Gesicherte Altlast T8: Mülldeponie Elferbauer

Im Bereich der Altlast T8 „Mülldeponie Elferbauer“ wurden im Zeitraum vor 1979 bis 1992 auf einer Fläche von etwa 1,5 ha Hausmüll, gewerbliche und industrielle Abfälle sowie Klärschlamm mit einem Volumen in der Größenordnung von 180.000 m³ abgelagert.

Auf Grund der Tatsache, dass die Altablagerung zum Teil direkt von Hangwasser durchströmt wurde, war eine Verunreinigung des Grundwassers im unmittelbaren Abstrom gegeben. Es wurde eine Umschließung der Altablagerung mit Wasserhaltung durchgeführt, eine Oberflächenabdichtung vorgenommen sowie eine Entgasungsanlage errichtet. Auf Basis der Ergebnisse von Kontrollmessungen zeigt sich, dass von der umschlossenen Altablagerung keine relevanten Emissionen in das Grundwasser mehr ausgehen. Das aktuelle Emissionspotential der Altablagerung kann als erhöht abgeschätzt werden.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Kufstein,
Langkampfen,
Langkampfen,
252, 253, 257, 262/1, 2802
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Hausmüll,
Industrie-/Gewerbemüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 15.000 m²
Volumen Altlast (m³): 180.000 m³
Schadstoff(e) Deponiesickerwasser
Datum Eintrag Altlastenatlas: 25.05.1993
Datum der Prioritätenfestlegung: 26.07.1993
Priorität: 2
Datum Ausweisung gesichert: 14.08.2000
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Vertikale Dichtelemente (Umschließung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 17.01.2024

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung „Mülldeponie Elferbauer“ befindet sich etwa 1 km westlich des Ortsgebietes von Kufstein am nördlichen Rand des Inntales. Das Inntal wird in diesem Bereich durch eine etwa 20 m hohe Geländestufe begrenzt. Diese Geländestufe wurde zur Schottergewinnung auf einer Länge von etwa 120 m bis knapp unter die Geländeoberkante des Inntales abgebaut.

Das Abbaugebiet wurde in weiterer Folge im Zeitraum von 1979 bis 1992 als Hausmülldeponie genutzt. Neben Hausmüll wurden gewerbliche und industrielle Abfälle sowie Klärschlamm abgelagert. Durch die Altablagerung wurde die ursprüngliche Geländeform wiederhergestellt. Die südöstliche Böschung der Altablagerung stellt heute die Oberfläche der Geländestufe dar. Die Fläche der Altablagerung beträgt ca. 1,5 ha und das Volumen liegt in der Größenordnung von 180.000 m³.

Bei der Errichtung der Deponie wurde eine Sohlabdichtung in Form einer 12 cm dicken Betonplatte mit einer Fläche von 5.800 m² hergestellt. Die Ablagerungssohle liegt etwa zwischen 483,6 m ü.A. und 482,3 m ü.A. bzw. etwa 1 bis 2 m unter der Geländehöhe des Inntales (ca. 484 m ü.A.). Seitlich an die Betonplatte anschließend wurde eine Böschungsabdichtung mittels Torkretierung unbekannter Stärke bis zu 4 m hochgezogen. Die gesamte Schütthöhe der Altablagerung beträgt, in Anpassung an die bestehende Geländestufe, rund 20 m. In Ergänzung zu den Abdichtungsmaßnahmen wurden verschiedene Maßnahmen zur Entwässerung getroffen. Deponiesickerwässer, das Wasser einer Hangdrainageleitung und die Oberflächenwässer wurden in einen Kanal eingespeist und in weiterer Folge der Kläranlage des Abwasserverbandes Kufstein zugeführt. Im Mittel wurden im Betriebszeitraum etwa 1,7 l/s Abwasser in den Kanal abgeleitet.

Untergrundverhältnisse

Der Untergrund im Bereich der Altablagerung besteht bis in eine Tiefe von 30 m aus einer Wechselfolge von Kiesen und Sanden. Unter der sandig-kiesigen Schichtfolge folgt entweder direkt der Fels oder eine bis zu 25 m mächtige Wechselfolge von tonig, feinsandigen Schluffen bzw. schluffigen Feinsanden.

Die hydrogeologischen Verhältnisse werden durch den Zustrom eines Hangwasserstromes aus dem Bereich des nördlich gelegenen Gebirges in den Grundwasserkörper des Inntales geprägt. Der Grundwasserspiegel des Hangwasserstromes befindet sich am nordwestlichen Rand der Altablagerung auf einer Höhe von etwa 485 bis 486 m ü.A. Zur Abhaltung des Hangwassers aus dem Deponiebereich war in diesem Bereich eine Hangwasserdrainage verlegt worden.

Am südöstlichen Rand der Altablagerung im Inntal liegt der höchste bekannte Grundwasserstand auf etwa 482,3 m ü.A. (rd. 2,5 m unter Gelände) und damit in Höhe der Basisabdichtung der Altablagerung. Die jahreszeitliche Schwankung des Grundwassers im Inntal in diesem Bereich beträgt bis zu 1,6 m. Die Grundwasserströmungsrichtung ist generell gegen Osten zum Inn gerichtet. Das Grundwasserspiegelgefälle beträgt ca. 1,5 %. Die Wechselfolge aus Kiesen und Sanden weist eine Durchlässigkeiten im Bereich zwischen 10-4 und 10-5 m/s auf.

Schutzgüter und Nutzungen

Im Umfeld der Altablagerung befinden sich landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzte Flächen. In etwa 600 m Entfernung im Osten befindet sich der Inn. Eine Nutzung des Grundwassers im Abstrombereich der Altablagerung zu Trinkwasserzwecken ist nicht gegeben. 2 km nordöstlich der Altablagerung befindet sich im Inntal das Wasserschutzgebiet "Fürhölzl".

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Im Bereich der Altablagerung wurden 14 Jahre lang Hausmüll, gewerbliche und industrielle Abfälle und Klärschlamm abgelagert. Die bei der Errichtung der Deponie angelegte Basis- und Böschungsabdichtung umfasste nur einen Teil der Deponie, sodass in einigen Bereichen die Abfälle ohne Abdichtung direkt auf den gewachsenen Boden abgelagert wurden. Zusätzlich wurde die Deponie von Hangwasser durchströmt, sodass in der nordwestlichen Hälfte ein Einstau der Abfälle mit Grundwasser gegeben war. Das in der Deponie anfallende Sickerwasser konnte nur zu einem geringen Teil durch ein in der Deponie bestehendes Entwässerungssystem abgeführt werden.

Die Analyseergebnisse des erfassten Deponiesickerwassers zeigten anhand des CSB und des BSB5 die für Hausmülldeponien charakteristischen Belastungen. Gleichzeitig zeigten die Ergebnisse der Beprobungen einer nordwestlich außerhalb der Basisabdichtung gelegenen Hangdrainage aufgrund erhöhter CSB-Konzentrationen, dass in diesem Bereich Deponiesickerwässer ungehindert in das Grundwasser gelangten. Diese Belastungen der Hangwasserdrainage waren ab dem Jahr 1987 nachweisbar.

Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen im Grundwasserabstrom zeigten, dass durch den Zustrom von Hangwasser in den Grundwasserleiter des Inntales in diesem Bereich ein gering mineralisiertes (z.B. Leitfähigkeit 150 bis 375 µS/cm), weiches Grundwasser (Gesamthärte 4 bis 11°dH) vorliegt. Im Zeitraum ab 1984 waren bei einzelnen Beprobungsterminen die Gehalte einzelner Parameter (z.B. Ammonium bis zu 2,1 mg/l) erhöht, sodass wiederholt Hinweise auf eine Verunreinigung des Grundwassers durch die Deponie gegeben waren.

Ab 1990 war bei verschiedenen Parametern (z.B. Leitfähigkeit bis 1.000 µS/cm, Chlorid bis 63 mg/l, Ammonium bis 25,1 mg/l) eine deutliche Verunreinigung des Grundwassers durch die Deponie erkennbar. Die angeführten Parameter zeigten im Zeitraum 1990 bis 1993 eine steigende Tendenz.

Auf Grund der Tatsache, dass die Altablagerung zum Teil direkt von Hangwasser durchströmt wurde, war eine Verunreinigung des Grundwassers im unmittelbaren Abstrom gegeben. Eine weiterreichende Ausbreitung der Verunreinigung in dem betroffenen, sehr ergiebigen Grundwasservorkommen war nicht wahrscheinlich.

 

MASSNAHMEN UND UNTERSUCHUNGEN

Beschreibung der Sicherungsmaßnahmen

Von 1994 bis 1997 wurden folgende Sicherungsmaßnahmen durchgeführt:

  • Umschließung der Altablagerung mit einer Dichtwand
    • Herstellung einer Zweiphasenschlitzwand 
  • Herstellung eines Systems zur Absenkung des Grundwasserspiegels innerhalb der Umschließung
    • Errichtung von 5 Wasserhaltebrunnen und Kontrollpegel für die Wasserhaltung innerhalb der Dichtwandumschließung
  • Herstellung einer Oberflächenabdichtung mit zugehöriger Oberflächenentwässerung
  • Errichtung einer Entgasungsanlage
    • 11 Gasbrunnen, Gasdrainageschicht unter der Oberflächenabdeckung, Deponiegasfackel

Ziel der Sicherungsmaßnahmen ist es, die Ausbreitung bzw. Verlagerung von Schadstoffen aus dem Bereich der Altablagerung in die Umgebung dauerhaft hintanzuhalten bzw. zu verhindern, so dass eine uneingeschränkte Nutzung des Grundwassers im Abstrom möglich ist.

Dichtwand:

Die Umschließung wurde in Form einer im Zweiphasensystem hergestellten Schlitzwand ausgeführt. Der umschlossene Bereich weist eine Fläche von ca. 15.000 m² auf. Die Wandstärke beträgt rund 60 cm, die Gesamtlänge rund 450 lfm. Die Tiefe der Wand schwankt in Abhängigkeit der Tiefenlage grundwasserstauender Schichten zwischen 8 und 51 m, wobei die Schlitzwand zumindest 2 m in den Grundwasserstauer eingebunden wurde.

Oberflächenabdichtung:

Die Oberflächenabdichtung im Flachbereich der Altablagerung wurde generell in folgender Form ausgeführt (von oben nach unten):

  • Rekultivierungsschicht (Ø 0,8 m, min. 0,5 m)
  • Trennvlies
  • Drainageschicht (Kies) für Oberflächenwasser
  • Mineralische Dichtschicht (kf-Wert = 5x10-8 m/s)
  • Schutzvlies
  • Gasdrainageschicht (kalkarmer Kies)
  • Ausgleichsschicht

Die Abdeckung im Böschungsbereich baut sich von oben nach unten folgendermaßen auf:

  • Rekultivierungsschicht (0,5 m)
  • Trennvlies
  • Verbunddrainmatte
  • Schutzvlies
  • Kunststoffdichtungsbahn (PE-HD, 2 mm)
  • Schutzvlies
  • Gasdrainageschicht (kalkarmer Kies)
  • Ausgleichsschicht

Grundwasserabsenkung:

Um sicherzustellen, dass kein Grundwasser aus dem Deponiekörper austritt, wurden 5 Absenkbrunnen innerhalb der Altablagerung errichtet. Über diese Brunnen erfolgt eine dauerhafte Grundwasserhaltung durch Absenkung des Grundwasserspiegels innerhalb der Altablagerung um zumindest 1 m gegenüber dem Außenwasserspiegel. Zur Überprüfung der Wirksamkeit der Umschließung wurden jeweils an der Innen- und Außenseite der Dichtwand 14 Grundwassermessstellen errichtet.

Das abgepumpte Grundwasser wurde anfangs über einen bestehenden Sickerwasserkanal in die Abwasserreinigungsanlage des AWV Kufstein abgeleitet. Seit Juni 1999 werden die Pumpwässer direkt in den Rochenbach eingeleitet. Die Oberflächenwässer werden ebenfalls in den Rochenbach eingeleitet.

Deponiegaserfassung:

Zur Erfassung des Deponiegases mittels Unterdruck ("Aktiventgasung") wurden 11 vertikale Gasbrunnen gesetzt. Die Gasbrunnen (DN600) weisen eine Tiefe von 11 m auf. Der Ausbau erfolgte mittels gelochter PE-HD-Rohre (DN200) und der Ringraum wurde mit kalkarmem Kies verfüllt. Die Gasbrunnen sowie die in der Gasdrainageschicht eingebetteten Gasentnahmerohre sind über Sammelleitungen an eine Gasverdichterstation mit Gasfackel angeschlossen, über welche das Deponiegas ohne energetische Nutzung abgefackelt wird. Die Menge und die Zusammensetzung des abgefackelten Deponiegases werden regelmäßig gemessen.

Untersuchungen 2022 und 2023

  • Deponiegasuntersuchungen an Gasbrunnen
  • Oberflächenemissionsmessungen
  • Feststoffuntersuchungen
  • Grundwasseruntersuchungen

Beurteilung der Sicherungsmaßnahmen

Durch die Umschließung der Altablagerung mit einer Dichtwand und einer permanenten Absenkung des Wasserspiegels innerhalb der Umschließung soll eine Ausbreitung von Schadstoffen aus der Altablagerung in den Abstrombereich des Grundwassers unterbunden werden. Neben der hydraulischen Maßnahme verfügt die Altablagerung über eine aktive Entgasung und eine Oberflächenabdichtung.

Die verbrannte Gasmenge ist grundsätzlich seit Beginn der Sicherung stark gesunken; ebenso die Betriebsdauer der Fackel. Die monatlichen Deponiegasmessungen an den Gasbrunnen zeigten eine noch andauernde Deponiegasbildung auf vergleichsweise hohem Niveau. Bei Absaugversuchen über 72 Stunden wurden die höchsten Deponiegaskonzentrationen im Zentralbereich der Altablagerung bestimmt. Im Zuge der Absaugdauer zeigte sich durchwegs ein abnehmender Verlauf der Methankonzentrationen. Die Kohlendioxidkonzentrationen waren nahezu konstant und lagen je nach Gasbrunnen auf einem Niveau zwischen 40 und 15 Vol.-%. Die Sauerstoffkonzentrationen lagen generell auf einem niedrigen Niveau. Die Ergebnisse der Deponiegasabsaugversuche zeigen, dass im Deponiekörper nach wie vor biochemische Abbauprozesse stattfinden, die zu erhöhten Deponiegaskonzentrationen führen.

Die Oberflächenemissionsmessungen zeigten keine Methanemissionen an der Deponieoberfläche.

Bei den Feststoffuntersuchungen wurden Belastungen durch Kohlenwasserstoffe und Metalle festgestellt. Weiters wurden für Ammonium erhöhte wasserlösliche Gehalte gemessen. Zur Bewertung der organischen Stabilität wurden die Reaktivitätsparameter Atmungsaktivität und Gasspendensumme herangezogen sowie FTIR-Untersuchungen durchgeführt. Grundsätzlich weisen die Reaktivitätsparameter aufgrund der niedrigen Werte auf ein geringes Reaktivitätspotential hin. Dies steht im Widerspruch zur Materialansprache und den Ergebnissen der Deponiegasmessungen. Grundsätzlich ist die Aussagekraft von Feststoffproben aufgrund der hohen strukturellen und materialbedingten Heterogenität von Hausmüll(deponien) allgemein sehr eingeschränkt.

Mittels Wasserstandsmessungen in den Messstellen innerhalb und außerhalb des Dichtwandbauwerkes wird der Betrieb der Wasserhaltung dokumentiert. Es wird innerhalb der Umschließung eine Absenkung des Wasserspiegels von 1 m unter die Deponiesohle angestrebt und durchgehend erreicht.

Das Wasser innerhalb der Umschließung zeigt noch hausmülldeponietypische Belastungen sowie reduzierende Bedingungen. Die elektrische Leitfähigkeit sowie die Konzentrationen für Ammonium und Bor sind innerhalb der Umschließung erhöht, die Sauerstoffkonzentration gering. Davon betroffen ist vor allem der südliche Bereich der Umschließung. Zu berücksichtigen ist dabei, dass das Sickerwasser durch Hangwasser stark verdünnt wird. Anhand der Untersuchungsergebnisse der abstromigen Messstellen lässt sich kein erheblicher Schadstoffaustrag aus der gesicherten Altablagerung in das Grundwasser erkennen.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass durch die Sicherungsmaßnahmen die Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasser unterbunden wird. Das noch vorhandene Emissionspotential der Altablagerung kann als erhöht abgeschätzt werden.

 

Datum der Texterstellung: Januar 2024