Sanierte Altlast ST7: Gärtnerei Thianich

Während des Betriebes der Gärtnerei Thianich kam es im Bereich von Heizungsanlagen zu Mineralölverunreinigungen des Untergrundes. 1992 wurde der kontaminierte Bereich teilweise ausgehoben. Im Jahr 2007 wurde der kontaminierte Bereich fast vollständig entfernt. Nach Entfernen der Untergrundschichten mit erhöhtem Schadstoffpotenzial sowie dem Abschöpfen der auf dem Grundwasser aufschwimmenden Ölphase wurde der Aushubbereich wiederverfüllt.

Durch die Sanierung wurde das Schadstoffpotenzial am Altstandort soweit reduziert, dass mit keinen erheblichen Schadstoffemissionen in das Grundwasser zu rechnen ist. Der Altstandort "Gärtnerei Thianich" stellt keine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar und ist als saniert zu bewerten.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Graz-Umgebung,
Premstätten,
Zettling,
51/5
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: nicht zuzuordnen
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 2.300 m²
Volumen Altlast (m³): 3.000 m³
Schadstoff(e) Mineralölkohlenwasserstoffe (aliphatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 26.08.1992
Datum der Prioritätenfestlegung: 06.11.1992
Priorität: 2
Datum Ausweisung dekontaminiert: 15.10.2009
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (vollständige Räumung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.12.1992

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Der Altstandort „Gärtnerei Thianich“ befindet sich etwa 8 km südlich von Graz im Ortsgebiet von Zettling. Im Bereich des Altstandortes wurde bis etwa 1983 eine Gärtnerei betrieben. Die Betriebsanlagen umfassten auch ein Heizhaus und ein Mineralöllager. Der Heizöltank hatte ein Fassungsvermögen von 35.000 l und wurde vermutlich in den 90-er Jahren entfernt.

Beschreibung der Untergrundverhältnisse

Der Altstandort befindet sich auf der Hauptterrasse des Grazer Feldes. Der Grundwasserleiter wird von gut durchlässigen sandigen Kiesen aufgebaut. Der mittlere Grundwasserspiegel befindet sich etwa 3,5 m unter Gelände. Das Grundwasser strömt generell von Nordwest nach Südost. Die Fließgeschwindigkeit beträgt etwa 5 bis 7 m/d.

Beschreibung der Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort liegt im engeren Schongebiet des Wasserwerkes Kalsdorf. Das Grundwasser im unmittelbaren Abstrom wird durch Hausbrunnen genutzt. Etwa 3 km östlich des Altstandortes besteht das Wasserwerk Kalsdorf des Wasserverbandes Umland Graz. Die Umgebung des Altstandortes wird hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt.

Gefährdungsabschätzung

Während des Betriebes einer Gärtnerei kam es im Bereich der Heizungsanlagen zu Mineralölverunreinigungen des Untergrundes. Öleintritte in einen nahe gelegenen Brunnen sind aus den Jahren 1974, 1979 und 1992 bekannt. In Folge dieser Öleintritte wurden zur Sanierung der Kontamination jeweils Sofortmaßnahmen (u.a. Absaugung des Mineralöls aus dem Brunnen und einem Suchschlitz) eingeleitet. Im Frühjahr 1992 wurde auf einer Fläche von ca. 400 m² ein Bodenaushub durchgeführt. Die Fläche der tatsächlich bestehenden Kontamination wurde durch Untersuchungen im Juli 1992 eingegrenzt.

An 2 Bohrungen nördlich des Aushubbereiches konnten im Grundwasserschwankungsbereich Kohlenwasserstoffkontaminationen beobachtet werden. Die Gesamtgehalte mit maximal 1.700 mg/kg lagen in der Größenordnung des B-Wertes (1.000 mg/kg) der damals zur Bewertung herangezogenen Hollandliste. Dieser war als Richtwert für weitere Untersuchungen anzusehen. In einer der Bohrungen war ein Ölfilm am Grundwasser ausgebildet.

Eine Probe des bereits ausgehobenen Bodenmaterials wies mit 9.200 mg/kg einen Kohlenwasserstoffgesamtgehalt deutlich über dem Sanierungsrichtwert (5.000 mg/kg) der damaligen Hollandliste auf.

Durch die Lösung von Mineralölbestandteilen aus der am Grundwasser aufschwimmenden Ölphase und aus ölkontaminierten Bodenschichten kam es zu einer qualitativen Beeinträchtigung des Grundwassers. In den beiden abstromigen Grundwassermessstellen konnten jedoch keine Kohlenwasserstoffe nachgewiesen werden. Die qualitative Beeinträchtigung des Grundwassers war somit auf den Nahbereich der Kontamination beschränkt. Eine Beeinträchtigung von genutzten Brunnen im Abstrom war nicht zu erwarten.

Sanierungsmaßnahmen

Im Zuge der Aushubmaßnahmen 1992 im Hauptschadensbereich wurden die Kontaminationen nicht zur Gänze entfernt. Bei im Jahr 2006 zur Aktualisierung des Schadensbildes durchgeführten Untersuchungen wurden Kohlenwasserstoffverunreinigungen im Grundwasserschwankungsbereich von > 1.000 mg/kg TS festgestellt.

Die Sanierung des Altstandortes erfolgte durch folgende Maßnahmen:

  • Abtransport und Entsorgung der seit dem Jahr 1992 zwischengelagerten Bodenmaterialien aus den damaligen Aushubarbeiten
  • Aushub des kontaminierten Untergrundes
  • Sohlbeweissicherung
  • Entsorgung bzw. Wiedereinbau des Aushubmaterials
  • Grundwasserbeweissicherung

Beschreibung der Sanierungsmaßnahmen

Vor Aushubbeginn wurden zur Abgrenzung des Aushubbereiches insgesamt 16 Schürfe mit Tiefen zwischen 3,6 m und 4,2 m hergestellt. An dem entnommenen Material (insgesamt 13 Mischproben und 5 Einzelproben) wurden chemische Untersuchungen im Hinblick auf die Gesamtgehalte der Parameter BTEX, Kohlenwasserstoffindex, TOC bzw. pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit und Ammonium im Eluat durchgeführt.

Zu Beginn der Sanierungsarbeiten wurde das seit 1992 an der östlichen Grundstücksgrenze unter einer Folie in Miete zwischengelagerte Aushubmaterial entsorgt.

Die Räumungsarbeiten wurden im Zeitraum vom 15. Oktober 2007 bis 28. November 2007 durchgeführt. Zunächst wurde der Aushubbereich mittels Baggerschürfen im Raster 10x10 m festgelegt. Die Fläche betrug etwa 480 m2.

Der Aushub wurde in vier Phasen unterteilt:

     1) Aushub der etwa einen Meter mächtigen Anschüttung

     2) Aushub der Grundwasserabdeckung (bis ca. 2,5 m unter GOK)

     3) Aushub des Grundwasserschwankungsbereiches

     4) Unterwasseraushub

Das nicht kontaminierte Aushubmaterial wurde bis zur Wiederverfüllung der Baugrube auf unbefestigter Fläche am Rand gelagert wobei – für den späteren Wiedereinbau - eine (räumliche) Trennung je nach Bodenart erfolgte. Für die kontaminierten Materialien, die gänzlich aus dem Grundwasserschwankungsbereich entnommen wurden, wurde eigens eine räumlich getrennte, flüssigkeitsdichte Asphalt-Zwischenlagerfläche errichtet. Als Sanierungsziel waren für den KW Index 500 mg/kg TS festgelegt. Die anfallenden Wässer wurden bis zur Entsorgung in dichten Mulden zwischengespeichert. Während des Unterwasseraushubes wurde durch die Errichtung von Ölsperren einer Kontamination des unbelasteten Böschungsbereiches vorgebeugt. Die Gesamttiefe der Baugrube betrug etwa 4,5 – 5m.

Von der Wasseroberfläche wurde der Ölfilm durch mehrmaliges Absaugen (1x/Tag) entfernt. Nach Beweissicherung der Sohle wurde die Baugrube wiederverfüllt, wobei für den Bereich der gesättigten Bodenzone Fremdmaterial aus einer Kiesgewinnungsstätte der Umgebung verwendet wurde. Insgesamt wurden dazu 713 Tonnen Material mit der entsprechenden Korngrößenverteilung angeliefert und eingebaut.

Die restliche Baugrube wurde mit dem zwischengelagerten Vor-Ort-Material verfüllt. Um das ursprüngliche Niveau wiederherzustellen mussten außerdem 1.146 Tonnen Material angeliefert werden. Bei der Verfüllung der obersten Bodenschicht wurden die im Anschüttungsmaterial enthaltenen Anteile von Baurestmassen händisch aussortiert und gesondert entsorgt (ca. 40,2 Tonnen). Insgesamt wurden 2.135,72 Tonnen Abfälle entsorgt.

Nach Beendigung der Verfüllungsmaßnahmen wurde der zwischenzeitlich gelagerte Humus wieder aufgebracht. Insgesamt wurden rund 3.000 m³ Untergrund ausgehoben, davon rund 550 m³ unterhalb des Grundwasserspiegels.

Beurteilung der Sanierungsmaßnahmen

Der erheblich verunreinigte Untergrund wurde vollständig entfernt. Im Untergrund verblieben nur geringe Restbelastungen mit Kohlenwasserstoffen.

Bei den Grundwasseruntersuchungen wurden vor und nach der Sanierung keine signifikanten Veränderungen der Grundwasserqualität festgestellt. Weder vor der Sanierung noch danach konnten Kohlenwasserstoffe in den Grundwassermessstellen nachgewiesen werden. Insgesamt waren die Ergebnisse der Grundwasserbeweissicherung unauffällig.

Nach Entfernung der Ablagerungen wurden bei Beprobung der Sohle lediglich an vier von insgesamt dreizehn Punkten geringfügige Restbelastungen des Untergrundes mit Kohlenwasserstoffen gemessen. Diese lagen durchwegs unter dem Prüfwert der ÖNORM S 2088-1 von 100 mg/kg. Damit wurde das vorgeschriebene Sanierungsziel bei allen Freimessungen unterschritten.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass durch die Sanierung das Schadstoffpotenzial des verunreinigten Bereiches soweit reduziert wurde, dass mit keinen erheblichen Schadstoffemissionen in das Grundwasser zu rechnen ist.  Die Restbelastungen im Untergrund stellen keine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Der Altstandort "Gärtnerei Thianich“ ist als saniert zu bewerten

Texterstellung:    Dezember 2008