Altlast N26: Säureteerablagerung Unterlanzendorf

Nordöstlich des Siedlungsgebietes von Unterlanzendorf wurde auf einer Fläche von 400 m² Säureteer – ein Rückstandsprodukt der Erdölraffination - mit einem Volumen von 750 m³ abgelagert. Die Ablagerung weist trotz ihrer geringen Ausdehnung insgesamt eine große Schadstoffmenge auf.

Aufgrund der Untersuchungsergebnisse ist davon auszugehen, dass es zu keiner dauerhaft ausgebildeten Schadstofffahne im Grundwasser kommt. Die Auswirkungen auf das Grundwasser sind gering. Für die Altablagerung ergibt sich die Prioritätenklasse 3.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Bruck an der Leitha,
Lanzendorf,
Unterlanzendorf,
222/12
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Art der Ablagerungen: gefährliche Abfälle
Fläche Altlast (m²): 460 m²
Volumen Altlast (m³): 750 m³
Schadstoff(e) Mineralölkohlenwasserstoffe (aliphatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 05.09.1997
Datum der Prioritätenfestlegung: 14.11.1997
Priorität: 3
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 03.06.2020

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die „Säureteerablagerung Unterlanzendorf“ befindet sich nordöstlich das Siedlungsgebietes von Unterlanzendorf ca. 250 m von der Stadtgrenze Schwechat-Rannersdorf entfernt.

Auf einer Fläche von ca. 400 m² wurden rund 750 m³ Säureteer abgelagert. Säureteer ist ein Rückstand aus der Erdölraffination. Bei der Nassraffination werden mit Schwefelsäure instabile Inhaltsstoffe (wie z. B.: Olefine, Naphthensäuren, Schwefel- und Stickstoffverbindungen, instabile Aromaten) sulfuriert oder katalytisch in hochpolymere Reaktionsprodukte überführt, die ölunlöslich sind und abgetrennt werden können (schwefelsäurehältige schwarze teerige Polymerisate, sogenannter Säureteer). Die Tiefe der Ablagerung beträgt maximal 4 m und im Mittel 1,9 m.

Das Alter der Ablagerungen ist nicht genau bekannt. In den Jahren 1985 und 1986 trat an der Oberfläche der Altablagerung wiederholt Säureteer aus. Im Juli 1989 wurden rund 200 t Säureteer abgegraben und entsorgt.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung liegt regional geologisch betrachtet im Bereich der eiszeitlichen und rezenten Schotter des Schwechattales, die eine gute Durchlässigkeit aufweisen. Diese Schotter weisen im unmittelbaren Untersuchungsgebiet eine Mächtigkeit von rund 12 – 13 m auf. In diesem Schotter sind kleinflächige und geringmächtige Sandlinsen eingebettet. Die Grundwassermächtigkeit liegt ca. bei 10 bis 12 m. Unterhalb des Aquifers befindet sich in einer Tiefe von ca. 15 m unter Gelände eine grundwasserstauende Schluff/Tonschichte die das obere Grundwasserstockwerk von den tieferliegenden tertiären Grundwasserhorizonten trennt. Die Geländeoberfläche ist relativ eben und liegt auf ca. 165 m. ü. A. Der Flurabstand des Grundwassers liegt zwischen 2 bis 4 m. Die Durchlässigkeit des Aquifers liegt zwischen 3*10-4 und 1*10-3 m/s. Die Grundwasserströmungsrichtung verläuft generell von Südwest nach Nordnordost bis Nordost. Das Grundwasserspiegelgefälle beträgt im Bereich des Altstandortes ca. 0,2 %, der spezifische Grundwasserdurchfluss kann mit rund 1 m³/m,d abgeschätzt werden.

Die Altlast liegt im Bereich des Schwechattales, welches wasserwirtschaftlich intensiv genutzt wird. Die Säureteerablagerung kann bei mittleren bis höheren Grundwasserständen teilweise eingestaut werden. Die Altablagerung befindet sich aus wasserwirtschaftlicher Sicht im Zustrombereich des Grundwasservorkommens „Unteres Schwechattal-Mannswörther Au“, das ein ergiebiges Grundwasservorkommen darstellt.

Schutzgüter und Nutzungen

Die Altablagerung befindet sich auf einem größeren Areal, das nicht genutzt wird und mit Wiese und Büschen bewachsen ist. Die Altablagerung ist eingezäunt. Das Areal liegt unmittelbar nordöstlich des Siedlungsgebietes mit Wohngebäuden und Gewerbebetrieben.

Die Altablagerung befindet sich aus wasserwirtschaftlicher Sicht im Zustrombereich des Grundwasservorkommens "Unteres Schwechattal-Mannswörther Au", das ein ergiebiges Grundwasservorkommen darstellt. Bis 1 km Entfernung befinden sich im Grundwasserabstrom der Altlast mehrere Nutzwasserbrunnen und ca. 3 km abströmig der Altablagerung wird das Grundwasser u.a. von einem lebensmittelerzeugenden Betrieb zu Trinkwasserzwecken genutzt. Ca. 200 m südöstlich der Altablagerung fließt die Schwechat.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Die Altablagerung befindet sich nordöstlich des Siedlungsgebietes von Unterlanzendorf. Auf einer Fläche von ca. 400 m² wurden rund 750 m³ Säureteer (Rückstand aus der Erdölraffination) abgelagert. Das Alter der Ablagerungen ist nicht genau bekannt. In den Jahren 1985 und 1986 trat an der Oberfläche der Altablagerung wiederholt Säureteer aus. Im Juli 1989 wurden rund 200 t Säureteer abgegraben und entsorgt.

Die Ergebnisse der Feststoffuntersuchungen zeigen auf einer Fläche von rund 400 m² eine zusammenhängende Ablagerung von Säureteer, die sich durch stechenden Geruch, sehr hohe Konzentrationen an Mineralölkohlenwasserstoffen sowie sehr hohen Konzentrationen von Sulfat im Eluat und sehr niedrigen pH-Werten charakterisieren lässt. Die Ergebnisse aus den Säulenversuchen zeigen neben einer sehr geringen Durchlässigkeit des Säureteers eine sehr geringe Löslichkeit der Mineralölkohlenwasserstoffe. Eine Durchsickerung des reinen Säureteers durch Niederschlagswasser kann aufgrund der Ergebnisse aus den Säulenversuchen nahezu ausgeschlossen werden.

Die Grundwasseruntersuchungen zeigen keine signifikanten Veränderungen der Grundwasserqualität im Abstrom der Altablagerung. Bei den Parametern Ammonium und DOC ist eine Beeinflussung der Altablagerung auf das Grundwasser erkennbar. Die Konzentrationen der Parameter Natrium, Magnesium und Sulfat sind generell hoch. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse ist davon auszugehen, dass es zu keiner dauerhaft ausgebildeten Schadstofffahne im Grundwasser kommt.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass auf einer Fläche von 400 m² und im Ausmaß von 750 m³ eine Altablagerung mit sehr hohen Schadstoffgehalten vorhanden ist. Die Schadstoffe sind mit Wasser nur gering mobilsierbar. Die Auswirkungen der Altablagerung auf das Grundwasser sind gering.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: groß

Auf einer Fläche von rund 400 m² und im Ausmaß von 750 m³ wurde Säureteer (schwefelsäurehältige, teerige Polymerisate) abgelagert. Der Säureteer ist durch sehr hohe Konzentrationen an Mineralölkohlenwasserstoffen und Sulfat sowie einem sehr niedrigen pH-Wert charakterisiert.

Schadstoffausbreitung: lokal

Im Grundwasser wurden zeitweise Beeinflussungen durch die Altablagerung festgestellt. Es ist keine dauerhafte Schadstofffahne im Grundwasser ausgebildet. Die mit dem Grundwasser transportierte Fracht an gelösten Schadstoffen ist gering. Es ist zukünftig mit keiner wesentlichen Änderung des Schadensbildes zu rechnen.

Schutzgut: gut nutzbar

Das Grundwasser im Bereich der Altablagerung ist ergiebig. Es sind zahlreiche Brunnen für gewerbliche Nutzung in der Umgebung der Altablagerung vorhanden. Es sind zukünftig keine höherwertigen Grundwassernutzungen im direkten Abstrom zu erwarten.

Prioritätenklasse – Vorschlag: 3

Entsprechend der Beurteilung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsab-schätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien ergibt sich die Prioritätenklasse 3.

 

Datum der Texterstellung: März 2020