Gesicherte Altlast W5: Löwy Grube-Bitterlichstraße

Auf einer rund 22 ha großen Fläche im Süden Wiens wurde zwischen Anfang der 50er Jahre bis ca. 1965 in einer aufgelassenen Lehmgrube eine Deponie betrieben. Abgelagert wurden Haus-, Sperrmüll und Bauschutt mit einem Gesamtvolumen von rund 1.7 Mio. m³.

Seit dem Jahr 1994 erfolgen Sicherungsarbeiten, die die Umschließung der Altablagerung "Löwy Grube-Bitterlichstraße" auf drei Seiten, eine aktive Entgasung der Deponierandbereiche sowie die Sickerwasserfassung über 3 Absenkbrunnen innerhalb der Umschließung umfassen. Die Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen im Zeitraum von 2004 bis 2010 zeigen, dass keine Ausbreitung von Deponiegasen aus dem Bereich der Deponie in umliegende Bereiche sowie keine erheblichen Belastungen des Grundwassers durch die Altablagerung stattfinden. Durch die Errichtung und den Betrieb der Sicherungsanlagen besteht keine erhebliche Gefahr für die Umwelt mehr. Die Altablagerung ist als gesichert zu beurteilen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Wien 10.,Favoriten,
Wien,
Oberlaa Stadt,
1283, 1284, 1285, 1286, 1287, 1288, 1290, 1291, 2437
Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Wien 11.,Simmering,
Wien,
Simmering,
606, 607/1, 607/2, 608, 610/1, 610/2, 610/3, 610/4, 610/5, 610/6, 610/7, 610/8, 610/9, 610/10, 610/11, 610/12, 610/13, 610/14, 610/15, 610/16, 610/17, 610/18, 610/19, 610/20, 610/21, 610/22, 610/23, 610/24, 610/25, 610/26, 610/27, 610/28, 610/29, 610/30, 610/31, 610/32, 610/33, 610/34, 610/35, 610/36, 610/37, 612, 619, 620/1, 620/2, 621/1, 621/2, 712/55, 1856, .1897, .1898, .2005
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Bauschutt,
Hausmüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination,
erhebliches Risiko Deponiegas
Fläche Altlast (m²): 210.000 m²
Volumen Altlast (m³): 1.700.000 m³
Schadstoff(e) Deponiegas (Methan, Kohlendioxid)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 26.02.1990
Datum der Prioritätenfestlegung: 13.05.1990
Priorität: 1
Datum Ausweisung gesichert: 15.04.2011
Status Maßnahme: in Betrieb
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Hydraulische Maßnahmen (Sperrbrunnen (GW-Sicherung)),
Vertikale Dichtelemente (Teilumschließung),
Deponiegasmaßnahmen (Deponieentgasung (aktiv))
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.03.2001

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung "Löwy Grube-Bitterlichstraße" liegt rund 2,5 km südöstlich des Wiener Südbahnhofes auf der Grenze des 10. zum 11. Wiener Gemeindebezirk. Westlich der Altablagerung grenzt das Erholungsgebiet Laaer-Wald an. Im Nordosten wird die Altablagerung durch die Ostbahn, im Südosten durch die Bitterlichstrasse sowie im Südwesten durch einen Weg von der Bitterlichstrasse zum Laaer-Wald begrenzt.  

Das etwa 22 ha große Areal wurde als Ziegelgrube genutzt. Nach Ausbeutung der Grube erfolgte Anfang der 50er Jahre bis ca. 1965 die Verfüllung mit Haus-, Sperrmüll und Bauschutt. Stellenweise reicht die Ablagerung bis in eine Tiefe von über 35 m. Das Gesamtvolumen der Schüttungen beträgt rund 1,7 Mio. m³. Nach der Verfüllung wurde die Grube mit einer bis zu 2 m mächtigen Lehmdeckschicht abgedeckt. Durch diverse Grabarbeiten – z.B. die Errichtung einer Leitungstrasse – beträgt die heutige Deckschichtmächtigkeit in Teilbereichen jedoch nur noch wenige Zentimeter. Im südlichen Bereich der Ablagerung liegen weiters Perforationen der Deckschicht durch Bebauungstätigkeiten vor. Weitere technische Einrichtungen zur Verhinderung eines Schadstoffaustrages aus dem Deponiebereich ins Grundwasser bzw. die Luft wurden im Rahmen der Schließung der Deponie nicht errichtet

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung befindet sich im nördlichen Bereich des Grundwasserkörpers "Südliches Wiener Becken". Die Untergrunderkundungen am Rand der Altlast zeigten den ursprünglichen Untergrundaufbau mit Feinsanden und Kiesen auf tonigen Schluffen des Tertiärs. In den Senken der ehemaligen Grube sammelte sich Sicker- und Schichtwasser über den sehr gering durchlässigen Schluffschichten. Ein einheitlicher Grundwasserkörper ist nicht vorhanden.

Im nordöstlichen Bereich der ehemaligen Grube können, aufgrund besserer Wegigkeiten in der Ablagerung sowie der anstehenden Schluffschichten, zwei Horizonte als Grund- bzw. Schichtwasserwasserführend angesprochen werden. Generell haben Pumpversuche aber gezeigt, dass mit geringen Fördermengen große Absenkungen erzielt werden und das Grundwasserdargebot als gering zu charakterisieren ist.

Schutzgüter und Nutzungen

Heute wird die Altablagerung als Naherholungsgebiet mit großen Wiesenflächen und kleineren Baumbeständen genutzt. Eine in den 70er Jahren errichtete Kleingartensiedlung im südlichen Teil der Altablagerung wurde abgebrochen und auf ein Ersatzgrundstück außerhalb der Altablagerung umgesiedelt.

Im Nordosten der Altablagerung verläuft die Bahntrasse der Ostbahn. Im Westen, Osten und Süden grenzen zumeist Siedlungsgebiete mit Einzelhausbebauungen, bzw. weitere Kleingartensiedlungen an die Altalblagerung an. Weiters liegen kleinere Bereich vor, welche landwirtschaftlich genutzt werden.

Die Altlablagerung liegt im Schongebiet der "Heilquelle Oberlaa". Nutzungen des Grundwassers zu Trinkwasserzwecken bzw. Brunnen im Abstrom der Altablagerung sind nicht bekannt. Punktuelle Entnahmen der vorliegenden, wenig ergiebigen Schichtwässer zu Bewässerungszwecken innerhalb der angrenzenden Gartensiedlungen können nicht ausgeschlossen werden.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Im November 1989 wurden im Bereich der ehemaligen Deponie an 130 Stellen Bodenluftuntersuchungen durchgeführt. Weiters wurde die Luft in den Kellerräumen der ehemaligen Kleingartensiedlung auf ihre Gaszusammensetzung untersucht. Die Ergebnisse der Bodenluftuntersuchungen zeigten, dass bis zu 50 Vol.-% Methan in der Bodenluft enthalten war. An einigen Stellen wies die Bodenluft ein entzündungsfähiges Gasgemisch auf, an mehreren Stellen im Bereich der Kleingartensiedlung hätten durch Vermischung der Bodenluft mit atmosphärischer Luft explosive Gasgemische entstehen können. In den Kellerräumen lag die Methankonzentration unterhalb kritischer Konzen­trationsbereiche. In Abhängigkeit der Witterung und der Durchlüftung der Räume konnte ein Eindringen von Deponiegas in die Kellerräume sowie die Bildung von entzündungsfähigen Gasgemischen nicht ausgeschlossen werden.

Im Bereich der Altlast wurden im Frühjahr 1990 125 Bodenaufschlüsse in Form von Schächten und Bohrungen im Deponiekörper sowie im August 1990 7 Tiefbohrungen außerhalb des Deponiekörpers abgeteuft, die unter anderem zur Erkundung der Untergrund- und Grundwasserverhältnisse sowie zur Entnahme von Material- und Grundwasserproben dienten. Die Untersuchung der Materialproben zeigten hausmülltypische Belastungen. Aus den Bohrungen und ausgebauten Grundwassermessstellen bzw. Brunnen wurden Wasserproben entnommen und untersucht. Die Wasserpro­ben repräsentierten das Sickerwasser, das sich in den Gruben gestaut hatte. In den Proben wurden folgende Höchstwerte der Schadstoffkonzentrationen gem. folgender Tabelle fest­gestellt.

Maximalkonzentrationen im Sickerwasser

Parameter Maximalwert PW (ÖNORM S 2088-1) MSW (ÖNORM S 2088-1) Einheit
KMNO4-Verbrauch 175 12 20 mg/l
Ammonium 193 0,3 - mg/l
Bor 3,76 0,6 1 mg/l
Kalium 168 12 - mg/l
Natrium 520 30 - mg/l
Chlorid 857 60 - mg/l
Nitrit 0,17 0,3 - mg/l
Summe CKW 2180 18 30 µg/l
Zink 22,6 1,8 - mg/l

Der Vergleich mit den Prüfwerten der ÖNORM S-2088-1 zeigte, dass die Sickerwässer stark verunreinigt waren und eine Gefährdung für das Grundwasser darstellten. Entsprechend dem großen Ablagerungsvolumen und der festgestellten Ablagerungsarten wies die Altablagerung ein erhebliches Schadstoffpotenzial auf. Die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen zeigten weiters eine erhebliche Beeinträchtigung des Schutzgutes Luft.

 

SICHERUNGSMAßNAHMEN

Ziel der Sicherungsmaßnahmen ist es die Migration von Deponiegasen aus dem Deponiekörper in bewohnte Objekte so zu unterbinden, dass eine Gefährdung im Nahbereich der Deponie durch explosive oder erstickende Gasgemischen vermieden wird. Weiters soll der Austritt von Sickerwässern aus der Altablagerung so unterbunden werden, so dass auch langfristig keine Gefährdung des Grundwassers zu besorgen ist.

Noch vor Beginn der Sicherungsmaßnahmen erfolgte die Absiedlung der Kleingartensiedlung auf eine im Nahbereich der Altablagerung gelegen Fläche (neue Siedlung Löwygrube). Weitere bewohnte Objekte existierten anschließend nicht mehr auf der Fläche. Die Sicherungsmaßnahmen erfolgten im Jahr 1994 und umfassten die Absicherung der Altablagerung mit Dichtwänden, eine aktive Entgasung der Deponierandbereiche sowie eine hydraulische Erfassung der Sickerwässer. Insgesamt wurden auf dem Gelände der Altablagerung "Löwy Grube-Bitterlichstraße" die folgend Maßnahmen ausgeführt:

  • Errichtung einer Dichtwand mit gekoppelter Aktiventgasung
  • Herstellung und Betrieb einer Gassammelstation und von Biofiltern
  • Errichtung eines Sickerwasserfassungssystem bestehend aus 3 Absenkbrunnen,
    einer Steuerzentrale und einem zentralen Sickerwassersammelbecken
  • Errichtung eines Sperrbrunnens bzw. von zwei Grundwassermessstellen

Um die dauerhafte Wirksamkeit der Sicherung zu gewährleisten und zu kontrollieren werden laufend betriebliche Maßnahmen in Form von kontinuierlichen Überwachungen der Gaskonzentrationen der abgesaugten Deponiegase, halbjährliche Gasmessungen innerhalb und außerhalb der Umschließung, Aufzeichnungen der Wasserstände innerhalb und außerhalb der Deponie, Aufzeichnungen der gefassten Pumpwasser- bzw. Sickerwassermengen sowie eine monatliche qualitative Sickerwasser- und eine jährliche Grundwasserbeweissicherung durchgeführt. Zur Übersicht sind in nachfolgender Abbildung die einzelnen Bauwerke sowie die Lage der für die Kontrolluntersuchungen zur Verfügung stehenden Messstellen dargestellt.

Beurteilung des Sicherungserfolges

Durch die Verlegung der "Siedlung Löwygrube" auf eine südlich der Altlablagerung gelegene Ausweichfläche wurde die direkte Gefährdung durch sich ansammelndes Deponiegas in geschlossenen Räumen auf der Altablagerung eliminiert. Nach der Umsiedlung existieren keine bewohnten Objekte mehr auf der Deponie, alle Gebäude wurden vollständig rückgebaut.

Im Grundwasseranstrom wurde die Altablagerung von drei Seiten umschlossen. Ein rund 0,5 ha großer Teilbereich im Westen der Altablagerung wurde ausgeräumt. Ein rund 20 m breiter Streifen der Altlablagerung im Osten wurde nicht umschlossen, da in diesem Bereich ausschließlich mineralisches Material angetroffen wurde.

Durch die Umschließung der Altablagerung inklusive gekoppelter Aktiventgasung wird die Deponiegasmigration aus dem Bereich der Ablagerung in die anliegenden, bebauten Bereiche unterbunden. Die gefassten Gase werden in Biofiltern zu behandelt. Die Ergebnisse der vorliegenden Kontrolluntersuchungen belegen die Funktionstüchtigkeit des Gesamtsicherungsbauwerkes. Die parallel zur Dichtwand verlaufenen Gassammelstränge weisen nur geringe Konzentrationen von Methan auf, welche deutlich unterhalb von 10 % der UEG liegen. Der Parameter Kohlenstoffdioxid im abgesaugten Gas wird nicht gemessen. Die Kohlendioxidkonzentrationen im Deponiegas des Fassungssystems sollten aber ebenfalls unterhalb von 5 Vol.-% liegen (Sauerstoffliegt liegt bei laufendem Betrieb bei minimal 17,5 Vol.-%, und damit CO2 bei max. 3,5 Vol.-%). Innerhalb der Umschließung zeigt ein zentral gelegener Teilbereich der Deponie noch Gaskonzentrationen, welche in die postmethanogene Phase einzustufen (5-20 Vol.-% CH4, bei etwas geringeren CO2-Konzentrationen und Anwesenheit von O2) sind.

Außerhalb der Umschließung zeigen die Messungen an den Bodenluftmessstellen keine erhöhten Methankonzentrationen. Erhöhte Kohlenstoffdioxidkonzentrationen bei gleichzeitig geringen Sauerstoffkonzentrationen in der Bodenluft treten allerdings gehäuft in einem Teilbereich außerhalb der Umschließung, direkt südlich der Dichtwandtrasse, auf. Aus den Aufschlüssen der Erkundung 1990 ist erkennbar, dass hier ein schmaler Reststreifen der Ablagerung mit 1 bis 2 m Schüttmächtigkeit mineralischer Abfälle vorliegt.

Durch die dreiseitige Umschließung der Altlablagerung wird das Eintreten von Grundwasser in den Deponiekörper weiterstgehend unterbunden. Durch kontinuierliche Wasserstandsaufzeichnung wird dokumentiert, dass ein hydraulisches Gefälle zwischen Anstrom und Inneren der Umschließung existiert. Damit ist ein potentieller Grundwasserstrom durch das Dichtwandbauwerk nur in die Absicherung hinein möglich.

Geht man für den Standort von einem Jahresniederschlag von rund 500 mm aus und nimmt an, dass davon rund 20 % zur Versickerung gelangen und zur Sickerwasserbildung führen, dann fallen jährlich auf der Fläche der Altlablagerung rund 20.000 m³ Sickerwasser an. Zur Fassung der neu gebildeten Sickerwässer werden innerhalb der Umschließung 3 Absenkbrunnen betrieben. Über diese Brunnen werden rund 15.000 bis 18.000 m³ jährlich aus dem Zentralbereich der Fläche gefasst und abgeleitet. Über den an der offenen Nordostseite der Altablagerung gelegenen Brunnen wird praktisch kein abströmendes Wasser gefasst. Dass in diesem Bereich kaum Wässer abströmen zeigen weiters die Messstellen (P4) und (P5), die oftmals trocken fallen bzw. dauerhaft trocken sind. Insgesamt kann damit davon ausgegangen werden, dass nur sehr geringe Mengen an belastetem Grundwasser aus dem Altlablagerungebereich abströmen.

Die Analysen des Sickerwassers aus den Brunnen sowie die Grundwasserbeweissicherung zeigen den Einfluss einer weitgehend mineralisierten Hausmülldeponie. Insbesondere die Parameter Leitfähigkeit, Magnesium, Natrium, Sulfat und Chlorid liegen noch in leicht erhöhten Konzentrationen vor. Das Sickerwasser unterhalb der Umschließung bzw. im Abstrom kann als aerob eingestuft werden, noch leicht erhöhte Konzentrationen des Parameters Ammonium liegen in Abstrom als Nitrat vor. Informationen über die Qualität des zuströmenden, bzw. außerhalb der Umschließung liegenden Grund- bzw. Schichtwassers liegen nicht vor. Aufgrund der hydraulischen Situation und der Schadstoffkonzentrationen im Wasser der Abstrommessstellen kann aber der Eintrag von Schadstoffen in das Grundwasser als gering beurteilt werden.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass aufgrund des Sperrbauwerks inklusive Entgasung und  aufgrund des Alters des Deponiekörpers keine Ausbreitung von Deponiegasen in die umliegenden Bereiche stattfindet. Weiters findet aufgrund des Sperrbauwerkes, der hydraulischen Fassung und der Qualität des Sickerwassers kein erheblicher Austrag von Schadstoffen in das umliegende Grund- bzw. Schichtwasser statt. Das standortspezifische Sicherungsziel, Gefahren in Zusammenhang mit einer Migration von Deponiegasen sowie ein Transfer von Deponiesickerwasser in das Grundwasser so zu unterbinden, dass auch langfristig keine Gefährdung zu besorgen ist, wurde erreicht. Die Altlast ist als gesichert zu beurteilen.

 

Datum der letzten Textüberarbeitung:    November 2010