Altlast K30: Deponie Kautscheleweg - Mageregger Straße

Bei der Altablagerung "Deponie Kautscheleweg - Mageregger Straße" handelt es sich um eine ehemalige Schottergrube, die von den 50er Jahren bis ins Jahr 1967 mit ca. 100.000 m³ Abfällen, überwiegend mit Bauschutt, Sperrmüll, Aushub und Hausmüll wiederverfüllt wurde. Die Altablagerung weist in Teilbereichen ein erhöhtes Deponiegasbildungspotenzial auf. Aufgrund der aktuellen Nutzungssituation ergeben sich durch die Deponiegasbildung keine erheblichen Gefahren. 

Aufgrund der Deponiegas- und Grundwasseruntersuchungen ist das Schadstoffpotenzial der Altablagerung insgesamt als erheblich zu beurteilen. Die Grundwasserergebnisse zeigen, dass durch Sickerwässer aus dem Ablagerungsbereich die Grundwasserqualität beeinträchtigt wird. Die Altablagerung verursacht eine rund 200 m lange Schadstofffahne. Die Altablagerung "Deponie Kautscheleweg - Mageregger Straße" stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird vorgeschlagen, die Altablagerung als Altlast auszuweisen und in die Prioritätenklasse 3 einzustufen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Klagenfurt,
Klagenfurt am Wörthersee,
Ehrenthal,
389/2, 392/1, 392/3, 416/2
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum,
Bauschutt,
Hausmüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 17.000 m²
Volumen Altlast (m³): 100.000 m³
Schadstoff(e) Deponiesickerwasser (Ammonium)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.01.2014
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.01.2014
Priorität: 3

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung „Deponie Kautscheleweg - Mageregger Straße“ befindet sich am nördlichen Rand der Stadt Klagenfurt im Bereich nördlich der Mageregger Straße und westlich des Kautscheleweges. Die Ablagerungen in der ehemaligen Schottergrube setzen sich aus Haus- und Sperrmüll, Bauschutt und Aushubmaterialien sowie vermutlich chromgegerbten Lederabfällen zusammen. Bei einer Grubenfläche von ca. 17.000 m² und einer mittleren Grubentiefe von 6 m kann das Volumen des Deponie-

körpers in einer Größenordnung von ca. 100.000 m³ abgeschätzt werden. Die Ablagerungen wurden in den 50er Jahren begonnen und endeten im Jahre 1967.

Die Errichtung der Deponie erfolgte ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung befindet sich im Bereich einer alten, mit Sedimenten aufgefüllten Talfurche der Glan. Das Grundgebirge bilden kristalline Schiefer, auf die örtlich Moränenreste auflagern. Darüber folgen bis zur Oberfläche fluviatile Sedimente die aus Wechsellagerungen von schluffigen Feinsanden bis sandigen Kiesen aufgebaut sind. Da die Ausbeutung der ehemaligen Schottergrube bis zum Grundwasser erfolgte, ist damit zu rechnen, dass die Deponiesohle im Grundwasserschwankungsbereich liegt.

In der Talfurche zwischen dem Spitalberg und dem Ehrenthaler Berg wird vermutlich ein Großteil des Grundwassers aus dem unteren Glantal (Zollfeld) abgeführt. Dabei fließt das Grundwasser in östliche Richtung. Aus Untergrundaufschlüssen im Bereich der Altablagerung ist bekannt, dass die Moränenreste ca. 18 m unter der Geländeoberkante liegen. Bei einem im Untersuchungsgebiet gemessenen Flurabstand der Grundwasseroberfläche von ca. 8 m ist von einem rund 10 m mächtigen Aquifer auszugehen. Im Bereich der Ablagerung liegt ein gering ergiebiger Grundwasserkörper vor. Der Grundwasserleiter stellt sich aufgrund der häufigen Wechsellagerung von gering bis gut durchlässigen Sedimenten als sehr heterogen dar. Die ermittelten Durchlässigkeitsbeiwerte streuen in weiten Bereichen. Die mittlere Durchlässigkeit (kf-Wert) kann in der Größenordnung von 3*10-4 m/s abgeschätzt werden. Das durchschnittliche Wasserspiegelgefälle im Bereich der Ablagerung beträgt rund 0,2 %, der Durchfluss pro Meter Abstrombreite rund 0,5 m³/d.

Die Sickerwassermenge im Bereich der Altablagerung kann mit ca. 13 m³/d abgeschätzt werden. Die durch die Altablagerung grundsätzlich beeinflussbare Aquifermächtigkeit wird mit ca. 5 m angenommen. Der Grundwasserdurchfluss in diesem Aquiferbereich ist gering und kann über eine angenommene Abstrombreite der Altablagerung von 140 m mit rund 35 m³/d abgeschätzt werden. Daraus ergibt sich eine geringe Verdünnung des Sickerwassers im Grundwasser mit rund 1:3.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Bereich der ehemaligen Schottergrube wird zurzeit landwirtschaftlich genutzt.

Im näheren Grundwasserabstrom der Altablagerung sind keine öffentlichen Trinkwassernutzungen des Grundwassers bekannt. Das gesamte Siedlungsgebiet ist an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen. Im Abstrom der Altablagerung sind mehrere Hausbrunnen bekannt. Einer dieser Brunnen wird zu Brauchwasserzwecken genutzt, die übrigen erhobenen Hausbrunnen werden derzeit nicht genutzt.

Der Standort liegt aus hydrogeologischer Sicht an der Einmündung des Grundwasserkörpers Glantal in den Grundwasserkörper Klagenfurter Becken. Das Klagenfurter Becken speichert bedeutende Grundwasservorkommen, die in mehreren Brunnenanlagen für die Trinkwasserversorgung genutzt werden.

Südöstlich der Altablagerung „Deponie Kautscheleweg – Mageregger Straße“ im Abstand von ca. 200 und 500 m befinden sich zwei weitere Altablagerungen.

UNTERSUCHUNGEN

Im Zeitraum von Juni 2001 bis Dezember 2004 wurden folgende Untersuchungen durchgeführt bzw. Messstellen errichtet:

  • Orientierende Deponiegasuntersuchungen
  • Errichtung von einer Grundwassersonde
  • Beprobung der Grundwassersonde und 3 bestehender Grundwasseraufschlüsse an vier bis sieben Terminen und Analyse der Grundwasserproben

Im Zeitraum von Juli 2007 bis Mai 2009 wurden folgende Untersuchungen durchgeführt bzw. Messstellen errichtet:

  • Errichtung von 3 Grundwassermessstellen
  • Entnahme und Untersuchung von Grundwasserproben an 4 Terminen

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung „Deponie Kautscheleweg - Mageregger Straße“ handelt es sich um eine ehemalige Schottergrube, die von den 50er Jahren bis ins Jahr 1967 überwiegend mit Bauschutt, Sperrmüll, Aushub und Hausmüll verfüllt wurde. Das Volumen der abgelagerten Abfälle kann mit einer Größenordnung von ca. 100.000 m3abgeschätzt werden. Es bestehen keine technischen Einrichtungen zur Erfassung von Sickerwasser bzw. zum Schutz des Grundwassers. Die Oberfläche der Altablagerung wurde mit sandig- kiesigem Aushubmaterial mit einer Mächtigkeit von mindestens 0,5 m abgedeckt.

Die Ergebnisse der Deponiegasuntersuchungen zeigen zum Teil deutlich erhöhte Methan- und Kohlendioxidgehalte sowie sehr niedrige Sauerstoffgehalte. Im südlichen Bereich der Altablagerung wurden auf einer Fläche von rund 8.000 m² erhöhte Deponiegasgehalte von Methan und Kohlendioxid festgestellt. Der Nachweis des aeroben und anaeroben Abbaus organischer Abfälle bestätigt, dass zu einem beträchtlichen Anteil Hausmüll abgelagert wurde. Auf Basis der festgestellten Deponiegaszusammensetzung und des Alters der Ablagerungen befindet sich die Deponie in den Stadien der Methanoxidations- und Kohlendioxidphase, in denen kein aktives Ausgasen mehr stattfindet. Die Ergebnisse der Deponiegasuntersuchungen vor Ort lassen darauf schließen, dass sich der Abbau der abgelagerten organischen Abfälle schon in einem fortgeschrittenen Stadium befindet

Derzeit wird der gesamte ehemalige Ablagerungsbereich als landwirtschaftliche Fläche genutzt. Unmittelbar an die Altablagerung grenzen keine Grundstücke mit Wohngebäuden. In den im Nahbereich der Altablagerung durchgeführten Bodenlufterkundungen wurden Bodenluftzusammensetzungen vorgefunden, die in etwa unbeeinflussten Verhältnissen entsprechen. Eine Migration von Deponiegas über die festgestellten Ablagerungsbereiche hinaus konnte nicht festgestellt werden. Aufgrund der aktuellen Nutzung stellt die Deponiegasbildung im Bereich der Altablagerung keine erhebliche Gefahr dar.

Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen lassen eine Beeinträchtigung des Grundwassers durch die Altablagerung erkennen. Die im nahen Grundwasserabstrom der Altablagerung situierten Messstellen GW 11 und Pegel Kautscheleweg (GW 2) zeigen bei reduzierenden Verhältnissen im Grundwasser ausgeprägte Konzentrationserhöhungen an Ammonium, Bor, DOC, Magnesium und Mangan, wie auch erhöhte Werte für die elektrische Leitfähigkeit, Chrom, Natrium, Kalium und cis-Dichlorethen im Vergleich mit der Anstrommessstelle GW 9. Ein Vergleich der Analysenergebnisse der Messstelle GW 2 aus den Jahren 2001 bis 2004 mit den Ergebnissen aus den Jahren 2007 bis 2009 lassen eine annähernd gleiche Grundwasserbelastung erkennen. Die hohen Ammoniumkonzentrationen im direkten Abstrom (GW 11) sowie die Konzentrationen an Ammonium, Nitrit und Nitrat in den Messstellen in 100 m (GW 2) bzw. 200 m (GW 12) Entfernung weisen auf einen deutlichen Einfluss der Altablagerung auf das Grundwasser hin. Die Ammoniumfracht im direkten Abstrom kann insgesamt als gering beurteilt werden.

Zusammenfassend ergibt sich, dass vermutlich vorwiegend Haus- und Sperrmüll, Bauschutt und Aushubmaterialien abgelagert wurden. Das Deponiegasbildungspotenzial ist in Teilbereichen erhöht. Aufgrund der Deponiegas- und Grundwasseruntersuchungen ist das Schadstoffpotenzial der Altablagerung insgesamt als erheblich zu beurteilen. Die Deponiegasbildung stellt aufgrund der aktuellen Nutzung der Altablagerung und ihrer unmittelbaren Umgebung keine erhebliche Gefahr dar. Die Grundwasserergebnisse zeigen, dass durch Sickerwässer aus dem Ablagerungsbereich die Grundwasserqualität beeinträchtigt wird. Die Altablagerung stellt daher eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: erheblich

Es handelt sich um eine mittelgroße, kommunale Altablagerung. Im Hinblick auf das Schadstoffpotenzial liegt Hausmüll als dominierende Stoffgruppe vor. Dementsprechend definiert sich das maßgebliche Schadstoffpotenzial durch den abgelagerten Hausmüll und andere gut abbaubare Abfälle. Die Hausmüllmenge kann grob auf ein Drittel der Ablagerungskubatur abgeschätzt werden (rund 35.000 m³). Ausgehend von der Stoffgefährlichkeit von Hausmüll, der abgeschätzten Hausmüllmenge und der festgestellten Reaktivität ist das Schadstoffpotenzial insgesamt als erheblich zu bewerten.

Ausbreitung der Schadstoffe: begrenzt

Der maßgebliche Schadstoff im Grundwasser ist Ammonium. Die Schadstofffahne im Grundwasser erstreckt sich bis in eine Entfernung von rund 200 m und ist als lang zu bewerten. Der Grundwasserleiter stellt sich als sehr heterogen dar. Die ermittelten Durchlässigkeitsbeiwerte streuen in weiten Bereichen. Daraus resultiert eine große Streuung bei den ermittelten Schadstofffrachten, insgesamt kann die Ammoniumfracht als gering bewertet werden. Die Schadstoffausbreitung ist als begrenzt zu bewerten. Aufgrund der Art und des Alters der Kontamination ist keine weitere Ausdehnung der Schadstofffahne zu erwarten.

Bedeutung des Schutzgutes: nutzbar

Das Grundwasservorkommen weist eine geringe Ergiebigkeit auf. Im nahen Abstrombereich der Altablagerung sind keine hochrangigen Nutzungen des Grundwassers vorhanden oder geplant. Ein bestehender Hausbrunnen der für Nutzwasserzwecke genutzt wird weist eine Beeinträchtigung des Grundwassers auf. Die Altablagerung liegt nicht innerhalb eines wasserrechtlich besonders geschützten Gebietes. Das Grundwasser im Bereich der Altablagerung ist als nutzbar einzustufen.

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt die Einstufung in die Prioritätenklasse 3 vor.

Datum der letzten Textüberarbeitung: Dezember 2012