebnissen vor und während der Räumung:

 

    A1 (1) A2 (1) A3 (1) A1 (2) A2 (2) A3 (2)
el.L. µS/cm 702 - 772 748 - 779 883 - 889 689 682 742
GH °dH 19,6 - 22,5 20,9 - 23,2 25,6 - 27,8 20,4 20,7 22,3
KMnO4 mg/l 10 - 10 8 - 9 18 - 26 3 3 16
NH4 mg/l 4,6 - 4,84 5,77 - 7,45 6,49 - 6,77 1,6 2,3 4,4
O2 mg/l 1,2 - 1,9 1,4 - 1,6 1,3 - 1,5 1,7 1,9 6,3

 

(1) Vor und während der Räumung

(2) letzter Grundwasserprobenahmetermin nach der Räumung

el.L....elektrische Leitfähigkeit

GH...Gesamthärte

KMnO4...Kaliumpermanganatverbrauch

NH4...Ammonium

O2...gelöster Sauerstoff

 

Die Grundwasseranalysenergebnisse zeigen einen deutlichen Rückgang der Grundwasserverunreinigung im Abstrom der "Deponie Ortmann" nach der Entfernung der Ablagerungen. Bereits einen Monat nach der Räumung konnte in allen drei Abstromsonden eine Abnahme der Konzentrationen bei den deponiespezifischen Parametern Ammonium und Kaliumpermanganatverbrauch festgestellt werden.

Zusammenfassend ist durch die Entfernung der abgelagerten Abfälle eine wesentliche Verbesserung der Grundwasserqualität zu beobachten. Die Konzentrationsabnahme der maßgeblichen Parameter Ammonium und Kaliumpermanganatverbrauch im Abstrom der Altablagerung bestätigt, dass seit der Räumung keine erheblichen Schadstoffeinträge mehr ins Grundwasser stattfinden. Die Altlast ist daher als saniert zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung:    Mai 2000