Sanierte Altlast N24: Paukner

Auf dem ca. 6.000 m2 großen Areal des Altstandortes „Paukner“ wurde von 1970 bis 1992 zur Metallentfettung bei der Herstellung von Möbel, Möbelteilen und Fahrzeugsitzen Tetrachlorethen verwendet.

Im Zuge der Stilllegung der Dampfentfettungsanlage im Jahr 1993 wurden auf einer Fläche von rund 100 m2 massive Untergrundverunreinigungen mit Tetrachlorethen festgestellt. Durch eine Bodenluftabsaugung wurde die CKW-Belastung des Untergrundes soweit reduziert, dass kein erheblicher Schadstoffeintrag in das Grundwasser mehr stattfindet. Der Altstandort wird als saniert bewertet.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Gänserndorf,
Schönkirchen-Reyersdorf,
Schönkirchen,
219/3
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Metallwarenerzeugung
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 92 m²
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 26.05.1995
Datum Ausweisung dekontaminiert: 01.07.2018
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Pneumatische Maßnahmen (Bodenluftabsaugung),
Hydraulische Maßnahmen (pump & treat (GW-Sanierung))
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 25.01.1996

BESCHREIBUNG DER ALTABLAGERUNG

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort „Paukner“ befindet sich im Zentrum des verbauten Ortskerns von Schönkirchen.

Der ehemalige Wirtschaftshof des gegenüberliegenden Schlosses der Herrschaft Kinsky wurde im 2. Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht konfisziert und für militärische Zwecke verwendet. 1945 wurde das Gelände von der sowjetischen Besatzung übernommen und bis 1955 von der Sowjetischen Mineralölverwaltung als Betriebsgelände genutzt, vor allem für den LKW-Fuhrpark, zur Wartung und Garagierung. In diesem Zeitraum kam es zur Ablagerung von Mineralölabfällen im Innenhof. Im Jahr 1955 kam es zur Übernahme durch die ÖMV mit gleichbleibender Nutzung. Im Jahr 1962 übernahm die Metallmöbelfabrik Paukner & Sohn KG das Gelände.

Auf dem ca. 6.000 m2 großen Areal wurde von 1970 bis 1992 zur Metallentfettung bei der Herstellung von Möbel, Möbelteilen und Fahrzeugsitzen Tetrachlorethen verwendet. Die Lackieranlage befand sich im Südwesten des Betriebsgeländes und umfasste die Entfettungsgrube, die aus Stahlbeton bestand, sowie die Farbkammer und die Lagerflächen für die Metallteile. Die Entfettungsgrube wies eine Fläche von ca. 9 m2 auf und war 1,7 m tief. Neben der Grube stand die neue Entfettungsanlage. In diesem Bereich wurden früher die entfetteten Metallteile zwischengelagert. Im Jahr 1996 wurde der Betrieb eingestellt.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort befindet sich am nördlichen Rand des Marchfeldes, welches aus geologischer Sicht einen Teil des Wiener Beckens darstellt. Der Untergrund im Bereich des Altstandortes besteht bis in eine Tiefe von 4,7 m aus Schluff mit geringen Feinsandanteilen. In einer Tiefe von 4,7 bis 5,7 m unter Gelände wurde gering schluffiger Feinsand angetroffen. Diese Schicht wird von einer gering schluffigen, sandigen Kiesschicht unterlagert, die auch als Grundwasserleiter anzusehen ist. Im Bereich des Altstandortes befindet sich die grundwasserstauende Tegelschicht in einer Tiefe von ca. 20 m, welche in diesem Bereich eine starke Reliefierung aufweist.

Das Grundwasser strömt im Bereich des Altstandortes großräumig parallel zum Weidenbach von NW nach SO. Der Grundwasserspiegel unterliegt den jahreszeitlichen und langjährigen
Schwankungen und wird vom Weidenbach beeinflusst. Der Grundwasserschwankungsbereich beträgt max. 1,25 m. Unterirdische Einspeisungen aus dem nördlich gelegenen Weinviertel, Grundwasserneubildung aus Niederschlägen sowie Grundwasserentnahmen beeinflussen ebenfalls den lokalen Grundwasserspiegel. Der Flurabstand im Bereich des Altstandortes bewegt sich zwischen 6,3 und 7,6 m unter GOK. Das Grundwassergefälle liegt im Bereich des Altstandortes bei etwa 0,2 %. Für den Grundwasserleiter wurde ein Durchlässigkeitsbeiwert von etwa
8x10-5 m/s ermittelt. Der Grundwasserdurchfluss kann über eine angenommene Abstrombreite von 80 m für die ersten 5 m des Aquifers mit rund 5 m3/d abgeschätzt werden. Dies entspricht einem spezifischen Durchfluss von ca. 0,1 m3/d,m. Aufgrund der vollständigen Bebauung bzw. Versiegelung ist auf dem Altstandort von einer sehr geringen Grundwasserneubildungsrate auszugehen. Dementsprechend kann der Verdünnungseffekt beim Eintritt des Sickerwassers in das Grundwasser als hoch angenommen werden.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort wird als Bauhof der Gemeinde genutzt. Die ehemaligen Werkshallen sind teilweise leerstehend, teils werden sie als Lager, Garagen und Werkstätte genutzt. In der Umgebung des Altstandortes sind eine Kirche, das Gemeindeamt, Grünflächen, eine Parkanlage, Wohnhäuser und landwirtschaftlich genutzte Flächen zu finden.

Das nächstgelegene Oberflächengewässer ist der Weidenbach und befindet sich in nord-westlicher Richtung in einer Entfernung von ca. 200 m.

Sowohl im Anstrom als auch im Abstrom des Altstandortes befinden sich zahlreiche Hausbrunnen, die für Nutzwasserzwecke herangezogen werden.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Am Standort der Firma Paukner & Sohn KG wurde von 1970 bis 1992 Tetrachlorethen als Entfettungsmittel eingesetzt. Die Lackieranlage befand sich im Südwesten des Betriebsgeländes und umfasste neben der Entfettungsgrube auch die Farbkammer und die Lagerflächen für die Metallteile.

Bei Bodenluftuntersuchungen im Jahr 1993 konnten im Bereich der Entfettungsanlage der Fa. Paukner & Sohn KG erhebliche Verunreinigungen des Bodens mit Tetrachlorethen auf einer Fläche von rund 100 m2 festgestellt werden. Es lagen 2 Schadenszentren vor. Das größere Schadenszentrum befand sich direkt unter der Entfettungsgrube und wies maximale Bodenluftkonzentrationen von 26.600 mg/m3 Tetrachlorethen auf. Das andere Schadenszentrum lag in der Nähe der neuen Entfettungsanlage, wo früher die entfetteten Metallteile gelagert wurden. In diesem Bereich wurden maximale Konzentrationen von 16.600 mg/m3 Tetrachlorethen in der Bodenluft nachgewiesen.

Im Grundwasserabstrombereich der beiden Schadenszentren wurde eine Verunreinigung des Grundwassers mit Tetrachlorethen festgestellt (38,5 µg/l). Die beiden Schadenszentren stellten eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

 

SANIERUNGSMASSNAHMEN UND UNTERSUCHUNGEN

Beschreibung der Sanierungsmaßnahmen

Von September 1993 bis Juni 1995 wurde im erheblich kontaminierten Bereich eine Bodenluftabsauganlage betrieben. An den beiden Kontaminationszentren wurden Absaugpegel errichtet. Ein Absaugpegel (B1) befand sich direkt unter der Entfettungsgrube und der zweite Absaugpegel (B2) wurde im Bereich des 2. Schadenszentrums situiert. Die Filterstrecke von B1 wurde in einer Tiefe von 4,4 bis 6,7 m installiert und die Filterstrecke von B2 in einer Tiefe zwischen 2 und 3 m.

Zu Beginn der Bodenluftabsaugung wurden in der Bodenluft im Absaugpegel B1 Tetra-chlorethenkonzentrationen von max. 3.240 mg/m³ gemessen. Bis Dezember 1994 wurden maximale Tetrachlorethenkonzentrationen von 6 mg/m³ (Pegel B1) festgestellt. Dieses Ergebnis wurde bis Juni 1995 bestätigt. Der Verlauf der CKW-Konzentrationen ist in den nachfolgenden Abbildungen ersichtlich.

Die Grundwasseruntersuchungen, die zwischen September 1993 und Oktober 1997 direkt am Altstandort (GW8) durchgeführt wurden zeigten stark schwankende CKW-Belastungen von bis zu 166 µg/l (vor allem Tetrachlorethen). Ein Pumpversuch zwischen Mai und Oktober 1997 führte zu einer Verringerung der CKW-Belastung auf < 30 µg/l. Der Pumpversuch wurde intermittierend betrieben (1,5 h Pumpbetrieb, 0,5 h Pause).

Beurteilung der Sanierungsmaßnahmen

Von September 1993 bis Juni 1995 wurde eine Bodenluftabsauganlage betrieben. Durch die Bodenluftabsaugung an den zwei am stärksten verunreinigten Bereichen wurde Tetrachlorethen in der Größenordnung von ca. 40 kg aus dem Untergrund entfernt. Zu Beginn der Bodenluftab-saugung wurden in der Bodenluft im Absaugpegel B1 Tetrachlorethenkonzentrationen von max. 3.240 mg/m3 gemessen. Bis Juni 1995 sanken die Tetrachlorethenkonzentrationen unter 10 mg/m3 (Pegel B1). Die CKW-Konzentrationen in der Bodenluft direkt in den Schadenszentren sind durch die Bodenluftabsaugung ca. um den Faktor 300 zurückgegangen.

Bei Absaugversuchen in den Jahren 2013 und 2014 lagen die CKW-Konzentrationen aktuell immer noch auf niedrigem Niveau. Es wurde eine Maximalkonzentration von 3,8 mg/m3 bestimmt und es zeigte sich kein signifikanter Anstieg der Konzentrationen mit Fortdauer der Absaugversuche.

Durch eine permanente Grundwasserentnahme aus GW8 von Mai bis Oktober 1997 wurden ca. 0,2 kg Tetrachlorethen aus dem Grundwasser entfernt. Seit dieser Grundwasserentnahme war im unmittelbaren Schadensbereich ein deutlicher Rückgang der Tetrachlorethenkonzentrationen feststellbar. In weiter Folge blieben die Tetrachlorethenkonzentrationen auf einen Niveau von 20 bis 30 µg/l mit einer sinkenden Tendenz seit 2000.

Die Tetrachlorethenfrachten im Grundwasser sind aktuell nur mehr gering (< 1 g/d).

Zusammenfassend ist festzustellen, dass durch den Betrieb der Bodenluftabsauganlage und die Grundwasserentnahme die Untergrundverunreinigung mit CKW weitgehend reduziert wurde. Die verbliebenen Restbelastungen sind gering. Es findet kein erheblicher Schadstoffeintrag in das Grundwasser mehr statt. Der Altstandort „Paukner“ ist als saniert zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung:     Juli 2016