Altlast ST28: Gaswerk Jakomini

Auf dem Altstandort „Gaswerk Jakomini“ wurde zwischen 1845 und 1945 Stadtgas erzeugt. Das ehemalige Gaswerk weist eine Fläche von ca. 45.000 m² auf. Für den westlichen Teil des Altstandortes ergeben sich keine Hinweise auf erhebliche Untergrundverunreinigungen. Im östlichen Teil des Altstandortes ist der Untergrund teilweise durch Teer bzw. Teeröl erheblich verunreinigt.

Lokal hat sich Teer bis zum Grundwasserstauer ausgebreitet. Die Fläche des erheblich kontaminierten Untergrundes kann mit 7.000 m² abgeschätzt werden. Die Verunreinigungen reichen stellenweise bis in eine Tiefe von 24 m. Das Volumen des erheblich verunreinigten Untergrundes kann mit zumindest 20.000 m³ bis 25.000 m³ abgeschätzt werden. Innerhalb des Bereiches mit erheblichen Untergrundverunreinigungen ist das Grundwasser stellenweise verunreinigt. Eine Ausbreitung von Schadstoffen über diesen Bereich hinaus wurde nur in geringem Ausmaß festgestellt. Der erheblich verunreinigte Bereich des Altstandortes stellt eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit des Menschen oder die Umwelt dar.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Graz,
Graz,
Jakomini,
653/1, 2774
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Gaswerk
Fläche Altlast (m²): 7.100 m²
Schadstoff(e) Teeröl
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.05.2013
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.05.2013
Priorität: 3
Status Maßnahme: in Planung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Räumung (Teilräumung)

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort liegt südlich des Stadtzentrums von Graz. Die Fläche des Altstandortes kann mit etwa 45.000 m² angegeben werden.

Mit der Errichtung des Gaswerkes wurde im Jahr 1845 begonnen. Die Anlagen zur Vergasung von Steinkohle und Braunkohle wurden vor allem im östlichen Teil des Altstandortes errichtet. Die Produktionskapazität des Gaswerkes wurde entsprechend dem steigenden Gasverbrauch ständig erhöht und es wurden zusätzliche Anlagen errichtet. Im Jahr 1930 wurden 7 Mio m³ Gas erzeugt. Als Nebenprodukte entstanden dabei 7.000 Tonnen Koks, 692 Tonnen Teer und 63 Tonnen Ammoniak. Am Ende des 2. Weltkrieges, im März 1945, wurde das Gaswerk durch 9 Bombentreffer fast vollständig zerstört. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Gaswerk nicht wiederaufgebaut.

Heute existieren noch die Fundamente der drei ehemaligen Gasbehälter im zentralen und östlichen Bereich des Altstandortes und das Gebäude des ehemaligen Retorten- und Ofenhauses. 

In den Jahren 1985 und 1986 wurde im nordwestlichen Bereich des Altstandortes eine Remise für Straßenbahnen errichtet. Im Zuge der Errichtung der Remise wurde Aushubmaterial entsorgt. Über die Menge und die Qualität des entsorgten Aushubmaterials liegen keine Informationen vor. Bei der Errichtung einer weiteren Remise im südwestlichen Bereich des Altstandortes in den Jahren 1999/2000 wurde mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen belastetes Untergrundmaterial angetroffen, das entsorgt wurde.

Im Juli 2010 wurde bei Bauarbeiten im südlichen Bereich des Altstandortes vermutlich ein ehemaliger Gasbehälter angetroffen. Im Zuge der Bauarbeiten wurden rund 25 m³ Niederschlagswasser vermischt mit Teeröl abgepumpt und entsorgt. Im Zuge der Bauarbeiten wurden bis Jänner 2011 ca. 4.000 Tonnen Untergrundmaterial entfernt und entsorgt.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort liegt im Grazer Becken auf durchschnittlich 347 m ü.A. Das Gelände ist eben. Im Bereich des Altstandortes können bis zu 8,5 m mächtige Anschüttungen in Form von Ziegel, Schlacken, Kohle, Metallresten, Beton und Teer vorliegen. Der Untergrund wird aus einer Wechsellagerung aus kiesigen Steinen und steinigen, sandigen Kiesen aufgebaut, in die geringmächtige feinkiesige Sandlagen eingeschaltet sein können. Diese grobkörnigen Sedimente wurden bis in Tiefen von maximal ca. 27 m angetroffen und stellen den Grundwasserleiter dar. Darunter folgen Sande, Schluffe und lokal Tone, die als Grundwasserstauer angesprochen werden können. Der Grundwasserstauer zeigt im östlichen Teil des Altstandortes eine Nord-Süd verlaufende Rinnenstruktur.

Der Grundwasserspiegel liegt im Bereich des Altstandortes auf 339 m ü.A. Der Flurabstand beträgt durchschnittlich 8 m. Die Mächtigkeit des Grundwassers kann im Bereich des Altstandortes mit durchschnittlich rund 15 m angegeben werden. Die Grundwasserströmung ist im Bereich des Altstandortes nach Süden bis Südosten gerichtet. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters beträgt generell 10-3 m/s. Stellenweise wurden geringere Durchlässigkeiten festgestellt (10-4 m/s). Das Grundwasserspiegelgefälle kann mit rund 0,25 % angegeben werden. Der spezifische Grundwasserdurchfluss (Abstrombreite = 1 m) kann über die gesamte Mächtigkeit des Grundwassers von durchschnittlich 15 m mit 0,04 l/s (3,2 m³/d) angegeben werden. Über eine Abstrombreite von etwa 75 m (Produktionsbereiche und relevante Anlagen) ergibt sich ein Grundwasserdurchfluss von 240 m³/d (2,8 l/s). Die Grundwasserneubildung ist aufgrund des hohen Versiegelungsgrades im Bereich des Altstandortes sehr gering.

Schutzgüter und Nutzungen

Das Gelände des ehemaligen Gaswerkes wird als Straßenbahnremise und Hauptwerkstätte für Straßenbahnen genutzt. Das Gelände des ehemaligen Gaswerkes ist großteils versiegelt bzw. bebaut. Im Umfeld des Altstandortes befinden sich Wohnhäuser. Im Umkreis von 300 m existieren 5 Schachtbrunnen für Grundwasserwärmepumpen. Rund 250 m im Abstrom gibt es zwei Nutzwasserbrunnen.  

 

UNTERSUCHUNGEN

Im Bereich des Altstandortes wurden im Zeitraum von März 2010 bis März 2017 folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Schürfe und Bohrungen sowie Entnahme und Untersuchung von Feststoffproben
  • Entnahme von Schöpfproben aus den Bohrungen
  • Errichtung von Grundwassermessstellen sowie Entnahme und Untersuchung von Grundwasserproben aus den neu errichteten Grundwassermessstellen sowie aus bestehenden Grundwassermessstellen
  • mehrstündige Pumpversuche

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Der Altstandort liegt südlich des Stadtzentrums von Graz und weist eine Fläche von ca. 45.000 m² auf. Auf dem Areal wurde zwischen 1845 und 1945 ein Gaswerk betrieben. Zur Gaserzeugung wurden als Rohmaterialien Steinkohle und Braunkohle eingesetzt. Als Nebenprodukte fielen Teer, Ammoniak und Koks an. Typische Schadstoffe dieser Nebenprodukte sind polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Phenole, aromatische Kohlenwasserstoffe für Gaswerksteer sowie Cyanide, Schwefel und Sulfide für die Gasreinigermasse. Heute befinden sich auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerkes noch die Fundamente von 3 ehemaligen Gasbehältern, die unter anderem mit Teerresten gefüllt sind.

In den Untergrundaufschlüssen wurden bis zu ca. 8 m mächtige Anschüttungen in Form von Ziegel, Metall, Aschen, Beton, Kohlenstücke und Schlackenreste angetroffen. In diesen Anschüttungen wurden stellenweise erhöhte Gehalte für polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Metalle und Mineralölkohlenwasserstoffe festgestellt. Im Bereich der Gasbehälter und der Teergrube wurden Fundamentreste und zum Teil Teeröl in Phase angetroffen.

In den Bohrungen, die bis zum Grundwasserstauer hergestellt wurden, wurden vor allem im Bereich des ehemaligen Retorten- und Ofenhauses, dem Regenerierraum sowie im Bereich und im Abstrom der im zentralen Teil des Altstandortes gelegenen Gasbehälter Teeröl in Phase angetroffen. Lokal wurde auf dem Grundwasserstauer sehr zähflüssiger Teer festgestellt („Teerklumpen“). In etlichen Untergrundaufschlüssen wurde teeriger Geruch wahrgenommen und bei der Untersuchung von Feststoffproben Belastungen des Untergrundes mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, Mineralölkohlenwasserstoffen und aromatischen Kohlenwasserstoffen festgestellt. Vereinzelt konnten in den Feststoffproben auch erhöhte Metallgehalte gemessen werden. Aufgrund der Ergebnisse der Feststoffuntersuchungen und der augenscheinlichen Ansprache ergibt sich eine Fläche mit erheblichen Verunreinigungen des Untergrundes von rund 7.000 m². Innerhalb dieses Bereiches kann das Volumen des erheblich verunreinigten Untergrundes mit zumindest 20.000 m³ bis 25.000 m³ abgeschätzt werden.

Im östlichen Bereich des Altstandortes ist zusätzlich zu dem Bereich, der erheblich verunreinigt ist, der Untergrund in einem Ausmaß von zumindest 20.000 m³ geruchlich auffällig.

Im Bereich mit erheblichen Verunreinigungen des Untergrundes ist auch das Grundwasser stellenweise stark mit gaswerksspezifischen Stoffen verunreinigt. Am stärksten ist das Grundwasser im Abstrom der ehemaligen Teergrube und der Gasbehälter verunreinigt. Außerhalb des Bereiches mit erheblichen Verunreinigungen des Untergrundes wurden im Grundwasser kaum Verunreinigungen festgestellt, es ist jedenfalls außerhalb dieses Bereiches keine dauerhafte Schadstofffahne vorhanden.

Neben den Verunreinigungen mit gaswerkspezifischen Stoffen sind im Grundwasser die Konzentrationen für Natrium, Chlorid und Tetrachlorethen erhöht. Die erhöhten Natrium- und Chloridkonzentrationen werden vermutlich durch die Verwendung von Streusalz verursacht. Da Tetrachlorethen auch im Anstrom des Altstandortes gemessen wird und dieser Stoff üblicherweise bei einem Gaswerk nicht verwendet wird, ist davon auszugehen, dass diese Verunreinigungen des Grundwassers nicht auf Untergrundverunreinigungen im Bereich des Altstandortes zurückzuführen sind.

Im westlichen Teil des Altstandortes konnten aufgrund der Bebauung nur wenige Untergrundaufschlüsse durchgeführt werden, bei denen keine Verunreinigungen des Untergrundes festgestellt wurden. In diesem Bereich befanden sich allerdings nur wenige Anlagen des Gaswerkes. Es ist auch davon auszugehen, dass bei der Bebauung des westlichen Teiles des Altstandortes (Remise, Werkstätten) die bestehenden Anlagen entfernt und verunreinigter Untergrund entsorgt wurden. Es wird daher angenommen, dass im westlichen Bereich des Altstandortes keine erheblichen Verunreinigungen des Untergrundes vorhanden sind.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass im östlichen Bereich des Altstandortes der Untergrund auf einer Fläche von ca. 7.000 m² erheblich mit Teeröl verunreinigt ist. Die Verunreinigungen reichen stellenweise bis in eine Tiefe von 24 m. Das Volumen des erheblich verunreinigten Untergrundes kann mit zumindest 20.000 m³ bis 25.000 m³ abgeschätzt werden. Innerhalb des Bereiches mit erheblichen Untergrundverunreinigungen ist das Grundwasser stellenweise verunreinigt. Eine Ausbreitung von Schadstoffen über diesen Bereich hinaus wurde nur in geringem Ausmaß festgestellt. Der erheblich verunreinigte Bereich des Altstandortes stellt eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit des Menschen oder die Umwelt dar.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden.

Schadstoffpotenzial: groß

Auf einer Fläche von ca. 7.000 m² ist der Untergrund erheblich mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen verunreinigt. Die Verunreinigungen reichen stellenweise bis in eine Tiefe von 24 m. Das Ausmaß des erheblich verunreinigten Bereiches kann mit 20.000 m³ bis 25.000 m³ abgeschätzt werden. Lokal wurde Teeröl in Phase in unterschiedlichen Tiefen festgestellt. Unter Berücksichtigung der Art der Schadstoffe und der im Untergrund vorhandenen Schadstoffmenge ergibt sich insgesamt ein großes Schadstoffpotenzial.

Schadstoffausbreitung: lokal

Die festgestellten Verunreinigungen des Untergrundes weisen eine geringe Mobilität auf. Eine Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasser über den Bereich der erheblichen Untergrundverunreinigungen hinaus wurde kaum festgestellt. Eine dauerhafte Schadstofffahne außerhalb dieses Bereiches ist nicht vorhanden. Die Schadstoffausbreitung ist als lokal zu bewerten.

Schutzgut: gut nutzbar

Der Altstandort liegt im Bereich eines ergiebigen Grundwasserkörpers. Im Bereich des Altstandortes sowie im Abstrom des ehemaligen Gaswerkes erfolgt die Trinkwasserversorgung über öffentliche Trinkwasserversorgungsanlagen. Das Grundwasser wird als Nutzwasser verwendet.

Prioritätenklasse - Vorschlag: 3

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den in § 14 Altlastensanierungsgesetz festgelegten Kriterien ergibt sich für den erheblich verunreinigten Bereich des Altstandortes die Prioritätenklasse 3.

 

Datum der Texterstellung: Juli 2018