Gesicherte Altlast ST5: Rösslergrube

Im Bereich der Altlast ST 5 „Rösslergrube“ wurden im Zeitraum von 1973 bis 1978 auf einer Fläche von etwa 12.000 m² ca. 45.000 m³ Hausmüll, Sperrmüll, Bauschutt und gewerbliche Abfälle ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz abgelagert. Die Altablagerung bewirkte eine Beeinträchtigung der Grundwasserqualität im Abstrom.

In den Jahren 2003 bis 2005 wurde die Altablagerung mittels Dichtwand inkl. Wasserhaltung und Oberflächenabdeckung gesichert. Die Ergebnisse von Kontrolluntersuchungen belegen die Wirksamkeit der Sicherungsmaßnahmen. Das aktuelle Emissionspotential der Altablagerung kann als gering beurteilt werden.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Leibnitz,
Lang,
Jöss,
780, 783
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Hausmüll,
Bauschutt,
Industrie-/Gewerbemüll
Fläche Altlast (m²): 12.000 m²
Volumen Altlast (m³): 45.000 m³
Schadstoff(e) Deponiesickerwasser
Datum Eintrag Altlastenatlas: 18.11.1991
Datum der Prioritätenfestlegung: 20.04.1992
Priorität: 2
Datum Ausweisung gesichert: 15.02.2015
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Abdeckungen (Oberflächenabdichtung),
Vertikale Dichtelemente (Umschließung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 25.07.2023

BESCHREIBUNG DER STANDORTSVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung „Rösslergrube“ liegt im südlichen Gebiet der Gemeinde Lang im Ortsteil Jöss und ca. 5 km nordwestlich der Stadt Leibnitz.

Die Ablagerung stellt eine Hügelschüttung innerhalb eines großflächigen Abbaugebietes für Kiese und Sande dar und liegt im ufernahen Auwaldbereich der Laßnitz im Leibnitzer Becken. Der höchste Punkt der Ablagerung liegt auf einer Seehöhe von 288 m ü. A., der Böschungsfuß etwa 10 m tiefer.

Der Großteil der Abfälle stammt aus dem Entsorgungsbereich der Stadtgemeinde Leibnitz, die hier zwischen 1973 und 1978 eine kommunale Hausmülldeponie betrieb. Es kam jedoch auch zu Ablagerungen von Haus- und Gewerbeabfällen sowie Bauschutt aus anderen Quellen. Insgesamt wurden auf einer Fläche von ca. 12.000 m² bei einer durchschnittlichen Mächtigkeit der Schüttung von 4 m (Schütthöhe: 3 m bis 9 m) etwa 45.000 m³ Hausmüll, Sperrmüll, Bauschutt und gewerbliche Abfälle (z. B. Gerbereiabfälle) ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz abgelagert. Die Deponiesohle lag vor Umsetzung der Sicherungsmaßnahmen im Grundwasserschwankungsbereich.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung liegt im Bereich der würmeiszeitlichen Niederterrasse des Leibnitzerfeldes. Der Untergrund wird im Bereich der Altablagerung aus sandigen Fein- bis Grobkiesen mit Mächtigkeiten zwischen 10 m und 13 m aufgebaut. Diese Sedimente stellen den Grundwasserleiter dar. Den darunterliegenden Grundwasserstauer bilden Feinsande und sandige Schluffe.

Der erste Grundwasserhorizont ist durchschnittlich 6 m mächtig. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters kann im Bereich der Altablagerung auf Basis von Pumpversuchen zwischen 3E‑05 m/s und 3E‑04 m/s abgeschätzt werden. Die Grundwasserströmung ist generell nach Süden bis Südwesten gerichtet und wird durch die Wasserstände der etwa 300 m westlich fließenden Laßnitz beeinflusst.

Nutzungen

Die Altablagerung ist rekultiviert bzw. zum Teil wieder aufgeforstet. Auf der Ablagerung und in der Umgebung befinden sich keine Gebäude. Auf der Hügelkuppe steht im westlichen Bereich ein Hochstand. Die Altablagerung wird von einem Güterweg umschlossen, an ihrem östlichen Rand verläuft der Mühlweg, eine asphaltierte Gemeindestraße zwischen den Orten Jöss und Tillmitsch. An unterirdischen Einbauten existiert die Zuleitung zum Abwasser-Sammelkanal Jöss-Tillmitsch, der von der Deponie entlang des Mühlweges nach Süden verläuft.

 

Im Norden der umschlossenen Altablagerung wurde ab 2008 eine Bodenaushubdeponie geschüttet, die mittlerweile rekultiviert ist. Der Großteil der restlichen, die Altablagerung umgebenden Flächen ist bewaldet.

Die Altablagerung liegt in einem Grundwasserschongebiet. Im weiteren Grundwasserabstrom befinden sich in südöstlicher Richtung etwa 1-2 km entfernt im Gemeindegebiet von Tillmitsch zahlreiche Hausbrunnen. Etwa 5 km südöstlich beginnt das Schutzgebiet der Trinkwasserbrunnen der „Leibnitzerfeld Wasserversorgung“.

Die Laßnitz verläuft in einer Entfernung von ca. 300 m südwestlich der Deponie.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Auf einer Deponie der Stadtgemeinde Leibnitz wurden Hausmüll und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle in einer ehemaligen Schottergrube ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz abgelagert. Die Deponiesohle befand sich im Grundwasserschwankungsbereich. Es konnte ein Eintrag von Sickerwasser aus der ehemaligen Deponie in das Grundwasser nachgewiesen werden.

Die Altablagerung befindet sich in einem Grundwasserschongebiet. Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen zeigten, dass im unmittelbaren Abstrom die Grundwasserqualität beeinträchtigt war. Die Analysenergebnisse von Grundwasserproben aus weiter entfernten Grundwassermessstellen ließen hingegen keine Beeinflussung erkennen. Im weiteren Abstrom (> 1 km) bestehen Hausbrunnen bzw. die Brunnen einer Trinkwasserversorgungsanlage (5 km).

 

SICHERUNGSMAßNAHMEN

Zur Reduzierung der Auswirkungen auf das Grundwasser wurden im Bereich der Altablagerung im Zeitraum von März 2003 bis Juni 2005 folgende Sicherungsmaßnahmen durchgeführt:

  • Umschließung der Altablagerung mittels Dichtwand
  • Oberflächenabdichtung aus Lehm sowie Aufbringen einer Rekultivierungsschicht
  • Ableitung der Sickerwässer in den öffentlichen Kanal des Abwasserverbandes Leibnitz-Wagna-Kaindorf und Reinigung der Sickerwässer in der Verbandskläranlage
  • Passive Entgasung durch Gasbrunnen („Gassammelschächte“)

Um die dauerhafte Wirksamkeit der Sicherungsmaßnahmen zu gewährleisten und zu kontrollieren, werden seit Fertigstellung der Umschließung laufend folgende betriebliche Maßnahmen durchgeführt:

  • Überwachung der Wasserstände innerhalb und außerhalb der Altablagerung
  • Aufzeichnung der geförderten Pumpmengen
  • Vierteljährliche (2005 bis 2011) bzw. jährliche (ab 2012) qualitative Sickerwasser- und Grundwasseruntersuchungen
  • Pflege und Instandhaltung der Oberflächenabdichtung

Beschreibung der Sicherungsmaßnahmen

Umschließung mittels Dichtwand

Die Umschließung der Altlast mittels Schlitzwand erfolgte im Zeitraum von Juni bis August 2003. Die Schlitzwand wurde als Einphasen-Schlitzwand mit einer Wandstärke von 60 cm hergestellt. Ihre Gesamtlänge beträgt ca. 460 m. Die Schlitzwand wurde bis in Tiefen zwischen 9,5 m und 15,5 m hergestellt und bindet etwa 1 m in den Grundwasserstauer ein. Die Gesamtfläche der Dichtwand beträgt 5.214 m². Die von der Dichtwand umschlossene Fläche der Altlast kann mit ca. 11.500 m² angegeben werden. Das im Zuge der Dichtwandherstellung ausgehobene Material wurde zur Profilierung der Oberfläche der Altlast verwendet. Bei dem ausgehobenen Material handelt es sich um gewachsenen Untergrund (Schotter) mit einem Volumen von etwa 3.200 m³. 

Oberflächenabdichtung und Rekultivierung

Nach der Ablagerung des Materials, das bei der Dichtwandherstellung ausgehoben wurde, wurde die mineralische Oberflächenabdichtung (2-lagiger Lehmschlag mit kf-Wert ≤ 10-9 m/s) mit einer Gesamtmächtigkeit von maximal 60 cm hergestellt. Darüber wurde eine ebenfalls maximal 60 cm mächtige Rekultivierungsschicht aus Bodenmaterial und Klärschlammkompost aufgebracht. Die Oberflächenabdichtung wurde kuppelförmig hergestellt. Das Niederschlagswasser, das nicht im Bereich der Altlast versickert, wird außerhalb der Umschließung in einer Humuspassage versickert. Die ehemalige Deponie wurde begrünt und bepflanzt. Die Herstellung der Oberflächenabdichtung und der Rekultivierungsschicht erfolgte im Zeitraum von September bis November 2003. Die Rekultivierung der ehemaligen Deponie war im November 2004 abgeschlossen.

Wasserhaltung

Innerhalb der Umschließung wurde im Zeitraum von August bis Oktober 2003 ein Absenkbrunnen hergestellt und im August 2005 in Betrieb genommen. Der Absenkbrunnen wurde als Schachtbrunnen mit einem Durchmesser von 2 m und einer Tiefe von 7,5 m hergestellt. Der Betrieb des Absenkbrunnens erfolgt intermittierend entsprechend den gemessenen Grundwasserspiegeln innerhalb und außerhalb der Umschließung (Differenz: mindestens 0,3 m). Das abgepumpte Sickerwasser wird in das öffentliche Kanalnetz eingeleitet und in weiterer Folge in der Kläranlage gereinigt.

Gassammelschächte

Im September 2003 wurden im Bereich der Altablagerung drei Gassammelschächte errichtet. Die Gassammelschächte wurden als Fertigteil-Betonschächte mit einem Durchmesser von 800 mm hergestellt und im unteren, perforierten Teil mit Filterkies sowie im oberen Bereich mit Kompost verfüllt. Die Gassammelschächte wurden errichtet, um bei auftretendem Deponiegas dieses zu sammeln und einer Gasbehandlungsanlage zuzuführen.

Im November 2004 wurde an den drei Gassammelschächten über fünf Tagen Absaugversuche durchgeführt, wobei täglich zwischen 3 Stunden und 8 Stunden Deponiegas (8 – 10 m³/h) abgesaugt wurde. Es wurden die Konzentrationen der Parameter Methan, Kohlendioxid und Sauerstoff gemessen. Am Ende der Absaugversuche lagen die Methankonzentrationen bei rund 15 Vol.-% (Schacht 1), 25 Vol.-% (Schacht 2) und 30 Vol.-% in Schacht 3.

Im Mai 2005 wurden in den Gassammelschächten weitere Deponiegasmessungen durchgeführt. In allen drei Schächten waren nur mehr geringe Deponiegaskonzentrationen festzustellen. Da auch im April 2005 durchgeführte Oberflächenemissionsmessungen nur geringfügige Methanemissionen ergaben, wurde kein aktives Deponiegaserfassungssystem installiert.

Untersuchungen in den Jahren 2019 bis 2021

In den Jahren 2019 bis 2021 wurden im Bereich der Altlast folgende Untersuchungen entsprechend § 14 ALSAG durchgeführt:

  • Errichtung stationärer Deponiegasmessstellen und Durchführung von Absaugversuchen
  • Abfalluntersuchungen
  • Oberflächenemissionsmessungen
  • Grundwasseruntersuchungen

Beurteilung der Sicherungsmaßnahmen

Die regelmäßigen Grundwasserstandmessungen in den Messstellen DWS1 bis DWS3 innerhalb der Umschließung sowie der Referenzsonde außerhalb belegen ein dauerhaft vorhandenes, nach innen gerichtetes hydraulisches Gefälle. Der Wasserstand in der Referenzsonde lag in den Jahren 2019 bis 2021 mindestens 24 cm, maximal 70 cm und im Mittel 45 cm über dem Wasserstand innerhalb der Umschließung. Im unmittelbaren Anstrom lag der Grundwasserspiegel rund 1 m über dem unmittelbaren Abstrom.

Hinsichtlich hausmülldeponiespezifischer Parameter sanken die Chloridkonzentrationen im Grundwasserabstrom der Altablagerung nach ihrer Umschließung um ca. 50 %. Beim Parameter Ammonium war im unmittelbaren Abstrom hingegen kein derartiger Effekt zu beobachten. Dies kann als Hinweis darauf gedeutet werden, dass trotz Umschließung im unmittelbaren Abstrom noch reduzierende Verhältnisse im Grundwasser vorherrschen. Im weiteren Abstrom lagen sowohl die Chlorid- als auch die Ammoniumkonzentrationen im Bereich der Hintergrundkonzentrationen.

Im Jahr 2012 stiegen im unmittelbaren Anstrom der umschlossenen Deponie die Ammoniumkonzentrationen sprunghaft an und liegen seitdem in etwa auf dem Niveau der Abstromkonzentrationen. Ein sprunghafter Anstieg, wenngleich in geringerem Ausmaß, war zur selben Zeit auch bei den Chloridkonzentrationen nachzuweisen. Die Konzentrationsanstiege stehen vermutlich mit der im Jahr 2008 begonnenen und mittlerweile abgeschlossenen Schüttung einer Bodenaushubdeponie unmittelbar nördlich der Altablagerung in Zusammenhang.

Emissionsmessungen an der Deponieoberfläche ergaben keine messbaren Methankonzentrationen.

Insgesamt kann aufgrund der Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen festgestellt werden, dass die Wirksamkeit der Sicherungsmaßnahmen aktuell in ausreichendem Ausmaß gegeben ist.

Beurteilung des Emissionspotentials des Deponiekörpers

Die Ergebnisse von Deponiegasabsaugversuchen zeigen, dass im Deponiekörper nach wie vor biochemische Abbauprozesse stattfinden, die zu leicht erhöhten bis erhöhten Deponiegaskonzentrationen führen (Methan < 5 Vol.-% bis 20 Vol.-%). Die Grundwasserkonzentrationen innerhalb der Umschließung, v. a. mit erhöhten Ammonium-, Eisen- und Arsenkonzentrationen sowie geringen Sauerstoffgehalten, belegen reduzierende Verhältnisse und einen signifikanten Einfluss von Deponiesickerwässern. Gleichzeitig ergab die Untersuchung von Stabilitätsparametern an Abfallproben (Atmungsaktivität, Gasspendensumme im Inkubationsversuch) ein sehr geringes Reaktivitätspotential. Auch die geringen Konzentrationen organischer Parameter in den entnommenen Abfallproben (TOC im Gesamtgehalt und im Eluat) deuten auf ein geringes Emissionspotential hin, wenngleich die Repräsentativität von Feststoffproben aus Hausmülldeponien aufgrund der hohen strukturellen und materialbedingten Heterogenität generell als stark eingeschränkt zu beurteilen ist.

Zusammengefasst zeigen die Untersuchungsergebnisse ein im Vergleich zum Ablagerungszeitraum in den 1970er-Jahren stark reduziertes Gas- und Sickerwasseremissionspotential, von dem nur mehr geringe Auswirkungen auf die Umwelt (Grundwasser, Luft) zu erwarten sind.

 

Texterstellung:    Mai 2023