Altlast T17: Pochergraben Schwaz

Bei der Altablagerung "Pochergraben Schwaz" handelt es sich um eine Ablagerung feinkörniger Schlämme aus einer Erzaufbereitung, die im Bereich eines ehemaligen Silberbergwerks in einen Bach eingebracht wurden. Im Zeitraum von 1915 bis 1958 wurden durch wiederholte Räumungen des Bachbetts die Schlämme auf einer Länge von ca. 3,5 km entlang des Bachs aufgeschüttet. Die Ablagerungen umfassen eine Fläche von rund 75.000 m² und weisen ein Volumen von etwa 100.000 m³ auf. 

Die Schlämme sind entsprechend der Zusammensetzung der geförderten Erze sehr hoch mit Kupfer, Antimon, Arsen, Cadmium und Quecksilber belastet. Aufgrund geogener Hintergrundbelastungen sind in der Umgebung des Standortes generell Verunreinigungen des Grundwassers und des Bodens durch Metalle und Metalloide festzustellen. Bei den genannten Elementen sind zusätzliche Kontaminationen gegeben, die auf die Altablagerung zurückzuführen sind. Im Grundwasser verursacht die Altablagerung in Bezug auf Antimon eine erhebliche Schadstofffracht, die der Größenordnung der geogen bedingten Fracht im Anstrom entspricht. Bei Grünlandnutzung des Bodens ist eine erhöhte Pflanzenaufnahme insbesondere von Quecksilber und Arsen zu beobachten. In Hausgärten kann es zu einer erhöhten Aufnahme von Antimon und Arsen in Obst und Blattgemüse kommen. Aufgrund der beschränkten Ernteerträge sind nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen durch den Verzehr dieser Produkte aber als unwahrscheinlich einzustufen. Bei der Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Nutzflächen oder Hausgärten kann es durch Aufwirbelung von Staub zu einer erhöhten inhalativen Aufnahme von Arsen kommen. Das Ausmaß der Exposition wird jedoch vor allem über die geogene Hintergrundbelastung in der Umgebung der Altablagerung bestimmt. Aufgrund der abgelagerten Abfälle sowie der festgestellten Verunreinigungen des Bodens und des Grundwassers und deren möglicher Auswirkungen auf Menschen stellt die Altablagerung "Pochergraben Schwaz" eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird eine Einstufung in Prioritätenklasse 3 vorgeschlagen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Schwaz,
Buch in Tirol,
Buch,
2, 7/2, 7/4, 14/1, 14/2, 15, 16/1, 16/2, 17, 21/1, 21/2, 71, 72, 79/1, 80/2, 81/2, 82/3, 83/1, 83/2, 1207, 1208/1, 1208/2, 1299, 1305
Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Schwaz,
Schwaz,
Schwaz,
1030/1, 1030/3, 1030/5, 1031, 1033/8, 1033/9, 1043, 1044, 1047, 1048, 1053, 1055/1, 1055/2, 1055/3, 1055/5, 1055/6, 1055/7, 1055/8, 1055/9, 1055/10, 1055/11, 1055/12, 1055/13, 1062/1, 1062/7, 1066/1, 1066/2, 1067/1, 1067/2, 1067/3, 1067/4, 1067/5, 1067/6, 1078, 1119, 1120, 1122/1, 1122/2, 1125, 2373/1, 2380, 2381, 2382
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Art der Ablagerungen: Industrie-/Gewerbemüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination,
erhebliches Risiko Schadstoffaufnahme
Fläche Altlast (m²): 75.000 m²
Volumen Altlast (m³): 100.000 m³
Schadstoff(e) Metalle (Antimon, Arsen, Cadmium, Kupfer, Quecksilber)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.02.2016
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.02.2016
Priorität: 3

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung befindet sich im Inntal nordwestlich der Stadt Schwaz entlang des sogenannten "Pochergrabens", in dem der Tufter Bach verläuft. Über dieses Oberflächengewässer fließt das Bergwasser des zum ehemaligen Silberbergwerk gehörigen Sigmund-Erbstollens und jetzigen Schaubergwerkes Schwaz ab. Der Bach mündet etwa 3 km nordöstlich von Schwaz in den Inn. Die freie Fließstrecke auf dem Talgrund des Inntals beträgt etwa 3,5 km.

Im Raum Schwaz wurde etwa ab Beginn des 15. Jahrhunderts Silberbergbau betrieben. In der Zeit um das Jahr 1500 war es einer der größten Bergbaustandorte der Welt und rund 85% des weltweit produzierten Silbers kam aus Schwaz. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts kam es auf Grund der Importe von Silber aus südamerikanischen Bergbaugebieten zu einem deutlichen Rückgang des Erzabbaus, die endgültige Einstellung erfolgte 1957.

Bei den Lagerstätten im Schwazer Dolomit handelt es sich um ein Fahlerzvorkommen. Als Erz dominiert das Kupfer-Antimon-Fahlerz (Tetraedrit), das im Raum Schwaz in einer silber- und quecksilberreichen Varietät auftritt ("Schwazit"). "Schwazit" zeigt deutliche Substitutionen von Antimon durch Arsen (Anteil 4 - 8 %) und von Kupfer durch Zink, Eisen, Silber (Anteil 0,3 - 0,85 %) oder Quecksilber (Anteil 0,4 - 8 %). Daneben treten in den Lagerstätten zahlreiche andere Minerale auf, die die genannten und andere Metalle (z. B. Blei, Cadmium, Kobalt Nickel, Wismut) sowie Arsen und Antimon in unterschiedlichem Ausmaß enthalten.

Im Nahbereich des Sigmund-Erbstollens war über Jahrhunderte ein "Pocher" (Hammer) zur Zerkleinerung der geförderten Erze betrieben worden. Die zerkleinerten Erze wurden in weiterer Folge durch Trocken- und Nasssiebung fraktioniert. Der Siebdurchgang der mechanischen Aufbereitungsanlagen, eine feinkörnige Fraktion, die vor allem aus feinsandigen Gesteinspartikeln mit hohem Erzanteil besteht, wurde in schlammiger Form über den Tufter Bach, der auch als "Pochergraben" bezeichnet wurde, abgeleitet.

Am Beginn des 20. Jahrhunderts kam es bei Starkregenereignissen auf Grund von Verlandungen entlang des Tufter Baches wiederholt zur Überschwemmungen umgebender landwirtschaftlicher Flächen auf dem Talgrund des Inntals. Um den notwendigen Abfluss bei Starkregenereignissen sicherzustellen, wurde im Jahr 1915 der Abflussgraben neu errichtet. Der Tufter Bach bzw. der neue "Pochergraben" wurde dabei begradigt, die Sohle mit Betonplatten (0,8 - 1,0 m breit) befestigt und als Trapezgerinne mit einem Gefälle von 1 % ausgeführt. Der ehemalige Lauf des Tufter Baches wurde in weiten Abschnitten verfüllt und liegt generell nördlich des heutigen "Pochergrabens".

Im Zeitraum von 1915 bis 1958 erfolgte eine regelmäßige Entfernung der Sedimente, deren Feinkornanteil vor allem aus Schlämmen aus der Erzaufbereitung des Silberbergbaus bestand. Die Schlämme wurden jeweils unmittelbar an den beiden Ufern des Baches abgelagert.

Insgesamt erfolgten die Ablagerungen auf einer Fläche von rund 75.000 m² unmittelbar auf das bestehende Gelände. Das Volumen der abgelagerten Schlämme kann mit einer Größenordnung von 100.000 m³ abgeschätzt werden. Die feinkörnigen Gesteinspartikel enthalten sehr hohe Anteile an Metallen, die im Allgemeinen dem vorliegenden Fahlerztyp entsprechend überwiegend in sulfidisch-arsenidisch-antimonidischen Bindungsformen vorliegen. Die Metalle können durch Verwitterungsprozesse freigesetzt  oder in andere Mineralphasen, vorwiegend Carbonate sowie Hydroxide, eingebunden werden.

Die Ablagerungen wurden in weiterer Folge zum größten Teil mit 20 bis 30 cm bewuchsfähigem Material abgedeckt. In kleineren Teilbereichen mit natürlichem Aufwuchs ist keine Abdeckung gegeben. Aufgrund des über mehrere Jahrhunderte betriebenen Silberbergbaus befinden sich an den Hängen der südlichen Talflanke des Inntals ausgedehnte Bergbauhalden. Beginnend beim Schaubergwerk entlang des Talrandes sind Bergbauhalden bis etwa auf die halbe Höhe des Mehrerkopfs anzutreffen. Das Ausmaß der Bergbauhalden kann mit einer Gesamtfläche von rund 1 km² abgeschätzt werden.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung befindet sich im Inntal. Der Untergrundaufbau wird von alluvialen Lockersedimenten (sandige Kiese mit schluffigen und untergeordnet steinigen Einlagerungen) geprägt. Auf die obersten Bodenhorizonte bzw. die landwirtschaftliche Kulturschicht folgt eine 1 bis 2 m mächtige Schicht an Sandlagen. In die darunter folgenden Kiese des Inn, sind unregelmäßig sandige und teilweise sandig-schluffige Schichten geringerer Mächtigkeit eingelagert.

Zur Tiefenlage grundwasserstauender Schichten bzw. von Festgesteinen liegen keine konkreten Angaben vor. Die Mächtigkeit der gut wasserdurchlässigen Schichten kann für den westlichen Bereich der Altablagerung am Talrand mit einer Größenordnung von 20 bis 30 m abgeschätzt werden und kann im Bereich der Talachse des Inntals mehr als 50 m betragen. Unterhalb der kiesigen Schichten sind Schichtfolgen sandiger Sedimente mit steigenden Feinkornanteilen (Schluff, Ton) zu erwarten. Das Inntal ist zum Teil stark übertieft, so dass die Sedimentfüllung mehrere 100 Meter betragen kann.

Geologischer Schnitt

Die Geländeoberfläche im Inntal südlich des Inns ist eben und fällt im Bereich der Altablagerung mit geringem Gefälle von etwa 532 m ü.A. im Ortsteil Ried im Westen auf etwa 528 m ü.A. im Osten in der Nähe des Ortsgebietes von Buch bei Jenbach. Der Flurabstand des Grundwassers beträgt in Abhängigkeit von der Entfernung zum Inn und kleinräumiger morphologischer Strukturen der Oberfläche etwa 1 bis 4 m. Zumindest in Teilbereichen kommuniziert das Grundwasser mit dem Pochergraben, der auch die Funktion eines Entwässerungsgrabens erfüllt. Am südlichen Rand des Inntales sind ober- und unterirdische Zuflüsse aus den Hangbereichen gegeben.

Die mittlere Durchlässigkeit der oberflächennahen Schichten des Grundwasserleiters kann mit Durchlässigkeitsbeiwerten (kf-Wert) von ca. 2 * 10-3  bis 1 * 10-4 m/s charakterisiert werden. Die Grundwasserströmung ist mit einem Gefälle von rund 0,5 bis 1,5 ‰ generell nach Nordosten, im spitzen Winkel zum Inn gerichtet. Die Fließgeschwindigkeit des Grundwassers kann mit ca. 3 m/d abgeschätzt werden.

Bei Annahme einer mittleren hydraulischen Durchlässigkeit (kf-Wert) von 2*10-3 m/s und einem mittleren hydraulischen Gefälle von 1 ‰ lässt sich die spezifische hydraulische Fracht für die obersten 5 m des Aquifers mit rund 0,9 m³ pro Tag und Querschnittsmeter abschätzen. Durch den schleifenden Verschnitt von Tufter Bach und Grundwasserstrom ergibt sich für die Altablagerung eine durchschnittliche typische Abstrombreite von etwa 50 m und damit für diese Abstrombreite eine hydraulische Fracht von rund 45 m³ pro Tag. Die Sickerwassermenge kann entsprechend der „Arbeitshilfe zur Abschätzung von Sickerwasserbelastungen an kontaminierten Standorten“ für einen mit 50 m Abstrombreite korrespondierenden etwa 100 m langen Abschnitt der Altablagerung, und damit für eine Fläche von etwa 5.000 m², mit rund 7 m³ pro Tag abgeschätzt werden. Dies entspricht ca. 490 mm pro Jahr oder rund 40 % des Jahresniederschlags von ca. 1.200 mm (Klimastation Jenbach). Das Verdünnungspotential des Grundwassers liegt demnach etwa bei einem Faktor von 7.

Natürliche Ressourcen und Nutzungen

Im Bereich der Altablagerung und in der nahen Umgebung befinden sich vor allem landwirtschaftlich genutzte Flächen. In einzelnen Bereichen sind entlang des Baches auch bewaldete Flächen mit naturnahen Untergehölzbeständen gegeben. Vereinzelt liegen im Nahbereich des „Pochergrabens“ auch landwirtschaftliche Gebäude und Wohnhäuser. Insbesondere am westlichen Ende der Altablagerung befinden sich einzelne Wohnhäuser der sogenannten Bergwerkssiedlung unmittelbar im Bereich der Altablagerung.

Im Grundwasseranstrom der Altablagerung befindet sich eine Brunnenanlage zur Trinkwasserversorgung der Stadt Schwaz.

UNTERSUCHUNGEN

Im Frühjahr 2001 wurden im Bereich der Altablagerung bzw. des Tufter Baches sechs Sediment- und fünf Schlammproben entnommen und Metallgehalte bestimmt. Im Zeitraum von 2007 bis 2011 wurden ergänzende Untersuchungen gemäß § 13 ALSAG durchgeführt. Dabei wurden am Standort und in der Umgebung folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Kartierung der Nutzung im Bereich der Altablagerung sowie der näheren Umgebung
  •  Erkundung und Kartierung der Abgrenzung der Altablagerung im Juli 2007
  • Durchführung von 100 Rammkernsondierungen entlang von 33 Querprofilen und Entnahme von 169 Feststoffproben (abgelagerte Sedimente und gewachsener Untergrund) im April 2008
  • Feststoffuntersuchungen an Proben der abgelagerten Sedimente (22 Proben) sowie des gewachsenen Untergrundes unter der Ablagerung (30 Proben) auf 9 ausgewählte Metalle
  • Entnahme von Bodenproben auf 272 Teilflächen im Bereich der Altablagerung im April 2008
  •  Entnahme von 20 Bodenproben auf Referenzflächen in der Umgebung im April und Oktober 2008
  • Feststoffuntersuchungen an 292 Bodenproben auf 9 ausgewählte Metalle
  • Entnahme von 66 Sedimentproben aus dem Tufter Bach im April 2008
  • Sammeln von Pflanzenproben aus Hausgärten und Bestimmung der Metallgehalte an 52 Proben
  • Einrichtung von 3 Messstellen und Abflussmessungen (5 Termine) am Tufter Bach
  • Probenahmen und Analyse von Oberflächenwasserproben (4 Termine)
  • Herstellung von 12 Grundwassermessstellen im Oktober  und November 2008
  • Probenahme und Analyse von Grundwasserproben im Februar 2009, Juni 2009, Dezember 2009 und Mai 2010

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Auswirkungen auf Mensch und Umwelt - Zusammenfassung

Im Bereich der Altablagerung „Pochergraben“ zeigen sich über geogene Hintergrundbelastungen hinaus Kontaminationen des Bodens durch Antimon, Arsen, Cadmium, Kupfer und Quecksilber sowie des Grundwassers durch Antimon und Arsen.

Als für das Schutzgut Grundwasser maßgeblicher Schadstoff kann insbesondere Antimon identifiziert werden. Antimon weist aufgrund seiner stofflichen Eigenschaften ein hohes Gefährdungspotential für das Grundwasser auf. Das Schadstoffpotenzial der Altablagerung ist als groß zu qualifizieren und verursacht eine zusätzliche Antimonfracht im Grundwasser, die erheblich ist. Auf Grund der Überlagerung mit der regionalen und lokalen Grundbelastung ist die Schadstoffausbreitung lokal begrenzt einzustufen. Das Grundwasser im Bereich der Altablagerung ist ergiebig und wird auch im Anstrom der Altablagerung zu Trinkwasserzwecken gefördert. Aufgrund der regionalen geogenen Vorbelastung durch Antimon und Arsen, die in der Größenordnung des Trinkwassergrenzwerts liegt, lokal aber auch mehrere Größenordnungen darüber liegen kann, ist das Grundwasser unter der Voraussetzung einer Aufbereitung als nutzbar einzustufen.

Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen ist bei Grünlandnutzung eine erhöhte Pflanzenaufnahme insbesondere von Quecksilber sowie auch von Arsen zu beobachten. Im Bereich von Hausgärten kann es zu einer erhöhten Aufnahme von Antimon und Arsen bei Obst (Äpfeln) und Blattgemüse kommen.

Im Bereich der Altablagerung „Pochergraben“ zeigen sich über geogene Hintergrundbelastungen hinaus Kontaminationen des Bodens durch Antimon, Arsen, Cadmium, Kupfer und Quecksilber sowie des Grundwassers durch Antimon und Arsen.

Als für das Schutzgut Grundwasser maßgeblicher Schadstoff kann insbesondere Antimon identifiziert werden. Antimon weist aufgrund seiner stofflichen Eigenschaften ein hohes Gefährdungspotential für das Grundwasser auf. Das Schadstoffpotenzial der Altablagerung ist als groß zu qualifizieren und verursacht eine zusätzliche Antimonfracht im Grundwasser, die erheblich ist. Auf Grund der Überlagerung mit der regionalen und lokalen Grundbelastung ist die Schadstoffausbreitung lokal begrenzt einzustufen. Das Grundwasser im Bereich der Altablagerung ist ergiebig und wird auch im Anstrom der Altablagerung zu Trinkwasserzwecken gefördert. Aufgrund der regionalen geogenen Vorbelastung durch Antimon und Arsen, die in der Größenordnung des Trinkwassergrenzwerts liegt, lokal aber auch mehrere Größenordnungen darüber liegen kann, ist das Grundwasser unter der Voraussetzung einer Aufbereitung als nutzbar einzustufen.

Für die landwirtschaftlich genutzten Flächen ist bei Grünlandnutzung eine erhöhte Pflanzenaufnahme insbesondere von Quecksilber sowie auch von Arsen zu beobachten. Im Bereich von Hausgärten kann es zu einer erhöhten Aufnahme von Antimon und Arsen bei Obst (Äpfeln) und Blattgemüse kommen.

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung sind die Schutzgüter Grundwasser und Boden relevant. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung in Zusammenhang mit dem Schutzgut Boden können wie folgt zusammengefasst werden.  

Schadstoffpotenzial: groß

Der Boden im Bereich der Altablagerung sowie der angrenzenden Flächen ist mit Metallen und Metalloiden verunreinigt. Auf Grund der geogenen Situation sowie der historischen Bergbauaktivitäten in der Umgebung liegen die lokalen Hintergrundkonzentrationen deutlich über den Prüfwerten für die Nutzungsklasse Landwirtschaft und Gartenbau sowie auch über denen der Nutzungsklasse Wohnen. Im Bereich der Altablagerung sind für Arsen, Quecksilber, Antimon, Cadmium, Kupfer und Zink Kontaminationen gegeben, die signifikant über den örtlichen Hintergrundkonzentrationen (oft 2 bis max. 10-fach) liegen. Die Kontamination des Bodens entspricht in ihrer Zusammensetzung den geogen bedingten Hintergrundbelastungen. Ein im Vergleich erhöhter Anteil an kanzerogen wirksamen Metallverbindungen (insbesondere Oxiden) ist unwahrscheinlich. Es ist jedoch eine relativ gute Pflanzenverfügbarkeit der Metalle gegeben. Die Ausdehnung der kontaminierten Flächen umfasst die gesamte Altablagerung und beträgt etwa 75.000 m², von denen zumindest 3.000 m² der Nutzungsklasse "Wohnen" zuzuordnen sind. Auf Grund der stofflichen Eigenschaften von Arsen, bei Berücksichtigung der dominierenden Bindungsformen, sowie des Flächenausmaßes der Bodenverunreinigung ist das Schadstoffpotenzial insgesamt als groß zu bewerten.

Schadstoffausbreitung: begrenzt

Die im Bereich der Altablagerung bestehenden Kontaminationen durch Metalle und Metalloide können über das Bodenwasser zu einer zusätzlichen Aufnahme dieser Schadstoffe durch Pflanzen sowie über Nutzpflanzen und Inhalation von Staub zu einer zusätzlichen Aufnahme dieser Schadstoffe durch Menschen beitragen. Bei als Grünland genutzten Flächen kann insbesondere eine erhöhte Aufnahme von Quecksilber auftreten. Das Ausmaß der Aufnahme unterscheidet sich jedoch nicht von der Aufnahme von Quecksilber durch Pflanzen im gesamten Untersuchungsgebiet. Bei als Hausgärten genutzten Flächen kann insbesondere eine erhöhte Aufnahme von Arsen auftreten. Die Ergebnisse der Expositionsabschätzung zeigen, dass eine relevante zusätzliche Aufnahme auf Grund der Konsumation von Obst und Gemüse im Bereich der bestehenden Hausgärten unwahrscheinlich ist, jedoch bei intensiver Staubentwicklung, z.B. bei erhöhter Aufwirbelung durch Wind bei trockenen Bodenverhältnissen, möglich ist. Die Ergebnisse der Untersuchungen zur Staubdeposition im Bereich der Altablagerung zeigen jedoch, dass die Kontaminationen des Bodens im Bereich der Altablagerung keine relevante Ursache für erhöhte Staubbelastungen sind. Die durch die Altablagerung bedingte zusätzliche Aufnahme von Metallen und Metalloiden sowie insbesondere Arsen durch Menschen oder Pflanzen ist daher als begrenzt einzustufen.

Bedeutung des Schutzgutes: gut nutzbar  

Der Boden wurde als Kulturschicht auf die Altablagerung aufgebracht und wird überwiegend landwirtschaftlich (größtenteils Grünland, zum Teil Ackerbau) genutzt. In Teilbereichen sind Wald- und Biotopflächen ausgeprägt. Insbesondere am westlichen Ende befinden sich mehrere Einfamilienhäuser mit Hausgärten sowie Obst- und Gemüseanbau. Aufgrund der Topographie, des Bodenaufbaus und der vorliegenden Nutzungsverhältnisse am Standort ist das Schutzgut Boden als gut nutzbar zu beurteilen.

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Beurteilung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und der im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt die Einstufung der Altablagerung "Pochergraben Schwaz" in die Prioritätenklasse 3 vor.

Datum der Texterstellung: Mai 2015