Sanierte Altlast ST20: Gaswerk Rudersdorf*

Am Altstandort, mit einer Fläche von rund 52.000 m², war im Zeitraum von 1945 bis 1978 ein Gaswerk zur Erzeugung von Stadtgas in Betrieb, wobei die Gasproduktion im Zeitraum von 1945 bis 1968 erfolgte. Der Altstandort liegt innerhalb des Schongebietes des Wasserwerkes Feldkirchen.

Die Untersuchungen ergaben, dass neben punktuellen, kleinflächigen Belastungen des Untergrundes, die im gesamten Bereich des ehemaligen Gaswerkes auftreten konnten, im südwestlichen Teil des Altstandortes, im Bereich der ehemaligen Teergruben, auf einer Fläche von rund 1.500 m² eine erhebliche Kontamination des Untergrundes durch PAK bzw. Teersubstanzen gegeben war. Im Grundwasserabstrom des Altstandortes konnte keine Veränderung der Grundwasserqualität beobachtet werden. Im Jahr 2021 wurden auf einem Teilbereich des Altstandortes, mit einer Fläche von rund 17.000 m², Aushubmaßnahmen durchgeführt. Insgesamt wurden rund 26.000 Tonnen Aushubmaterial entfernt. Durch die Sanierungsmaßnahmen wurden die Untergrundverunreinigungen weitgehend beseitigt. Bei den Kontrolluntersuchungen des Grundwassers konnten keine Schadstoffemissionen aus dem Bereich des Altstandortes in das Grundwasser festgestellt werden.

*Die Altlast ST20 "Gaswerk Rudersdorf" wurde vorab als saniert in das Altlastenverzeichnis aufgenommen. Eine rechtsverbindliche Ausweisung in der Altlastenatlasverordnung wird erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Graz,
Graz,
Rudersdorf,
428/13, 573, .347/4, .350
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Gaswerk
Fläche Altlast (m²): 38.000 m²
Schadstoff(e) Teeröl
Datum Eintrag Altlastenatlas: 11.03.1999
Datum der Prioritätenfestlegung: 09.06.1999
Priorität: 3
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (vollständige Räumung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 09.07.1999

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort liegt im südlichen Stadtteil Puntigam von Graz.

Am Altstandort, mit einer Fläche von rund 52.000 m², war im Zeitraum von 1945 bis 1978 ein Gaswerk zur Erzeugung von Stadtgas in Betrieb, wobei die Gasproduktion im Zeitraum von 1945 bis 1968 erfolgte. Es wurde aus Stein- und Braunkohle Stadtgas erzeugt. Als Nebenprodukte fielen bei der Stadtgaserzeugung Koks, Teer und Gasreinigermasse an. Angaben über Produktionsdaten und die Mengen der eingesetzten Rohstoffe lagen für das Jahr 1966 vor (siehe folgende Tabelle). Die Mengen an angefallenem Teer und Gasreinigermassen waren nicht bekannt

Übersicht über Produktionsdaten und Stoffmengen für das Jahr 1966:

erzeugte Menge an Stadtgas: 20.609.612 m³

Nebenprodukte: 27.000 t Koks

eingesetzte Rohstoffe:

Steinkohle Braunkohle Heizöl schwer Erbskoks Flüssiggas
40.000 t 8.800 t 1.100 t 1.200 t 260 t

 

Mit der Inbetriebnahme einer Flüssiggasanlage im Jahr 1968 wurde ein Großteil der Gasproduktionsanlagen entfernt. 1975 wurde der Einsatz von Flüssiggas aufgrund der Errichtung einer Erdgasübergabestation stark reduziert. Die Stilllegung des Gaswerkes erfolgte im Herbst 1978. Anschließend wurde mit der Demontage der Anlagenteile begonnen, die im Jahr 1984 abgeschlossen war.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort liegt im Grazer Becken, am ebenen Talboden im Aubereich der Mur. Die Geländeoberfläche befindet sich auf etwa 337 m ü.A. Unter den bis zu 2,5 m mächtigen Anschüttungen, die vorwiegend im südlichen und westlichen Bereich des Altstandortes sowie teilweise im Norden festgestellt wurden, folgen Kiese. In diese Sedimente, die als Grundwasserleiter angesprochen werden können, sind unterschiedliche Gehalte an Steinen und Sanden eingeschaltet. Etwa 22 m unter Gelände treten Schluffe und Tone auf, die den Grundwasserstauer darstellen.

Der Grundwasserspiegel befindet sich etwa 5,5 m bis 7 m unter Gelände. Die Grundwasserströmung ist im Bereich des Altstandortes nach Süden bis Südosten gerichtet. Die Durch-lässigkeit des Grundwasserleiters kann mit 10-3 m/s und das Grundwasserspiegelgefälle kann mit durchschnittlich 0,4 % angegeben werden. Die Grundwassermächtigkeit beträgt im Bereich des Altstandortes durchschnittlich 16 m.

Der spezifische Grundwasserdurchfluss (Abstrombreite = 1 m, Grundwassermächtigkeit 15 m) kann mit ca. 0,06 l/s (5 m³/d) angegeben werden. Über die gesamte Abstrombreite des Altstandorts von etwa 195 m ergibt sich ein Grundwasserdurchfluss von rund 1.000 m³/d (12 l/s).

Schutzgüter und Nutzungen

Der westliche und zentrale Teil des Altstandortes wird als Lagerplatz und der östliche Teil des Altstandortes wird gewerblich genutzt. Südlich des Altstandortes befinden sich Einfamilienhäuser. Die Flächen nördlich, östlich und westlich des Altstandortes werden gewerblich genutzt.

Der Altstandort liegt im engeren Schongebiet des Wasserwerkes Feldkirchen. Die Brunnen des Wasserwerkes liegen ca. 1.800 m südöstlich des Altstandortes und werden für die Trinkwasserversorgung von Graz sowie die südlichen Umlandgemeinden genutzt. Etwa 30 m östlich fließt die Mur.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Das „Gaswerk Rudersdorf“ umfasste eine Fläche von rund 52.000 m² und lag in Graz-Puntigam. Im Zeitraum von 1945 bis 1968 wurde aus Kohle Stadtgas erzeugt. Bei der Stadtgaserzeugung fielen als Nebenprodukte vor allem Teer, Gasreinigermasse und Amoniakwasser an. Typische Schadstoffe dieser Nebenprodukte waren polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Phenole, aromatische Kohlenwasserstoffe (BTEX) sowie Cyanide, Schwefel und Sulfide.

Zur Ermittlung kontaminierter Bereiche wurden am Standort des ehemaligen Gaswerkes Rammkernsondierungen und Kernbohrungen durchgeführt. Am Altstandort wurden anthropogene Anschüttungen bis zu einer maximalen Tiefe von 2,5 m unter Gelände angetroffen.

Die Bestimmung der Schadstoffgehalte an Feststoffproben aus den Anschüttungen und aus dem Untergrund unter den Anschüttungen zeigte, dass es sich hauptsächlich um Belastungen durch teerige Substanzen handelte. Die Feststoffproben mit erhöhten Schadstoffgehalten wurden aus den angeschütteten Materialien und aus dem darunterliegenden Untergrund im Bereich zwischen Bunkerturm, Kessel- und Generatorhaus, Teer- und Amoniakgruben und Lagerplatz entnommen. Im Bereich des Reinigergebäudes konnte an einer Feststoffprobe ein erhöhter Cyanidgehalt festgestellt werden. Zusätzlich ergaben sich auch Hinweise auf Belastungen bei den Parametern Summe Kohlenwasserstoffe, Phenolindex sowie Blei. Die Untersuchungen der Eluate der Feststoffproben bestätigten, dass für Sulfat erhöhte wasserlösliche Gehalte gegeben waren.

Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigten, dass vor allem die angeschütteten Materialien und lokal auch der Untergrund unter den Anschüttungen zum Teil deutlich durch gaswerkspezifische Schadstoffe belastet war. Die belasteten Anschüttungen wurden vor allem im Bereich zwischen der Koksaufbereitung, dem Kessel- und Generatorhaus und den Teer- und Ammoniakgruben festgestellt und reichten bis in eine Tiefe von 2 m unter Gelände. Punktuell wurden auch östlich des Kessel- und Generatorhauses sowie im Bereich des Verdampfers und der Spaltanlage mit PAK belastete Anschüttungen angetroffen. Der Untergrund unter den Anschüttungen war lokal im südwestlichen Bereich des Altstandortes durch Teersubstanzen kontaminiert.

Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen zeigten keine Veränderung der Grundwas-serqualität zwischen Grundwasseranstrom und Grundwasserabstrom. Im Anstrom des Altstandortes wurden an einem Termin erhöhte Konzentrationen beim Parameter Summe Kohlenwasserstoffe gemessen. Im Abstrom des Altstandortes waren die Messwerte aller analysierten Parameter unauffällig. Die Messwerte der gaswerkspezifischen Parameter lagen unterhalb bzw. im Bereich der Nachweisgrenze. Somit ergaben sich keine Hinweise auf eine Veränderung der Beschaffenheit des Grundwassers durch das ehemalige Gaswerk.

Zusammenfassend ergab sich auf Grund der Untersuchungen im Zeitraum von 1997 bis 1998, dass neben kontaminierten Anschüttungen, die im gesamten Bereich des ehemaligen Gaswerkes auftreten konnten, im südwestlichen Teil des Altstandortes, im Bereich der ehemaligen Teergruben, eine erhebliche Kontamination des Untergrundes durch Teersubstanzen auf einer Fläche von rund 1.500 m² gegeben war.

 

SANIERUNGSMAßNAHMEN

Beschreibung der Sanierungsmaßnahmen

Im Zeitraum von März bis Juli 2021 wurden im Bereich des Altstandortes Aushubmaßnahmen durchgeführt. Im Zuge der Aushubmaßnahmen wurden unterirdische Einbauten bzw. Anlagen angetroffen.

Sämtliche Decken und Seitenwände bzw. sonstige Teile von Anlagen wurden bis in eine Tiefe von ca. 1,5 m abgetragen. Tieferreichende Fundamentteile bzw. Anlagenteile wurden im Untergrund belassen. Die Betonböden der im Grundwasser liegenden unterirdischen Anlagen wurden perforiert, damit das einsickernde Niederschlagwasser ablaufen kann. Anschließend wurden die Objekte verfüllt. Die außerhalb des Aushubbereiches liegenden Kollektorgänge wurden mit Magerbeton verfüllt. Die abgebrochenen Betonteile wurden vor Ort zerkleinert und zur Aufbereitung abtransportiert.

Die am Altstandort angetroffenen Anschüttungen in Form von Sanden und Kiesen mit Rückständen an teerigen Ablagerungen, Kohleresten sowie Bauschutt wurden im zentralen, südlichen und westlichen Bereich, auf einer Fläche von insgesamt ca. 17.000 m² bis zum gewachsenen Untergrund entfernt. Der Aushub der Anschüttungen erfolgte bis in Tiefen zwischen 0,1 m und maximal 3 m.    

Insgesamt wurden rund 26.000 Tonnen Aushubmaterial entfernt. Die Zusammensetzung des Aushubmaterials wird in folgender Tabelle angeführt. 

Art des Aushubmaterial

Menge (t)

Reststoffqualität

8.235,35

Baurestmassenqualität

8.538,60

Inertabfallqualität

2.022,62

nicht deponiebar

10,53

Bauschutt

238,72

Betonbruch

7.115,00

Gesamtmenge

26.160,81

Menge und Art des Aushubmaterial

Nach den Aushubmaßnahmen wurden zum Niveauausgleich sowie zum Verfüllen einer Geländeeintiefung im südwestlichen Randbereich des Altstandortes ca. 33.000 t zugeführtes Material aufgebracht. Zur Versickerung der auf den asphaltierten Flächen angefallenen Niederschlagswässer wurden Versickerungsanlagen in Form von Sickerschachtanlagen und Sickermulden eingebaut.

Beurteilung der Wirksamkeit Maßnahmen

Am Altstandort, im Bereich der relevanten Betriebsanlagen, wurden die kontaminierten Anschüttungen entfernt. Die lokal festgestellten tieferreichenden Verunreinigungen wurden aushoben. Durch die Sanierungsmaßnahmen wurden die Untergrundverunreinigungen weitgehend beseitigt.

Bei den Grundwasseruntersuchungen an den letzten vier Probenahmeterminen konnten keine Schadstoffemissionen aus dem Bereich des Altstandortes in das Grundwasser festgestellt werden.

 

 

Datum der Texterstellung: Oktober 2023

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