Gesicherte Altlast ST4: Rigips-Deponie Eselsbach

Südlich von Bad Aussee im Bereich der Ortschaft Unterkainisch, wurde im Zeitraum von 1971 bis 1990 von der Firma Rigips Austria Ges.m.b.H. eine aufgelassene Schottergrube mit Gipskartonabfällen des anliegenden Gipsstuck- und Kartonplattenwerkes verfüllt.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Liezen,
Bad Aussee,
Straßen,
1420/3, 1423/1, 1423/2, 1424/1, 1424/9, 1424/10, 1432/2, .663
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Art der Ablagerungen: Industrie-/Gewerbemüll
Fläche Altlast (m²): 22.000 m²
Volumen Altlast (m³): 60.000 m³
Schadstoff(e)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 19.09.1991
Datum der Prioritätenfestlegung: 20.04.1992
Priorität: 3
Datum Ausweisung gesichert: 26.09.1996
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Abdeckungen,
Vertikale Dichtelemente
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 26.09.1996

Beschreibung der Altlast

Das Gesamtvolumen der Deponie beträgt bei einer Fläche von ca. 2 ha etwa 60.000 m³. Die Deponie wurde ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz errichtet. Die Schüttungen erfolgten teilweise bis in das Grundwasser und sind bis zu 10 m mächtig.

Die Gipskartonabfälle beinhalten neben Stuckgips und Karton auch Maisstärke, einen Verflüssiger (Magnesium- bzw. Calziumlignosulfat) und ein Schaummittel (Seliquid). Es liegen außerdem Hinweise vor, dass in geringerem Umfang wiederholt Hausmüll und Bauschutt abgelagert wurden. Gesichert ist, dass es durch die Lagerung von Stallmist auf der Deponie und die Versickerung von Jauche im Bereich der Deponie über einen längeren Zeitraum zu einem Eintrag organisch belasteter Abwässer kam.

Die Deponie befindet sich im Talbereich von Bad Aussee östlich des Radlings auf einer Terrassenfläche. Die Terrasse wird durch eine Abfolge pleistozäner und quartärer Sedimente aufgebaut. Im obersten Bereich steht ein sehr inhomogener Schotterkörper an, der von Seetonen unterlagert wird. Die Mächtigkeit des Schotterkörpers differiert kleinräumig stark und beträgt zwischen 5 und 11 m. Lokal sind in manchen Bereichen schluffig-tonige Schichten bzw. auch Konglomerate eingelagert. Für die Schotterschichten wurden teilweise sehr hohe Durchlässigkeiten (kf = 2*10-2 m/s) ermittelt.

Der Grundwasserkörper ist aufgrund des beschränkten orographischen Einzugsgebietes (ca. 10 ha) nur wenig ergiebig. Der Grundwasserspiegel ist entsprechend dem jeweiligen Niederschlagsdargebot starken Schwankungen unterworfen. Die Grundwasserströmung wird stark durch das Relief des Grundwasserstauers und Inhomogenitäten des Schotterkörpers (z.B. eingelagerte Sandschichten) bestimmt. Für das aus dem Bereich der Deponie abströmende Grundwasser konnte sowohl eine gegen Südwest als auch eine gegen Süd gerichtete Komponente festgestellt werden. Das Grundwasser der Terrassenfläche entwässert somit einerseits in den Bereich des westlich gelegenen Ziegelbachgrabens, andererseits in die südlich gelegene Talniederung der Kainisch-Traun. Unterhalb der Terrassenkante zum Ziegelbachgraben sind Quellaustritte über stauenden Schichten vorhanden, deren Wasser in den Ziegelbach fließt.

Bis auf einen kleinen Teil im Norden ist die ehemalige Schottergrube vollständig verfüllt. In der unmittelbaren Umgebung befinden sich Bauernhöfe und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Im Grundwasserabstrom der Altlast befinden sich keine genutzten Brunnen.

Gefährdungsabschätzung

Es wurden Gipskartonabfälle (Gips mit organischen Beimengungen) im Grundwasserschwankungsbereich abgelagert. Durch die Einbringung weiterer organischer Nährstoffe (organische Abfälle und Abwässer) kommt es zu Fäulnisprozessen und zur Ausbildung reduzierender Verhältnisse. In dem entstehenden anaeroben Milieu kann durch Reduktion und durch desulfurizierende Bakterien die Bildung von Schwefelwasserstoff bewirkt werden.

Das die Deponie durchströmende Grundwasser tritt teilweise westlich der Deponie in den Ziegelbachgraben aus. Die in diesem Bereich im Abstrom gelegene Köflerquelle ist aufgrund der in der Deponie stattfindenden Sulfatreduktion durch Schwefelwasserstoff kontaminiert. Das durch die Altablagerung beeinträchtigte Grundwasser ist außerdem vor allem durch eine deutliche Aufhärtung und Sulfatbelastung gekennzeichnet.

Aufgrund des kleinen Einzugsgebietes ist die Mächtigkeit und die Ergiebigkeit des Grundwasserkörpers der Terrasse gering. Die Grundwasserströmung wird vor allem durch die Inhomogenitäten des Schotterkörpers und das Relief des Grundwasserstauers bestimmt, sodass sowohl die Strömungsrichtung als auch die Fließgeschwindigkeit kleinräumig stark wechseln. Neben dem Austritt von Grundwasser über die im Ziegelbachgraben gelegenen Hangquellen ist durch den Abfluss nach Süden auch eine Anreicherung und Beeinflussung des Grundwasserkörpers im Talbereich der Kainisch-Traun gegeben.

Da das Wasser der Köflerquelle dem Ziegelbach zufließt, ist neben der Grundwasserverunreinigung grundsätzlich auch eine Belastung eines Oberflächengewässers möglich. Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei Schwefelwasserstoff um einen leichtflüchtigen, rasch oxydierbaren Stoff handelt und der gegebenen großen Verdünnung durch den Ziegelbach ist eine negative Beeinflussung des Oberflächengewässers nicht festgestellt worden.

Die vorliegenden Unterlagen und Untersuchungsergebnisse zeigen, dass eine Beeinträchtigung des Schutzgutes Grundwasser gegeben ist.

Beschreibung der Sicherungsmaßnahmen

Zur Sicherung der Altlast wurden im Zeitraum 1992 bis 1993 folgende Maßnahmen gesetzt:

  • Teilweise Umschließung mit einer Schlitzwand

  • Errichtung einer Flächendrainage im Grundwasseranstrom

  • Oberflächenabdeckung und Ableitung des anfallenden Oberflächenwassers

  • Behandlung des verunreinigten Wassers der Köflerquelle

Durch diese Maßnahmen wird einerseits ein Grundwasserzustrom in den Deponiebereich und andererseits das Eindringen von Niederschlagswasser verhindert. Dadurch werden die Reaktionsprozesse in der Deponie und eine weitere Verunreinigung des Grundwassers unterbunden.

Die Dichtwand zur Teilumschließung wurde entlang des nördlichen und des östlichen Randes der Altlast geführt. Die Dichtwand wurde mit einer Wandstärke von 60 cm auf einer Gesamtlänge von 315 m ausgeführt. Die Tiefe der Schlitzwand beträgt 10 bis 12 m, wobei die Einbindung generell 2 m in die wasserstauende Seetonschicht erfolgte.

Entlang der nördlichen Grenze wurde außerhalb der Altlast ein Flächenkiesfilter aus Drainageschotter hergestellt. An der Basis des Flächenkiesfilters befindet sich ein Drainagerohr, das anfallende Grundwasser in den Eselsbach ausleitet. In Abhängigkeit von den lokalen Niederschlägen wird etwa eine Wassermenge zwischen 0,1 und 1,5 l/s in den Eselsbach abgeleitet.

Den Aufbau der Oberflächenabdeckung wurde wir folgt ausgeführt:

  • Ausgleichs- bzw. Profilierungsschicht

  • mineralische Dichtschicht (Stärke mind. 20 cm, kf < 1*10-9 m/s)

  • Geotextil

  • Abdeckung (50 cm bewuchsfähiges Material)

Die aus dem Deponiebereich oberflächlich abfließenden Wässer werden durch ein Halbschalengerinne am Rand der Altlast erfaßt und in den Eselsbach abgeleitet.

Die Quellenschüttung der Köflerquelle schwankte im Zeitraum Sommer 1992 bis Sommer 1993 in Abhängigkeit von den lokalen Niederschlägen zwischen 0,1 und 1,5 l/s. Aufgrund der Schwefelwasserstoffbelastungen wurde das Quellwasser mittels einer Zudosierung von Wasserstoffperoxid behandelt. Durch die erzielte Oxidationswirkung wurden die geruchsmäßig feststellbare Schwefelwasserstoff- und die Sulfidbelastungen des Quellwassers weitgehend reduziert. Nach Abschluss der Teilumschließung im Sommer 1993 ging die Quellschüttung der Köflerquelle deutlich zurück, sodass nur noch bei starken Regenfällen und zur Zeit der Schneeschmelze Schüttungen bis maximal 0,1 l/s zu beobachten sind. Gleichzeitig konnten auch keine geruchsmäßig wahrnehmbaren Belastungen des Quellwassers mehr festgestellt werden.

 

Analysenergebnisse von Wasserproben der Köflerquelle aus dem Zeitraum vor und nach der Errichtung der Teilumschließung sind in der folgenden Übersicht zusammengefasst:

Zeitraum elektrische Leitfähigkeit [µS/cm] chemischer
Sauerstoffbedarf [mg O2/l]
Sulfid
[mg/l]
Sulfat
[mg/l]
bis Sommer 1993 1.690 - 2.600 44 - 322 11 - 35 602 - 1.189
ab Sommer 1993 1.006 - 1.210 < 15 - 18 < 0,01 - 0,06 211 - 265

Anhand der Analysenergebnisse der Wasserproben der Köflerquelle nach Abschluß der Teilumschließung zeigt sich, daß eine weitgehende Reduktion der Belastungen eingetreten sind.

Aufgrund der Beweissicherungsmaßnahmen an der Köflerquelle ist somit ein Nachweis der Wirksamkeit der ausgeführten Sicherungsmaßnahmen gegeben.

Datum der Texterstellung:    Juli 1996