Gesicherte Altlast N22: Schmid Schraubenwerke Landsthal

Auf dem Altstandort „Schmid Schraubenwerke Landsthal“ werden seit Beginn des 20. Jahrhunderts Drahtstifte und Schrauben produziert. Im Zuge von etappenweise ausgeführten Sanierungsmaßnahmen wurden ab 1996 stärker belastete Untergrundbereiche ausgehoben und entsorgt sowie zum Teil mittels Bodenvermörtelung verfestigt.

Zur Sicherung der verbliebenen Untergrundverunreinigungen wurden hydraulische Maßnahmen durchgeführt (Sperrbrunnen, Grundwasserreinigungsanlage). Aktuell sind noch lokal Untergrundverunreinigungen mit Mineralölkohlenwasserstoffen vorhanden. Im Grundwasser werden nur mehr in einer Probenahmestelle im Zentrum des Altstandortes Verunreinigungen mit Kohlenwasserstoffen festgestellt. Die Schadstofffrachten im Grundwasser sind gering. Im Abstrom der Altlast werden seit Jahren keine Verunreinigungen im Grundwasser mehr festgestellt.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Lilienfeld,
Hainfeld,
Landsthal,
34/3, .4/1
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Metallwarenerzeugung
Fläche Altlast (m²): 3.200 m²
Volumen Altlast (m³): 8.000 m³
Schadstoff(e) Mineralölkohlenwasserstoffe (Diesel/Heizöl)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 07.10.1994
Datum der Prioritätenfestlegung: 16.12.1994
Priorität: 2
Datum Ausweisung gesichert: 01.06.2005
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Hydraulische Maßnahmen (Sperrbrunnen (GW-Sicherung)),
Räumung (Teilräumung),
In‐situ‐Immobilisierung
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.12.2020

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Beschreibung des Altstandortes

Der Altstandort „Schmid Schraubenwerke Landsthal“ befindet sich ca. 1,7 km südlich von Hainfeld in Niederösterreich. Auf dem Standort werden seit Beginn des 20. Jahrhunderts Drahtstifte und Schrauben hergestellt. Der Altstandort weist eine Fläche von ca. 2,4 Hektar auf. Auf dem Werksareal befinden sich die für einen metallbearbeitenden Betrieb üblichen Anlagen, wie z.B. Pressereien, Härtereien, Glüherei, Galvanik, Beizerei, Drahtzieherei, diverse Lager, Waschanlagen, etc. Entsprechend der langen Nutzungsdauer kam es zu zahlreichen Veränderungen der Anlagen.

Im Produktionsverlauf wurden unter anderem Mineralölprodukte, Beizmittel, Wasch- und Lösungsmittel eingesetzt. Produktionsabwässer (z.B. Galvanik- und Beizereiabwässer) wurden in Sicker-becken am Betriebsgelände versickert. Verschiedene Produktionsrückstände (z.B. Galvanik-, Beizerei- und Phosphatschlämme) wurden am Betriebsgelände abgelagert.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort befindet sich im Tal des Ramsaubaches, der in Richtung Norden zur Gölsen fließt. Im Talboden werden Dolomite und Mergel von mehreren Metern mächtigen Lockersedimenten überlagert. Die grundwasserführenden Lockersedimente bestehen vorwiegend aus Kiesen mit
unterschiedlichen Anteilen von Schluffen und Feinsanden. Der Grundwasserleiter ist ca. 4 bis 6 m mächtig und weist eine mittlere Durchlässigkeit auf (Durchlässigkeitsbeiwert 10-5 bis
10-4 m/s). Der Flurabstand des Grundwassers ist gering (0,5 bis 2,0 m). Es ist anzunehmen, dass bei Grundwasserhöchstständen der Grundwasserspiegel die Geländeoberfläche erreichen kann.

Das Grundwasser strömt generell in Talrichtung nach Norden und kann als Grundwasserbegleitstrom des Ramsaubaches angesprochen werden. Das Grundwassergefälle liegt etwa zwischen 1 und 3 %. Der Ramsaubach ist der Vorfluter für das Grundwasser, bei hohen Wasserständen ist eine Dotation des Grundwassers durch den Ramsaubach möglich.

Bei Annahme einer mittleren hydraulischen Durchlässigkeit von 5x10-5 m/s, eines mittleren Gefälles von 2 % und einer mittleren Grundwassermächtigkeit von rund 5 m kann die spezifische hydraulische Fracht im Abstrom des Altstandortes mit rund 0,5 m³ pro Tag und Querschnittsmeter abgeschätzt werden. Bei einer Abstrombreite im Bereich des Altstandortes von rund 130 m lässt sich daraus ein Grundwasserdurchfluss von etwa 70 m³ pro Tag abschätzen.

Schutzgüter und Nutzungen

Auf dem Altstandort werden nach wie vor Schrauben produziert. Am Werksgelände befinden sich einige Nutzwasserbrunnen. Der Trinkwasserbrunnen des Betriebes und ein Trinkwasserbrunnen der Wasserversorgungsanlage Hainfeld befinden sich 250 bzw. 750 m südlich und daher grundwasserstromauf des Betriebsstandortes. Grundwasserstromab ist keine Trinkwassernutzung des Grundwassers bekannt.

Der Ramsaubach bildet die östliche Grenze des Werksgeländes, das sich fast über die gesamte Talbreite (ca. 140 m) ausdehnt.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Auf einer Fläche von ca. 24.000 m2 befindet sich seit über 100 Jahren der Standort eines metallbearbeitenden Betriebes. Durch Manipulationsverluste beim Umgang mit Produktionsmitteln (z.B. Mineralölprodukte), durch das Versickern von Produktionsabwässern (z.B. Galvanik- und Beizereiabwässer) und durch das Ablagern von Produktionsrückständen (diverse Schlämme) wurde der Untergrund verunreinigt.

Die Untersuchung von Feststoffproben ergab, dass der Untergrund an mehreren Stellen erheblich mit Kohlenwasserstoffen verunreinigt war. Die Mineralölgehalte im Untergrund waren zum Teil sehr hoch. Andere produktionsspezifische Schadstoffe wie Schwermetalle und Cyanide wurden nur vereinzelt im Untergrund festgestellt, insbesonders im Bereich von Ablagerungen.

Bei Bodenluftuntersuchungen wurde im Bereich einer Schraubenwaschanlage eine lokal begrenzte Untergrundkontamination mit chlorierten Kohlenwasserstoffen nachgewiesen.

Die Grundwasseruntersuchungen zeigten, dass an allen Stellen, an denen Grundwasserproben genommen wurden, zumindest zeitweise Kohlenwasserstoffe feststellbar waren. Die höchsten Mineralölgehalte im Grundwasser wurden im Bereich eines Schrottlagerplatzes festgestellt. Eine Grundwasserbeeinflussung durch Schwermetalle, Cyanide und chlorierte Kohlenwasserstoffe wurde nicht festgestellt.

 

MASSNAHMEN UND UNTERSUCHUNGEN

Seit 1996 wurden folgende Maßnahmen in Zusammenhang mit der Sanierung der Altlast in Etappen durchgeführt:

  • Errichtung eines abstromigen Drainagegrabens und einer Grundwasserreinigungsanlage
  • Aushub und Entsorgung kontaminierten Untergrundes im Bereich des Schrottlagerplatzes
  • Aushub und Entsorgung der Ablagerungen und des kontaminierten Untergrundes im Bereich des Sickerbeckens III
  • Reinigung und teilweiser Abbruch von kontaminiertem Mauerwerk
  • In-situ Verfestigung des kontaminierten Untergrundes im Bereich des Sickerbeckens II und der Galvanik/Chromatierung
  • Betrieb von Sperrbrunnen und Reinigung des entnommenen Wassers

Drainagegraben und Grundwasserreinigungsanlage

Um eine verstärkte Ausbreitung von Mineralöl im Grundwasser während der Sanierungsmaß-
nahmen zu verhindern, wurde vorab im Grundwasserabstrom der Altlast ein Drainagegraben errichtet. Die darin gesammelten Wässer wurden mittels Membranpumpen gefördert und einer Grundwasserreinigungsanlage zugeführt. Die Pumpen waren mit Ölskimmern zur Absaugung einer aufschwimmenden Ölphase ausgestattet. Die Grundwasserreinigungsanlage bestand aus zwei Schlammfängen, Mineral- und Restölabscheider und Retentionsbecken. Eine Reinigung über die Aktivkohle bzw. Neutralisationsanlage erfolgte nur bei Erfordernis. Anschließend wurden die ge
reinigten Wässer in den Vorfluter (Ramsaubach) ausgeleitet. Der Drainagegraben wurde im Juni 1998 rückgebaut.

Bereich Schrottlagerplatz und Sickerbecken III

Im Bereich des Schrottlagerplatzes wurde der kontaminierte Bereich umspundet und mittels Wasserhaltung der Wasserspiegel um rund 1 m abgesenkt. Innerhalb der Umspundung wurde das kontaminierte Erdreich entfernt. Der Aushub erfolgte in einem ersten Schritt bis rund 1,5 m unter Gelände und danach unter vorauseilender Wasserabsenkung in kleinräumigen Kompartimenten mit anschließender sofortiger Wiederverfüllung mit hygienisch einwandfreiem Material. Im Grundwasserabstrom des Schrottlagerplatzes wurde ein Kontrollbrunnen (Brunnen V bzw. nachfolgend Sonde 5 bzw. 5a) errichtet. Im Bereich des Schrottlagerplatzes wurden folgende Mengen ausgehoben und entsorgt:

  • 2.600 Tonnen ölverunreinigter Bodenaushub
  • 350 Tonnen verunreinigter Beton

Das aus der Baugrube abgepumpte Grundwasser wurde in der Grundwasserreinigungsanlage gereinigt und anschließend in den Vorfluter ausgeleitet. Durch die starke Vermischung des Baugrubenwassers mit Öl während des Aushubs wurde die Grundwasserreinigungsanlage um vorgeschaltete Retentionsbecken mit eingehängten Vliesen zur Verbesserung der Reinigungswirkung erweitert. Zusätzlich wurden die Wässer noch teilweise über einen nachgeschalteten Aktivkohlefilter geleitet, um festgestellte Belastungen mit chlorierten Kohlenwasserstoffen zu beseitigen. Bei fallweisem Auftreten von erhöhten Schwermetallgehalten wurden die Wässer über die betriebseigene Neutralisation geleitet.

Im Bereich des Sickerbeckens III konnte die geplante Umspundung aufgrund von Rammhindernisse nicht ausgeführt werden. Der Aushub dieses Bereiches erfolgte daher im ersten Schritt bis rund 1 m unter Gelände und nachfolgend mit offener Wasserhaltung in kleinräumiger Arbeit bis auf die notwendige Endtiefe von rund 3 m unter Gelände mit anschließender sofortiger Wiederverfüllung. Im südlichen Teil wurde ein im Zuge der Aushubtätigkeiten gemauerter Behälter mit Verbrennungsrückständen aufgefunden und ordnungsgemäß entsorgt. Weiters wurde nach Antreffen einer ölführenden Zone im südwestlichen Aushubbereich ein Brunnen (Brunnen VI mit Ölabsaugein-
richtung) errichtet und zum Abpumpen der kontaminierten Wässer herangezogen. Die abgepumpten Wässer wurden in der Grundwasserreinigungsanlage gereinigt und anschließend in den Vorfluter ausgeleitet. Im Bereich des Sickerbeckens III wurden folgende Mengen ausgehoben und entsorgt:

  • 3.800 Tonnen ölverunreinigter Bodenaushub
  • 450 Tonnen Galvanik- und Phosphatierschlamm
  • 3.150 Tonnen verunreinigter Beton und Bauschutt

Bereich Sickerbecken II

Aufgrund der Nutzungssituation war ein Aushub des kontaminierten Untergrundes im Bereich des Sickerbeckens II nicht möglich. In diesem Bereich wurde der Untergrund mittels des Verfahrens der Hochdruckbodenvermörtelung (HDBV) verfestigt. Dabei wurden Bohrungen abgeteuft und anschließend der umliegende Boden (Wirkungsbereich beim anstehenden Boden rund 1,0 bis 1,5 m) durch Einpressen von Wasser und Druckluft aufgelockert und unter gleichzeitigem Einbringen einer geeigneten Dichtsuspension beim Ziehen der Gestänge vermörtelte Säulen im Untergrund erzeugt. Im Bereich des Sickerbeckens II wurden im Herbst 1997 insgesamt 224 Bohrungen mit Hochdruckvermörtelung durchgeführt.

Bereich Galvanik/Chromatierung

Die ehemaligen Galvanikbecken wurden im Winter 1997/1998 gesäubert und anschließend verfüllt. Im Bereich der Chromatierung wurde kontaminiertes Mauerwerk abgebrochen und entsprechend entsorgt. Anschließend wurde der kontaminierte Untergrund bis zum Grundwasser ausgehoben. Im Bereich der Galvanik/Chromatierung wurden folgende Mengen ausgehoben und entsorgt:

  • 150 Tonnen verunreinigter Bodenaushub
  • 450 Tonnen verunreinigter Beton und Bauschutt

Im Grundwasserabstrom des kontaminierten Bereichs wurden zwei Entnahme- bzw. Sperrbrunnen (Brunnen VIII und IX) errichtet und das während der Sanierungs- bzw. Sicherungsarbeiten anfallende Grundwasser über eine temporär errichtete Grundwasserreinigungsanlage gereinigt und in einen Zwischenpuffer geleitet. Je nach Beschaffenheit des Wassers wurde es anschließend direkt in den Vorfluter eingeleitet oder vorher über die betriebseigene Neutralisation geleitet.

Die Kontaminationen im gesättigten Untergrundbereich wurden mittels Hochdruckbodenver-
mörtelung mit insgesamt 96 Bohrungen bis zur Kontaminationsunterkante in 4 m unter Gelände verfestigt.

Sicherungsmaßnahmen Grundwasser

Seit Abschluss der Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen im Jahr 1998 wurden die Brunnen III, IV, VI und VII als Sanierungs- bzw. Sicherungsbrunnen betrieben. Das entnommene Grundwasser wurde über eine Grundwasserreinigungsanlage geführt und anschließend in den Vorfluter (Ramsaubach) eingeleitet. Zusätzlich wurde aus der am meisten belasteten Sonde 5a kontinuierlich Grundwasser entnommen und der Grundwasserreinigungsanlage zugeführt.

Der während der Sanierung betriebene Brunnen VII wurde nach Abschluss der Beweissicherung für den Bereich der Galvanik im März 2005 verfüllt. Der Brunnen VI wurde aufgrund eines Hallenneubaus, der vermutlich im Jahr 2009 stattfand, entfernt. Ab dem Jahr 2005 erfolgte die Entnahme und Reinigung des Grundwassers aus dem Brunnen IV und der Sonde 5a.

Aktuell findet ein Pumpbetrieb bei der Sonde 5a, sowie den Brunnen III und IV statt. Das Grundwasser aus der Sonde 5a wird über einen Mineralölabscheider geführt. Aus dem Brunnen III und IV werden Prozesswässer entnommen.

Beurteilung der Massnahmen und Kontrolluntersuchungen

Im Bereich des Schrottlagerplatzes wurde ein großer Teil des kontaminierten Untergrundes ausgehoben. Bei der Errichtung eines Regenwasserkanals in der Nähe wurde festgestellt, dass der kontaminierte Bereich über den Aushubbereich hinausgeht. In der Messstelle „Sonde 5 a“ wurden bis 2018 Kohlenwasserstoffe im Grundwasser festgestellt.

Die Ablagerungen und der kontaminierte Untergrund im Bereich des Sickerbecken III wurden vermutlich weitgehend ausgehoben. Im Grundwasserabstrom des Sickerbecken III wurden seit 2010 keine Verunreinigungen mehr festgestellt.

Durch die Verfestigung des kontaminierten Untergrundes im Bereich des Sickerbecken II, der Galvanik und der Chromatierung wurden die Schadstoffemissionen in das Grundwasser reduziert.

Die Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen zeigen aktuell Belastungen durch Kohlenwasserstoffe lediglich bei der Messstelle Sonde 5a, die in den letzten Jahren auch organoleptisch auffällig war. Die ca. 40 m weiter im Abstrom gelegene Messstelle „Brunnen IV“ zeigte seit dem Jahr 2014 keine erhöhten KW-Konzentrationen. Eine Unterbrechung des Pumpbetriebes bei der Messstelle Sonde 5a im Sommer 2018 mit der Dauer von einem Monat zeigte keine Auswirkungen bei den abstromigen Messstellen. Im Zuge der Auflassung der Beizerei wurden erhöhte Metallkonzentrationen im Feststoff festgestellt. Um eine möglich Beeinflussung des Grundwassers durch Metalle ausschließen zu können, wurden die Metallkonzentrationen bei den Proben aus dem Brunnen IV, der sich im seitlichen Abstrom der Beizerei befindet bestimmt. Die Metallkonzentrationen lagen in einem unauffälligen Bereich.

Im Abstrom des Altstandortes befinden sich die Messstellen DG1 bis DG3 und Sonde 2. Die KW-Konzentrationen bei den Proben aus den abstromigen Messstellen lagen seit 2010 unterhalb der Bestimmungsgrenze (< 0,1 mg/l).

Zusammenfassend ergibt sich, dass im Bereich des Altstandortes noch lokal Untergrundverunreinigungen mit Mineralölkohlenwasserstoffen vorhanden sind. Im Grundwasser wurden aktuell nur mehr in einer Probenahmestelle im Zentrum des Altstandortes Verunreinigungen mit Kohlenwasserstoffen festgestellt. Die Schadstofffrachten im Grundwasser sind gering. Im Abstrom der Altlast werden seit Jahren keine Verunreinigungen im Grundwasser mehr festgestellt.

 

Datum der Texterstellung: Januar 2020