Altlast ST6: Deponie Steirische Montanwerke AG

Die Altlast "Deponie Steirische Montanwerke AG" ist eine Altablagerung, die von 1963 bis 1980 in Betrieb war. Auf einer Fläche von 3 ha wurden rund 100.000 m³ mit Gesteinsbruch stabilisierte Stäube aus den Elektrofilteranlagen des Zementwerkes Peggau (Steirische Montanwerke AG) abgelagert.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Graz-Umgebung,
Deutschfeistritz,
Prenning,
555/1, 555/2, 557/1, 558/2, 567, 568, 570/1, 570/2, 570/3, 574/1, 574/2
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Art der Ablagerungen: Industrie-/Gewerbemüll
Fläche Altlast (m²): 41.000 m²
Volumen Altlast (m³): 100.000 m³
Schadstoff(e) Metalle
Datum Eintrag Altlastenatlas: 09.03.1992
Datum der Prioritätenfestlegung: 20.04.1992
Priorität: 1
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Dekontamination
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 15.02.2019

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Das ursprüngliche Gelände stellte einen von Norden nach Süden verlaufenden Graben, das ehemalige Quellgebiet des Zitollgrabenbaches, dar. Den Untergrund bildet eine 0 - 5 m dicke Verwitterungsschicht, mit einem Wasserdurchlässigkeitsbeiwert von 10-5 bis 10-7 m/s.

Wie geologische Detailuntersuchungen ergaben, liegt die Deponie im Grenzbereich der aus Grünschiefern, Tuffen und Tuffiten bestehenden Schöckeldecke und der darüberliegenden Rannachdecke, welche aus Dolomiten, Dolomitsandsteinen und Kalken aufgebaut ist. Während die tiefgründig verwitterten Gesteine der Schöckeldecke eine geringe Wasserwegigkeit aufweisen, welche sich in erster Linie auf die Verwitterungsschicht und seitlich liegende seichte Kluftzonen beschränkt, ist in den engscharig geklüfteten Gesteinen der Rannachserie mit einer guten, tiefreichenden Wasserwegigkeit zu rechnen.

Die Wasserführung im Bereich der Schöckeldecke kann durch die Topographie des Geländes bestimmt werden, im Bereich der Rannachdecke hingegen kann das Einzugsgebiet der verkarsteten Kalke und Dolomite nicht eingegrenzt werden. Soweit aus bisherigen Erhebungen bekannt ist, liegt die geologische Grenzlinie im oberen Bereich der Deponie. An dieser Grenzlinie zwischen den beiden Decken sind vor der Schüttung der Deponie Quellen ausgetreten.

Der älteste Teil der Deponie besitzt keine Untergrundabdichtung. Die restliche Deponiesohlfläche wurde mittels einer einfachen Folie ausgelegt. Untersuchungen über die Dichtheit dieser Folienauskleidung liegen nicht vor. Die anfallenden Hang- und Oberflächenwässer werden gemeinsam mit den Deponiesickerwässern, die auch Quellhorizonte in der Deponiesohle speisen, in einer Drainage durch und aus der Deponie geleitet. Den Abschluß der Deponie bildet ein bis zu 15 m hoher Erddamm. Die Drainage wird mittels eines Dammfußes aus Steinen, der 4 m breit und 4 m hoch ist, durch den Erddamm durchgeführt und in den Zitollgrabenbach geleitet. Die Oberfläche der Deponie wurde mit 30 cm Erdmaterial abgedeckt und landwirtschaftlich genutzt.

Der Zitollgrabenbach wird durch die Sickerwässer sehr stark belastet. Bachabwärts, in einer Entfernung von ca. 1 km im Schwemmkegel dieses Wildbaches, befindet sich die alte Quellstube der Wassergenossenschaft Zitoll. Sie mußte im Sommer 1991 gesperrt werden, da sie durch das Infiltrationswasser des Zitollgrabenbaches ungenießbar wurde.

Gefährdungsabschätzung

Der Zitollgrabenbach entspringt, extrem stark belastet durch Deponiesickerwässer, am Abschlußdammfuß der ehemaligen Betriebsdeponie "Steirische Montanwerke AG". Die elektrische Leitfähigkeit von 1.420 mS/m und der Gehalt an Arsen von 1,03 mg/l weisen auf diese Kontamination mit Sickerwässern hin. Im Vergleich zu diesen Werten wird in der ÖNORM S2072 ein Eluat mit diesen Schadstoffkonzentrationen in die Eluatklasse IIIb eingeordnet. Wegen der starken Verschmutzung durch die Sickerwässer ist der Zitollgrabenbach auf seiner gesamten Fließstrecke akut beeinträchtigt.

Die Sickerwässer des direkt auf der Rannachdecke zuliegen kommenden Schüttbereiches der Betriebsdeponie stellen eine ständige Gefahr für das schwer erfaß- und abgrenzbare Karstwasservorkommen dar.

Aufgrund der Beeinträchtigung durch die Infiltrate des Zitollgrabenbaches weist die alte Quelle der Wassergenossenschaft Zitoll keine Trinkwasserqualität mehr auf. Der Gehalt an Arsen von 0,11 mg/l liegt über dem toxikologisch bedingten Grenzwert (Österreichisches Lebensmittelbuch, Kapitel B1, "Trinkwasser") von 0,05 mg/l. Der analysierte Chrom(ges.)-Gehalt von 0,05 mg/l reicht an den ebenfalls toxikologisch bedingten Grenzwert heran.

Die vorliegenden Unterlagen und Untersuchungsergebnisse zeigen, daß eine Beeinträchtigung der Schutzgüter Oberflächenwasser und Grundwasser gegeben ist.

Texterstellung:    Februar 1992