Altlast W34: Chemische Reinigung Salesianer Penzing

Auf dem 3.200 m² großen Altstandort wurde ab 1890 eine Wäscherei und chemische Putzerei betrieben. Als Reinigungsmittel wurde über viele Jahrzehnte Tetrachlorethen (PCE) eingesetzt. Zu Beginn des Betriebes wurde wahrscheinlich Benzol verwendet. Der Betrieb wurde 2020 eingestellt. Im Rahmen des langen Betriebes kam es zu massiven Einträgen von PCE in den Untergrund.

Aktuelle Untersuchungsergebnisse zeigen eine massive, tief­reichende Verunreinigung des Unter­grundes. In einer muldenartigen Vertiefung des ersten Stauers hat sich in 5 bis 7 m unter Gelände CKW-Phase gesammelt. In einem Teilbereich des Standortes reicht die CKW-Verunreinigung bis zum Stauer des darunterliegenden tertiären Grundwasser­stock­werkes in 15 m Tiefe. Insgesamt liegen auf 2.600 m² massive Verunreinigungen mit CKW vor. Der erheblich verunreinigte Unter­grund­­bereich beträgt mehr als 10.000 m³. Ausgehend davon strömen CKW mit dem Grundwasser ab. Die im ersten tertiären Grundwasserhorizont abströmende Schadstofffracht ist groß. Die vom Altstandort ausgehende CKW-Fahne ist rund 50 m breit und wird mit mehreren 100 m Länge abgeschätzt. Es ist davon auszugehen, dass die Konzentrationen und Frachten nur sehr langsam abnehmen werden und es noch langfristig zu einem erheblichen Austrag an Schadstoffen kommt. Entsprechend den Kriterien für die Prioritätenklassifizierung ergibt sich für den erheblich verun­reinigten Bereich die Prioritätenklasse 2.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Wien 14.,Penzing,
Wien,
Penzing,
603/121, 603/125, 603/145
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: chemische Reinigung
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 2.600 m²
Volumen Altlast (m³): 10.000 m³
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe, aromatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.06.2022
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.06.2022
Priorität: 2
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der ehemalige Betriebsstandort und Hauptverwaltungssitz der Chemischen Reinigung Salesianer befindet sich im 14. Wiener Gemeindebezirk Penzing innerhalb des dicht verbauten Siedlungs­gebietes und umfasst 3.200 m². Der Altstandort wird von der Linzer Straße im Süden begrenzt und liegt am Südhang des Wientales. Rund 300 m südwestlich befindet sich der Frachtenbahnhof Penzing.

Seit 1870 liegt am Altstandort eine Nutzung als gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet vor. 1884 befandet sich am Altstandort eine alte Wagenlackiererei, wenige Jahre später – ab 1890 – wurde am Standort bereits eine Wäscherei und chemische Putzerei betrieben. Neben der Reinigung von Textilien wurden Gewebe gefärbt, gebleicht und bedruckt sowie mechanisch und chemisch bearbeitet (Appretur). Im Jahr 1915 waren am Altstandort mehr als 50 Mitarbeiter mit der Reinigung und Bearbeitung von Textilien beschäftigt.

Um die Jahrhundertwende wurde zuerst nur der westlichste Teil des Altstandortes genutzt, auf dem sich bis 1940 die "k.k. priv. Färberei und chemische Wäscherei Smetana Josef" befand. Im weiteren Verlauf kam der zentrale Bereich des Altstandortes hinzu. 1940 befand sich auf diesem die Reinigung "Hotschewar", in weiterer Folge die "Union Färberei und Chemische Putzerei Krautschneider". 1952 erwarb die "Salesianer Wäscherei Putzerei Färberei GmbH" den gesamten Standort und verlegte auf diesen ihre Zentrale. 1962 wurde das Produktportfolio um einen Miettextil-Service erweitert, von Privat- auf Großkunden umgestellt und 1970 die "Salesianer Miettex GmbH" gegründet, welchen auch die chemischen Reinigungen weiterführt. 2020 wurde der Betrieb eingestellt und abgesiedelt. Die Betriebsanlagen wurden entfernt und die Betriebsgebäude abgebrochen.

Der Lage der Betriebsanlagen ist nur für zweite Hälfte der Nutzungsgeschichte genauer bekannt. Aus alten Stadtplänen ist ableitbar, dass im Jahr 1904 zuerst nur das Gebäude, in dem sich später das Büro und der Traforaum befanden und das Gebäude mit dem späteren Waschsaal sowie der Schlosserei existierten. Acht Jahre später ist auch der Bereich bebaut, auf dem später das Lager für Textilien, der Trockenraum und ein Teil des Kesselhauses lagen.

Im Luftbild 1938 ist der zentrale Altstandort bebaut. Im Süden liegen Büros und ein Expedit, im Norden ein Teil des Kesselhauses und eine Putzlappen­reinigung. Im Zentrum befindet sich ein Teil der "Alten Chemischen Abteilung" und ein PCE-Puffertank im Hof 1. 1959 ist auch der westliche Altstandort bebaut und der Hof 1 U-förmig umschlossen. Im Süden des Gebäudes liegt die Miet­wäsche­abteilung, an der westlichen Grundstücksgrenze die Teppich­reinigung. Eine Erweiterung der alten chemischen Abteilung und die Teppichklopfanlage sind im Luftbild 1976 erkennbar. Die alte chemische Abteilung wurde bis 1992 betrieben und dann in den Hof 2 umgesiedelt und als "Neue Chemische Abteilung" bezeichnet. In diesem wurde auch die Abluft­(behandlungs­)­anlage integriert. 2003 wird die neue chemische Abteilung zurück an den Bereich der alten chemischen Abteilung überführt, zwei Reinigungs­ma­schinen werden im 2. Stock aufgestellt.

Ab wann genau Tetrachlorethen (PCE) als Reinigungsmittel eingesetzt wurde ist nicht mehr bekannt, verwendet wurde PCE jedenfalls bis zur Schließung des Betriebes 2020. Über den Einsatz anderer Reinigungsmittel liegen keine konkreten Informationen vor.

Erste Verunreinigungen des Untergrundes mit Tetrachlor­ethen wurden 1990 festgestellt und es wurde mit Untersuchungen sowie mit Sanierungsmaßnahmen begonnen. Für 1992 ist zudem ein Unfall – wahrscheinlich im Bereich des PCE-Tanks – bekannt.

 

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort liegt im Übergangsbereich der Flyschzone des Wiener Waldes zu den jungtertiären Sedimenten des Wiener Beckens auf einer Höhe von 218 (Nordgrenze) bis 213 m über Adria (Südgrenze des Altstandortes). Am Altstandort finden sich jungtertiäre Sedimente des Sarmats, die von quartären Alluvionen des Wienflusses und des Ameisbaches unterbrochen bzw. überlagert werden. Der Untergrund am Standort ist durch einen inhomogenen Aufbau geprägt.

Bis in deutlich über 30 m Tiefe wechseln wasserdurchlässige Schichten mit gering durchlässigen Ton-/Schluff- bzw. Mergelhorizonten ab und weisen zudem immer wieder eingebettetes Blockwerk auf. Bei einer generalisierten Beschreibung der hydrogeologischen Verhältnisse ergeben sich am Altstandort zumindest drei Grundwasserhorizonte.

Der oberflächennahe Sickerwasserhorizont (SWH) besteht aus drei bis sechs Meter mächtigen Sand-Schluff-Sandsteinschichten, in die einzelne, geringmächtige sandige Kiesschichten einge­la­gert sind. In einer Tiefe von 5 bis 8 m unter GOK befinden sich geringdurchlässige, feinsandig-tonige Schluffe, die einen Zwischenstauer für den SWH darstellen. Dieser Stauer weist im zentralen Bereich des Altstandortes eine 1,5 m tiefe muldenartige Absenkung auf und steigt gegen dann Süden – zur Linzer Straße – wieder deutlich an. In der Mulde sammeln sich geringergiebige Schicht­wässer bevor sie nach Süden, in Richtung Wienfluss abfließen. Der Wasserspiegel im Bereich des Altstandortes bzw. in der Mulde liegt bei rund 3 Meter unter Geländeoberkante (210 m ü. A.).

Unter dem Zwischenstauer befindet sich der erste tertiäre Grundwasserhorizont (TH1), der aus eher gering-durchlässigen, oftmals verfestigten, sandig-schluffigen Kiesen und Steinen mit Ein­lagerungen an Blockwerken aufgebaut wird. Im Bereich des Altstandortes reicht der TH1 bis in eine Tiefe von 14,0 – 14,5 m u. GOK und weist eine Mächtigkeit von rund sechs Metern auf. Unterlagert wird der Grundwasserhorizont von einer dicht gelagerten, rund zwei Meter mächtige Tonschicht und einer darüber befindliche dicht gelagerte, stark schluffigen und zirka ein Meter mächtigen Sand­schicht. Im direkten An- und Abstrom liegt ein freier Grundwasserspiegel vor, aufgrund der muldenartigen Geometrie der überlagernden Zwischenstauers ist das Grundwasser am Standort jedoch zumeist gespannt und spiegelt auf rund 8 m unter GOK (205 m über Adria) auf. Das Grundwasser in dieser Schicht strömt großräumig ebenfalls in Richtung Süden. Die Durchlässigkeit des TH1 beträgt 2 bis 3 x 10-5 m/s, das Grundwassergefälle liegt bei 0,5 – 1 %. Auf eine Abstrom­breite von 50 m bezogen ergibt sich ein geringer hydraulischer Abfluss von 2,5 – 8,2 m³/d (0,05 l/s).

Im Liegenden befinden sich eingebettet in stark sandige Schluffe weitere Kiesschichten, die nach unten durch sehr dicht gelagerte, stark schluffige Sande bzw. von Sandstein begrenzt werden und als zweiter tertiärer Horizont (TH2) anzusprechen sind. Das Grundwasser des TH2 liegt gespannt vor und spiegelt am Altstandort bis rund 11 m unter GOK (202 m über Adria) auf. Das Grundwasser strömt ebenfalls großräumig nach Süden. Der hydraulische Abfluss des Horizontes TH2 ist gering.

 

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort wird derzeit mit einer Wohnhausanlage vollständig neu überbaut. Im Westen, Osten und Norden grenzen an den Altstandort Wohnhausanlagen bzw. große Grünanlagen an. Rund 100 m nördlich liegt der Pfarrfriedhof Penzing. 500 m anstromig befindet sich die Altlast W22 "MEWA Hütteldorfer Straße". Etwa 1 km süd-südöstlich des Altstandortes liegt der Schönbrunner Schlosspark.

Der Altstandort liegt in keinem Grundwasserschutz- oder ‑schongebiet. Bis 2020 existierte ein Brunnen (BR1) am Altstandort. Im weiteren, seitlichen Randstrom des Altstandortes liegen vereinzelt Nutzwasserbrunnen vor. Der Wienfluß fließt 560 m südlich des Altstandortes.

 

UNTERSUCHUNGEN

Am Altstandort wurden seit 1990 die folgenden Untersuchungen durchgeführt:

  • Orientierende Bodenluftuntersuchungen an 16 Messpunkten (1990)
  • Bodenluftuntersuchungen an 12 stationären Absaugpegeln (1996 bis 2019)
  • Errichtung von zwei Grundwassermessstellen (BL) inkl. Pumpversuchen (1999)
  • Jährliche Probenahmen aus Grundwassermessstellen (Oktober 2000 bis Juni 2019)
  • Gasprobenahmen und GC-Untersuchungen der abgesaugten Mischgase (Aug. 2018)
  • Herstellung von 9 Rammkernsondierungen (RK) inkl. Feststoffuntersuchungen (Dez. 2018)
  • Bodenluftprobenahmen an 25 Bodenluftmessstellen und Absaugpegeln (Nov. 2019)
  • Herstellung 5 Rammkernsondierungen (RKS) und 9 Rammkernbohrungen (RKB) inkl. Entnahme und Analyse von Feststoffproben und Schöpfproben (Okt. und Nov. 2019)
  • Entnahme und Analyse von Grundwasserpumpproben (nach Ausbau der RKB) und 2h-Pump- sowie 4h-Absaugversuche an drei RKB (Okt. bis Dez. 2019)
  • Herstellung von 5 (KB) (Juli/ August 2020) bzw. von 16 Rammkernbohrungen (KB0) und von 13 Schürfen (S) (Dezember 2020) inkl. Entnahme und Analyse von Feststoffproben

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Auf dem 3.200 m² großen, ehemaligen Betriebsstandort der Chemischen Reinigung Salesianer in Penzing wurde bereits 1890 eine Wäscherei und chemische Putzerei betrieben. Als Reinigungs­mittel wurde – vermutlich länger als 60 Jahre – Tetrachlorethen (PCE) eingesetzt. Zu Beginn des Betriebes wurde wahrscheinlich Benzol verwendet. Der Betrieb wurde 2020 eingestellt.

Die Aufstellorte der Reinigungsanlagen wechselten mehrfach. Bereiche mit erhöhtem Gefahren­poten­zial waren insbesondere die zwei chemischen Abteilungen im zentralen Bereich des Standortes sowie ein PCE-Tank und ein Chemikalienlager in den zwei Höfen.

Bodenluftuntersuchungen 1990 zeigten, dass im Bereich beider chemischen Abteilungen und des PCE-Tanks eine erhebliche Verunreinigung des ungesättigten Untergrundes vorlag. 1996 wurde eine Bodenluftabsauganlage errichtet und in Betrieb genommen. Nachdem Grund­wasser­mes­sungen zeigten, dass auch die gesättigte Zone mit CKW verunreinigt war, wurden die Anlage 2000 für einen Slurping-Betrieb umgebaut und bis 2019 betrieben. Im Rahmen der langen Betriebsdauer wurden mehrere 100 kg CKW aus dem Untergrund entfernt.

Aktuell durchgeführte, tiefreichende Untergrundaufschlüsse auf dem gesamten Altstandort zeigen, dass es im Bereich der neuen chemischen Abteilung und des zugehörigen Chemikalienlagers zu einem massiven Eintrag von Tetrachlorethen in den Untergrund gekommen ist. In einer Mulde des ersten Stauers – in 5 bis 7 m Tiefe – haben sich CKW angesammelt und sind dann in den schluffig-tonigen Stauer eingesickert. Auffällig ist, dass in der Mulde und dem Stauer primär Trichlorethen (TCE) vorliegt, während darüber höhere Anteile an PCE angetroffen werden. Eine Verwendung von TCE ist am Standort nicht bekannt und es besteht auch kein Hinweis darauf. Die CKW haben die erste stauende Schicht im diesem Bereich nicht durchdrungen und sind nicht in das erste tertiäre Grund­wasserstockwerk (TH1) eingesickert. Feststoffanalysen aus dem Bereich des TH1 – unter der Mulde – sind insgesamt unauffällig.

Im Bereich der alten chemischen Abteilung bzw. im Hof südlich davon ist es zu einem zweiten, massiven Eintrag von CKW gekommen. Hier liegt auch in tieferen Bereichen fast ausschließlich PCE im Untergrund vor. In diesem Bereich haben die CKW zudem den ersten Stauer durchdrungen und sind dann in den ersten tertiären Grundwasserleiter (TH1) gelangt. In diesem Bereich reichen die Verunreinigungen bis zur nächsten dichten Schicht in rund 15 m unter Gelände.

Ein dritter, kleiner Hotspot ist im Bereich des ehemaligen PCE-Tanks erkennbar. Auch hier sind CKW in den ersten schluffigen Stauer eingedrungen. Die den Stauer unterlagernden Schichten sind aber bei den Aufschlüssen insgesamt unauffällig betreffend CWK gewesen.

Insgesamt lässt sich der erheblich mit CKW verunreinigte Bereich mit mehr als 2.000 m² ab­grenzen. Nur im westlichen Randbereich des Altstandortes liegen keine Kontaminationen vor. Die Kontaminations-Mächtigkeiten sind lokal sehr unterschiedlich und reichen von 1 m (nur die schluffige Schicht des ersten Zwischenstauers) bis 15 m (bis zur Unterkante des TH1).

Das erheblich mit CKW verunreinigte Volumen beträgt mehr als 10.000 m³. Die Ausdehnung der CKW-Phase unterhalb der neuen chemischen Abteilung kann nur sehr grob mit 100 m² abgeschätzt werden. Eine Ausbreitung von CKW-Phase in den Abstrom wird durch die ansteigenden schluffigen Schichten in Richtung Süden, d.h. durch die muldenartige Geometrie des ersten Stauers, verhindert.

Ausgehend von den tiefreichenden Untergrundverunreinigungen wird sowohl das Grundwasser des Sicherwasserhorizontes (SWH) als auch das Wasser des ersten tertiären Horizontes (TH1) mit CKW verunreinigt. Die CKW-Konzentrationen im TH1 liegen jedoch beim rund 100-fachen der Konzentrationen des SWH. Im SWH wird überwiegend DCE im TH1 fast ausschließlich PCE nachgewiesen. Dieses zeigt zum einen, dass die Verunreinigung des TH1 primär von der Verunreinigung im südlichen Hof 1 ausgeht und zum anderen, dass von der Verunreinigung im Bereich der neuen chemischen Abteilung und des Chemikalienlagers kein CKW-Durchbruch durch die erste stauende Schicht erfolgt ist, da ansonsten die TCE- und DCE-Anteile in TH1 höher wären.

Auch im Wasser des zweiten tertiären Grundwasserhorizontes (TH2) liegen erhöhte CKW-Konzen­trationen vor. Hierbei handelt es sich fast ausschließlich um DCE. Der Vergleich des An- und Abstroms des Altstandortes zeigt, dass es sich um die biologisch zu DCE abgebaute CWK-Fahne der Altlast W22 "MEWA Hütteldorfer Straße" handelt, die unter dem Altstandort hindurchströmt. Eine Beeinflussung des zweiten tertiären Grundwasserleiters durch den Altstandort liegt nicht vor.

Der Grundwasserabstrom wird entsprechend den Verunreinigungen des Untergrundes massiv mit CKW verunreinigt. Der beeinflusste Grundwasserabstrom bzw. die Fahnenbreite im maßgeblichen ersten tertiären Grundwasserhorizont beträgt rund 50 m an der Altstandortgrenze. Es kann ange­nom­men werden, dass die Länge der CKW-Fahne mehrere 100 m beträgt und in ihrer Breite begrenzt bleibt. Unter Berücksichtigung der sehr hohen CKW-Konzentrationen im Wasser dieses Horizontes ist die vom Altstandort abströmende PCE-Fracht trotz der geringen Ergiebigkeit groß. Betrachtet man zudem man die zeitliche Entwicklung der Grundwasserqualität, ist erkennbar, dass sich die Konzentrationen seit Jahren nicht verringern.

Die Verteilung der einzelne CKW weist auf eine biologische reduktive Dechlorierung von PCE am Standort – im Tiefenbereich der ersten schluffigen Zwischenschicht zwischen SWH und TH1 – hin. In Teilbereichen ist PCE weitgehend zu TCE und DCE und teilweise auch zu VC de-chloriert worden. Das Vorliegen des dafür erforderlichen, anaeroben Milieus erklärt zudem, warum in diesen Bereichen noch Benzol gefunden werden kann, auch wenn davon auszugehen ist, dass Benzol seit mindesten 60 Jahren nicht mehr am Altstandort eingesetzt wurde.

Zusammenfassend zeigen die Untersuchungen, dass im Bereich des Altstandortes der Untergrund zu einem großen Teil erheblich mit CKW verunreinigt ist. Davon ausgehend ist das Grundwasser im Bereich des Altstandortes und in dessen Abstrom sehr stark mit CKW verunreinigt worden.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: sehr groß

Im Bereich des Altstandortes ist der Untergrund tiefreichend mit Tetrachlorethen verunreinigt. Das Volumen des verun­reinigten Untergrunds kann mit mehr als 10.000 m³ abge­schätzt werden. Tetra­chlor­ethen zeigt eine hohe bis sehr hohe Mobilität und besitzt sehr schäd­liche Stoffeigenschaften. Unter Berück­sichti­gung der Art der Schad­stoffe und der im Untergrund vor­handenen Schad­stoff­­mengen ergibt sich insgesamt ein sehr großes Schadstoff­potenzial.

Schadstoffausbreitung: ausgedehnt

Aufgrund der Untergrundverhältnisse und der Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen kann die Länge der Schadstoff-Fahne mit mehreren 100 m abgeschätzt werden. Mittelfristig ist mit keiner deutlichen Aus­dehnung der Fahne zu rechnen. Eine vollständige anaerob-reduktive Dechlorierung von PCE findet nicht statt. Die Schadstofffracht im Grundwasser ist groß. Es ist davon auszugehen, dass die CKW-Frachten nur langsam ab­nehmen und es noch langfristig zu einem Austrag kommt.

Schutzgut: nutzbar

Der Altstandort liegt in keinem besonders geschützten Gebiet. Brunnen zur Trinkwasserversorgung existieren im Fahnen­be­reich keine. Eine Gefährdung bestehender Nutzungen zu Was­ser­ver­­sorgungszwecken ist nicht gegeben. Das Grund­wasser­dar­gebot ist insgesamt als ergiebig zu beurteilen und weist anthropogene Vorbelastungen auf.

Prioritätenklasse – Vorschlag: 2

Entsprechend der Beurteilung der vorhandenen Untersuchungs­ergebnisse, der Gefährdungs­abschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien ergibt sich für den Altstandort die Prioritätenklasse 2.

 

Datum der Texterstellung: Juli 2021