Gesicherte Altlast ST3: Schlackenhalde Judenburg

Die ehemalige Schlackenhalde im Bereich des Werkes West der Stahlwerke Judenburg befindet sich im Ortsbereich von Judenburg linksufrig der Mur. Die Ausdehnung der Deponiefläche beträgt ca. 3,5 ha. Das geschätzte Volumen der Ablagerungen ist bei einer durchschnittlichen Schütthöhe von 15 m mit einer Größenordnung von ca. 500.000 m³ abzuschätzen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Murtal,
Judenburg,
Waltersdorf,
178/2, 178/3, 178/4, 178/10, 178/11, 178/12, 264
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Art der Ablagerungen: Industrie-/Gewerbemüll
Fläche Altlast (m²): 56.000 m²
Volumen Altlast (m³): 650.000 m³
Schadstoff(e)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 17.07.1991
Datum der Prioritätenfestlegung: 10.01.1994
Priorität: 3
Datum Ausweisung gesichert: 29.12.1999
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Abdeckungen
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.01.2000

Beschreibung der Altlast

Im Zeitraum von 1906 bis 1981 wurden auf der Altlast Abfälle des am Standort bestehenden Stahlwerkes, vor allem Schlacken aus der Stahlerzeugung, abgelagert. Bis 1974 wurde eine Generatorgasanlage betrieben, deren Teerrückstände im Bereich der Halde in einer Teergrube zwischengelagert wurden. Die anfallenden Teerrückstände wurden größtenteils im Zuge der Stahlproduktion verbrannt, gelangten jedoch auch zur Ablagerung. Nach der Stillegung des Stahlwerkes wurde von 1981 bis 1986 vor allem mit Bauschutt die Restverfüllung betrieben.

Die Altlast befindet sich am westlichen Eintritt des Murtales in das Aichfeld. Die Tallandschaft im Bereich von Judenburg ist durch quartäre bis rezente Lockerablagerungen geprägt, die die heute ausgebildeten Terrassen und Zwischenfluren aufbauen. Auf der rechtsufrig ausgebildeten Würmterrasse, etwa 50 m über der Mur, befindet sich ein Großteil der Stadt Judenburg. Linksufrig auf einer Zwischenflur befindet sich der Betriebsstandort des ehemaligen Stahlwerkes etwa 20 m über der Mur. Die Schüttungen erfolgten von der Zwischenflur aus in den Bereich der Alluvionen.

Die Schichtung der Lockersedimente ist von einem sehr inhomogenen Aufbau geprägt. Die glazio-fluviatilen und fluviatilen Terrassenablagerungen stellen hauptsächlich Sand-Kies-Gemische mit unterschiedlicher Beimengung von schluffig-tonigen Sedimenten und Steinen dar. Die Durchlässigkeiten sind mit einem kf-Werten zwischen 2*10-² m/s und 4*10-4 m/s als gut zu bezeichnen.

Über das Liegende der Quartärsedimente bzw. tiefergelegene Grundwasserstauer können aufgrund der vorliegenden Unterlagen keine Angaben gemacht werden. Nordwestlich der Altlast wird die Talfüllung durch die Karbonate des Falkenberges, die wasserführend sind, begrenzt.

Die Grundwassersituation im näheren Umfeld der Schlackenhalde wurde durch den Bau des unmittelbar anliegenden Flußkraftwerkes der Stadtgemeinde Judenburg beeinflußt. Im westlichen Teil der Altlast reichen die Ablagerungen teilweise bis in das Grundwasser. Die Spiegeldifferenz zwischen der Oberwasser- und der Unterwasserstrecke des Kraftwerkes bewirkt, daß im westlichen Bereich das Grundwasser von der Mur angereichert wird, während im östlichen Bereich die Grundwasserströmungsrichtung zur Mur gerichtet ist. Dort exfiltriert ein Teil der aus dem Haldenbereich stammenden Grundwässer, wie auch einige Hangquellen zeigen, in die Mur.

Die Deponieunterkante liegt im westlichen Bereich teilweise unter dem Grundwasserspiegel. Das stromaufwärts des Kraftwerks in diesen Bereich infiltrierende Murwasser laugt das Deponiegut aus und exfiltriert stromab des Kraftwerks wieder in die Mur. Etwa 1.200 m östlich des Kraftwerks bildet die Mur eine Schleife, hier liegt der Grundwasserspiegel bereits unter dem Niveau des Vorfluters.

Östlich der Altlast, die Mur flußabwärts, befindet sich das Grundwasserfeld Aichfeld-Murboden. Dort sind in ca. 2 km Entfernung von der gegenständlichen Deponie Trinkwasserbrunnen der Stadtwerke Judenburg situiert.

Die Haldenschüttung bewirkte eine Niveauangleichung an eine Zwischenflur, so daß der gesamte Bereich der Altlast Oberfläche gegenwärtig als Industriegelände genutzt wird. Nördlich der Halde und des angrenzenden Bahnhofes Judenburg befindet sich die nächste Wohnnutzung.

Gefährdungsabschätzung

Auf dem Gelände des ehemaligen Stahlwerkes in Judenburg wurden über mehrere Jahrzehnte bei der Produktion anfallende Abfälle (z.B. Stahlwerkschlacken, Aschen, Teerrückstände) in Form einer Haldenschüttung abgelagert. Die Altlast befindet sich im Stadtgebiet von Judenburg unmittelbar linksufrig der Mur.

Im Zustand des Stauzieles des angrenzenden Kraftwerk reichen gegenwärtig Teile der Schüttungen bis in das Grundwasser. Vor allem in diesen Bereichen kommt es zu einer intensiven Auswaschung von Schadstoffen. Im Zuge von Grundwasseruntersuchungen konnte festgestellt werden, daß im unmittelbaren Deponiebereich bzw. insbesondere in jenen Bereichen, wo die Abfälle durch Grundwasser eingestaut werden, eine Beeinträchtigung des Grundwassers gegeben ist.

Ein Vergleich der Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen der Sonden im Anstrom der Schlackenhalde zeigt unbeeinflußtes (S0) bzw. gering beeinflußtes Grundwasser (S1, S2), und bei den Sonden im Deponiebereich (H3, H12) eine größere Beeinträchtigung des Grundwassers. Im Bereich der Schlackenhalde waren im Beobachtungszeitraum von 1989 bis 1991 bei den Parametern Phenolindex (max. 1.770 µg/l), Chrom (max. 180 µg/l), Aluminium, Ammonium (max. 11,6 mg/l), Nitrit (max. 8,4 mg/l), Sulfat, Chlorid, Natrium und Kalium deutliche Überschreitungen von Maßnahmenschwellenwerten gemäß ÖNORM S 2088-1 zu beobachten. Die stark erhöhten Werte bei den Parametern pH-Wert (>12), Leitfähigkeit (>4.000 µS/cm), Ammonium, Nitrit und CSB ergaben Hinweise, daß lokal reduzierende Verhältnisse vorherrschen können, während unter anderem erhöhte Meßwerte für den Parameter Phenolindex auf eine Beeinflussung durch die Teerablagerung hinwies.

Im Grundwasserabstrom der Altablagerung (H16, S3, S4, B11) waren generell keine Überschreitungen der zitierten zulässigen Höchstkonzentrationen beobachtet. Hinweise auf eine Beeinflussung der Grundwasserqualität durch die Schlackenhalde ergaben nur vereinzelt erhöhte Werte bei verschiedenen Parametern (z.B. Phenolindex).

Zusammenfassend ergab sich aus den Untersuchungen, daß im gesamten Bereich der Schlackenhalde Einträge von Schadstoffen durch Sickerwasser erfolgen konnten und zusätzlich in jenem Bereich, wo Abfälle durch Grundwasser eingestaut sind, eine verstärkte Auswaschung von Schadstoffen erfolgte.

Beschreibung der Sicherungsmaßnahmen

Durch eine weitgehende Versiegelung der Oberfläche im Zuge der Nachnutzung der Altlast wurde der Schadstoffeintrag durch Sickerwasser minimiert und die Gefahr einer zukünftigen Erhöhung des Schadstoffeintrages reduziert. Neben der Errichtung von Betriebsgebäuden werden Teile der Altablagerung als Lagerflächen und Parkplätze genutzt. Die anfallenden Niederschläge werden im Bereich der befestigten Flächen und der Gebäude aus dem Bereich der Altablagerung abgeleitet.

Zur Beweissicherung wurden von 1992 bis 1998 an insgesamt 7 Grundwassersonden im Bereich der Altlast regelmäßig Grundwasserproben gezogen und auf einen erweiterten Parameterumfang untersucht. Die Ergebnisse der Grundwasserbeweissicherung zeigen, daß in den abstromigen Bereichen der Altlast keine Veränderung der Qualität des Grundwassers feststellbar war und damit zusammenfassend keine weitere Ausbreitung von Schadstoffen zu beobachten war. Auf Grund der weitgehenden Oberflächenabdichtung und der Ergebnisse der Grundwasserbeweissicherung kann die Altlast als gesichert bewertet werden.

Texterstellung:    September 1999