Altlast ST27: Schlackenhalde Münichthal

Im Zuge der Erzeugung von Roheisen wurden von 1901 bis 1946 rund 1,8 Mio m³ Hochofenschlacke kegelförmig auf dem natürlichen Gelände abgelagert. Von 1925 bis 1946 wurde im Bereich des Schlackekegels Braunkohleteer als Rückstand aus der Gaserzeugung abgelagert. Die Teerablagerungen mit einer Fläche von rund 3.000 m² und einem Gesamtvolumen von 10.000 m³ bis 15.000 m³ erfolgten in zwei Bereichen an der Nordseite der Schüttung.

Der abgelagerte Teer versickerte zum Teil in der Schlacke, zum Teil wurden die Teerablagerungen mit Schlacke überschüttet. Die Ausdehnung der mit Teer verunreinigten Schlackebereiche kann grob mit einer Größenordnung von 30.000 m³ bis 45.000 m³ abgeschätzt werden. Die Sohle der Ablagerungen befindet sich ca. 20 m über dem Grundwasser. Die Schlackebereiche, die nicht mit Teer verunreinigt sind, stellen aufgrund der vorliegenden Unterlagen keine Gefahr für die Umwelt dar. Die erheblich mit Teer verunreinigten Schlackebereiche stellen ein sehr großes Schadstoffpotenzial dar und verursachen eine Grundwasserverunreinigung mit Phenolen und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. Die Auswirkungen auf das Grundwasser sind aktuell gering und werden zumindest mittelfristig gleich bleiben. Grundwassernutzungen sind von den Grundwasserverunreinigungen nicht betroffen. Der erheblich mit Teer verunreinigte Schlackebereich stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird eine Einstufung in Prioritätenklasse 3 vorgeschlagen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Leoben,
Eisenerz,
Münichthal,
173/4, 173/12
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Art der Ablagerungen: Industrie-/Gewerbemüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 82.000 m²
Volumen Altlast (m³): 15.000 m³
Schadstoff(e) Teeröl (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.11.2012
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.11.2012
Priorität: 3

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung „Schlackenhalde Münichthal“ befindet sich rund 3 km nordwestlich des Erzberges in Münichthal, einem Ortsteil der Gemeinde Eisenerz.

Die Altablagerung entstand durch die Ablagerung von Schlacken im Zuge der Erzeugung von Roheisen in benachbarten Hochöfen, die von 1901 bis 1946 betrieben wurden. Die Schlacke wurde kegelförmig auf das natürliche Gelände abgelagert. Der Schlackenkegel weist einen Basisdurchmesser von rund 300 m und eine aktuelle Höhe von rund 65 m auf. Das Volumen des Schlackekegels kann mit rund 1,8 Mio m³ abgeschätzt werden.

Ab ca. 1925 fiel bei der Gaserzeugung Braunkohleteer an, der im Bereich des Schlackekegels in Form von zwei „Teerlacken“ abgelagert wurde. Die Teerablagerungen erfolgten vermutlich bis 1945. Eine kleinere, ältere Teerablagerung befindet sich am nördlichen Fuß des Schlackekegels mit einer Fläche von ca. 500 m². Die größere Teerlacke mit einer Fläche von rund 2.500 m² befindet sich auf einer Terrasse im nördlichen Bereich des Schlackekegels. Die Tiefen der Teerlacken sind nicht bekannt. Das Volumen der beiden Teerlacken kann aufgrund der durchgeführten Bohrungen nicht abgeschätzt werden.

Ab 1925 wurde in der unteren, kleineren Teerlacke Braunkohleteer abgelagert. Die Teerablagerungen in diesem Bereich wurden 1937 beendet und der Teersee mit Erde abgedeckt. Zeitgleich erfolgte die Anlage des oberen (größeren) Teersees in einer künstlich geschaffenen Grube auf einer Terrasse im Norden des Schlackenkegels. Durch den Schlackenanfall von 1938 bis 1945 wurde der Schlackenkegel weiter erhöht und zeitgleich im nördlichen Bereich der obere Teersee mit Schlacke überdeckt. Außerdem wurde auch der untere Teersee mit Schlacke teilweise überdeckt. Durch diese Materialumlagerungen und Überschüttungen der Teerlacken mit Schlacken wurde Teer teilweise mit Schlacke vermischt.

Die Größenordnung der abgelagerten Teermengen kann aus der von 1925 bis 1945 angefallenen Teermenge abgeleitet werden. Von 1937 bis 1945 wurden bei Volllast der Eisenproduktion pro Stunde und Generator ca. 110 bis 150 kg Teer produziert. Somit ergibt sich in diesem Zeitraum für die beiden Gasgeneratoren eine maximale Teermenge von 11.000 bis 15.000 m³ (15.000 bis 20.000 t).

Von 1925 bis 1937 sind vergleichsweise geringe Teermengen angefallen. Unter der Annahme, dass im Zeitraum von 1937 bis 1945 die Eisenproduktion nicht immer unter Volllast betrieben wurde, kann die von 1925 bis 1945 insgesamt angefallene Teermenge mit einer Größenordnung von 10.000 m³ bis 15.000 m³ abgeschätzt werden.

Für die Teerabfälle, die nach 1945 anfielen, gibt es Entsorgungsnachweise. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass geringere Teermengen auch nach 1945 noch abgelagert wurden. Ab 1946 wurden die Schlacke- und Teerablagerungen beendet, da die Hochöfen demontiert wurden.

Untergrundverhältnisse

Im Bereich von Münichthal stehen  am orographisch linken Talhang des Erzbachtales unter einer sehr geringmächtigen Hangschuttdecke Werfener Schichten an, die in diesem Bereich im Wesentlichen aus Schiefern bestehen. In Richtung des Erzbachtales (NE) tauchen die Werfener Schiefer unter fluviatile, sandig-kiesige Terrassensedimente der Würmeiszeit, der sogenannten „Niederterrasse“, ab. Das Niveau der Niederterrasse liegt etwa 20 m über dem Niveau des Erzbachtales. Die Altablagerung befindet sich auf dieser Niederterrasse, ihre SW Schüttgrenze liegt im Bereich des Abtauchens der Felsoberkante unter die quartären Sedimente. Im Bereich der Altablagerung verzahnen sich die vom Erzbach stammenden Niederterrassensedimente mit denjenigen, die von der Großen Fölz – einem Zufluss des Erzbaches, der unmittelbar SE des Schlackekegels verläuft – abgelagert wurden. Nordöstlich der Altablagerung erstrecken sich die sandig-kiesigen Talalluvionen des Erzbaches. Westlich der Altablagerung im Bereich der Kleinen Fölz reichen quartäre Schwemm- und Murenkegel bis in die Talsohle.

Der Schlackekegel wurde auf das natürliche Gelände des Niederterrassenniveaus geschüttet, das in diesem Bereich leicht nach Nordosten geneigt ist. Die untere Teerablagerung weist eine mittlere Geländehöhe von 672 m.ü.A. auf. Die obere Teerablagerung weist eine mittlere Geländehöhe von ca. 690 m.ü.A.

Der unmittelbare Untergrund der Altablagerung wird aus den beschriebenen, hangseitig rund 10 m und erzbachtalseitig bis zu 30 m mächtigen, gut durchlässigen Niederterrassensedimenten (sandiger Kies und kiesiger Sand) aufgebaut. Diese werden in einer Tiefe von rund 10 m bis 30 m von den Werfener Schiefern als Grundwasserstauer unterlagert. Weiter in Richtung des Erzbaches liegt die grundwasserstauende Felsoberkante tiefer (> 55 m unter GOK).

Der Flurabstand des Grundwassers (650 m ü. A. bis 653 m.ü.A.) kann generell mit ca. 20 m ab GOK angenommen werden. Im Untergrund des südwestlichen Bereichs der Altablagerung sind die Niederterrassensedimente nicht grundwassererfüllt. In diesem Bereich existiert ein Kluftwasserkörper in den Werfener Schiefern, dessen Wasserspiegel etwa 10 m unter der Festgesteinsoberkante liegt und der mit dem Porengrundwasserkörper in den Niederterrassensedimenten hydraulisch in Verbindung steht. Die Mächtigkeit dieses Porengrundwasserkörpers steigt im weiteren Verlauf Richtung NE unterhalb der Altablagerung kontinuierlich an und erreicht im unmittelbaren Abstrombereich der Altablagerung etwa 30 m. Die Grundwasserfließrichtung im Bereich der Altablagerung ist nach Nordwesten bis Nordnordwesten gerichtet und entspricht damit im Wesentlichen der Fließrichtung des Erzbaches. Der Erzbach fließt im Nahebereich der Schlackenablagerung ca. auf einer Höhe von 650 m.ü.A. Beim Porengrundwasserkörper im Bereich der Altablagerung handelt es sich um einen Teilbereich des Grundwasserbegleitstroms des Erzbachs. Die mittlere Grundwasserschwankung ist lokal gering und kann mit bis zu 2 m abgeschätzt werden.

Der Porengrundwasserkörper weist eine hydraulische Durchlässigkeit zwischen 2*10-4  m/s bis 3*10-4 m/s auf. Das Grundwasserspiegelgefälle ist im Bereich der Schlackenablagerung hoch (1 % bis 1,5  %). Der spezifische Grundwasserdurchfluss pro Meter Abstrombreite beträgt bei einer mittleren Grundwassermächtigkeit von 15 m rund 4 m³/d. Für eine Abstrombreite von 160 m ergibt sich bei mittleren Abflussverhältnissen für die obersten 10 m ein Grundwasserdurchfluss von ca. 430 m³/d.

Sickerwassermengen lassen sich aufgrund der bisher vorliegenden Unterlagen nicht ermitteln, da die Fläche der erheblich mit Teer kontaminierten Schlackenbereiche nicht bekannt ist. Für eine sehr grobe Schätzung kann diese Fläche mit einer Größenordnung von 10.000 m² angenommen werden. Ausgehend von einem mittleren jährlichen Niederschlag von 1.250 mm und einer  angenommenen Versickerungsrate von 30 % ergibt sich eine Sickerwasserfracht für die angenommene Fläche von 10 m³/d. Im Vergleich mit dem Grundwasserdurchfluss ergibt sich eine Verdünnung des Sickerwassers im Grundwasser mit rund 1:40.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Schlackenkegel wird derzeit abgebaut und die Schlacke in der Zementindustrie verwendet. Der Bereich der unteren Teerlacke wurde zu einem Stocksportplatz mit einer asphaltierten Stocksportbahn umgebaut. Unmittelbar nördlich der unteren Lacke befindet sich eine Wohnsiedlung. Alle anderen umliegenden Flächen sind entweder Grünflächen oder Verkehrs- bzw. Lagerflächen.

Wasserwirtschaftlich befindet sich die Altablagerung im Einzugsgebiet des Erzbaches. Das Grundwasser wird im Abstrombereich der Altablagerung nicht genutzt.

 

UNTERSUCHUNGEN

In den Jahren 2007 bis 2010 wurden folgende Untersuchungen im Bereich des Schlackenkegels durchgeführt:

  • 12 Kernbohrungen
  • 3 Schurfgruben
  • Entnahme und Analyse von Feststoffproben

In den Jahren 2010 und 2011 wurden folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • 26 Kernbohrungen DN 180
  • 17 Kernbohrungen wurden zu Grundwassermessstellen ausgebaut
  • Entnahme und Analyse von Feststoffproben
  • Entnahme und Analyse von Grundwasserproben an drei Terminen

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung „Schlackenhalde Münichthal“ handelt es sich um eine Ablagerung von Rückständen aus der Eisenerzeugung, die von 1901 bis 1945 entstanden ist. Zwischen 1925 und 1945 wurde auf der Schlackenhalde auch Braunkohleteer abgelagert. Die Schlackenhalde wurde kegelförmig geschüttet und weist eine Fläche von ca. 70.000 m² sowie ein Volumen von rund 1,8 Mio m³ auf. Die Braunkohleteerablagerungen erfolgten vermutlich in zwei Bereichen auf einer Fläche von insgesamt rund 3.000 m². Das Volumen der Teerablagerungen kann aufgrund der Untersuchungsergebnisse nicht abgeschätzt werden. Aus der Abschätzung der Teermenge, die im Zuge der Gasproduktion angefallen ist, kann die maximal abgelagerte Teermenge mit einer Größenordnung von 10.000 m³ bis 15.000 m³ angenommen werden.

Die Ablagerungen erfolgten ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz auf das natürliche Gelände. Der abgelagerte Teer konnte in der Schlackenablagerung versickern. Eine Abschätzung der Ausdehnung der erheblich mit Teer kontaminierten Schlackenbereiche ist aufgrund der Untersuchungsergebnisse nur mit sehr großer Unsicherheit möglich. Es kann nicht ausgeschlossen werde, dass auch außerhalb der bisher bekannten Bereiche Teerablagerungen stattgefunden haben oder durch Umlagerungen kontaminierte Bereich entstanden sind. Ausgehend von der Abschätzung der maximal abgelagerten Teermenge (10.000 m³ bis 15.000 m³) kann das Ausmaß der erheblich mit Teer kontaminierten Schlackenbereiche mit 30.000 m³ bis 45.000 m³ sehr grob abgeschätzt werden.

Die abgelagerte Schlacke besteht zum überwiegenden Anteil aus Verbindungen von Silizium, Calcium und Magnesium und untergeordnet aus Aluminium- und Manganverbindungen. Prüfwerte der ÖNORM S 2088-1 wurden bei keinem der untersuchten Metalle überschritten. Der Teil der Schlackenhalde, der nicht mit Teer verunreinigt ist, weist trotz des sehr großen Volumens von rund 1,8 Mio m³ nur ein geringes Schadstoffpotenzial auf.

Die teerverunreinigten Bereiche der Schlackenhalde sind vor allem mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), Phenolen und aliphatischen Kohlenwasserstoffen belastet. Die Schadstoffkonzentrationen sind teilweise sehr hoch. Die erheblich mit Teer verunreinigten Schlackenbereiche weisen unter Berücksichtigung der Größenordnung ihrer Ausdehnung ein sehr großes Schadstoffpotenzial auf.

Die durchgeführten Eluatuntersuchungen weisen auf die grundsätzliche Mobilisierbarkeit der PAK, Phenole und Kohlenwasserstoffe durch Sickerwasser hin. Aktuelle Sickerwasserkonzentrationen lassen sich aus methodischen Gründen nicht ableiten.

Im Grundwasser wurde vor allem eine Beeinflussung mit Phenolen festgestellt. Die PAK-Belastungen im Grundwasser sind gering, Kohlenwasserstoffe wurden keine nachgewiesen. Überschreitungen des Prüfwertes für den Phenolindex in einzelnen Grundwasserproben weisen auf Phenolverunreinigungen im Grundwasser hin, die für einzelne Phenole gemessenen Konzentrationen liegen jedoch mit Ausnahme einer Grundwasserprobe generell unter den Prüfwerten und sind daher als gering zu beurteilen. Die Phenole und PAK wurden auch grundwasserstromauf der bisher bekannten Teerablagerungsbereiche festgestellt. Bei den Feststoffuntersuchungen wurden auch außerhalb der beiden bekannten Teerablagerungen teerverunreinigte Schlackenbereiche festgestellt. Es ist daher anzunehmen, dass zusätzliche, teerverunreinigte Bereiche die Ursache für die festgestellten Grundwasserbelastungen grundwasserstromauf der bisher bekannten Teerablagerungen sind.

Eine Schadstofffahne im engeren Sinn existiert im Grundwasser aufgrund der Grundwasseruntersuchungsergebnisse nicht. Es werden in einzelnen Messstellen zeitweise die Prüfwerte für PAK überschritten, eine zusammenhängende Schadstofffahne lässt sich aufgrund der Untersuchungsergebnisse nicht abgrenzen.

Im Vergleich zur unbelasteten Grundwassermessstelle (KB 15) signifikant veränderte Stoffkonzentrationen wurden auf einer Grundwasserstrombreite von ca. 160 m und einer Fließstrecke von ca. 200 m festgestellt.

Ausgehend von den mittleren, gemessenen Phenolkonzentrationen (Summe der Einzelsubstanzen) im unmittelbaren Abstrom der Teerlacken (125 µg/l im zentralen Abstrom für 60 m Breite und 30 µg/l im östlichen und westlichen Randbereich für je 50 m Breite) ergibt sich eine geringe Phenolfracht im Grundwasser von rund 30 g/d. Auch die PAK-Frachten im Grundwasser sind gering.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Schlackenhalde insgesamt ein sehr großes Volumen von rund 1,8 Mio m³ aufweist. Über 95 % davon weisen vermutlich keine Teerverunreinigungen auf. Der Teil der Schlackenhalde, der nicht mit Teer verunreinigt ist, stellt keine erhebliche Gefahr für das Grundwasser dar. Die erheblich mit Teer verunreinigten Bereiche verursachen vor allem eine Verunreinigung des Grundwassers mit Phenolen. Es ist davon auszugehen, dass sich mittelfristig (20 Jahre) die Phenolverunreinigungen im Grundwasser nicht verändern. Grundwassernutzungen sind von den Grundwasserverunreinigungen nicht betroffen. Die erheblich mit Teer verunreinigten Bereiche der Schlackenhalde stellen eine erhebliche Gefahr für das Grundwasser dar.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: sehr groß

Von 1925 bis 1945 wurden maximal 15.000 m³ Braunkohleteer abgelagert. Der erheblich mit Teer verunreinigte Bereich kann mit einer Größenordnung von 30.000 m³ bis 45.000 m³ abgeschätzt werden. Leitparameter für die Verunreinigungen sind polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Phenole. Die beiden Stoffgruppen weisen eine hohe Stoffgefährlichkeit auf. Unter Berücksichtigung der Größenordnung der Ausdehnung der erheblich mit Teer verunreinigten Bereiche und der Stoffgefährlichkeit der relevanten Schadstoffe ergibt sich ein sehr großes Schadstoffpotenzial.

Ausbreitung der Schadstoffe: lokal

Im Grundwasser ist keine zusammenhängende Schadstofffahne ausgebildet. An einzelnen Messstellen sind zeitweise die Prüfwerte für PAK überschritten. Die Prüfwerte für Phenole werden bis auf eine Grundwasserprobe nicht überschritten. Die Schadstofffrachten in Grundwasser sind gering. Aufgrund des Alters der Schadstoffquelle (> 60 Jahre) ist mittelfristig mit keinen wesentlichen Änderungen des Schadensbildes zu rechnen. Entsprechend den geringen Schadstoffkonzentrationen und -frachten ist die Schadstoffausbreitung als lokal zu beurteilen.

Bedeutung des Schutzgutes: nutzbar

Der Grundwasserkörper im Bereich der Altablagerung ist grundsätzlich ergiebig. Grundwassernutzungen sind von den Grundwasserverunreinigungen nicht betroffen. Die aktuelle wasserwirtschaftliche Bedeutung des betroffenen Grundwasserkörpers ist gering. Da der Wasserbedarf auch in Zukunft durch die vorhandenen Quellen abgedeckt werden kann, ist auch langfristig mit keinen Grundwassernutzungsinteressen zu rechnen.

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt die Einstufung in die Prioritätenklasse 3 vor.

 

Datum der Texterstellung: Juni 2012